Der erste Mai in Leipzig – Überblick

...und leben?! 03.05.2010 10:38 Themen: Antifa Soziale Kämpfe
Auch in Leipzig wurde der 1.Mai mit zahlreichen politischen und weniger politischen Veranstaltungen begangen. Am Vorabend gab es mal wieder das alljährliche „Leipzig zeigt Courage“ Konzert vor der Alten Messe. Nachdem bereits letztes Jahr ein massives Polizeiaufgebot ein Alkohol- und Glasflaschenverbot rund um das Messegelände durchgesetzt hatte, sollten auch dieses Jahr wieder zahlreiche PolizistInnen Jugendliche vom Alkohol trinken abhalten. Hintergrund dieser absurden Maßnahme sind Ausschreitungen aus den Vorjahren. Das ursprünglich gegen einen geplanten Naziaufmarsch initiierte Festival verliert jedoch Jahr für Jahr nicht nur an BesucherInnen, sondern auch an dessen politischer Gestaltung.
Der 1.Mai begann wiederholt sehr früh. Gegen 9:30 Uhr versammelten sich ca. 100 bis 150 GewerkschafterInnen im linksalternativ geprägten Stadtteil Connewitz und zogen von hier unter Klängen nostalgischer Arbeiterfolklore zum Augustusplatz (Innenstadt). Hier sollte das zentrale Fest der DGB Gewerkschaften stattfinden. Eine arbeitskritische Gruppe nahm dies zum Anlass, um sich kritisch mit dem diesjährigen Aufruf des DGB „Gute Arbeit“ auseinandersetzen. Unter dem Slogan „Gute Arbeit ist auch keine Lösung“ setzte mensch den GewerkschafterInnen eine symbolische und inhaltliche Ablehnung entgegen. Auf Höhe des DGB Volkshauses platzierten sich die DemonstrantInnen und begrüßten die arbeitsaffinen DGB’lerInnen mit Liegestühlen, Cocktails und einem Transparent „Proletarier aller Länder macht Feierabend“. Die Reaktionen waren hierbei durchaus gemischt, sie reichten von totaler Ablehnung („Ihr habt nichts verstanden!“) bis zu nachdenklicheren Tönen („Gute Arbeit ist im Kapitalismus nicht möglich“). Ziel der Aktion war eine arbeitskritische Intervention im Rahmen der Maifeierlichkeiten sozialdemokratischer und linker Gruppen/Organisationen.

