Griechenland 1. Mai - die Spannung wächst

r.g. 30.04.2010 18:09 Themen: Weltweit
Papandreu verkündet am Sonntag Einzelheiten der Sparmaßnahmen. Massive Proteste daher bereits am 1. Mai - vor dem Generalstreik am 5. Mai - erwartet. Wiederholung der Dezemberunruhen soll um jeden Preis verhindert werden.
Im ganzen Land finden wieder die traditionell eher friedlichen Mai-Demonstrationen statt. Aber in diesem Jahr erhalten sie vor dem Hintergrund der härtesten Sparmaßnahmen seit dem 2. Weltkrieg eine besondere Dringlichkeit, da Premier Papandreu am Sonntag die Einzelheiten der Kürzungen öffentlich verkünden wird.

Korrespondeten von "occupied london" werden daher aus Athen, Thessaloniki und Patras berichten, wo nicht nur die großen Gewerkschaften zu Protesten aufgerufen haben, sondern auch die PAME - und die anarchistischen Organisationen und Basis-Gewerkschaften.

 http://www.occupiedlondon.org/blog/2010/04/30/270-mayday-demonstrations-across-greece/

"DIESMAL WIRD ES ANDERS"

Der Blog "teacher dude", eines in Thessaloniki lebenden "Citizen-Journalist" und Englisch-Lehrers, wagt eine Vorhersage für den 1. Mai. Der Blog gilt seit dem Beginn der Krise als einer der bestinformierten Europas.

 http://teacherdudebbq.blogspot.com/2010/04/may-day-tomorrow-prediction.html

"Teacher Dude" misst der Verkündung der Details der Sparmaßnahmen an einem Sonntag eine besondere, nicht zufällige Bedeutung zu, die ihre einschneidende Bedeutung für die Bevölkerung betonen soll.

Dann kommt der blog zu einer Einschätzung des 1. Mai.

Normalerweise seien die Maikundgebungen im Land eher friedlich und durch einen rituellen Charakter als durch einen leidenschaftlichen revolutionären Antrieb gekennzeichnet. Der 1. Mai sei auch für Linke nur ein sekularer Feiertag.

"EXPLOSIVE MISCHUNG"

Der morgige Tag verspreche allerdings anders zu werden. Der Ärger über die in den nächsten Jahren zu erwartenden Lohnkürzungen und Absenkungen des Lebensstandards werde sich höchst wahrscheinlich sein Ventil suchen.

Gewerkschaften, Arbeiter des öffentlichen Dienstes, die Opppostition und der ganz normale Bürger werden auf die Straße gehen, wütend wegen der ausweglosen Lage, in die sie die PASOK-Regierung gebracht hat.

"EINEN ZWEITEN DEZEMBER UM JEDEN PREIS VEHRHINDERN"

In dem die Regierung den Sicherheitskräften bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung freien Lauf lasse, trage sie dazu bei die explosiven Mischung zu verstärken, die durch die augenfällige Wut der Menschen entstanden ist.

Im vollen Bewußtsein dass die Augen der Finanzwelt auf Griechenland gerichtet sind, versuche die Papandreu-Regierung alles in ihrer Macht mögliche um eine Widerholung des Dezember 2008 zu verhindern.

Auf der anderen Seite sei die Riot Police (MAT) dafür bekannt, dass ihre Einsatztaktik am 1. Mai genau die Bilder produzieren werde, die Papandreu so verzweifelt verhindern will.
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Ergänzungen

