Abenddemo am 30.4. in München

Yo! 03.05.2010 18:58 Themen: Antifa Soziale Kämpfe
Unter dem Motto "le monde est a nous! Für ein ganz anderes Ganzes" haben Freitag Abend in München, um die 450 Menschen, für die Überwindung des Kapitalismus demonstriert.
Ein Bündnis linksradikaler Gruppen aus München hatte für den 30.4. eine Abenddemo in München geplant. Neben einem kurzen Bündnisaufruf hatten auch die Gruppen aka_muc, antifa nt, r|am und das Plenum Soziale Kämpfe eigene Texte veröffentlicht. Diese sind nachzulesen unter: http://le-monde.tk
Ab 18 Uhr füllte sich der im östlichen Teil der Münchner Innenstadt gelegene Rosenheimer Platz.Zunächst gab es hier einen einleitenden Redebeitrag der antifa nt, auf diesen folgte eine schwungvolle Rede des Plenums Soziale Kämpfe zu Prekarisierung und zunehmender Ausgrenzung vieler Menschen von gesellschaftlicher Teilhabe.

Nach einem Redebeitrag der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migrant_innen, fomierte sich der Demozug aus ca 450 Menschen. Mit guter Musik, kämpferischem Lauti und Sprechhören überquertedie Demo nach einem Stück auf der Rosenheimer Straße die Isar, wo es eine kleine pyrotechnische Begrüßung gab. Viele waren dem Aufruf des aka_muc gefolgt und erschienen in Bademänteln. Dort hieß es: „Der Bademantel ist ein Kleidungsstück, welches Entspannung, Zufriedenheit und Wohlbefinden impliziert! Wir möchten in Zukunft nicht mehr 40 oder mehr Stunden pro Woche unserer wertvollen Zeit an die kapitalistische Produktionsweise verlieren…“ Hinter dem Lautsprecherwagen lief unter anderem auch ein lautstarker Block des Alerta-Netzwerks mit eigener kleiner Anlage, eine Gruppe linker Skins und einige Menschen auf Fahrrädern hängten sich an das Demoende.

Mit vielen Schildern, Konfetti, Luftballons und guter Stimmung ging es über Isartor und Tal weiter zum Viktualienmarkt. Dort kam es in der Nähe des Marienplatz am Rande der Demo zur einzigen uns bekannten Festnahme.Durch das Glockenbachviertel, das als besonders drastisches Beispiel von Gentrification in München dienen kann, führte die Route weiter auf den belebten Gärtnerplatz.

Hier gab es zunächst einen Beitrag des Antisexistischen Aktionsbündnis München in dem Nachtleben, Grenzüberschreitungen und ein emanzipatorischer Umgang damit, thematisiert wurden und eine Rede der Münchner Jugendantifa-Gruppe r|am, in der das Thema Rassismus in Bildungssystem und Arbeit behandelt und auf die Verwobenheit von anderen gesellschaftlichen Ausgrenzungsmechanismen aufmerksam gemacht wurde. Im Anschluss blieb ein großer Teil der Leute noch eine Weile auf dem Gärtnerplatz, entspannte auf dem Rasen und der Straße oder tanzte zu elektronischer Musik von Lautsprecherwagen und mobilem Soundsystem. Kurz vor neun begann es innerhalb kurzer Zeit heftig zu regnen, so dass die Veranstaltung früher als angedacht beendet wurde.

Die Polizei trat für Münchner Verhältnisse, eher zurückhaltend auf. Allerdings gab es einige nervige Vorkontrollen und ein großes Aufgebot an Zivilpolizei. Insgesamt machte sie den Eindruck die Situation nicht wirklich einschätzen zu können.

Im Großen und Ganzen hat das offene Konzept, dass viele Menschen zum Mitmachen bewegen sollte, gut funktioniert. Eine rege und aktive Teilnahme und die Tatsache, dass sich einige Passant_innen spontan entschieden, mitzuspazieren bestätigt dies.

Desweiteren wurden viele hundert Flyer, die das Anliegen der Demonstration als linksradikales Statement am Vorabend des ersten Mai thematisierten, am Rand der Demonstration verteilt.

Positiv war ebenfalls, dass es Gruppen von Leuten immer wieder gelang außerhalb der Route und des Demozuges lautstark mit Transpis und guter Stimmung aufzutreten.

An einigen Stellen wäre noch mehr Drive und Initiative möglich gewesen. Der Abend hätte bestimmt Möglichkeiten gegeben, Spielräume auszureizen und aus dem gesteckten Rahmen auszubrechen. Dennoch kann die Demo aufgrund der Teilnehmer_innen-Zahl, der guten Stimmung und vielfältigen Inhalte die über den klassischen linken Kanon zum ersten Mai hinausgingen als klarer Erfolg gewertet werden.

