Der lange Tag gegen Nazis

Bernhilde 22.03.2010 10:56 Themen: Antifa
"Damit haben die Neonazis ihr Ziel, Antifaschisten, Bürger und Linke einzuschüchtern, deutlich verfehlt. Denn die Angegriffenen wehren und vernetzen sich stattdessen."

(Martin Kröger, Neues Deutschland)
So oder ähnlich fällt auch unser Fazit des "Langen Tages gegen Nazis" am 20.03.10 aus. Mit vielen Veranstaltungen, Ausstellungen, Filmen, Partys und Aktionen gegen Neonazis fand das Event der Kampagne "Kein Ort für Nazis" in Neukölln (und Kreuzberg) statt. Das mediale Interesse an diesem Tag war plötzlich recht groß: die RBB-Abendschau, WDR-Radio, Inforadio und Radio Fritz berichteten, in vielen Printmedien erschienen Artikel (Presse-Sammlung).
Schon an dem antifaschistischen Stadtrundgang am Nachmittag nahmen ca. 130 Menschen teil, so dass sich dieser zu einer spontanen Demonstration entwickelte - Bilder:  http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157623665023182/ .

Am Abend dann waren mit Beginn des Programms die Straßen, Partys und Kneipen schnell brechend voll, vor jeder teilnehmenden Location sammelten sich Trauben von feiernden Menschen, so dass diese kaum Platz auf dem Gehweg fanden. Und so wurde häufig kurzerhand auf der Fahrbahn weiter gefeiert. In der Friedelstraße spielte eine Swingband spontan auf der Straße, bis die Polizei massiv auffuhr und die Leute von der Fahrbahn schickte. Insgesamt war die Polizei zwar stark im Kiez präsent, hielt sich aber weitestgehend zurück.

Schon jetzt tauchen überall, in Schaufenstern, an Balkonen, in Bäumen und als Fahnen auf der Straße die 'Kein Ort für Nazis'-Wimpel auf. Das wird der nächste Streich der laufenden Kampagne.

Wir danken Allen, die sich an dem 'Langen Tag gegen Nazis' beteiligt haben!

 http://neukoelln.blogsport.de

+++Medien+++

Bilder:
 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157623665023182/
 http://nk44.blogsport.de/2010/03/17/kein-ort-fuer-nazis-in-neukoelln/

Zeitungsbericht:
 http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/neukoellner-kakteen-gegen-nazis/

Fernsehbericht:
 http://www.rbb-online.de/abendschau/archiv/archiv.media.!etc!medialib!rbb!rbb!abendschau!abendschau_20100320_rechts.html
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Ergänzungen

Tagesspiegel-Artikel

Presse-Fuchs 22.03.2010 - 11:33
Partyprotest gegen rechte Gewalt

Mit einem „Langen Tag gegen Nazis“ protestierten am Sonnabend in Neukölln Bürgerinitiativen, Antifagruppen und Kulturvereine gemeinsam gegen die Zunahme rechtsextremer Gewalt im Bezirk. Den ganzen Tag über gab es Stadtrundgänge, Podiumsdiskussionen und Parties. In den letzten Monaten hatten in der Gegend mehrfach Neonazis Scheiben vermeintlich linker Läden eingeworfen und rechtsextreme Parolen geschmiert.

der zitierte artikel von martin kröger

nd-leserin 22.03.2010 - 13:21

Lunte

cebe 22.03.2010 - 15:27
Die Lunte-Veranstaltung war tatsächlich eine inhaltliche Katastrophe. Das wiederum ist aber ja dann bei der Diskussion nach dem "Vortrag" auch ausführlichst und von verschiedenen Seiten dargelegt und durch die Anmerkung "Das konnte ja jetzt wohl nur von einem weißen Typen kommen!" wahrscheinlich am Passendsten auf den Punkt gebracht worden. Das alles jetzt nochmal aufzuwärmen wäre definitiv den Aufwand nicht wert.

