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Einladung zum T-4 Umzug in Berlin am 2. Mai

A. Skulski 29.04.2010 15:05
An diesem 2. Mai, der 2003 international zum „Remembrance And Resistance Day“ erklärt wurde, findet in Berlin zum 16. Mal der T4-Umzug statt. Treffpunkt ist um 16.00 Uhr in der Tiergartenstraße 4, wo die Zentrale der sogenannten „Aktion T4“ ansässig war und von der aus die Mordaktionen von 1939 – 1941 geplant, organisiert und koordiniert wurden. Mit sogenannten „Todesdiäten“ wurden die Morde dann bis 1949 dezentral fortgesetzt.
T4 – Umzug am „Remembrance and Resistance day“ - Demonstration zur Erinnerung an die medizinisch-psychiatrischen Massenmorde und als Zeichen des andauernden Widerstandes gegen die heutige Zwangspsychiatrie.

An diesem 2. Mai, der 2003 international zum „Remembrance And Resistance Day“ erklärt wurde, findet in Berlin zum 16. Mal der T4-Umzug statt. Treffpunkt ist um 16.00 Uhr in der Tiergartenstraße 4, wo die Zentrale der sogenannten „Aktion T4“ ansässig war und von der aus die Mordaktionen von 1939 – 1941 geplant, organisiert und koordiniert wurden. Mit sogenannten „Todesdiäten“ wurden die Morde dann bis 1949 dezentral fortgesetzt.

„Beschämender Weise sind selbst heute die Funktionsträger der BRD nicht bereit, auf den Nazi-Euphemismus „Euthanasie“ zu verzichten, wenn sie dem medizinischen Massenmord und diesem immer nur in einem Zeitfenster von 1939-1945 ‚gedenken‘ und diesen so benennen“ – lesen wir im Aufruf der Veranstalter* zur Demonstration. „Tatsächlich hatte das Morden mit einem selbst herbeigewünschten Tod nicht das Geringste zu tun, sondern war eine systematische Mordaktion und muss auch so benannt werden. (Vgl.: 8 Forderungen, wie mit der Erinnerung an die Opfer des systematischen ärztlichen Massenmordens von 1939 bis 1949 und den Tätern umgegangen werden sollte:  http://www.zwangspsychiatrie.de/geschichte/forderungen-an-das-gedenken-an-den-systematischen-arztlichen-massenmord-1939-1949 .)“

Mit dem T4-Umzug wird der Opfer der medizinischen Massenmorde gedacht, welche von 1939-1949 in der systematischen Ermordung und Vernichtung angeblich „entarteter“ Menschen durch Gas, Giftspritzen und Verhungernlassen ihren traurigen Höhepunkt gefunden haben. Das Datum des Umzuges wurde als Erinnerung an die Verkündung des Urteils des Foucault-Tribunals gewählt, das am 2. Mai 1995 in Berlin verkündet wurde  http://foucault.de/deutsch.htm .

Wie von den Organisatoren bekannt gegeben wurde, wird der T4-Umzug von der Tiergartenstraße 4 zum „Denkmal des polnischen Soldaten“ am Volkspark Friedrichshain ziehen, um die Erinnerung einerseits an die von Deutschen Ermordeten in den polnischen Psychiatrien** und anderseits an den internationalen Widerstand gegen das mörderische NS-Regime mit einem Zeichen des heutigen Widerstandes gegen die Zwangspsychiatrie, zu verbinden. Denn dieses Jahr – und das wollen die Aktivisten der Antizwangspsychiatrie-Bewegung feiern - gründete sich auch die polnische Sektion der IAAPA (  http://www.anty-psychiatria.info/ ), „Internationalen Vereinigung gegen psychiatrische Angriffe“ (International Association Against Psychiatric Assault  http://www.iaapa.ch/).

