Nazis marschieren fast unbehelligt am Ku-Damm

Leute aus B. 02.05.2010 10:27 Themen: Antifa
Bei aller Genugtuung über den verhinderten Naziaufmarsch in Berlin Prenzlauer Berg gibt es einen Wehmutstropfen zu vermelden. Zur gleichen Zeit, als die Nazis sich im P-Berg die Stiefelschäfte in den Bauch standen, marschierten bis zu 500 Hohlbratzen von der Polizei ungestört den Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg entlang.
Nachdem wir im Vorfeld des 1. Mai von dem Gerücht hörten, daß sich die Nazis in Berlin nicht nur am angemeldeten Demoort, sondern schon auf vorgelagerten S-Bahnhöfen treffen wollten, beschlossen wir, ihr Treiben dort etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Und - siehe da - am Bahnhof Südkreuz tat sich bemerkenswertes:

Dort versammelten sich gegen 13.00 Uhr Nazis unter dem Kommando des Berliner NPD-Chefs Jörg Hühnchen (oder so ähnlich). Von dort fuhren sie mit der westlichen Ringbahn scheinbar zur angemeldeten Veranstaltung an der Bornholmer Straße.

Von den mitfahrenden Bundesbullen freundlich begleitet, stiegen die Nazis jedoch schon am S-Bahnhof Halensee wieder aus und formierten dort spontan einen Demonstrationszug auf dem Kurfürstendamm.

Die Idioten konnten dann über eine halbe Stunde lang ungestört und nur begleitet von einigen dumm grinsenden Bupo-Schergen in Feiertagslaune den Ku-Damm in Richtung Zoo entlangziehen. Ab etwa Nestorstraße begleiteten stärkere Bullenkräfte den Demozug ohne jedoch irgendwie einzuschreiten.

Erst als offen haßverbrecherische Parolen gegrölt wurden und einige Demoteilnehmer am Rande auf Schwarze Menschen losgingen, schritten die Bullen ein und lösten die Nazidemo in Höhe Olivaer Platz mit Gewalt auf. Viele der Nazis konnte sich aus dem Gerangel heraus in Nebenstraßen flüchten, die anderen wurden gekesselt und später festgenommen. Ein Zug von etwa 120 Nazis versuchte in westlicher Richtung wieder zurückzumarschieren, wurde aber dann am Adenauerplatz von der Polizei gestoppt und Richtung S-Bahnhof Charlottenburg abgedrängt.

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Für uns bleiben einige offene Fragen:


- Warum ließ die Polizei die Nazis so lange ungestört gewähren?

Schon am Bahnhof Südkreuz lag in der Luft, daß sich hier was zusammenbrauen würde. Den in den Zügen mitfahrenden Bundespolizisten war dies jedoch völlig egal. Am Halensee waren die - offenbar ortsfremden - Bupos aus der S-Bahn dann völlig überfordert und konnten den Nazis nur noch gestikulierend hinterherlaufen (Zitat: "Herrschaften, das geht aber so nicht, bitte")

Laut Polizeiführung war man "nur für einen Moment überrascht" und hätte die Lage dann "mit starken Kräften sofort unter Kontrolle" gebracht. Wir als Augenzeugen haben anderes gesehen: Die anwesenden Bundespolizisten waren mit der Situation völlig überfordert. Sie liefen dem Zug grinsend und Zigaretten rauchend hinterher und dachten gar nicht daran, einzuschreiten. Erst nach über einer halben Stunde(!) trafen erste Verstärkungen ein. Bis dahin konnten die Nazis faktisch tun und lassen was sie wollten (und das bei über 7000 mobilisierten Knüppelcops in Berlin!).

Doch auch diese Verstärkungen lösten die Nazidemo erst dann auf, als aus dem Zug heraus Menschen mit schwarzer Hautfarbe angegriffen wurden. Man könnte fast tröstlich bemerken: immerhin!