Lunte-Disko

Pulverfass 23.03.2010 - 06:35
Immerhin gabs in der Lunte die einzige Diskussionsveranstaltung zum aktuellen Thema bei der "Langen Nacht der Nazis". Ansonsten war ja nur Party, Spaß und Belustigung für einen "Guten Zweck" und es gab "Kaktusfähnchen"! Ja o.k. Historisch gabs halt noch den Stadtrundgang und nen Vortrag zum Kapp-Putsch. Aber das Lunte-Bashing kam natürlich aus einer bestimmten politischen Ecke.

Dabei geht es beim Lunte_Bashing darum einen Keil in die durchaus verschiedensten Veranstaltungen zu treiben. Die die sich über die Lunte aufregen sind nur sauer, weil sie selbst nicht solch eine "Veranstaltung" hingekriegt haben.

Selbst die meisten Kritiker_Innen in der Veranstaltung haben für ihr Problem "innerhalb der Lunte" eine durchaus zufrieden stellende Lösung gefunden. Letztlich ging es ja auch darum "eine Diskussion anzustoßen" und nicht bis zum letzten auszufechten und auf das sich gegenteilige Standpunktvertreter_Innen mal kennenlernen können und einen Ausgleich finden können, wenn sie denn wollten. Wie das Antifa-Bündnis als solches, so kann doch die allgemeine Diskussion darüber auch nur ein Anfang sein. Als autonomer Stadtteil-Laden ist das ja schon fast die Pflicht der Lunte solche Veranstaltungen zu organisieren.

Wenn keine inhaltliche Kritik "gegen den Vortrag/ das Referat" formuliert werden kann dann reitet Mensch halt auf das Geschlecht oder die Hautfarbe des "Referenten" herum, der im Namen einer Gruppe sprach. Das kann mensch dann aber nicht ernst nehmen!

Inhaltlich war die Stoßrichtung der Veranstaltung die soziale Frage zu stellen und den Kapitalismus durch "Soziale Revolution" zu stürzen anstatt als systemerhaltend eine Einheitsfront mit Pseudo-"Demokrat_Innen" und Reaktionären zu machen nur um den bürgerlichen Staat um jeden Preis zu retten. Ist aber nicht unüblich da "Antifa" ja in systemerhaltend und systemüberwindend gespalten ist.

Bei den ca 70 anwesenden Leuten wird mensch nie alle Erwartungen jedes/jedeR Einzelnen erfüllen können, da die Positionen der Menschen (wenn sie nachdenken können) doch recht unterschiedlich seien. Am absurdesten war der Vorwurf des Antisemitismus (der auch nicht näher erläutert wurde) gegenüber dem Referenten. So sind sie halt.

War schön!

Bashing?

mensch 23.03.2010 - 12:15
Der Einwand es hätte ansonsten "nur Party, Spaß und Belustigung" gegeben ist angesichts des (zumindest laut Flyer) erklärten Ziels des Abends (Einnahme von Soligeldern zur Deckung der Kosten durch die Angriffe) ja wohl schonmal etwas absurd oder sollte damit etwa eine ganz grundsätzliche Kritik an Soliparties und -konzerten formuliert werden? Dann aber bitte Alternativen präsentieren wie anderweitig mit möglichst geringem Aufwand an Kohle gekommen werden kann.
Abgesehen davon muss als Außenstehender schon auch mal angemerkt werden, dass es zunächst einmal die Veranstaltung selbst war, die wie ein "Bashing" und die Abrechnung mit persönlichen Animositäten bzw. Gruppen, Einzelpersonen, Locations oder was auch immer gewirkt hat. Es wurde kein allgemeiner Handlungsvorschlag erörtert sondern von Anfang an auf eine irgendwann erfolgte Spaltung hingewiesen die dann nach dem Schema "wir vs. die Anderen" mit z.T. abstrusen Vorwürfen abgearbeitet wurde. Es ging um Beachparties und darum das Programm der Tristeza anzukacken, darum, dass irgendwelche Leute mit der "Fight Back" angeblich Geld verdienen und aus diesem Grund Informationen zurückhalten und somit Leute gefährden würden, es ging darum, dass irgendwelche Leute angeblich Bullen-/Buschkowsky/SPD-Freund_innen sind usw. usf. Alles natürlich nur als Behauptung und in keinem einzigen der Fälle in irgendeiner Art und Weise für Außenstehende nachvollziehbar belegt oder auf Nachfrage ausgeführt. Soetwas kann in einem anderen Rahmen geklärt werden, mich persönlich interessieren aber derartige Befindlichkeiten einen Scheißdreck wenn ich auf eine sich augenscheinlich politisch inhaltlich gebende Veranstaltung gehe und das habe ich ja offenbar bei Weitem nicht alleine so gesehen.

