Demonstration "Frankfurt Pelzfrei!" - Bericht

Offensive gegen die Pelzindustrie 18.03.2010 17:39 Themen: Biopolitik Ökologie

Auch in diesem Frühjahr versammelten sich wieder mehrere Hundert Tierbefreier_innen und Pelzgegner_innen zur "Fur and Fashion Demo" in Frankfurt. Zur Demonstration am Samstag, dem 13. März, kamen laut Angaben der Veranstalter rund 650 Aktivist_innen aus ganz Deutschland, Luxemburg und Belgien. In den vergangen Jahren konzentrierten sich die Proteste auf Europas größte Pelzmesse "Fur and Fashion". Nach jahrelangen Protesten und zahllosen erfolgreichen Kampagnen der Tierbefreiungsbewegung gegen die Pelzindustrie musste diese aber ihren Betrieb einstellen. Im besonderen Fokus der Proteste der diesjähigen Demo standen daher Konzerne, die von der Gefangenhaltung und Tötung so genannter "Pelztiere" profitieren.


Erstveröffentlichter Demobericht der Offensive gegen die Pelzindustrie:

Nach einer Auftaktkundgebung mit zahlreichen Infoständen, Videovorführungen und Redebeiträgen setzte sich ein Demonstrationszug durch die Innenstadt in Bewegung. Die Demo führte unter Sprechchören wie "Frankfurt - Pelzfrei" oder "Die Pelzindustrie gehört - Abgeschafft" vorbei an zahlreichen Filialen von Modekonzernen. So wurde bei MaxMara der Ausstieg des italienischen Unternehmens aus dem Pelzhandel gefordert und sich in einem Redebeitrag mit der internationalen MaxMara-Campaign solidarisiert. Auch vor Zara wurde eine Kundgebung abgehalten. Redner_innen forderten den Pelzausstieg vollumfänglich umzusetzen und alle Formen von verarbeiteten Echtfellen, also auch Lamm- und Ziegenfell aus dem Sortiment zu nehmen.

Den Mitarbeiter_innen und Kund_innen der ESCADA-Filiale schallten daraufhin "Wir machen euch pelzfrei" entgegen. Nach wie vor verzichtet auch ESCADA nicht auf den Verkauf von Echtpelzprodukten - trotz einer gut zwei-jährigen Kampagne. Ein Redebeitrag verdeutlichte, dass trotz der Kriminalisierung von Tierbefreiungskampagnen in Österreich gerade jetzt die Escada-Campaign unterstützt werden müsse. Der Demozug verweilte einige Zeit vor ESCADA. Der Slogan "Wir demonstrieren, dass ihrs wisst - bis ESCADA pelzfrei ist", der ebenfalls von Hunderten Demonstrant_innen gerufen wurde, kann als deutliches Zeichen verstanden werden, dass in Frankfurt längst nicht die letzten Proteste im Rahmen der internationalen Kampagne stattgefunden haben.

Vor zahlreichen Pelzgeschäften, aber vor auch anderen Unternehmen und Geschäften, die von Tierausbeutung profitieren, wurde protestiert. Die Veranstalter_innen wollten damit verdeutlichen, dass der Schwerpunkt der Demonstration nicht auf "Pelz" liege, weil dies eine besonders "grausame" Form der Tierausbeutung sei. Vielmehr sei Tierausbeutung als solche zu bekämpfen, weil sich in der Nutzung von Tieren nur der Verfügungsanspruch über Tiere wiederspiegele, der untrennbar mit Gewalt, Gefangenschaft und Tötung verbunden sei. "Ob Pelz oder Fleisch - Mord bleibt Mord" und "Wir sind laut und wir sind hier - Für die Befreiung von Mensch und Tiere" waren die wohl hierzu passenden Demoparolen, die u.a. vor Burger King oder Nordsee lautstark gerufen wurden.