- Warum versucht die Polizeiführung in ihren Statements diesen Naziaufmarsch, der eine unmittelbare Gefahr für migrantische, andersdenkende und andersaussehende Menschen (=kurz gesagt: Für alle Nicht-Nazis) darstellte, systematisch kleinzureden und zu verschweigen?

Die Aussage der Polizei, es seien es nur "einige Kleingruppen" gewesen, die sich "nicht zu einem Demonstrationszug vereinigt" hätten und die man "jederzeit unter Kontrolle" gehabt habe, ist eine glatte Lüge! Dies beweisen unter anderem Fotos, die die Nazis selbst auf ihrer Thiazi-Seite (Link auf die Scheiße spar ich mir hier ma) veröffentlicht haben (siehe oben).

Die Tatsache, daß bis zu 500 höchst aggressive und gewaltgeile Nazis ohne jede Bewachung eine halbe Stunde lang in der Berliner Innenstadt über DEN Berliner Prachtboulevard ziehen konnten, ist ein Polizeiskandal allererster Ordnung! Dieser Skandal gehört nicht vertuscht und unter den Teppich gekehrt, sondern politisch bis ins Letzte aufgearbeitet und thematisiert!

Wir hoffen sehr, daß die politische Linke Berlins dafür sorgt, daß die Polizeiführung mit ihrer Abwiegelungs- und Kleinredestrategie so nicht durchkommt!
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Ergänzungen

Bitte melden!

[jawuc] 02.05.2010 - 11:39
Wer etwas zu den beteiligten Personen weiß, Fotos oder sonstige Informationen hat, soll sich bitte bei uns melden.

Auch wir haben einen kurzen Beitrag zum Thema veröffentlicht:
 http://de.indymedia.org/2010/05/279779.shtml

Polizei ist wohl peinlich berührt!

Wuwo 02.05.2010 - 11:43
Wenn sich das alles so wie beschrieben abgespielt hat ist doch völlig klar warum die Cops so angesäuert reagieren. Sie haben sich von den Faschos völlig überrunmpeln lassen und durch ihr anschliessendes Versagen dafür gesorgt das die Nasen doch in Berlin marschieren konnten - zwar nicht wie geplant im Prenzelberg aber dafür an viel prominenterer Stelle am Kudamm direkt in der "guten Stube" des alten Westberlins.

Na ja, und jetzt machen sie halt auf Schadensbegrenzung und das es ja alles nicht so schlimm gewesen sei und immer alles unter Kontrolle sabbelquiek ...
Hätte ja auch alles funktionieren können weil ja wegen der überraschenden Naziaction wohl keine Presse vor Ort war und daher in keiner Berliner Zeitung von heute ein Bild von der eigentlichen Nazidemo abgedruckt ist. Auch das TV zeigt immer nur Bilder von schon verhafteten Nasen.

Liebe Leute aus B. : Ich hoffe das den Obercops euer Artikel so richtig schön auf die Zehen kracht! War offensichtlich ne gute und richtige Idee die Nazis von ihren Sammelpunkten aus zu begleiten.

Naziaktion nicht groß reden!

abc 02.05.2010 - 17:30
Klar haben die die Polizei erst mal ein bisschen ausgetrickst. Das Resultat war doch aber, dass da ein großer Teil wirklich eingefahren ist. Ob die nun wirklich wegen "schweren Landfriedensbruchs" verknackt werden ist die andere Sache. Aber ein Desaster war es trotzdem für sie.
Die Taktik der Sitzblockaden hat doch wunderbar funktioniert. Kleingruppen hätten zwar vielleicht ein paar Nasen vertrimmt bevor sie festgenommen worden wären, aber gestoppt hätten sie nix. Also nicht hier ständig mies machen und so tun, als ob nur die "echten" Autonomen die einzig wahren Kampfformen kennen.

Hoch die Tassen und Dank an alle, die dabei waren!