Das linke 1.Mai Bündnis Leipzig rief entgegen der traditionellen Volksfestveranstaltung des DGB auf dem Augustusplatz zu mehreren Demonstrationen auf, welche sich dann um 16 Uhr zu einer großen emanzipatorischen Demonstration unter dem Slogan „…Und Leben?!“ vereinigen sollten. Die einzelnen Arme der Demo fokussierten jeweils unterschiedliche Thematiken. Dieses Jahr standen Stadtteilaufwertungen und Verdrängungsprozesse sowie Formen des Widerstandes gegen Gentrification; Ausgrenzung und staatliche Kontrolle im Kapitalismus und Nazistrukturen im Leipziger Umland im Mittelpunkt der Veranstaltungen. Die 3 Arme starteten in unterschiedlichen Stadtteilen. Im Leipziger Westen trafen sich zunächst Dutzende Menschen zu einem Frühstück und begannen dann einen aktionsorientierten Nachmittag. Hierbei wurden verschiedene Stationen abgelaufen, die auf aktuelle Freiräume, Stadtteilaufwertungen und Möglichkeiten des Widerstandes aufmerksam machen sollten. Später formierte sich dann noch ein Demozug aus Richtung Clara-Zetkin-Park in Richtung Wilhelm-Leuschner-Platz. An der Veranstaltung nahmen ca. 150 Menschen teil. Im Leipziger Osten trafen sich zu Beginn ca. 80 DemonstrantInnen unter dem Motto „Reclaim your life“. Ziel war es hierbei eine Sensibilisierung für Prekarisierung, Ausgrenzung und Verarmung im Kapitalismus zu schaffen. Die Demonstration kritisierte die Lohnarbeit sowie deren staatliche und ökonomische Ummantelung. Im Leipziger Süden trafen sich bis zu 300 Menschen und demonstrierten unter dem Slogan „Her mit dem schönen Leben – der Provinz einheizen“. Im Fokus stand die unerträgliche und bedrohliche Situation im Leipziger Umland. Menschen die sich hier den Nazis widersetzen bzw. die nicht in deren Weltbild passen, erleben tägliche Bedrohung, Angriffe und erfahren nur wenig Solidarität durch die Bürgerinnen und Bürger. Die Demonstration wollte daher ein klares Zeichen der Solidarität aussenden und eine Sensibilisierung für das Umland schaffen. Um 16 Uhr trafen sich dann alle 3 Arme am Wilhelm-Leuschner-Platz zusammen und demonstrierten abschließend durch die Leipziger Innenstadt für eine emanzipatorische Gesellschaft; gegen Staat, Nazis und Kapitalismus. An diesem finalen Demozug beteiligten sich 500 bis 600 Menschen. Während der Versammlung gab es verschiedene Redebeiträge sowie eine Vorstellung der jeweiligen Demoarme. Als Highlight und Akt der Solidarität mit anderen Städten, fanden Life Schaltungen nach Erfurt und Berlin statt. Denn auch wenn es wichtig ist, dass am 1.Mai linke und linksradikale Inhalte präsentiert werden, sollten wir alle stets daran denken, dass Nazidemonstrationen wie in Erfurt und Berlin stets mit entsprechenden antifaschistischen Widerstand beachtet werden müssen. Die 1.Mai Demo in Leipzig fand ihr Ende auf dem Richard Wagner Hain. Hier gab es noch Musik durch DJs und Verpflegung. Gegen 21:30 Uhr wurde die Veranstaltung erfolgreich und ohne Störungen beendet.

Informationen rund um den 1.Mai in Leipzig:  http://lebenaberwie.blogsport.eu

Informationen zu der Arbeitskritik am 1.Mai:  http://kui.blogsport.de
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Ergänzungen

Rede Beitrag Netzwerk Naunhof

Netzwerk Naunhof 03.05.2010 - 12:21
Der Redebeitrag vom Netzwerk Naunhof ist hier zu finden:

 http://www.netzwerk-nhf.de/2010/05/redebeitrag-nazistrukturen-im-ehemaligen-muldentalkreis/

Am 7. Mai in den 8. Mai reinfeiern

Befreiung 03.05.2010 - 14:14
Fr. 07.05.2010 | 22:00 Uhr | Absturz | Feinkostgelände (Karli)

Große Party: Die Befreiung feiern!

Wir wollen bereits am 7. Mai mit euch in den Tag der Befreiung reinfeiern. Neben Liveacts und gut tanzbarer Musik aus der Dose wird es leckere Hamburger geben.

Live: Connexion Musical (politischer Rap aus Hamburg)
Live: Acid, Milch & Honig (Elektrodisco / Politrave)
Danach legt Demian wunderbar tanzbaren Techno auf.

 http://agantifa.blogsport.de

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Aber hier leben... — Ronny

@Befreiung — Autonomie statt USA

@Ronny — leipzigerIn

@ leipzigerIn — ...

@ leipzigerIn — kaiserwilhelm

@ leipzigerIn — kaiserwilheim

Liebe Leute.... — nicht-nörgler

...und Leben!? — Leber mit Zwiebeln

@ nicht nörgler — kritikerin

Die Demo — Uwe B.

@kaiserwilhelm — allesbeimalten

@ kritikerin — nx

@kritikerin — nicht-nörgler

kritik muss mensch anehmen — oberschlaumeier

@ allesbeimalten — kaiserwilhelm

Szenemodder — Heike