Palästina: Wöchentliche Demonstrationen

Solidarisieren! 19.04.2010 21:54 Themen: Antirassismus Militarismus Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Auch am Freitag, dem 16. April 2010 gab es wieder palästinensische Demonstrationen gegen die Mauer und gegen die Siedlungs- und Vertreibungspolitik Israels in Ostjerusalem und der Westbank. Diesmal standen die Demonstrationen ganz im Zeichen des "Tages der palästinensischen Gefangenen". Es ist schon verwunderlich, dass in den Massenmedien in Deutschland nichts von der zivilen, gewaltfreien Bewegung palästinensischer Dörfer und Nachbarschaften, die sich seit Jahren in "Popular Committee's" organisieren, zu erfahren ist.
Bil'in
Rund 45 israelische und über ein Dutzend internationale AktivistInnen nahmen an der wöchentlichen palästinensischen Demonstration gegen die Mauer in Bil'in teil, die diesmal größer als sonst war. Mit der Demonstration wurde daran erinnert, dass der Mord an dem populären Anführer des friedlichen Widerstandes, Bassem Abu Rahme, durch einen israelischen Soldaten während einer Demonstration bereits ein Jahr her ist. Übrigens haben israelische Behörden kürzlich verlauten lassen, dass sie diesen Fall nicht untersuchen werden. (Im Internet gibt es ein Video, das den Mord an Bassem genau dokumentiert. Er wurde von einer geschossartigen Tränengasgranate ins Herz getroffen, von einer Munition, die schon häufiger schlimmste Verletzungen auf Demonstrationen hervorrief, die aber nach wie vor von der israelischen Armee eingesetzt wird – Anm. d. Übers.) Unter den TeilnehmerInnen fielen einige ältere Fatah-Mitglieder auf, die von einer Marschkapelle der Fatah-Jugend begleitet wurde. Nach einer Reihe von Reden, in denen an Bassem erinnert und der zivile Widerstand propagiert wurde, gingen die DemonstrantInnen zur Mauer, wo sie sich am Tor versammelten.
In weniger als einer Minute überzog die Armee das Gelände mit Tränengas. Die jüngeren DemonstrantInnen versuchten der Armee zu erklären, dass Gewalt nur neue Gewalt hervorrufen würde, aber die Antwort der Armee hierauf war sogar noch gewalttätiger und eskalierte, sodass sie Gummimantelgeschossse und scharfe Munition auf die DemonstrantInnen verschoss. Als sich die Konfrontationen zwischen den Jugendlichen und den SoldatInnen entlang der Mauer nach Norden verlagerten, erreichte das Gas jene, die weiter zurück blieben, und trieb sie zurück ins Dorf. Nachdem das Gas überwunden war, erwartete ein Eiskreme-Auto die DemonstrantInnen.

Ma'asara
Nachdem Militärkräfte Donnerstagnacht in Ma'asara eingefallen sind, um die Anführer des zivilen Kampfes des Dorfes zum wiederholten Male zu bedrohen und einzuschüchtern, fand die Demonstration Freitagmittag statt und war größer als sonst, da mit ihr der „Tag der palästinensischen Gefangenen“ begangen wurde. Zwanzig israelische und internationale AktivistInnen trafen auf eine 150 Menschen zählende palästinensische Demonstration. Darunter waren auch eine große Trommelband der aus Jerusalem stammenden palästinensischen Pfadfinder-Bewegung und der Hohe Richter des islamischen Gerichtes bei der Palästinensischen Autonomiebehörde, Scheich Taisir al-Tamimi.
Die DemonstrantInnen liefen durch die Dorfstraßen nach dem Mittagsgottesdienst, und sie wurden wie üblich von SoldatInnen gestoppt, die die Hauptstraße blockierten, zu dem enteigneten Gemeindeland führt. Zwei ältere Frauen, deren Söhne in israelischen Gefängnissen einsitzen, erzählten ihre Geschichten. Anschließend erhielten sie Ehrenmedaillen von der Fatah und von Al-Tamimi. Reden wurden in Arabisch, Englisch und Hebräisch gehalten, und die Versuche, mit den SoldatInnen in einer der vorgenannten Sprachen zu reden, um ihnen die Situation der palästinensischen Gefangenen zu erklären, scheiterten. Die Demonstration dauerte eineinhalb Stunden und wurde mit dem Versprechen beendet, nächste Woche wiederzukommen, so wie es hier seit nunmehr dreieinhalb Jahren geschieht.

