[Ffm] Altes Gefängnis »Klapperfeld« online!
[Frankfurt/Main] Ehemaliges Polizeigefängnis »Klapperfeld« geht online!
Im August 2008 machte die Initiative »Faites votre jeu!« erstmals mit der Besetzung eines ehemaligen Jugendzentrums im Frankfurter Stadtteil Bockenheim von sich reden. Als Mitte Januar 2009 dann die Duldung der Besetzung auslief, weigerten sich die Initiative und ihre Unterstützer_innen, das Haus freiwillig zu verlassen. Statt das Gebäude gewaltsam räumen zu lassen, sahen sich die städtischen Vertreter_innen – wohl auf Grund der breiten Unterstützung und der bisherigen Arbeit der Initiative – gezwungen, den Besetzer_innen ein Ersatzgebäude anzubieten. Neue Räume sollte der Initiative, so der Wille der Stadt, das ehemalige Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße 5 in der Frankfurter Innenstadt bieten.
Flur im 3. Stock des »Klapperfelds«
Um dem eigenen Anspruch an eine kontinuierliche geschichtspolitische Auseinandersetzung gerecht zu werden, die ein allgegenwärtiger Teil des Projekts werden sollte, gründete sich bereits Ende Januar – weit vor dem eigentlichen Umzug Ende April – der »Arbeitskreis Geschichte« als Teil der Initiative. Erste Zeitzeug_innen wurden interviewt, Archive durchforstet und in Bibliotheken recherchiert. Vorläufige Ergebnisse dieser Arbeit stellte der Arbeitskreis bei der ersten öffentlichen Veranstaltung in der Klapperfeldstraße am 1. Juli 2009 vor. Am 9. August folgte die Eröffnung der Dauerausstellung zur Knasthistorie, die im Keller des »Klapperfelds« besucht werden kann. Schwerpunkt dieser Ausstellung ist die Nutzung des »Klapperfelds« durch die Gestapo in der Zeit des Nationalsozialismus.
Eröffnung der Dauerausstellung am 9. August 2009
Seit gestern präsentiert der »Arbeitskreis Geschichte« seine Arbeit auch auf der Website klapperfeld.de. Hier steht die gesamte Dauerausstellung inklusive der Zeitzeug_innengespräche online. So besteht auch für diejenigen die Möglichkeit, die Auseinandersetzung mit der Gefängnisgeschichte zu verfolgen, die die Ausstellung vor Ort nicht besuchen können. Das gleiche gilt für Audio-Mitschitte von Veranstaltungen, die im »Klapperfeld« stattgefunden haben, die ebenso wie Presseberichte über »Faites votre jeu!« im Archiv der Seite zu finden sind. Zusätzlich gibt es jetzt auch die Möglichkeit, einen Newsletter zu abonnieren, der über Neuigkeiten rund um das »Klapperfeld« informiert. Zur Zeit arbeitet die Initiative noch an der Übersetzung der Internetseite ins Englische.
Maja Koster aus dem AK-Geschichte sagte zur neuen Website: »Genauso wie wir unsere geschichtspolitische Auseinandersetzung als kontinuierlichen, nicht endenden Prozess begreifen, soll auch klapperfeld.de kontinuierlich erweitert werden.«
Alle, die die Ausstellung vor Ort besuchen möchten, sind beispielsweise diesen Sonntag, am 21. März, von 15 bis 18 Uhr ganz herzlich eingeladen. Aktive des Arbeitskreises beantworten dort gerne Fragen und informieren über ihre aktuelle Arbeit. Weitere Öffnungszeiten stehen auf der Website.
