Kiel: 1400 Leute auf Soli-Antifa-Demo
Gut 1400 Menschen beteiligten sich am 13.3. in Kiel an einen antifaschistischen Demonstration unter dem Motto "You'll never walk alone - Solidarität mit der Alten Meierei und allen Betroffenen faschistischer Gewalt! Nazistrukturen in Kiel und andernorts zerschlagen - linke Gegenkultur stärken!"
Hintergrund der Demonstration waren zahlreiche faschistische Anschläge in Kiel mit ihrem Höhepunkt, scharfen Schüssen auf das linke Zentrum Alte Meierei.
Hintergrund der Demonstration waren zahlreiche faschistische Anschläge in Kiel mit ihrem Höhepunkt, scharfen Schüssen auf das linke Zentrum Alte Meierei.
Die Demo begann wie üblich mit etwas Verspätung, da die überdimensionale Lautsprecheranlage nicht in das Auto passte, das sie abholen sollte...
Bei gutem Wetter trafen ab 13.30 Uhr immer mehr Menschen auf dem Kieler Bahnhofsvorplatz ein. Das von der Polizei angekündigte Konzept der Zurückhaltung schien anfangs nicht wirklich umgesetzt zu werden, meinten die BeamtInnen doch, Teile ihres Fuhrparks mitten auf dem Kundgebungsplatz abstellen zu müssen. Darüber hinaus lungerten an jeder Ecke verschiedene Einheiten und Sixpacks herum.
Nach zwei Redebeiträgen des Demovorbereitungskreises und einer Vertreterin des Runden Tisches gegen Faschismus und Rassismus in Kiel setzte sich ein großer Demonstrationszug in Bewegung, gut 1400 Menschen, schwarz und bunt, viele junge aber auch erstaunlich viele ältere Menschen dabei.
Die Demo bewegte sich Richtung FußgängerInnenzone, wo sich der Demozug und vor allem der Lauti mit leichten Schwierigkeiten durch gefühlte hunderte von mobilen Würstchenverkäufern quetschen musste - hin zum AsmusBremerPlatz, wo die erste Zwischenkundgebung mit Redebeiträgen von Marlene Hates Germany (etwas trocken) und rebeltias (sehr powervoll). Weiter ging's von dort Richtung Buchladen Zapata, der schon mehrfach Zielscheibe faschistischer Attacken geworden war. Dort gab's einen Redebeitrag vom Zapata sowie von der Autonomen Antifa-Koordination Kiel. Nett war ein älterer Mensch, der mit einer alten Milchkanne (in Anlehnung an die Meierei) herumlief und Spenden für den Buchladen sammelte. Ziel der aktuellen Spendenkampagne für den Laden ist, die Installation von Fensterläden oder Rolläden als Schutz gegen die Naziangriffe zu ermöglichen.
Die Demo ging dann weiter zur Ringstraße, wo eine weitere kurze Kundgebung abgehalten wurde und von dort aus dann direkt zur Alten Meierei, wo ein warmer Raum, warmes Essen und Getränke auf die Menschen wartete. Später lief dort noch der Meierei-Film über die Offensive im Stress mit der Stadt Kiel vor einigen Jahren.
Insgesamt eine gute Demo mit sehr vielen Menschen, insbesondere die große Beteiligung vieler HamburgerInnen (über 150 kamen mit dem Zug) sowie zahlreicher KielerInnen aus dem linksliberalen und alternativen Spektrum haben den Betroffenen faschistischer Angriffe gezeigt, dass Solidarität nicht nur ein schnell dahergesagtes Wort ist, sondern dass viele Menschen auch bereit sind, diesem auch praktisch Ausdruck zu verleihen.
Bei gutem Wetter trafen ab 13.30 Uhr immer mehr Menschen auf dem Kieler Bahnhofsvorplatz ein. Das von der Polizei angekündigte Konzept der Zurückhaltung schien anfangs nicht wirklich umgesetzt zu werden, meinten die BeamtInnen doch, Teile ihres Fuhrparks mitten auf dem Kundgebungsplatz abstellen zu müssen. Darüber hinaus lungerten an jeder Ecke verschiedene Einheiten und Sixpacks herum.
Nach zwei Redebeiträgen des Demovorbereitungskreises und einer Vertreterin des Runden Tisches gegen Faschismus und Rassismus in Kiel setzte sich ein großer Demonstrationszug in Bewegung, gut 1400 Menschen, schwarz und bunt, viele junge aber auch erstaunlich viele ältere Menschen dabei.