Nabi-Saleh
Die Demonstration in Nabi-Saleh begann nach dem Freitagsgottesdienst in einer Moschee im Zentrum des Ortes. Die DemonstrantInnen liefen gemeinsam – PalästinenserInnen, Israeli und internationale AktivistInnen -, die Straße entlang, die zum Ortsausgang führt. Dabei konnte man noch den Gestank riechen, den die „Skunk“ genannte Wasserkanone des Militärs eine Woche zuvor verursachte, als sie eine faulig stinkende Flüssigkeit massenhaft versprühte. Von hier aus ging es über die Felder zur Hauptstraße, die von der Dorfjugend mit Steinen blockiert wurde. Ohne jede Provokation begannen die SoldatInnen plötzlich mit Tränengasgranaten und Gummimantelgeschossen zu schießen. Einige Jugendliche, Mitglieder des Popular Committee und israelische UnterstützerInnen gingen zu einer Trinkwasserquelle zu, die einst von Siedlern in Besitz genommen wurde, und wurden dabei erneut von der Armee zurückgedrängt. Nach Verhandlungen mit dem Kommandeur wurden die SoldatInnen aus dem Dorf abgezogen, und die diesmal relativ ruhige Demonstration zog sich ihrerseits ebenfalls zurück.

Ni'ilin
In Ni'ilin kamen nach dem Freitagsgottesdienst über 50 DemonstrantInnen auf den Dorffeldern zusammen und gingen zur Route der Mauer. Als der Demonstrationszug die Mauer erreichte, brachen Zusammenstöße zwischen den Dorfjugendlichen und den SoldatInnen aus, die aus ihrer Deckung hinter der Mauer heraus Tränengasgranaten schossen. Die Konfrontationen dauerten mehrere Stunden an, wobei sie sich entlang der Mauer von einem Ort zum anderen bewegten.

Sheikh Jarrah
In Sheikh Jarrah demonstrierten über 400 Menschen gegen die Fortsetzung des Siedlungsbaus und der Vertreibungspolitik in der Nachbarschaft (in Ostjerusalem – Anm. d. Übers.)
Irgendwann überwanden rund 50 DemonstrantInnen die Polizeisperren und erreichten eines der geräumten Häuser (aus denen die PalästinenserInnen von extremistischen jüdischen Siedlern mit Hilfe der israelischen Polizei vertrieben wurden – Anm. d. Übers.). Die Polizei griff schnell ein und versuchte, das ungeschriebene Gesetz, das nur jüdischen Siedlern den Zugang zur Nachbarschaft erlaubte, Gültigkeit zu verschaffen, und so wurden auch die DemonstrantInnen aus der Nachbarschaft vertrieben. Es gab noch zahlreiche andere Versuche der Polizei, die DemonstrantInnen von hier nach dort zu drängen, aber es wurden keine Festnahmen gemacht. Die Demonstration wurde nach zwei Stunden beendet.


Quelle: Anarchists against the wall, 16.4.2010,  http://www.awalls.org/




Interessante Links...

Anarchists against the wall
 http://www.awalls.org/
Berichte, Fotos und Videos von Demos und Aktionen inkl. Spendenaufruf!

AnarchistInnen gegen die Mauer (Israel)
 http://www.gegendiemauer.info.ms/
Übersetzte Berichte der Anarchists über die Freitagsdemos und andere Aktionen

Popular Struggle
 http://popularstruggle.org/
Aktuelle Nachrichten und Berichte über den Widerstand in den besetzten Gebieten

Activestills - Foto-Kollektiv von AktivistInnen
 http://activestills.org/
Fotos und Ausstellungen über die Besatzung

Ta'ayush = "Gemeinsam leben"
 http://taayush.org/
Israelisch-Palästinensische Solidaritätsarbeit

Breaking The Silence
 http://www.breakingthesilence.org.il/index_e.asp
Israelische SoldatInnen brechen das Schweigen

Menschenrechtsorganisation B'Tselem
 http://btselem.org/
Landkarten und viele andere Infos über die Besatzung

Kibush
 http://www.kibush.co.il/
Magazin gegen die Besatzung

Electronic Intifada
 http://electronicintifada.net/
Notwendige Ergänzung zu den kommerziellen Mainstream-Medien

International Solidarity Movement - deutscher Zweig
 http://www.ism-germany.net/
Solidarität ist machbar, Frau Nachbar!
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