Weitere Informationen zur Initiative »Faites votre jeu!«, der Besetzung des ehemaligen Jugendzentrums und dem Umzug und der Nutzung des »Klapperfelds«:Website der Initiative »Faites votre jeu!« mit Programm und aktuellen Infos: faitesvotrejeu.blogsport.de
Website zur Geschichte des ehemaligen Polizeigefängnisses »Klapperfeld«: www.klapperfeld.de
Sehr ausführlicher Indymedia-Artikel vom 20.12.2008 zur Besetzung des ehemaligen Jugendzentrum und der damaligen Situation: Ffm: Duldung für ehemaliges JUZ läuft aus
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Knastgraffiti
http://www.flickr.com/photos/28760994@N04/sets/72157606257678167/
Untersuchungsgefängnis Klapperfeld: ein Album in Flickr
Pressemitteilung 25.03.2010
Wie bereits mehrfach in der Presse berichtet wurde, plant die Stadt Frankfurt den Abriss des ehemaligen Polizeigefängnisses »Klapperfeld«. Dies manifestiert sich im vom Stadtplanungsamt vorgestellten sogenannten »Innenstadtkonzept«. Dort heißt es auf Seite 29: »Das Untersuchungsgefängnis soll abgebrochen werden und durch einen Neubau ersetzt werden.«
Imke Kurz, eine Vertreterin der Initiative »Faites votre jeu!« – die das »Klapperfeld« seit Ende April 2009 als selbstverwaltetes Zentrum nutzt – sagte dazu: »Wir sind sehr verwundert darüber, dass es bisher von Seiten der Stadt wohl niemand für nötig gehalten hat, uns über diese neueren Pläne in Kenntnis zu setzen.« Sie ergänzte: »Erst im April letzten Jahres mussten wir das bis dahin von uns genutzte ehemalige Jugendzentrum in Bockenheim verlassen und in die Klapperfeldstraße umziehen.«
Seit dem Umzug setzt sich die Initiative bzw. der »Arbeitskreis Geschichte« mit der Historie des Gebäudes auseinander. Die Dauerausstellung dazu eröffnete im August 2009, deren bisheriger Schwerpunkt die Nutzung des Baus durch die Gestapo während des Nationalsozialismus ist. Seit kurzem ist diese Auseinandersetzung auch auf der Website klapperfeld.de dokumentiert. Dazu Maja Koster, eine Vertreterin des AK-Geschichte: »Die Auseinandersetzung mit der über 115-jährigen Gefängnisgeschichte begreifen wir als kontinuierlichen Prozess, welcher integraler Bestandteil unseres Projekts geworden ist. Nachdem wir damit begonnen haben, die Geschichte des Gebäudes zu rekonstruieren, die trotz der zentralen Lage in der Frankfurter Innenstadt vorher so gut wie keine Beachtung gefunden hat, plant die Stadt den Abriss dieses geschichtsträchtigen Ortes. Wir halten es für unererlässlich, dass dieser Teil der Frankfurter Geschichte erhalten und allen interessierten Menschen zugänglich bleibt. Die Abrisspläne werden wir keinesfalls hinnehmen.« Neben dieser geschichtspolitischen Auseinandersetzung wurden zahlreiche Räume in Eigenleistung renoviert und seitdem vielfältig genutzt – zum Beispiel als Ateliers, Ausstellungs- und Veranstaltungsräume, Sporträume, Fotolabor, Plenaräume und Proberäume
Zu den angeblichen Mitwirkungsmöglichkeiten, die das Stadtplanungsamt im Rahmen ihrer Kampagne zur Legitimierung des »Innenstadtkonzeptes« einräumt, sagte Imke Kurz abschließend: »Dass jetzt die Stadt im Rahmen sogenannter ›Themenwerkstätten‹ versucht, ihrem Konzept durch vermeintliche Partizipationsmöglichkeiten den Anschein einer demokratischen Legitimation zu verleihen, ist nichts als Schönfärberei. Da augenscheinlich die vom Konzept direkt betroffenen Menschen und Gruppen in diesem weder Erwähnung finden, noch von diesem informiert worden sind, halten wir eine Teilnahme an derlei Veranstaltungen für absolut sinnlos. Nichtsdestotrotz werden wir das gesamte Vorhaben der Stadt ab jetzt kritisch begleiten.«
Pressemitteilung als pdf: download
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
aufm dachboden vom rathaus...
SUper Seite!