Frankenförde: Tausende Nerze befreit

Offensive gegen die Pelzindustrie 19.03.2010 00:16 Themen: Biopolitik Ökologie

Auf einer Nerzfarm in Frankenförde (Nuthe-Urstromtal/Brandenburg) wurden in der Nacht vom 15. zum 16. März mehrere Tausend Nerze von einer so genannten Pelzfarm befreit (Video). Laut einer Pressemitteilung der tierbefreier e.V. bekannte sich eine Gruppe mit dem Namen "Tierschutz Einsatzkommando" in einem Schreiben zu der Aktion. Zusätzlich zur Befreiung von 2.500 Nerzen seien die Wasserversorgung der "Farm", mehrere Kraftfahrzeuge und Maschinen beschädigt und zerstört worden. In Presseberichten wird der Schaden auf 180.000 Euro beziffert und die Zahl von gar 4.000 freigelassenen Nerzen genannt.


Hintergrundbericht der Offensive gegen die Pelzindustrie:

In Deutschland gibt es seit mehreren Jahrzehnten immer wieder spektakuläre Nerzbefreiungen. Im Fokus steht seit einigen Jahren Alfred Grosser, Vorsitzender des Zentralverbands deutscher Pelztierzüchter. Vor zwei Jahren musste eine seiner Pelzfarmen nach der Zerstörung von 700 leerstehenden Käfigen geschlossen werden (Bericht und Bilder). Im Oktober 2007 wurde eine weitere von ihm betriebene Farm in Grabow bei Burg (Sachsen-Anhalt) ebenfalls Ziel einer Tierbefreiungsaktion, bei der 15.000 Nerze befreit wurden (Bericht). Nur wenige Monate später wurden abermals mehrere Hundert Nerze einer Grosser-Farm in Söllichau (Sachsen-Anhalt) freigelassen (Bericht). Zu allen Aktionen hatte sich die Animal Liberation Front bekannt. Nerze, die in Freiheit quadratkilometergroße Reviere durchstreifen, werden auf den in Deutschland verbliebenen 20 "Farmen" zu Zehntausenden in winzigen Drahtgitterkäfigen unter miserablen Lebensbedingungen gefangen gehalten und nach nur wenigen Monaten getötet. Befreiungsaktionen ermöglichen so zumindest einem Teil der freigelassenen Tiere dem sicheren Tod zu entrinnen. Sabotageaktionen zielen zudem darauf ab, den wirtschaftlichen Betrieb der Zuchtanlagen zu erschweren.

Die Aktion sorgte in Brandenburg für ein großes Medienecho. Im Vordergrund der Berichterstattung standen jedoch nicht die Beweggründe der Aktivist_innen, sondern wie etwa im Artikel "Nerz-Alarm in Frankenförde" die Sorgen von Anwohner_innen, dass die Nerze über Haustiere "herfallen" könnten. Geradezu grotesk mutet es zudem an, wenn in einem Kommentar der Märkischen Allgemeinen Zeitung darauf verwiesen wird, dass viele der Tiere ihren "Ausflug in die Freiheit" mit "dem Leben bezahlen werden". So als seien die Nerze nicht gerade der sicheren Ermordung durch die Züchter entflohen, bzw. als sei der Erstickungstod der Bedrohung durch Verhungern allemal vorzuziehen. Etwas sinniger kommt da schon die Kritik von Detlef Knuth vom Naturschutzbund Brandenburg daher. "Es war für den Naturschutz, das schlechteste was man tun konnte", meint dieser in einem Interview mit dem RBB und verweist auf mögliche Auswirkungen auf das so genannte "ökologische Gleichgewicht" (Video). Sicherlich werden Nerze, statt Schlachtabfälle vorgesetzt zu bekommen, nun auf Beutezug gehen und damit als Konkurrenten anderer Tiere auf den Plan treten. Hierdurch eintretende Veränderungen bedrohen aber allerhöchstens von Menschen geschaffene Vorstellungen, nach denen vermeintlich fremde Tierarten nicht in "die heimische Natur" gehören und zur "Zerstörung" von Ökosystemen beitragen. Fraglich ist stattdessen, ob es nicht ehr um die unzähligen nicht-menschlichen Individuen gehen sollte, denen so zumindest die Möglichkeit gegeben wurde, in Freiheit zu leben.

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Ergänzungen

jegliche kritik untauglich?

nelson 19.03.2010 - 01:00
eure motive in allen ehren, aber mr. knuth hat seine watsche nicht ganz so hart verdient, findet zumindest nelson.