Und ja, den Vorwurf mit Hautfarbe und Geschlecht kann mensch durchaus ernst nehmen wenn sich ein weißer, männlicher Referent in seinem Vortrag wie ein kleiner Straßenrambo geriert, so tut als müssten auch deutlich schutzbedürftigere oder sich körperlich dem Straßenkampf nicht gewachsen fühlende Menschen derart vorgehen und jegliche andere Vorgehensweise als systemerhaltend abtut. Abgesehen davon, dass ich derartige Argumentation (systemerhaltend, nützliche Marionetten des Systems, etc.) bisher nur von Altermedia kannte wurde der Vorwurf selbstverständlich auch währendes der Diskussion ausgiebigst begründet. Jede_r der_die anwesend war weiß das auch.

Antifa Intervention im Kiez

-O-O- 23.03.2010 - 23:04
Die Diskussion um eine antifaschistische Intervention ist längst lebendiger als gedacht. Der eindrucksvolle Kiezspaziergang hat mehr Menschen mobilisiert, las zu erwarten waren. Darunter waren, im Gegensatz zu den Behauptungen in der TAZ, nicht wenige Anwohner_innen und junge Neuköllner_innen. Trotzdem waren Teilnehmer_innen eher weiß.

Der Auflauf sovieler Menschen in der Jonasstraße sorgte in jedem Fall für Aufmerksamkeit. Auch bei den Veranstaltungen in der LUNTE und im SYNDIKAT beteiligten sich einige Neuköllner_innen, die sonst nicht in linke Projekte gehen. Eine Sensibilisierung für das Treiben der Nazis im Kiez konnte in jedem Fall geschaffen werden. So einfach wird es nicht noch einmal die Übergriffe zu ignorieren und, wie es durch den örtlichen SPD Bezirksverband unter Fritz Felgentreu passiert, absurderweise gegen vermeintlich bösartige und gewalttätige "autonome Gruppen" im Kiez zu polemisieren.

Die Kampagnen von Fritz Felgentreu gegen "Linksextremisten" im Kiez sowie von Buschkowsky gegen renitente Migrant_innen laufen sichtbar ins Leere. In Nordneukölln organiseren sich die Anwohner_innen längst selbst gegen Gentrifizierung, den Ausschluß bei der Öffnung des Tempelhofer Feldes und gegen Nazis.

44 Nazis jagen

gerd 25.03.2010 - 09:23
ein zusammenfassender artikel ist auch auf der antifa neukoelln seite nach zu lesen. welche, liebe "revolutionäre gruppe" eine der wenigen strukturen zu sein scheint welche in neukoelln effektiv was gegen nazis machen.


www.antifa-neukoelln.de.vu

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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44 nazifrei! — harleyjochen43er

Ergänzung — Dein Name

lunte-bashing ... — Fonzi

Anti-Nazi-Rallye Syndikat — Neuköllna

Brandenburg Rockt! — Mensch