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

4. Mai München + 8. Mai München

>>FIGHT RACISM MUC 03.05.2010 - 19:20
DEMO AM 4.MAI IN MÜNCHEN

Gegen Lagerzwang!
Bargeld statt Essenspakete!
Demonstration 4. Mai 2010 | 18:00 Uhr | Sendlinger Tor

Seit Jahren kämpfen Flüchtlinge und Ihre UnterstützerInnen aus ganz Bayern
gegen Lagerzwang, Essenspakete und Residenzpflicht. Die Politik meint
bisher allerdings, diesen Kämpfen keine Aufmerksamkeit schenken zu müssen.
Deshalb haben in den vergangenen zwei Monaten über 200 Flüchtlinge aus 10
Lagern mit einem beeindruckenden Essenspaketeboykott der Regierung
unmissverständlich klar gemacht: Ihre Geduld ist am Ende! Die Lager müssen
weg! Bargeld statt Essenspakete! Unterstützt Sie dabei!

8. Mai: Naziaufmarsch in München stoppen !!

8. Mai: Tag der Befreiung
vom Nationalsozialismus.

Gegen den Naziaufmarsch am 8. Mai in München!

Am 8.Mai feiern wir zum 65. Mal das Ende des Nazi-Regimes. An diesem Tag danken wir all denjenigen, die für die Befreiung vom Nationalsozialismus gekämpft haben und gedenken Aller die unterdrückt, eingesperrt und ermordet wurden. Der 8.Mai bedeutete für viele tausend Menschen in den Gefängnissen und Konzentrationslagern die Rettung vor der sicheren Vernichtung. Für viele Millionen Menschen kam der 8.Mai zu spät, sie waren in den Gefängnissen und Konzentrationslagern ermordet worden. Selbst in den letzten Kriegswochen noch wurden alle verfügbaren Ressourcen mobilisiert, um die Vernichtungsmaschinerie am Laufen zu halten. Wir feiern an diesem Tag das Ende eines nie dar gewesenen Schlachtens und Schreckens.

Mit dem Ende des Krieges jedoch waren die gesellschaftlichen Bedingungen des Nationalsozialismus nicht beseitigt. Im Zuge der Wiederherstellung der alten Macht- und Eigentumsverhältnisse und der Wiederaufrüstung wurden Nazi- und Kriegsverbrecher rehabilitiert und konnten wieder in höchste Staats- und Verwaltungsämter zurückkehren. Auch diejenigen Ideologien die die Grundlage nationalsozialistischer Weltanschauung bilden, wie Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und Militarismus sind 65 Jahre nach der Befreiung gesellschaftliche Realität.

Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass Naziaufmärsche, auch an historisch belegten Tagen, wie dem Tag der Befreiung genehmigt und staatlicherseits mit massiver Polizeipräsenz und repressiven Strategien durchgesetzt werden.

Mit dem für den 8.Mai geplanten Naziaufmarsch unter dem Motto „8.Mai 1945-Der Krieg war zu Ende, das Morden nicht.“ versuchen sich die Nazis selbst von Tätern zu Opfern um zu deuten. Mit einem Trommel- und Fackelmarsch knüpfen sie gezielt an eine nationalsozialistische Ästhetik an.
Am 8. Mai feiern wir die Befreiung vom Nationalsozialismus, denn wer nicht feiert hat verloren!

Kommt alle zur Antifaschistischen Demonstration anlässlich des Tages der Befreiung.
Verhindern wir den Naziaufmarsch gemeinsam!

Demo: 14:30 Rindermarkt (nahe Marieplatz)
Ab 16 Uhr U-Bahnstation Fürstenried West (U3)

Unterstüzende Gruppen:

aka_muc,
aki,
antifa nt
Die LINKE, KV München
Freidenkerverband München
Jusos München
linksjugend solid München
Münchener Bündnis gegen Krieg und Rassismus
PAKT München,
r|antifajugend münchen
SDAJ München