"Hierdurch eintretende Veränderungen bedrohen aber allerhöchstens von Menschen geschaffene Vorstellungen, nach denen vermeintlich fremde Tierarten nicht in "die heimische Natur" gehören und zur "Zerstörung" von Ökosystemen beitragen."

ich weiß ja nicht welche art von nerz befreit wurde, falls es aber kein europäischer nerz war, hat knuths kommentat durchaus berechtigung. ihr seid doch nicht blöd!
wieviele arten oder unterarten von endemischen tieren oder indigenen pflanzen sind schon ausgerottet worden, weil durch den menschen angeschleppte - und das können "unsere" nerze auch sein, ob's dir nun passt oder nicht - stärkere konkurrenten ihren platz eingenommen haben?! beispiele gibts sogar im park vor eurer nase! das amerikanische graue eichhörnchen vertreibt das kleinere heimische rote eichhörnchen aus europa, von westen gen osten.

ob tod durch verhungern dem tod durch ersticken vorzuziehen ist, mag ich nicht zu beurteilen, aber die geballte ignoranz, mit der der autor des textes jeglicher kritik gegenübertritt (vor allem auf die vom knuth bezogen), wiedert mich an und lässt mich am autor und seinen prinzipiell vertretbaren motiven zweifeln.

dass womöglich (!) der europäische nerz, sowieso schon bis ins hinterste loch verjagt, in der gegend der befreieung noch mehr ins hintertreffen gelangt, juckt dich also gar nicht?
ist ja nur so ne krude vorstellung...
alter, wenn du dich das thema interessiert und du dich damit solcherart auseinandersetzt, dann informier dich mal gründlicher.

über alles weitere lässt sich mit mir diskutieren ;)

mfg

apropos

da fällt mir ein 19.03.2010 - 01:35
Übrigens werden, entgegen anderslautender Propaganda der Pelzlobby, bis zu 50% der freigelassenen Nerze überleben, es wurden hier also 1200 bis 2000 Leben gerettet. Siehe hier:  http://www.voiceofthevoiceless.org/liberated-mink-survive-in-the-wild-study-shows/

unglaublich....

naturschützerin 19.03.2010 - 09:02
super. tausende amerikanische nerze (Neovison vison)in die freie wildbahn entlassen. die ökologischen konsequenzen, die sich dadurch ergeben, sind zwar noch kaum abschätzbar, werden allerdings erhebliche beeinträchtigungen für artverwandte und vögel in der region haben...

schon jetzt ist durch solche aktionen der heimische (europäische) nerz (Mustela lutreola) praktisch komplett durch den amerikanischen verdrängt worden und damit fast ausgerottet. ebenso sind bereits viele bodenbrütende vogelarten praktisch vom aussterben bedroht, verursacht durhch waschbär, nerz & co.

klar ist tierhaltung zu pelzerzeugung schlimm, aber wenn ihr konsequent diese industrie wirtschaftlichen schaden zufügen wollt UND die umwelt und wildlebend e'heimnische' arten schützen wollt, müsstet ihr am besten die pelztierfarmen inkl. tiere abfackeln.
aber einfach freilassen zeugt von einer beachtenswerten unreflektiertheit, was umwelt und naturschutz angeht.

aber die sind ja soooo süß mit ihrem weichen fell...und diese augen....
hoffentlich habt ihr euch noch mit einem sonem süßen ding aufm arm fotografiert, vermuumt natürlich.

leben gerettet?

oh gott.... 19.03.2010 - 09:15
2000 Leben gerettet? Letztlich werden ihr durch diese Aktion ein vielfaches dessen an Leben vernichtet! Stichwort: Verdrängung und Ausrottung durch Konkkurrenz. Ihr seid echt nicht ernstzunehmen... wie kann man nur....argh.

Ganz Klasse!!!

Hans Meise 19.03.2010 - 11:17
Ganz Klasse gemacht! Was seid ihr eigentlich für kranke Spinner!? Habt ihr auch nur ansatzweise eine Ahnung, was ihr der heimischen Vogelwelt angetan habt? Da könnt ihr euch auch gleich mit dem Luftgewehr auf Lauer legen und Singvögel schießen oder auch ein paar italienische Vogelnetze aufspannen und würdet dabei vermutlich noch weniger Schaden anrichten, als ihr es durch diese Aktion jetzt schon getan habt. So was nennt sich Tierschützer!? Eine Schande seid ihr!

john wayne

dto 19.03.2010 - 13:05
die taz schreibt

 http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/tausende-nerze-raeubern-sich-durch-brandenburg/

und mir bleibt, auf humoristischer ebene, nur auf die anti-anti-spezieistische aktion zu verweisen  http://antispe.blogsport.de/

sorry, aber die aktion war mal echt total panne. nun sterben mind die haelfte der tiere in freier wildbahn resp. durch autos, und die voegelchen etc werden von der uebermacht "massakriert"...gewonnen wurde bei der aktion summa sumarum mal echt nix!

nerzfarmen - abschaffen
idiotischen aktivismus - abschaffen
antispe-aktionen - das nachdeneken ermoeglichen!

