Proteste gegen Bologna und mehr
Am letzten Wochenende fand der Bologna Gipfel in Wien statt. Neben Workshops, Alternativgipfel, Aktionen und Kundgebungen, Spontandemo und einer Großdemo gab es unter anderem auch Blockaden gegen die Minister und Ministerinnen...
Es sollte eine tolle Feier werden, in Budapest und Wien hatten die Bildungs- und Wissenschaftsminister der 47 Bologna-Staaten vor, das zehnjährige Jubiläum des vereinheitlichten Studiensystems zu feiern. Doch schon die Tage davor wurde klar. Es sollte nicht einfach werden. Bereits am 10.03. gab es zu diesem Thema eine Kundgebung in Linz, als auch eine Auftaktkundgebung in Salzburg. Die ÖH (Österreichische HochschülerInnenschaft) hatte sogar einen Umsonstzug organisiert, der von Innsbruck aus in wenigen Stunden mit wenigen Aufenthalten direkt nach Wien fuhr und zwei Tage später wieder zurück.
Neben täglichen Blockade Workshops, bei denen man sich in die "Kunst" des zivilen
Ungehorsams einweisen lassen konnte, wurde den TeilnehmerInnen noch einmal das
Prinzip des deeskalierenden Verhaltens beigebracht. Umrahmt wurde das Ganze drei Tage lang von einem großen Programm vieler Workshops als Alternativgipfel und dem Art-Attack Festival, dass neben Bands und Kunstveranstaltungen auch alternative Stadtführungen anbot.
Die Großdemo sammelte sich bereits einige Stunden vor Beginn am Westbahnhof und
zog dann nach sehr vielen ungezählten Ansprachen vieler einzelner AktivistInnen durch die
Innenstadt. Dabei wuchs die Demo, welche am Anfang ca. 3-4000 Menschen zählte
rasch um das Doppelte an. Viele verschiedene Blöcke formierten sich, die verschiedene Coleur reichte von den Squatting Teachers (ein Zusammenschluss von unbequemen Lehrenden und Forschenden) bis hin zu der Rebellclown Army. Tausende von Menschen strömten die Straßen entlang, um ihren Unmut gegen Bologna zu äußern, doch bei vielen ging es um mehr. So waren viele Transparente sichtbar, die eine Verbindung mit dem derzeitigen neoliberalen System zogen.
Während der gesamten Demonstrationsdauer gab es immer wieder BöllerwürfeImmer wieder Böller und es wurden Sprühschablonen gesprüht. Einigen AktivistInnen gelang es sogar auf das Dach einer Kirche zu klettern. Kurz vor dem vor einem Tag abermals besetzten NIG (Neues Institutsgebäude), Indymedia berichtete (
http://de.indymedia.org/2010/03/275463.shtml), war die Menge dann auf fast 10.000 Leute angewachsen. Am Parlament angekommen zogen unzählige Protestierende vor das österreichische Parlament und zeigten dort ein Transparent auf dem "Quo vadis" stand.
Ziemlich am Ende der Demonstration wurden verschiedenfarbige Zettel verteilt, die danach zu den jeweiligen Straßenblockaden führten. Einige DemonstrantInnen hatten Isomatten, Schlafsäcke und Thermokannen dabei, Styropor-Sitze wurden verteilt. Bis nach 18 Uhr war die Demo unterwegs Richtung Burgtor, danach versuchten die Studierenden mittels Straßenblockaden die aus Budapest anreisenden Minister am Zugang zu behindern. Im Schillerpark an der Akademie der bildenden Künste, an der Hauptuni, an der Technischen Universität sowie am Graben waren dafür Kundgebungen angemeldet worden.
Mehrere Autos wurden kurzfristig gestoppt, die einige MinisterInnen mussten vom Zug auf einen anderen fahrbaren Untersatz umsteigen, da ihr Zug von Budapest nach Wien aufgehalten wurde. Ein paar Studenten schafften es sogar nach drinnen in die Hofburg, wo Ministerin Karl gerade interviewt wurde. Für die bessere Koordination hatte Indymedia Österreich hat zu den zahlreichen Aktionen einen Ticker gestartet (
http://at.indymedia.org/node/17499). Zusätzlich bot das freie Das Freie Radio Orange immer wieder live Einstiege.