ceci n’est pas une critique

gruppe monaco 04.05.2010 - 12:35


Eine distanzierte Betrachtung der Münchner Linken

Am 30. April ist es mal wieder so weit. Nachdem die hiesige Linke sich bereits im Januar auf einer „Diskussionsveranstaltung zu linksradikaler und antifaschistischer Praxis in München“ kräftig auf die Schultern geklopft hatte, weil das „letzte Jahr […] nicht unbedingt schlecht für die radikale Linke in München“ verlaufen sei und es „im Rückblick betrachtet eine Vielzahl von Aktionen, Diskussionen, Mobilisierungen zu verschiedensten gesellschaftlichen und politischen Ereignissen und Entwicklungen“ gegeben habe, bereitet man nun eine große Demonstration vor, die laut Aufruftext „die Vielfalt emanzipatorischer Bewegungen mit ihren verschiedenen Herangehensweisen und Aktionsformen mit einem gemeinsamen Ausdruck zusammen“ bringen soll. Mit anderen Worten: Man plant eine groß angelegte Werbeaktion. Das ist durchaus typisch für die lokale linke Szene, die sich mächtig etwas darauf einbildet, von den Diskussionen und Brüchen, die es in allen anderen größeren deutschen Städten gibt, verschont geblieben zu sein und die sich absolut immunisiert hat gegenüber Denkanstrengungen und Positionierungen, die nicht den antikapitalistischen, antirassistischen und antisexistischen Konsens reproduzieren. Man ist hier unter sich. Alles – das heißt genauer: fast alles – ist erlaubt. Solange niemand „einseitig“ für Israel Partei ergreift oder den Islam als Feind jeglicher Emanzipation denunziert, kann man in den Szeneläden ungestört und unbehelligt für alles und nichts, eben „für ein ganz anderes ganzes“ sein, das niemandem weh tut. Führt man sich die diversen Aufrufe der Gruppen, die in trauter Eintracht gegen Kapitalismus auf die Straße gehen wollen, zu Gemüte, dann überkommt einen unwillkürlich die Erkenntnis, dass die Kritik der Münchner Linken nicht nur zahnlos ist, sondern peinlich zwischen verbaler Kraftmeierei und bemühter Ironisierung der eigenen Ohmacht pendelt. Denn wo kein Mut zur Subversion ist, sondern nur pseudoavantgardistisches Besserwissertum, wo den Verhältnissen gerade nicht ihre eigene Melodie vorgespielt wird, sondern gedankenlos antikapitalistische Phrasen abgespult werden, ja, wo das einzige Wagnis daran besteht, in der Öffentlichkeit ausgerechnet einen Bademantel zu tragen, weil es „ein Kleidungsstück [ist], welches Entspannung, Zufriedenheit und Wohlbefinden impliziert“ (und nicht etwa intellektuelle Verkommenheit, soziale Verwahrlosung sowie die Absage an Schönheit als zu erstrebendes Gut), da ist der linksradikale Aktivismus nichts anderes als ein Hobby, das man sich bis zum Ende des Studiums leistet. Jeder Beteiligte profitiert von diesem sozialen Netzwerk, sei`s wegen des Erlernens wichtiger skills („Sozialkompetenz“, „Teamarbeit“, Organisieren etc.), sei’s ob des Knüpfens wichtiger Kontakte, sei’s aufgrund der Schulungen im postmodernen oder sonstwie ideologischen Jargon des geisteswissenschaftlichen Milieus.

Zwar wirken die Flugschriften und Kommuniqués, die sie verfassen, bisweilen etwas altmodisch – wie alles in dieser Stadt (sogar das Kokettieren mit der „Schickeria“ versprüht noch immer den kleinbürgerlichen Humor der TV-Serie Kir Royal aus den 80er Jahren). Aber anschlussfähig sind sie allemal: Die Überwindung „einer Wirtschaftsweise, in der in erster Linie nach dem Profit und nicht nach den Bedürfnissen der Menschen richtet [sic!]“, fordern auch ausnahmslos alle Parteien im Deutschen Bundestag; Attac und andere Besessene sowieso. Dass man sich dabei im „Widerstand“ wähnt, wo man doch in Wahrheit eine vom Staat nicht bloß geduldete, sondern alimentierte Subkultur ist, gehört zum radical chic. Richtig ernst nimmt es niemand, weil jedem klar ist, dass es um nichts geht und alles irgendwie nur Spaß ist.

Das große Geheimnis der Subversion ist die Kritik. Sie hat nichts mit dem Nachäffen der proletarischen Sprache der KPD oder der autoritär-abgeklärten der Marxistischen Gruppe zu tun, sondern ist eins mit der Bereitschaft, sich von Erfahrungen auch dann beeindrucken zu lassen, wenn sie der eigenen Weltanschauung widersprechen. Ideologiekritik bedeutet demnach nicht, zum x-ten Mal das Fetischkapitel herunterzubeten oder den ahnungslosen Massen die Tatsache der unbezahlten Mehrarbeit zu erklären, sondern die reaktionären, zivilisationsmüden und zunehmend wahnsinnigen Anwandlungen der Mehrheit der Bevölkerung ins Visier zu nehmen. Dazu gehören nicht zuletzt der geradezu verbrecherische „Pazifismus“ der Linkspartei und die berechtigte Israelkritik des ideellen linksradikalen Gesamtmünchners vom Internetblog Bikepunk, die Vergewaltigerhatz des „Antisexistischen Aktionsbündnisses“ und der Neo-Gesellianismus der veganistischen DIY-Fraktion.

Aus all dem folgt: Die Linke, speziell die in München, muss endlich ein Objekt materialistischer Kritik werden. Es braucht Ruhestörer, damit die Harmonie aufbricht und der subkulturelle Opportunismus jede Anziehungskraft verliert. Wir versprechen: Wir werden von uns hören lassen.

gruppe monaco /// verein freier menschen (ao) im April 2010.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

Supi! — Alerta Antifascista

Kritik — Alexandra

immerhin — ergänzerin