[LIEpzig] Für Heute, ein Nachhall

Entöffentlicher 19.04.2010 17:42 Themen: Kultur Medien Netactivism
Vom 16.04-18.04.2010 fand in LIEpzig ein Konress "Zur Strategie des subversiven Fakes" statt. An dieser Stelle ein Verriss zu diesem Kongress der unter dem Titel "Brimboria" angetreten ist.
Als umherschweifende Konsumenten verlernten wir erneut in LIEpzig das tanzen auf dem Trümerhaufen, als Teil einer konsumierenden Masse die ihre eigene Rolle im Paartanz Wir-mit-dem-Kapitalismus nicht reflektiert, wir ließen uns vom Podium führen um im Gleichschritt neben das Tanzmuster zu treten, es von außen zu betrachten und zu meinen wir wüßten wie getanzt wu/ürde.
In die unterkühlte Halle traten ein, der Vollzeitaktivist, die Künstlerin, die grüne Nachwuchjugend und ihre Parteigenossen, die Trendscouts, Journalist_innen, der Nerd, Möchtegernfernsehstars und zu guter letzt die zufällig und gefühlsmäßig hereingeratene Bekanntschaft.
Angekommen in der Manege der Verwertungsbalz bestand das angekündigte Frühstück aus wiederaufgewährmten Kaffee mit stehendem Löffel und aus der Beobachtung des Restaufbaus der notwendigen Produktabfangtechnologien, hier ein Mikro, da eine Kamera, ein dutzend technikaffiner Kabelausroller, niemand der ein Frühstück vorbereitet oder davon eine Ahnung hat, es lebe die Bagelindustrie.
Wofür waren sie eigentlich da, die Parteigänger die sich Anregung für ihre nächste Kampagne suchen, der Journalist der ein Thema und irgendwas Kreatives fürs nächste Buchcover braucht, die Youtube-Produzentinnen, der Künstler der sein Portfolio aufbessert?
Ihnen gemeinsam scheint der Wille sich Skills und Regeln der Vermarktung anzueignen, wofür ist nicht geklärt, denn Schwerpunkt des Kongresses ist die Entwicklung der optimalsten Reflektionsvermeidungsstrategie, es lebe die virtualisierte Debatte.
Die Klärung der eigenen Rollen ist nicht notwendig um festzustellen das sie existent sind, nur was fangen wir mit ihr an, wofür nehmen wir sie an?
Dafür das wir zu einem späteren Zeitpunkt uns im Guerilla Kampf in Marketingstuben bei Scholz & Friends, Jung von Matt, wunderman, Heye & Partner, Proximity und DDB befinden oder unser Leben bei Springer & Jacoby lassen? (Die Aufzählung erfolgt an dieser Stelle so ausführlich wegen den google-Rankings) Aufmerksamkeit organisierend für das falsche Leben, um von ihm abzulenken? Was tut ihr da? Ihr seid eine Antwort schuldig, wenn die Frage "Was tun?" schon geklärt sein zu scheint.

Möge man sich auf den Streit um zuviel Theorie, Praxis, Praxis der Theorie oder "theoretischer Praxis" (sic! das war wohl ein freudscher Versprecher eines Referenten) einlassen. Am Ende ging es scheinbar darum die Gegenwart, das Jetzt, die Situation in der mensch sich befindet nicht zum Gegenstand zu machen, nimmt man die abschließende Diskussion außen vor die dies strukturell in Ansätzen erst möglich gemacht hat. Wozu also über Strategien sprechen?
Die Organisation konzentrierte sich auf die Theorie-Priester als Apologeten der youtube-selfmarketing-generation, auch wenn diese sich selber zaghaft versuchten dagegen zu wehren, sie bespielten die Unmöglichkeit eines solchen Kongressvorhabens und stellten sich damit der unbewussten Aufgabe linke Strategien zu konservieren und als Produkt in die Marketingsupermärkte zu bringen, Buy Bye Revolution.
Was hielt den "Praktiker" davon ab praktisch zu werden? Was den "Theoretiker" unhaltbare Zustände des Kongresses zu sezieren und auf schon längst gemachte Erkenntnisse hin zu überprüfen, wann/wo wird es eine theoretische Auswertung geben, welche Vereinbarungen gibt es über die Orte an denen sie Platz finden werden, überlassen wir dies dem Zufall, der Beliebigkeit, der "theoretischen Praxis", die es unbestritten geben wird?
Sauber eingepackt gab es den Versuch des Verkaufs als "Bestandsaufnahme" um darüber hinwegzutäuschen das "Workshops und Aktionen" nicht stattfanden. Selbst diese Bestandsaufnahme war unvollständig, die Historisierung der Situationistischen Internationale ist unzureichend, es fehlten die Situationisten, ihr werdet sie nicht finden sie sind überall.
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Ergänzungen

website

ergänzer 19.04.2010 - 18:01
die Website zum kongress:
 http://www.brimboria-kongress.net/

Zweitautor/in

viel_spaß_beim_gendern 20.04.2010 - 02:10
In wulstigen Worten und recht bildlicher Sprache "kritisiert" ein Anonymer (besser ist das, beugt der Peinlichkeit vor) den BRIMBORIA Kongress. Wobei "kritisieren" nicht das richtige Wort ist, da es sich vonehmlichst um inhaltsleere Polemik um ihrer selbst Willen handelt.