@ da fällt mir ein

Anonymous 19.03.2010 - 15:15
Das stimmt so nicht ganz. Laut dem Abstract des Artikels (ich hatte keine Lust, direkt den ganzen Artikel zu lesen, aber das wäre für dich bestimmt interessant), der die Quelle deiner Aussage ist, trifft das auf Nerze zu, die auf einer Insel, die sie als "‘sanctuary’" bezeichnen, freigelassen wurden. Diese Vorraussetzung ist nicht erfüllt, deshalb kann man die Ergebnisse der Studie nicht einfach übernehmen. Wahrscheinlich ist eine höhere Mortalitätsrate.

Logik

zuendedenker 19.03.2010 - 15:54
"Etwas sinniger kommt da schon die Kritik von Detlef Knuth vom Naturschutzbund Brandenburg daher. "Es war für den Naturschutz, das schlechteste was man tun konnte", meint dieser in einem Interview mit dem RBB und verweist auf mögliche Auswirkungen auf das so genannte "ökologische Gleichgewicht" (Video). Sicherlich werden Nerze, statt Schlachtabfälle vorgesetzt zu bekommen, nun auf Beutezug gehen und damit als Konkurrenten anderer Tiere auf den Plan treten. Hierdurch eintretende Veränderungen bedrohen aber allerhöchstens von Menschen geschaffene Vorstellungen, nach denen vermeintlich fremde Tierarten nicht in "die heimische Natur" gehören und zur "Zerstörung" von Ökosystemen beitragen."

Überlege gerade, ob ich heute die Elefanten aus dem örtlichen Zoo befreie und in die städtische Freiheit entlasse. Nett wären auch ein paar Tiger oder Krokodile.

muss dass sein

Nicht von Belang 19.03.2010 - 21:26
Muss dass sein, dass diese Diskussion wie so viele in einem einzigen rumgepose und 'alle die nicht für mich sind, sind gegen mich' endet?

Muss dass sein, dass ihr die erstbeste Idee zum Thema 'Befreiung von Nerzen' gleich in die Tat umsetzt.

Ich kann gut verstehen dass man beim Anblick einer Nerzfarm (vom Geruch gar nicht erst zu sprechen) darüber nachdenkt wie der Pelzindustrie zu Leibe gerückt werden kann, wie der Schaden zu maximieren ist und wie die Nerze da heil raus kommen.

Als erstes fällt mir die Befreiung der Nerze ein, da das Fell unbrauchbar zu machen, auch den Nerzen schadet und die Nerze auch so noch einen Wert für die Farm haben, da die gehäuteten Kadaver in der Regel an die Jungnerze weiter verfüttert werden und auch der Nachwuchs kein Problem ist.

Doch auch dass Befreien hat seine Nachteile/Nebenwirkungen. Zum einen sind die Nerze nicht an das Leben in der freien Natur gewöhnt und laufen so Gefahr keine Nahrung zu finden, selbst gefressen zu werden oder auf den Straße überfahren zu werden. Zum anderen bedeutet eine so große Anzahl an Nerzen in einem Gebiet eine Gefahr für das lokale Ökosystem, welches zwar nicht gleich für immer verloren aus dem Gleichgewicht gerät, allerdings erheblich beeinträchtigt werden kann.

Dies ist im Übrigen keine Frage der Essgewohnheiten, es gibt sowohl 'Fleischfresser' als auch Veganer die sich für die Rechte der Tiere einsetzen und sich zumindest mit der Problematik der Nerzbefreiungen auseinandersetzen.

Auch mit Verständnis für das Verlangen etwas dagegen zu tun, kann ich diese Aktion nicht für gut heißen, allenfalls für über-reaktionär. Allerdings muss ich eingestehen, dass mir keine weitere Lösung einfällt und auf jeden Fall geschehen muss.

a

b 19.03.2010 - 21:41
Ach, ihr Helden.
Habt gerade (in veggiesprech) 2000 Mörder in die Freiheit entlassen, sorgt euch um Tierleben, aber eher um die Leben gefangender als Freier Tiere. Seid so großzügig den Gefangenen vor ihrem Tod die Freiheit zu gönnen, die nur das Menschlich Bewustsein erfassen kann. Nennt nun die wenigen Vernünftigen, die euch vorrechnen, wieviel mehr Leben ihr geopfert habt, als gerettet, Nazis, weil die mit der "heimischen" Fauna argumentieren. Dabei kann die heimische Fauna relativ wenig dafür, dass sie hier heimisch ist, die Nerze töten sie trotzdem (wenn sie ihrer Freiheit nicht vorher zum Opfer fallen). Das Leben der Tiere interssiert euch nen Dreck. Euch interessiert Propaganda, oder noch nichtmal das, denn die Aktion war mal wieder schlechte Propaganda. Was Euch interessiert ist die eigene radikale Identität. Scheiß auf Tiere, scheiß auf Leben. Der Mensch ist böse, und deshalb müssen wir ihm die Tiere entreißen. Egal was mit ihnen passiert...

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