Gegen Mitternacht beruhigte sich die Lage langsam in der Innenstadt, die großräumigen Blockaden wurden von DemonstrantInnen sowie auch der Polizei aufgehoben und man zog zur Akademie der bildenden Künste oder zum C1, um dort zu feiern. Unter anderem gab es dort auch wieder die Volksküche, die rund um die Uhr veganes Essen zauberte. Einige gingen auch zu ihren Schlafmöglichkeiten, die zuvor von einer gut organisierten Pennplatzbörse vermittelt wurden.
Beim Auftakt des Alternativgipfels am nächsten Tag waren viele Menschen anwesend (
http://www.youtube.com/watch?v=yM-PfwA9DVw&feature=player_embedded). Menschen aus Spanien, Griechenland, Italien, Deutschland, Österreich, Ukraine, Türkei und vielen weiteren Ländern tauschten sich hier aus und berichteten von den jeweiligen Situationen in ihren Ländern. Natürlich wurde auch für den 9. Juni geworben, für diesen Tag ist in Deutschland ein bundesweiter Protesttag geplant.
An den nächsten Tagen waren die Veranstaltungen gut besucht. Thematisch hatten die Veranstaltungen auch eine Menge zu bieten, von der Podiumsdiskussion über den Protest, einem Workshop über soziale Bewegungen, Informationen zu den Studentenprotesten im Iran, die Prozesse gegen die Tierrechtler in Wien und vieles mehr. Und als dann Klaus Werner Lobo während eines Vortrags ein Feuer in einem Hörsaal entzündete, konnte man sich sicher sein, die Uni brennt weiter.
Neben täglichen Blockade Workshops, bei denen man sich in die "Kunst" des zivilen
Ungehorsams einweisen lassen konnte, wurde den TeilnehmerInnen noch einmal das
Prinzip des deeskalierenden Verhaltens beigebracht. Umrahmt wurde das Ganze drei Tage lang von einem großen Programm vieler Workshops als Alternativgipfel und dem Art-Attack Festival, dass neben Bands und Kunstveranstaltungen auch alternative Stadtführungen anbot.
Die Großdemo sammelte sich bereits einige Stunden vor Beginn am Westbahnhof und
zog dann nach sehr vielen ungezählten Ansprachen vieler einzelner AktivistInnen durch die
Innenstadt. Dabei wuchs die Demo, welche am Anfang ca. 3-4000 Menschen zählte
rasch um das Doppelte an. Viele verschiedene Blöcke formierten sich, die verschiedene Coleur reichte von den Squatting Teachers (ein Zusammenschluss von unbequemen Lehrenden und Forschenden) bis hin zu der Rebellclown Army. Tausende von Menschen strömten die Straßen entlang, um ihren Unmut gegen Bologna zu äußern, doch bei vielen ging es um mehr. So waren viele Transparente sichtbar, die eine Verbindung mit dem derzeitigen neoliberalen System zogen.
Während der gesamten Demonstrationsdauer gab es immer wieder BöllerwürfeImmer wieder Böller und es wurden Sprühschablonen gesprüht. Einigen AktivistInnen gelang es sogar auf das Dach einer Kirche zu klettern. Kurz vor dem vor einem Tag abermals besetzten NIG (Neues Institutsgebäude), Indymedia berichtete (

Ziemlich am Ende der Demonstration wurden verschiedenfarbige Zettel verteilt, die danach zu den jeweiligen Straßenblockaden führten. Einige DemonstrantInnen hatten Isomatten, Schlafsäcke und Thermokannen dabei, Styropor-Sitze wurden verteilt. Bis nach 18 Uhr war die Demo unterwegs Richtung Burgtor, danach versuchten die Studierenden mittels Straßenblockaden die aus Budapest anreisenden Minister am Zugang zu behindern. Im Schillerpark an der Akademie der bildenden Künste, an der Hauptuni, an der Technischen Universität sowie am Graben waren dafür Kundgebungen angemeldet worden.