*Bundesarbeitsgemeinschat Psychiatrie-Erfahrener e.V.  http://die-bpe.de/,
Landesverband Psychiatrie-Erfahrener. e.V.  http://www.psychiatrie-erfahrene.de/
und Irren-Offensive e.V.  http://antipsychiatrie.de/
im Werner-Fuss-Zentrum  http://www.zwangspsychiatrie.de/

** Stanislaw Lem berichtet darüber in „Das Hospital der Verklärung“ in „Die Irrungen des Dr. Stefan T.“. Verlag Volk und Welt: Berlin 1959; Insel Verlag: Frankfurt 1975; Suhrkamp Verlag: Berlin 1982
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Ergänzungen

Nachfrage

.. 29.04.2010 - 20:15
T4 bis 1949?

Mich würde interessieren, wie der/die Autor/in auf bis 1949 kommt. Bis 1941 gab es die systematische Tötung von Menschen aus Heimen und Anstalten durch Gas und Vergiftung im Rahmen der T4 Aktion. T4 wurde dann abgebrochen, nicht zuletzt auch aufgrund von Protesten Angehöriger und der Kirche, aber auch weil die Experimentierphase beendet und das gesammelte Wissen über massenhaftes Töten sowie das Personal für die Vernichtungslager gebraucht wurden.

Danach wurden immer noch Menschen - aber weit aus weniger - aus Anstalten umgebracht (durch Vernachlässigung, Verhungern und Missbrauch), aber eben nicht mehr systematisch und mit einer Organisationsstruktur dahinter. Für die Zeit nach 1945 kann ebenfalls nicht von einer systematische Vernichtung gesprochen werden. Natürlich haben sich die Umstände in den Heimen nicht gebessert und die Ideologie der Betreuer/Verwahrer über wertvolles Leben hat sich sicher auch nicht von einem auf den anderen Tag gewandelt. Dennoch kann nicht die Rede von Systematik sein. Das ist wichtig, denn damit würde die Zeit zwischen 1938 bis 1941 in der es wirklich zu einer massenhaften Tötung von Menschen aus Anstalten kam, in ihrer Bedeutung absolut missverstanden werden. Hier gab es nämlich einen schriftlichen Führerbefehl und eine zentrale Stelle, die alle Verwaltungsaufgaben (unter anderem Kontakt mit den Angehörigen und Ärzten) erledigte und dabei über Leben und Tod entschied.

Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren, weiß jemand mehr?

Hungermorden - Antwort auf: Nachfrage

so-isses 29.04.2010 - 23:41

Der Psychiater Heinz Fausstich hat über das Hungermorden (und die Zahlen) mit seinem Buch
"Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949
Mit einer Topographie der NS-Psychiatrie"
1998 eine umfangreiche Recherche vorgelegt.

"Auch nach Kriegsende verhungerten noch Anstaltsinsassen, da die internierten Patienten ihre Lebensmittel-Rationen nicht auf dem Schwarzmarkt aufbessern konnten.
Diese Studie legt erstmals das volle Ausmaß und die Hintergründe des Hungersterbens zwischen 1914 und 1949 offen. Durch detaillierte Untersuchung der einzelnen Länder und Provinzen liefert sie zugleich eine Topographie der NS-Psychiatrie, wie sie bisher nicht vorlag."
Quelle:
 http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-7841-0987-9

Auch sehr lesenswert:
"Wer Täter ehrt, mordet ihre Opfer noch einmal"
"Referat von Ernst Klee am 6. August 1999 am PI der Universität Hamburg"
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"Der Psychiater Heinz Faulstich („Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949", 1998) hat als erster Vertreter seines Faches die Ermordung mittels Hunger dokumentiert. Faulstich gibt für die Nachkriegszeit eine Mindestzahl von 20 000 Toten an, wahrscheinlich seien es jedoch erheblich mehr. Eine Bestandsaufnahme insgesamt scheitert daran, daß zahlreiche Anstalten ihre Unterlagen vernichtet haben."
Quelle:
 http://www.irren-offensive.de/rede_ernstklee.htm


Staatlich finanzierte Forschungsarbeiten oder eine Forschungsstelle zu diesem interessanten Thema sind mir nicht bekannt.
Sollte das Thema vielleicht unerwünscht sein?

Kann man bei 20000 bis 30000 Ermordeten von Systematik sprechen?
Ich galube schon, wenn es sich um dieselbe Gruppe von Tätern, die selbe Opfergruppe und die selben Methoden handelt (Todesdiäten).