Mini-EuroMayDay in HU

SF 02.05.2010 22:08 Themen: Antirassismus Globalisierung Soziale Kämpfe
Vierter MayDay in Hanau am 30.4.2010. Nach Kundgebung gegen lokale Hartz-IV-Behörde möglicherweise Strafanzeigen gegen AktivistInnen wegen Hausfriedensbuch. Nachmittags bunte Parade mit Samba-Band, Anti-Gentrification-Eidechse und rund 90 DemoteilnehmerInnen durch die Innenstadt. Abschließend solidarischer Besuch eines Mieterfestes.
Zum mittlerweile 4. mal fand im hessischen Hanau ein Mini EuroMayday statt, wie jedes Jahr am Vortag des 1. Mais. Dieses Jahr hatte das Hanauer Sozialforum allerdings zum zweiteiligen May-Day-Protest eingeladen.

Gegen Hartz4 UND Privatisierung
Am Vormittag nahmen etwa 30 Personen an einer Kundgebung vor der regionalen Hartz-IV-Behörde teil. Die Redebeiträge mussten allerdings von der 80 Meter entfernten Hauptstraße gehalten werden, nachdem der Protest auf Gehweg und Straße direkt vor dem Gebäude zuvor von der Polizei untersagt worden war. Das gesamte Gelände inklusive aller Zugangswege befindet sich nämlich in privater Hand und die betreffende Firma FLEX Fonds aus Schondorf lehnte es ab, die angemeldete Kundgebung zu genehmigen. 10 AktivistInnen bauten dort dennoch einen Infostand auf. Und in Anspielung auf Guido Westerwelles Hetztiraden, in denen er Arbeitslosengeld als „anstrengungslosen Wohlstand“ bezeichnete, der zu „altrömischer Dekadenz einlädt“, wurde vor den Stufen zum KCA-Gebäude ein „römisches Dekadenzgelage“ zelebriert. Drei in Togen gehüllte „RömerInnen“ mit Lorbeerkränzen auf den Häuptern ließen sich Sekt und Weintrauben vor den Stufen der KCA reichen.

Die anwesenden Polizeibeamten verlangten derweil die Personalien all derjenigen, die sich am Protest vor dem KCA-Gebäude beteiligten. Und angedroht sind nun Strafanzeigen der Privatfirma wegen Hausfriedensbruch. „Es ist gleichermaßen skandalös wie bezeichnend, dass die Privatisierung von öffentlichem Raum dazu genutzt werden soll, Protest zu verbannen“, erklärte einer der feiernden und polizeilich erfassten Römer. „Wir werden uns dieses Vorgehen aber nicht gefallen und es notfalls auch auf einen Gerichtsprozess ankommen lassen“.

Was somit bereits unverhofft den Ablauf des Vormittags prägte, nämlich Ausverkauf und Privatisierungen in der Stadt, wurde am Nachmittag auf der Mayday-Parade zum inhaltlichen Hauptthema.


Parade und Fest
Rund 90 DemonstrantInnen, darunter eine lautstarke Samba-Band, beteiligten sich am bunten Zug durch die Innenstadt. Mit dabei– im Großformat – auch eine smaragdgrüne Eidechse, Symbol des Widerstandes gegen die innerstädtische Umstrukturierung und Verdrängungspolitik in Hanau. „Freiräume statt Investorenträume“, so lautete der Slogan auf einem riesigen Transparent, das während der Demonstration über dem Freiheitsplatz aufgespannt wurde. Vom Dach der HSB-Bushaltestelle wurde ein Redebeitrag gegen den auf dem Freiheitsplatz geplanten Bau eines Einkaufscenters gehalten und der gesamte „Wettbewerbliche Dialog“ in Frage gestellt. (Vgl.:  http://innenstadthanau.blogsport.de)

Ihren Abschluss fand die Parade später an der Wallonisch-Niederländischen Kirche, die nach den Plänen der Stadt Hanau und der beteiligten Investoren zukünftig das Zentrum eines Karrees für gehobenes Wohnen werden soll. Auf dem Platz erklärte eine Vertreterin des "Mieterrats Französische Allee" ihre Kritik an den geplanten Abrissen und Verdrängungseffekten und kündigte weiteren Widerstand der Betroffenen an. Anschließend lud sie die versammelte Kundgebung zum Hoffest ein, was die Mehrheit der TeilnehmerInnen gerne annahm und noch eine vergnügliche Zeit im Innenhof der Französischen Allee verbrachte.
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hausfriedensbruch — rowdy