Mehrere Autos wurden kurzfristig gestoppt, die einige MinisterInnen mussten vom Zug auf einen anderen fahrbaren Untersatz umsteigen, da ihr Zug von Budapest nach Wien aufgehalten wurde. Ein paar Studenten schafften es sogar nach drinnen in die Hofburg, wo Ministerin Karl gerade interviewt wurde. Für die bessere Koordination hatte Indymedia Österreich hat zu den zahlreichen Aktionen einen Ticker gestartet (

Gegen Mitternacht beruhigte sich die Lage langsam in der Innenstadt, die großräumigen Blockaden wurden von DemonstrantInnen sowie auch der Polizei aufgehoben und man zog zur Akademie der bildenden Künste oder zum C1, um dort zu feiern. Unter anderem gab es dort auch wieder die Volksküche, die rund um die Uhr veganes Essen zauberte. Einige gingen auch zu ihren Schlafmöglichkeiten, die zuvor von einer gut organisierten Pennplatzbörse vermittelt wurden.
Beim Auftakt des Alternativgipfels am nächsten Tag waren viele Menschen anwesend (

An den nächsten Tagen waren die Veranstaltungen gut besucht. Thematisch hatten die Veranstaltungen auch eine Menge zu bieten, von der Podiumsdiskussion über den Protest, einem Workshop über soziale Bewegungen, Informationen zu den Studentenprotesten im Iran, die Prozesse gegen die Tierrechtler in Wien und vieles mehr. Und als dann Klaus Werner Lobo während eines Vortrags ein Feuer in einem Hörsaal entzündete, konnte man sich sicher sein, die Uni brennt weiter.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Video von Uniriot
Bologna-Konferenz in Budapest und Wien
War der erste Teil der Konferenz in Budapest mit einer hektischen Parade ministerieller Statements im ungarischen Parlament kaum berichtenswert, wurden die 47 europäischen Delegationen und ihre internationalen Gäste nach der gemeinsamen Fahrt im »Nostalgiezug« und der anschließenden festlichen Gala am Donnerstagabend in der Wiener Hofburg warm miteinander. Wenngleich die Anti-Bologna-Proteste und Straßenblockaden österreichischer und europäischer Studierender den Ministern eine Verspätung bescherten, hatte man am Freitag bei den Konferenzteilnehmern fast den Eindruck, als seien sie sogar dankbar für diese negative öffentliche Resonanz. Es war, als würde die Ablehnung der Demonstranten den Ministern ihre neue, soziale Mission bestätigen. Die Konferenz gab sich reuig und optimistisch.
Die Proteste, heißt es in der Abschlusserklärung, erinnerten daran, dass einige Bologna-Reformen nicht so gut gelaufen seien. Man erkenne das an und gelobe, der Kritik von Studenten und Lehrkräften Gehör zu schenken. Auch Staaten ohne unzufriedene Studenten haben die Deklaration unterschrieben, denn der Bologna-Prozess als Instrument für nationale Hochschulreformen, als Plattform der gemeinsamen Reflexion über ein modernes Wissenschaftssystem und die Bologna-Konferenzen als Forum für internationale Kontakte funktionieren gut.
Dominant in vielen Konferenzbeiträgen und stärker betont als in allen vorherigen Bologna-Kommuniques ist das Bekenntnis der Minister zur »sozialen Dimension«. Eine offene Hochschule als öffentliche Aufgabe, die Bemühung, möglichst großen Bevölkerungsteilen eine Hochschulausbildung zu ermöglichen, eine den gesellschaftlichen Aufgaben verantwortliche Hochschule, die einen egalitären Bildungsanspruch vertritt und verwirklicht – so könnte man dies Bekenntnis zur sozialen Dimension verstehen.
Die Beteiligung von Studenten und Lehrkräften an der Gestaltung der weiteren Reformen, an der Qualitätssicherung und Kurrikula-Entwicklung soll zum Merkmal, mehr noch zum »added value« (Mehrwert) der europäischen Hochschullandschaft werden. Viele Ländervertreter etwa aus Albanien oder Lettland haben sich zu diesem »europäischen Standard« bekannt. István Hiller, der ungarische Bildungsminister und Gastgeber der Konferenz, sagte, Bologna sei zu einem Markenzeichen geworden, das Interesse in Kapstadt, Melbourne und Washington wecke. Dominc Orr, der renommierter Bildungsforscher und Leiter der Eurostudent-Studien, erklärte uns: »Der Bologna-Prozess definiert tatsächlich Werte.« Er mache zu seinem Markenzeichen, dass »europäische Hochschulausbildung für soziale Gerechtigkeit steht«; er artikuliere die Anerkennung von Bildung als entscheidender gesellschaftlicher Triebkraft.