Infos zu Sparplänen, die bis jetzt durchge-

sickert sind 30.04.2010 - 18:49
- Gehälter werden im öffentlichen und privaten! Sektor für die nächsten 3 Jahre eingefroren (Anm.: Mindestgehalt für Ungelernte 650 €, für Facharbeiter 800 €, die Bedingungen unter denen der Großteil der gr. Arbeitnehmer derzeit lebt)
- Streichung des Oster- Weihnachts- und Sommergeldes im öffentlichen Sektor, im privaten Sektor wird noch drüber diskutiert, wie die Streichung umgesetzt werden kann, ohne dass dies öffentlich wird...
- Streichung des Oster- Weihnachts- und Sommergeldes für alle Rentner egal ob frühere öffentlich Angestellte oder private... (Anm.: die niedrigste Rente bekommen Bauern mit 360 €!, Durchschnittsrente: 400 €! Vergleich: europäischer Durchschnitt liegt bei 1000 €, bei ehem. Staatsbediensteten kommt es auf ihre Position an, bitte nicht vergessen, dass z. B. auch Müllmänner und Krankenschwestern Staatsbedienstete sind, die kriegen auch nicht mehr als die Durchschnittsrente)
- Mehrwertsteuererhöhung auf 23-24% für alle Waren auch Lebensmittel! (Anm: Athen ist bereits einer der teuersten Städte in Europa)
- Kündigungsschutz: bisher galt für die Privatwirtschaft, dass nur 2 % der langfristig beschäftigten Arbeiter in einem Unternehmen gekündigt werden konnten, soll jetzt auf 4 % angehoben werden, bzw. gibt es Überlegungen die Begrenzung ganz abzuschaffen...
- bis jetzt gilt auch, dass Unternehmer einem gekündigten Mitarbeiter, der zuvor min. 6 Monate für sie gearbeitet hat eine Abfindung in Höhe von 2 Monatsgehältern zahlen mussten, die soll jetzt um die Hälfte gekürzt werden (Anm.: in GR gibt es kein Hartz4, nur wer min. 2 Jahre gearbeitet hat, bekommt die pauschalen 370 € Arbeitslosengeld pro Monat, 370 € für alles inkl. Miete, Strom, Essen etc.)
- Tarifverträge im öffentlichen Sektor werden eingefroren, für 87.000 Angestellte werden sie nicht verlängert, Massenentlassungen sind geplant
- Privatisierung der Sozialversicherungssysteme (Renten- Gesundheitssystem etc.)
- Kürzungen im Bildungssystem

Quelle der "Sparmaßnahmen": tvxs

Mindestgehalt???????????

Rosi 30.04.2010 - 23:15
Gibt es sowas in Deutschland überhaupt oder nur in GR?

noe

nix 30.04.2010 - 23:31
na, also vielleicht ist das doch etwas einseitig. In Griechenland ist u.a. die öffentliche Verwaltung super korrupt und das kostet (unser?) Geld. Komisch, irgendwie ist es schwer vermittelbar, dass die Leute aus dem öffentlichen Dienst in Griechenland mit 50 in Rente gehen, während wir bis 67 arbeiten sollen. Und die geplanten Sparmassnahmen treffen v.a. die öffentlichen Angestellten.

Klar, unter der Situation müssen auch die leiden, die von der Vetternwirtschaft nicht profitieren und ein prekäres Leben leben... die haben meine Solidarität, aber ansonsten scheitert das System, weil es höchste Zeit dafür ist.

nixen

selber schuld 01.05.2010 - 02:39
wenn du bis 67, aba mit 50 is ne Lüge, gab's ma für berufstätige mütter, is aba schon längst abgegessen. durchschnittliche renteneintritt ist mit 61 und ich hör immer "uns" "uns" wat für'n "uns".
wenn ick krankenkasse bezahle und dann noch ma extra und extra löhnen muß,damit die meine krebszellen entdecken, gehe ick doch lieber zur richtigen ärztin und schmier die n bisken. normal!

Sparmaßnahmen

kassiber 01.05.2010 - 10:13
Die Wahrheit ist doch, dass Unternehmer und andere Selbständige über Jahre hinweg keine oder nur unwesentlich Steuern zahlten.
Die Arbeissituation in GR war schon immer katastrophal. Mit der EURO-Einführung hat sich die Situation auch noch erheblich verschlechtert, da sie einen unkontrollierten Preisanstieg der Waren zur Folge hatte. Dieser Preisanstieg betraf vor allem Lebensmittel aber auch Dienstleistungen und Wohnraum. Die Lohnquote stieg nur unproportional. Griechenland ist zudem seit Jahren von hoher Arbeitslosigkeit geprägt, Bildung wurde privatisiert. In jedem Stadtteil Athens, gibt es mind. 2 private Nachhilfeschulen!
Wie angemerkt wurde, sind die Durchschnittsrenten sehr niedrig. Und das, obwohl diese in den letzten Jahren erheblich angehoben wurden. Die Bauernrente betrug vor einigen Jahren noch ca. 200 €. Die griechische Bevölkerung wurde regelrecht abgezockt. Nur einige verdienten daran und das sicherlich nicht schlecht. Und als der Großteil diese erhöhten Preise nicht mehr zahlen konnte, da kamen auch noch die Banken ins Spiel. Sie finanzierten großzügig und verwickelten viele in eine Schuldenfalle. Jede kleine Anschaffung wurde nun über Finanzierung abgewickelt.
Ein Großteil der Bevölkerung hängt nun am Tropf und soll darüber hinaus auch noch die Zeche zahlen, für wenige, die jahrelang von dieser Situation profitierten.

Und zur Diskussion, dass Deutschland nun einspringen müsse:

Hier wird kein Geld verschenkt. DE besorgt sich das Geld zu günstigen Zinsen und verleiht es fast zum Doppelten Zinssatz!

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