Nicht zuletzt wurde auch Solidarität mit den dreizehn angeklagten Tierbefreiungs- und Tierschutzaktivist_innen gezeigt. Diese stehen seit dem 02. März unter dem Vorwurf der Bildung einer Kriminellen Organisation (§278a - österr. StGB) vor Gericht, weil sie sich an Kampagnen gegen Tierausbeutungsunternehmen beteiligt haben sollen (weitere Informationen: Soligruppe Antirep 2008). Informationen zum Prozess wurden verteilt, Spendengelder gesammelt und eine Stellungnahme von 50 Tierbefreiungsgruppen aus aller Welt wurde verlesen, in der es u.a. hieß: "Anmaßend sind nicht die Forderungen die Gewalt gegen Tiere zu beenden, sondern die Delegitimierung des Protests durch Polizei, Staatsschutz und Justiz. Unerträglich sind nicht die Proteste, Kampagnen und vereinzelte illegalisierte Aktionen, sondern der Verfügungsanspruch über Tiere, der in letzter Konsequenz in die Gefangenhaltung und Tötung unzähliger nicht-menschlicher Individuen führt." Erfreulicherweise wurden die Proteste in Frankfurt aber nicht übermäßig von der Polizei eingeschränkt, so dass ein deutliches Zeichen für die Befreiung der Tiere gesetzt werden konnte.

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Redebeitrag zu „AG Tierrecht“ und „AN"

¡Viva la (A)narquía! 18.03.2010 - 22:08
Vor MaxMara wurde ein Redebeitrag zum Thema „AG Tierrecht“ und „Autonome Nationalisten“ gehalten:

"Wir alle sind heute hier, um der Pelzindustrie zu zeigen, was wir von ihren grausamen Geschäften halten. Wir haben uns versammelt, um mit Worten und Taten auszudrücken, was wir empfinden, wenn wir an die Qualen denken, die die Tiere auf Pelzfarmen tagtäglich erleiden müssen.
Um konkret zu werden: Wir tragen heute unseren Hass auf die Straße. Unseren Hass auf eine Mordmaschinerie, welche das Leben verachtet, eine Mordmaschinerie, der das Leiden von fühlenden Lebewesen egal ist, eine Mordmaschinerie, die den Profit über das Recht auf Leben stellt.
Dieses Profitdenken ist eine notwendige Folge der kapitalistischen Verwertungslogik und kann nur durch eine Überwindung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse erreicht werden.

Seit geraumer Zeit versucht sich eine faschistische Gruppe in der Tierrechtsbewegung zu etablieren: die „AG Tierrecht“. Diese Gruppierung ist ein Zusammenschluss von so genannten „Autonomen Nationalisten“.
„Autonome Nationalisten“ (im Folgenden kurz „AN“ genannt) sind Neonazis, die Erscheinungs- und Aktionsformen der linksradikalen und autonomen Szene kopieren. So bilden sie beispielsweise bei Demonstrationen Schwarze Blöcke, provozieren Rangeleien mit der Polizei und durchbrechen Polizeiketten. Zudem häufen sich seit Jahren Angriffe von „AN“ auf Migrant_innen, Antifaschist_innen und politische Gegner_innen im Allgemeinen und andere Menschen, die nicht in das starre Weltbild der Nazis passen. Dabei kommt es nicht selten zu schweren körperlichen Verletzungen, welche oft psychische Verletzungen, wie z.B. Traumata zur Folge haben können.

Die „AN“ verstehen sich als die „Speerspitze“ der nationalsozialistischen Bewegung und haben gerade bei Jugendlichen durch ihr scheinbar „radikales“ Auftreten großen Zuspruch.
Ihre pseudo-revolutionären und pseudo-antikapitalistischen Parolen fußen allerdings auf dem selben Antisemitismus wie 1933: Auf einem Transparent von „AN“ bei einer Demonstration am 1. Mai 2008 in Hamburg war Folgendes zu lesen: „Ob Dortmund, Erfurt oder Buxtehude - Der Feind ist & bleibt der Kapitalismus!“ Gereimt hätte sich hier statt „der Kapitalismus“ wohl eher „der Jude“. Hinter diesem offensichtlich falschen Reim steckt Absicht: Das Gemeinte soll nicht gesagt, aber verstanden werden, nämlich, dass die angebliche „Kapitalismuskritik“ der Nazis auf Antisemitismus beruht.