Je wichtiger die Wissenschaftsminister im ökonomischen Kontext werden (Innovation, Wissenschaft, Ausbildung hervorragender Arbeitskräfte), desto höher ist auch die Rechenschaft, die die Gesellschaft von ihnen verlangt. Das haben zehn Jahre Reformen und zehn Jahre Studentendemonstrationen gemeinsam zustande gebracht. Das Verdienst des Bologna-Prozesses – und wenn es das einzige wäre, wäre es schon groß – sei in einer schönen Allegorie von Herrn Orr verdeutlicht: Alice hinter den Spiegeln hat ein Buch, dessen Lettern sie nicht lesen kann – erst als sie es vor den Spiegel hält, versteht sie die spiegelverkehrte Schrift. In dieser Weise ermöglicht der Bologna-Prozess den Ländern, den Wissenschaftssystemen, den Hochschulen, den akademischen Gemeinschaften, sich im Spiegel zu betrachten, sich zu verstehen und voneinander zu lernen. Sich verstehen und voneinander lernen – wäre das nicht ein europäisches Markenzeichen, das wir uns wünschen?
Tino Brömme und Karl-Heinz Kloppisch sind Herausgeber des Europäischen Hochschulbulletins ESNA (www.esna.tv).
Interview mit einer Aktivistin zum Bologna-Gipfel in Wien
BITTE UNTERSTÜTZT UNS!
WIR DAS ANTIFASCHISTISCHE SOZIALE FORUM SIND FÜR DEN BESUCHER AWARD KATEGORIE "BOARDS" NOMINIERT! BITTE STIMMT ALLE 3 STUNDEN FÜR UNS AB!
Video der Situation vor dem Parlament
hübsches video
Subjektive Ergänzung
Ein Problem bei der Mobilisierung war, dass in Wien erst sehr spät bekannt wurde, was da geplant ist. Und die wenigen Vorbereitungsveranstaltungen waren nicht gerade der Renner. Dass da hunderte Menschen aus verschiedenen Ländern anreisen werden, dass wussten bis zuletzt nur einige wenige Eingeweihte. Hätte die Mobilisierung in Wien etwas früher begonnen - vor allem mit etwas detailierteren Informationen - hätten sich sicher mehr Leute daran beteiligt. Wichtig ist da vor allem die Kritik, dass der Slogan "Bologna burns" alleine keine Inhalte transportiert, vor allem dann, wenn kaum wer weiß, was da überhaupt kritisiert wird. Und vor allem wäre der Anspruch, über den elitären Tellerrand der Uniproteste hinaus zu blicken, zu befürworten. Denn dann sehen sich auch Leute angesprochen, die nicht zu den auserwählten Studios_innen zählen. Denn letztendlich sollte es nicht darum gehen, die Privilegien von Studierenden und Akademiker_innen zu stärken, sondern sie allen zugänglich zu machen.
Gesammelte Videos und Fotos vom Bologna burns Wochenende in Wien:
Übermorgen, kritisch unabhängige Studierenden-Zeitung, zu den Bologna-Protesten (16-seitiges pdf):
Zahlreiche Informationen zu den Protesten der Studierenden und mehr auf:
Und weil die Proteste weiter gehen, hier noch ein paar Termine:
25. März - Brussels Alternative Summit - Für ein anderes Europa des Wissens
8. bis 14. April - Bologna Fuckin' Up Group - Stop Bologna Summit in Madrid
16. April - Vorbereitungstreffen für den Bochumer Kongress - Barcelona
25. bis 30. Mai - Bochum - European Education Congress 2010
Mehr dazu auf:
Übrigens...
Zusammenfassung aus Linz
Richard Paulovsky war vor Ort und hat dazu einige Interviews geführt, den Download gibt es hier:
Die Rolle der Universität im Kapitalismus...
@ aSD
Kleine Aktionen und Workshop in Budapest
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
@ ASF — Biggy