Fotos vom 30. April und 1.Mai Berlin

... 02.05.2010 - 18:07

Presse

Jansen 02.05.2010 - 22:32
Inszenierte Aktion

Der Auftritt der Nazis am Ku’damm hat Folgen: Ihnen drohen Strafen wegen Landfriedensbruchs

Die Angst der Neonazis vor einer weiteren Schmach war groß und hat sie vermutlich zu einem Abenteuer verleitet, das viele teuer bezahlen werden. Um am 1. Mai in der „Reichshauptstadt“ einer Niederlage wie am 13. Februar in Dresden zu entgehen, wo mehr als 6000 Rechtsextremisten von Nazigegnern am Marschieren gehindert wurden, hat die Szene jetzt offenkundig eine Doppelstrategie probiert. Während sich der für die angemeldete Demonstration vorgesehene Versammlungsplatz an der Bornholmer Brücke nur langsam füllte, fuhr ein Trupp von 300 „Kameraden“ nur bis zum S-Bahnhof Halensee, um den Kurfürstendamm heimzusuchen. „Das war mit hoher Wahrscheinlichkeit geplant“, hieß es am Wochenende in Sicherheitskreisen. Da die Neonazis befürchtet hätten, in Prenzlauer Berg über eine Kundgebung nicht hinauszukommen, sei offenbar die Ku’damm-Aktion inszeniert worden.

Die wenigen Polizisten, die mit den Neonazis in der S-Bahn saßen, wurden vom plötzlichen Ausstieg am Bahnhof Halensee überrascht. So konnte der Mob in Richtung Adenauerplatz rennen. Unterwegs wurden Passanten attackiert. Zwischen Adenauerplatz und Olivaerplatz stoppten Einsatzkräfte die Neonazis. Einige griffen die Polizei an und bekamen vor allem von der Berliner Spezialeinheit PMS (Politisch Motivierte Straßengewalt) eine harte Antwort. Die als handfest bekannten Beamten zogen Schlagstöcke und brachten renitente Neonazis zu Boden. Da hoben andere Rechtsextremisten die Hände und legten sich von selber auf den Bürgersteig. Die 1992 gegründete PMS ist speziell für die rechte Szene zuständig. Gegen die festgenommen 286 Neonazis wurden Verfahren wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch eingeleitet. Die Straftat wird mit einer Geldstrafe oder Haft geahndet. Nach Informationen des Tagesspiegels prüfte zudem die Staatsanwaltschaft, zwei Haftbefehle zu beantragen.

Als Drahtzieher der Ku’damm-Randale gelten Ex-Mitglieder der 2005 von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) verbotenen „Kameradschaft Tor“. Ihr ehemaliger Anführer, Björn W., ist heute Chef des Berliner Verbands der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“. Er wurde auch am Kurfürstendamm festgenommen. Der Veranstalter des Aufmarschs in Prenzlauer Berg, Sebastian Schmidtke, behauptete gegenüber der Polizei, von der Ku’damm-Aktion nichts gewusst zu haben. Schmidtke zog mit 700 weiteren Neonazis, darunter Szenegrößen wie Christian Worch und Thomas Wulff, durch den Kiez, bis er angesichts der Blockaden der Nazigegner selbst anbot, die Demonstration zur Bornholmer Brücke zurückzuführen. Frank Jansen

Nazis Schweinfurt

. 03.05.2010 - 18:21
Bilder

weitere Bilder rund um den 1.Mai in Berlin

. 04.05.2010 - 23:58
Antifa-Demo „zum Führer mit zum Henker“ in Schöneweide:
 http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157623981983238/

Antikapitalistische Walpurgisnacht auf dem Boxi:
 http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157623857711037/

Nazi-Aufmarsch & Gegenproteste im Prenzlauer Berg:
 http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157623989413894/

Revolutionäre 1. Mai Demo und Abends in Kreuzberg:
 http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157623990466264/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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