Geheimdienst BND in Nazi-Tradition

Antifaschistische Bürger 20.03.2010 16:15 Themen: Blogwire
Beim BND waren Dutzende von Naziverbrechern und Massenmörder beschäftigt. Das hat der Auslandsgeheimdienst mit Sitz in Pullach bei München spätenstens seit 1965 gewusst und jahrelang vertuscht. Auf Anweisung der Führung verschwand der Untersuchungsbericht im Panzerschrank.
Der BND rekrutierte sich zu einem großen Teil aus ehemaligen SS-, SD- und Gestapo-Offizieren. Aus ihnen entstand der zunächst namenlose, im Sprachgebrauch als "Organisation Gehlen" bezeichnete Geheimdienst in der US-amerikanischen Besatzungszone.

Mitte der 1960er Jahre gehörten dem Auslandsgeheimdienst mindestens 200 Mitarbeiter an, die im »Dritten Reich« dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA), der Gestapo bzw. der SS angehört hatten. Noch 1970 waren zwischen 25-30 Prozent der Beschäftigten des BND ehemalige Angehörige dieser Nazi-Organisationen. Das geht aus Unterlagen der Ludwigsburger Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen hervor, die jetzt vom BND freigegeben wurden. Die genauen Zahlen der Naziverbrecher in Reihen des Geheimdienstes hat der BND jahrzehntelang verschwiegen.

Dass der BND braune Wurzeln hatte, war bekannt: Sein Gründungschef Generalmajor Reinhard Gehlen hatte schon für die Wehrmachtsabteilung »Fremde Heere Ost« spioniert. Wegen seiner Kenntnisse über die Rote Armee engagierten ihn nach dem Krieg zunächst die USA. 1956 wurde er an die Spitze des neugegründeten BND berufen. Nicht bekannt ist bisher das genaue Ausmaß der Einbindung alter Nazis. Die jetzt aufgedeckten 200 – von damals 2450 Mitarbeitern – dürften keine endgültige Zahl sein.

Die BND-Führung weiß bereits seit 1965 Bescheid, hatte die Akten aber bis jetzt unter Verschluß. Damals hatte Gehlen eine interne Untersuchung angeordnet. Anlaß dafür war ein Spionageprozeß gegen einen BND-Mann, der als Doppelagent des KGB enttarnt worden war. Zum Skandal wurde das Verfahren, als sich herausstellte, daß der Betreffende – Heinz Felfe – bis 1945 für das RSHA gearbeitet hatte, unter anderem bei der Bekämpfung italienischer Partisanen. Um weiteren Skandalen vorzubeugen, berief Gehlen eine »Organisationseinheit 85« ein. Deren Chef Hans-Henning Crome berichtete nun in der FAZ, er habe zwei Jahre lang insgesamt 146 seiner Kollegen befragt. Dabei stellte sich heraus, daß etliche Naziverbrecher darunter waren, deren gefälschte Lebensläufe bei Eintritt in den BND kaum geprüft worden waren. So etwa ein SS-Sturmbannführer, der 1941 der berüchtigten »Einsatzgruppe B« angehörte, die in der Sowjetunion innerhalb weniger Wochen über 24000 meist jüdische Menschen ermordet hatte. Auch ein früherer Kriminalkommissar, der einem »Einsatzkommando IV/2« angehört hatte, das 1939/40 Tausende Angehörige der polnischen Intelligenz umbrachte, hatte es in den BND geschafft. BND-Aufklärer Crome zufolge waren die Befragten durchweg unkooperativ, hielten an ihren falschen Legenden fest und behaupteten, von Verbrechen erst nach dem Krieg erfahren zu haben – solche Angaben könne »ein realistisch denkender und urteilender Nachrichtendienst nicht als Wahrheit akzeptieren«, so Crome in der FAZ.

71 Mitarbeiter mußten wegen »nachweisbarer Teilnahme an NS-Gewaltdelikten« gehen – die meisten erhielten einen Aufhebungsvertrag und eine Abfindung. Hinweise darauf, daß der BND gegen die Nazimörder Anzeige erstattete, liegen nicht vor. Gehlen – der die Verbrecher ja selbst eingestellt hatte – wollte die Sache offenbar vertuschen. Der Abschlußbericht der »Org 85« wanderte in den Giftschrank. Dabei ist die Zahl 71 mit Sicherheit zu niedrig angesetzt: Crome war zwar offensichtlich engagiert bei seiner Arbeit, aber es fehlten ihm juristische und historische Kenntnisse. Und befragen durfte er ausschließlich Mitarbeiter, die früher im »Sicherheits«imperium Heinrich Himmlers tätig gewesen waren. »Einfache« NSDAP-Mitglieder oder Wehrmachtsangehörige fielen nicht darunter.

Im Jahr 2012 wird der BND von Bayern in einem Neubau (siehe Foto) nach Berlin-Mitte umziehen. Der Architekt des Gebäudes hat im Grundriss die braunen Wurzeln des BND verewigt.
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Ergänzungen

Wenn dann Richtig...

MFIP 20.03.2010 - 16:55
Gehlen der "Führer" des Geheimdienstes BND, war nicht nur einer der hochpositionierten Mitarbeiter der Fremde Heere Ost sondern auch als Wehrmachtsgeneral am Überfall auf
Polen beteiligt und einer der Hauptverantwortlichen für die Operation: "Barbarossa" (Tote im 2-stelligen Millionenbereich). Er vergrub gegen Ende des 2.Weltkrieges die Archive der
"Fremde Heere Ost" und übergab es anrollenden Amerikanischen Einheiten um nach kurzer Inhaftierung unter Authorisation der CIA und entsprechender Finanzierung seine Arbeit
fortzusetzen. ...Der Spiegel-Artikel ist zwar ganz gut gewesen aber unvollständig gerade
in Bezug auf Gehlens Person der immerhin aus einer alten Preussischen Offiziersfamilie
stammte (Massenmörder Bismarck, etc).

www.braunbuch.de - Das Braunbuch der BRD

ich 20.03.2010 - 16:56
unter anderem hier

 http://www.braunbuch.de/8-02.shtml

@muss ausgefüllt werden

The Brain 20.03.2010 - 19:35
Das Bild, welches da so schön verziert wurde zeigt den Berliner Neubau, kein Gebäude zwischen 33-45. Und sich da nen Hakenkreuz vorzustellen, zeigt von grenzenloser Phantasie. Da gibt es sicher noch mehr Gebäude, ich jedenfalls sehe da kein Hakenkreuz als Grundform.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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OMG — Wie konnte der Architekt nur???

@Wie konnte der Architekt nur??? — (muss ausgefüllt werden)

@ andrea — vergiss es!

@ vergiss es! — Recht hast du!

@MFIP — Es wurde keinE AutorIn angegeben!

Interessante Frage, wo die gechassten Nazi- — Verbrecher dann hin sind?

@andrea — anti

@ Ahnungslose — MFIP