Hinter der „coolen“ Maskerade der „AN“ steckt die gleiche faschistische Gesinnung wie bei den ideologischen Vorbildern der NSDAP des nationalsozialistischen Deutschlands. Ein Aussteiger berichtet: „In den Medien wird oft der Fehler gemacht, Autonome Nationalisten als ,weltoffenere‘ oder ,tolerantere‘ Nazis darzustellen. Aber es sind ganz klar Leute, die das 3. Reich glorifizieren, begangene Verbrechen leugnen oder relativieren und ein Regime nach dem Vorbild von Hitler-Deutschland anstreben.“

Kommen wir nun zu den Zielen der „AG Tierrecht“. Dazu gehören u.a.:

- Freiheit für alle Tiere
- Absolutes Schlacht- und Tötungsverbot für Tiere
- Durchsetzung eines absoluten Pelz- und Lederverbotes
- Verbot von Tierversuchen jeglicher Art
- Verbote und evtl. Auflösung von Zirkussen und Zoos

Diese Ziele klingen zunächst einmal nicht schlecht, doch wenn wir uns ansehen, wie diese Ziele begründet werden, wird schnell klar, dass eine Zusammenarbeit mit der „AG Tierrecht“ in jedem Fall abzulehnen ist. Im Folgenden einige Zitate aus dem Text „Klarstellung der AG Tierrecht“, der im Internet auf www.widerstand.info zu finden ist.
Der Kampf für Tierrechte sei „ein wichtiger Teil der Zukunft unserer Heimat, unseres Volkes und des nationalen Sozialismus“, denn „nicht nur das unschuldige Tierleben muss beschützt werden, sondern auch die eigene Volksgesundheit“. Die „Ausbeuterindustrien“ seien verantwortlich „für den schlechten Zustand der Volksgesundheit“. Außerdem sei „der nationale Sozialismus schon immer eine naturverbundene Weltanschauung“ gewesen.
Gesunde, d.h. vegane Ernährung und Tierrechte werden also mit einem völkischen Nationalismus begründet, welchen wir entschieden ablehnen und dem wir eine antinationale „No Borders!“-Politik entgegensetzen.

Die „AG Tierrecht“ wirft der politischen Gegnerin vor, den Antispeziesismus zu instrumentalisieren: „Rotfaschisten/Antideutsche, die sich auch für die Rechte der Tiere einsetzen, haben die Idee des Antispeziesismus selber nicht verstanden. Für sie ist es nur ein weiterer Begriff der sie dazu veranlasst gegen anders denkende Gewalt auszuüben.“

Die Nazis werfen uns also vor, „die Idee des Antispeziesismus selber nicht verstanden“ zu haben. Dabei sind es die Faschist_innen von der „AG Tierrecht“, die den Antispezisismus fehlinterpretieren.
Denn die antispezisistische Theorie strebt eine Gleichstellung von allen Lebewesen an. Die „AG Tierrecht“ hingegen propagiert einen völkischen Nationalismus, welcher im Sinne der NS-„Herrenmenschen“-Ideologie zwangsläufig all die Menschen ausschließt, die nicht in die konstruierte „Volksgemeinschaft“ passen, bzw. passen wollen. Diese Menschen werden somit zu „Menschen zweiter Klasse“ herabgestuft, was klar dem Antispezisismus widerspricht, da er alle Lebewesen gleichberechtigt.

Wir werden der „AG Tierrecht“, „Autonomen Nationalisten“ und anderen Nazis im antispezisistischen Kampf keinen Raum überlassen, weder auf unseren Demos und Kundgebungen, noch bei Volxküchen und veganen Brunchs und sonstigen Veranstaltungen und Aktionen!
Wir werden keine Querfront mit Nazis bilden und nicht mit faschistischen Gruppen und Einzelpersonen kooperieren!

Denn Antispezisismus ist herrschaftsfrei!
Kein Fußbreit der „AG Tierrecht“ und anderen Nazis!
Wir werden so lange kämpfen, bis jeder Käfig leer ist!
Holt die Tiere raus!
Reißt die Grenzen ein!
Für die Befreiung von Mensch und Tier!"

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

Antispe gegen AG ruhr mitte? — Emanzipatorische Linke

@Anarquia — Emanzipatorische Linke

@ "kaplan & ns-antispe" — veganarchie