Dessau: Respektloser Umgang mit Adriano Gedenkstein

Antifa 06.05.2010 09:43 Themen: Antirassismus
Während der Bauarbeiten im Dessauer Stadtpark wurde der Gedenkstein, der an den von 3 Nazis brutal ermordeten Alberto Adriano erinnert, mit Erde und Rasenstücken verdeckt und beschmutzt.
Alberto Adriano, gebürtiger Mosambikaner, wurde in der Nacht zum Pfingstsonntag den 11. Juni 2000 im dessauer Stadtpark von 3 Nazis brutal ermordet. Diese schreckliche Tat jährt sich nun schon zum 10. mal, doch hat sich im Bewußtsein der Gesellschaft nicht viel getan. Aktueller Beleg für diese Behauptung ist der respektlose Umgang mit dem Gedenkstein Adrianos nur wenige Wochen vor dem 10. Jahrestag seiner Ermordung. Im Zuge der Umbauarbeiten im Dessauer Stadtpark wurde der Gedenkstein mit Erde und Rasenstücken fast komplett überhäuft und beschmutzt. Dieser Vorgang, wenn auch mittlerweile behoben, zeigt den respektlosen Umgang mit der Erinnerung an Alberto Adriano und die Gründe für seinen Tot. Heute wie damals ist ein permanentes Voraugenhalten dieser schrecklichen Tat notwendig.

Natürlich gibt es am 11.06.2010, dem 10. Jahrestages der Tat, eine von der Stadt abgehaltene Trauerfeier im frisch sanierten Stadtpark.

Natürlich wird Dessau seine/ihre Betroffenheit zum Ausdruck bringen.

Natürlich wird sich gegen Rassismus und rechtes Gedankengut ausgesprochen.

Doch …
wer einen so respektlosen Umgang mit dem Gedenken an Alberto Adriano pflegt, den kann Mensch nicht ernst nehmen.

Es zeigt sich vielmehr eine Terminkalender-Betroffenkeit seitens der Verantwortlichen, die ihre Fähnchen den aktuellen politischen Ereignissen anpassen.
Die Einsicht, dass eine öffentliche Debatte über Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, staatliche Ausländerpolitik (institutioneller Rassismus) und den Tot von Oury Jalloh geführt werden muss, fehlt.
Nach zehn Jahren gibt es immer noch keinen sensiblen Umgang mit dem schrecklichen, auf Intoleranz und Hass basierenden, Mord an Alberto Adriano.

Dies zeigt einmal mehr antifaschistischen Handlungsbedarf.

Darum kommt alle zur bundesweiten Antifaschistischen Demonstration im Gedenken an Alberto Adriano am 12.06.2010 nach Dessau 13 Uhr Hauptbahnhof.

 http://afa06.blogsport.de/adiano-gedenkdemo/
 http://nonazisdessau.blogsport.de/adriano/
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Ergänzungen

Ohne

Worte ... 06.05.2010 - 11:00
„Massenkontrolle aller Afrikaner in Dessau wegen Drogen. Kommen Sie mit!“
erneut schwere Vorwürfe gegen Polizei erhoben / Betroffene haben Dienstaufsichtsbeschwerden eingereicht und verlangen Schmerzensgeld

Ein Polizeieinsatz am 16. Dezember 2009 in Dessau-Roßlau sorgt für ein weiteres Nachspiel. Vor fünf Monaten hatten Beamte im Zuge einer polizeilichen Maßnahme gegen den Drogenhandel auch das Telecafe und dort gerade anwesende Kunden und Nutzer durchsucht. Der Laden in der Innenstadt gilt als informeller Treffpunkt der afrikanischen Community. Die Vorwürfe, die die Deutsch-Afrikanische Initiative, Opferberatungsprojekte und die Betroffenen selbst damals erhoben, wogen schwer. Von einem „rechtswidrigen und diskriminierenden Polizeieinsatz“ und einer „abscheulichen Behandlung durch Polizeibeamte“ war da die Rede (gegenPart berichtete...). Schließlich befasste sich der Innenausschuss des Magdeburger Landtages mit dem Fall. Später räumte der zuständige Polizeipräsident „erhebliche Versäumnisse“ ein und entschuldigt sich für das Vorgehen. Außerdem wurden nach gegenPart-Informationen inzwischen zwei hochrangige Polizisten versetzt. Nun haben sich beim Antidiskriminierungsbüro der Stadt weitere Afrikaner gemeldet. Auch sie berichten von Leibesvisitationen mitten auf der Straße, nicht begründeten Platzverweisen und einer unangemessenen Behandlung durch Polizeibeamte.