Die Polemik kann nur das angreifen, was sie zu fassen vermag: fast nichts außer Kategorien die ebenso tot sind wie der wertlose Gedankenschrott, den sie selbst verfasst. Die Anwesenden seien "Vollzeitaktivisten" (wenigstens das), "Trendscouts" und "Nerds". Was derjenige (davon wird beim Indynamen ausgegangen) ist, der nachmittags bei bestem Wetter auf der Trendplattform Indymedia völlig dem Trend folgend seinem Aktivismus am Rechner vollem Lauf lässt, ist da die kleinste Frage. Aber er reflektiert in diesem Moment intensivst sein "wir-mit-dem-Kapitalismus" weil er das Wort "reflektieren" nutzt. Übrigens voll im Trend und mindestens außerhalb der linksradikalen-Aktivist/innenszene total nerdy.

Ganz schön harter Tobak ist dann auch der starke Kaffee, bleibt aber unübertroffen von dem furchtbar schlechten Frühstück beim Kongress. Weil Freund Autor (es lebe die Bagelindustrie) mit Käsebrötchen nicht umgehen kann, weil er dieses latte-macchiato-ähnlich mit einem Strohalm trinken will, wirft er anderen sein eigenes Versagen vor: nicht selbst für ein gutes Frühstück sorgen zu können. Das ist der autoritäre Charakter (Adorno).

Weil es kein gutes Frühstück gab, muss sich der Autor fragen, wofür er eigentlich da war. Für ihn war alles sinnlos, weil alle Erkenntnisse schon vorher waren - und weil sie es für den Autor waren, mussten sie für die anderen auch sein. Was hielt den Autor davon ab, theoretisch zu werden und soetwas auf dem Kongress zu äußern? Er weiss es nicht, muss es auch nicht Begründen - er ist der Szenemeister der großen sinnlosen Debatten hirntoter Indymediaportfolioristen.

Es lebe die virtualisierte Debatte!

Bemerkung auf brimboria.net

unfaked 25.04.2010 - 23:06
Folgende Bemerkung von der Internetseite des Kongresses:

Erster BRIMBORIA Kongress erfolgreich beendet!

Nachdem sich die Institutsleitung erst einmal mental, physisch und Kassensturztechnisch sortiert hat, nun hier ein erster Rück- und Ausblick auf die Dinge die nach dem „BRIMBORIA Kongress – Die subversive Strategie des Fake“ kommen werden.

Als Veranstalter sind wir erstmal sauglücklich den Kongress in der Weise über die Bühne gebracht zu haben. Was wir aus den Reaktionen der TeilnehmerInnen entnehmen konnten, war ein ziemlich zufriedene bis begeisterte Grundstimmung. Nicht von der Hand zu weisen sind kleinere, organisatorische Fehler, die wir natürlich beim nächsten Mal auszuschalten hoffen. Dass der Kaffee zu stark war, ist für uns kein Grund an unserer Veranstaltung zu zweifeln, gar fundamentale Kritik darauf aufzubauen, wie eine kritische Stimme zu tönen vermochte. Dieser Kongress war der erste den wir aufgezogen haben, da muss man sich für sowas nicht in die Ecke stellen.

Im Angesicht der vielen anderen Veranstaltungen dieses Wochenendes, wie lokale Stadtteilfeste oder in Berlin die re:publica '10, sind doch einige Leute aufgetaucht, im Durchschnitt immer so 80 bis 130 Menschen, die den Veranstaltungen Gehör geschenkt und mitdiskutiert haben. Angefangen von der fetzigen Podiumsdiskussion am Freitag, über sehr feine Vorträge und Performances am Samstag bis hin zur inhaltlich wirklich guten Abschlussdiskussion am Sonntag in der Sonne unter freiem Himmel.

Konkret zu den inhaltlichen Debatten wollen wir uns später gesammelt äußern, da wir erstens nicht immer alles komplett mitbekommen haben und erstmal 25 Stunden Video anschauen und in verdauliche Happen schneiden müssen, um sie für euch öffentlich zu machen.
Zweitens haben wir natürlich trotzdem auch einige Schlussfolgerungen auf dem Kongress gezogen, die zu erklären unser Anliegen ist. Dafür brauch es ein wenig Zeit. Das betrifft u.a. die Frage ob das Format ‚Kongress’ sinnvoll ist etc.Wir überlegen ausserdem, wie ihr in die Debatten einbezogen werden könnt.

Nichtsdestotrotz vielen, vielen Dank für die rege Teilnahme, fürs mitdenken und kritisieren. Uns war es ein Fest. Der Nachfolger ist schon in den Startlöchern, zumindest die in unseren Köpfen.

In Kürze an dieser Stelle und auf www.brimboria.net mehr zum Thema.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

Frühstück — Picknicker

@Picknicker — viel_spaß_beim_gendern

Fake — hinweisgeber

gähn — muss gähnen