Warum A. A. Boukaka und K. J. Bkwai * erst im April 2010 den Weg in seine Beratungsstelle fanden, weiß Marco Steckel nicht zu sagen. Der Mitarbeiter des Multikulturellen Zentrums mutmaßt dennoch: „Da spielen mit Sicherheit auch Ängste eine Rolle.“ Was die beiden Afrikaner aus Dessau und Zerbst Steckel berichten, erinnert fast im Detail an die Geschehnisse, die sich im vergangenen Jahr so oder ganz ähnlich im Telecafe in der Friedrich-Naumann-Straße abgespielt haben. Boukaka und Bkwai saßen nach eigenen Angaben an jenem 16. Dezember 2009 gegen 15.30 Uhr nur hundert Meter entfernt vom Telecafe in einem Schnellrestaurant, als Polizisten hereinkamen und sie mit den Worten „Kommen Sie raus!“ aufforderten, unverzüglich mitzukommen. Aus den eidesstaatlichen Erklärungen der Betroffenen, die dem Projekt gegenPart vorliegen, geht hervor, dass einer der Beamten auf die Frage Bkwais, was das alles zu bedeuten habe, geantwortet haben soll: „Für alle Afrikaner in Dessau ist eine Massenkontrolle wegen Drogen. Kommen Sie mit!“ Schließlich schildern beide, dass sie sich dann in der nahegelegenen Wallstraße vor einer großen Gruppe Polizisten und unter den Augen zahlreicher Passanten, die Szenerie war von mehreren Hochhäusern einsehbar, entkleiden mussten und dabei nur den Slip und die Strümpfe anbehalten durften. Nach der Durchsuchung hätten sie dann nach 20 Minuten und ohne jeden Kommentar ihre Ausweispapiere zurückbekommen. Zudem erklären A. A. Boukaka und K. J. Bkwai, dass ihnen danach der Zugang zum Telecafe, der Kavalierstraße und dem Stadtpark von der Polizei untersagt worden wäre. Eine Begründung für die bis 0.00 Uhr geltenden Platzverweise hätten sie auch auf Nachfrage nicht bekommen.



Am 28. April 2010 haben A. A. Boukaka und K. J. Bkwai nun Dienstaufsichtsbeschwerde gegen bislang unbekannte Polizeibeamte bei der Zentralen Beschwerdestelle in Magdeburg eingereicht. Darin sprechen sie von „unwürdigen“ und „rechtswidrigen“ Durchsuchungen. „Ich bin kein Dealer oder BTM-Konsument. Solche Vermutungen sind während des Einsatzes auch nie geäußert wurden“, macht A. A. Boukaka seinen Unmut über einen möglichen Generalverdacht gegen Afrikaner Luft. Verhältnismäßig wären die Durchsuchung erst dann gewesen, wenn hinreichende Anhaltspunkte oder zumindest eine Überprüfung der Personalien und eine damit verbundene Abfrage etwaiger einschlägiger Vorstrafen oder Ermittlungsverfahren stattgefunden hätten. Damit begründen die beiden auch ihre Forderung nach Schmerzensgeld. Sie wollen vom Land Sachsen-Anhalt 1.000 Euro einklagen.



Ganz unabhängig von solchen juristischen Fragen, macht sich Marco Steckel so seine eigenen Gedanken: „Wenn sich die Vorwürfe so bestätigen, haben wir es nicht nur mit verdachtsunabhängigen Kontrollen, sondern womöglich mit einer ethnisch motivierten Durchsuchungspraxis zu tun.“ Ob dies so ist, können nur weitere Untersuchungen und Ermittlungen in der Causa „16. Dezember 2009“ ans Tageslicht bringen. Auch im Interesse des stark in Mitleidenschaft gezogenen Vertrauensverhältnisses zwischen Migranten und der Polizei in Dessau, sollte eine schnelle Aufklärung für die Verantwortlichen Priorität haben.
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* Namen von der Redaktion geändert


Quelle: http://projektgegenpart.org/index.php?option=com_content&view=article&id=1055:massenkontrolle-aller-afrikaner-in-dessau-wegen-drogen&catid=42:startseite&Itemid=73

Nicht

"völligwurst" ! 09.05.2010 - 22:25
Wer sich der Lächerlichkeit Preis gibt ist die Stadt,die aus dem Mord an Alberto Adriano eine kommerzielle Veranstaltung macht.
Die Stadt in der Jahr für Jahr "hohe Persönlichkeiten" ein paar Worte für die Kameras der Presse sagen,um dann in Polizeibegleitung unverzüglich wieder zu verschwinden.

Darum kommt am 12.06.2010 nach Dessau zur Adriano Gedenkdemo!
 http://nonazisdessau.blogsport.de/adriano/
 http://afa06.blogsport.de/adiano-gedenkdemo/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

und so ne lachkiste — wird als

nur respektlos? — ich

Niemals Versehen! — kehrer

qwertz — völligwurst