Die Demo bewegte sich Richtung FußgängerInnenzone, wo sich der Demozug und vor allem der Lauti mit leichten Schwierigkeiten durch gefühlte hunderte von mobilen Würstchenverkäufern quetschen musste - hin zum AsmusBremerPlatz, wo die erste Zwischenkundgebung mit Redebeiträgen von Marlene Hates Germany (etwas trocken) und rebeltias (sehr powervoll). Weiter ging's von dort Richtung Buchladen Zapata, der schon mehrfach Zielscheibe faschistischer Attacken geworden war. Dort gab's einen Redebeitrag vom Zapata sowie von der Autonomen Antifa-Koordination Kiel. Nett war ein älterer Mensch, der mit einer alten Milchkanne (in Anlehnung an die Meierei) herumlief und Spenden für den Buchladen sammelte. Ziel der aktuellen Spendenkampagne für den Laden ist, die Installation von Fensterläden oder Rolläden als Schutz gegen die Naziangriffe zu ermöglichen.
Die Demo ging dann weiter zur Ringstraße, wo eine weitere kurze Kundgebung abgehalten wurde und von dort aus dann direkt zur Alten Meierei, wo ein warmer Raum, warmes Essen und Getränke auf die Menschen wartete. Später lief dort noch der Meierei-Film über die Offensive im Stress mit der Stadt Kiel vor einigen Jahren.
Insgesamt eine gute Demo mit sehr vielen Menschen, insbesondere die große Beteiligung vieler HamburgerInnen (über 150 kamen mit dem Zug) sowie zahlreicher KielerInnen aus dem linksliberalen und alternativen Spektrum haben den Betroffenen faschistischer Angriffe gezeigt, dass Solidarität nicht nur ein schnell dahergesagtes Wort ist, sondern dass viele Menschen auch bereit sind, diesem auch praktisch Ausdruck zu verleihen.
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
PM der Demovorbereitung
- zur Veröffentlichung -
- Über 1300 TeilnehmerInnen auf Demonstration "You'll never walk alone!
Solidarität mit der Alten Meierei und allen Betroffenen faschistischer
Gewalt! Nazistrukturen in Kiel und andernorts zerschlagen - linke
Gegenkultur stärken!" in Kiel
- Deutliche antifaschistische Reaktion auf Schüsse auf die Alte Meierei
im Januar
- Julia Schmidt (Demovorbereitungskreis 13.3.): "Erfolgreich überfällige
antifaschistische Gegenöffentlichkeit zu Naziaktivitäten in Kiel
geschafft!"
Heute, am Nachmittag des Sa., 13. März 2010 Uhr beteiligten sich
insgesamt weit mehr als 1300 Menschen an der Demonstration "You'll never
walk alone! Solidarität mit der Alten Meierei und allen Betroffenen
faschistischer Gewalt! Nazistrukturen in Kiel und andernorts zerschlagen
- linke Gegenkultur stärken!", die von verschiedenen NutzerInnen und
UnterstützerInnen der Alten Meierei initiiert und von einem breiten
Spektrum von fast 100 politischen und kulturellen Organisationen und
Projekten aus Kiel und weit darüber hinaus getragen wurde. Anlass der
Demonstration waren scharfe Schüsse auf das linke Kultur- und
Wohnprojekt Alte Meierei am 20. Januar 2010 und seit geraumer Zeit
andauernde Angriffe von Neonazis auf linke und alternative Einrichtungen
in Kiel.
Ab 14 Uhr versammelten sich die DemoteilnehmerInnen am Kieler
Hauptbahnhof, von wo sich der Demonstrationszug gegen 15 Uhr in Bewegung
setzte und nach einer langen Route durch die Kieler Innenstadt gegen
17.30 Uhr an der Alten Meierei endete.
Es wurden insgesamt vier Kundgebungen am Bahnhof, am Asmus-Bremer-Platz,
vor dem erst vor wenigen Wochen von einem erneuten Naziangriff
betroffenen Buchladen Zapata im Jungfernstieg und in der Ringstraße
abgehalten. Dabei wurde sich in verschiedenen Redebeiträgen solidarisch
mit allen Betroffenen der faschistischen Angriffe erklärt, zu denen es
vor allem in den letzten zwei Jahren immer wieder gehäuft gekommen ist,
die Notwendigkeit breiter antifaschistischer Gegenwehr betont und zur
Verteidigung und Schaffung grenzenloser linker Gegenkultur wie in der
Alten Meierei aufgerufen. Darüber hinaus wurde immer wieder die bisher
ausgebliebene breite Thematisierung der Kieler Naziaktivitäten in weiten
Teilen der städtischen Öffentlichkeit kritisiert. So berichte z.B. die
Lokalpresse den RednerInnen zufolge nur unzureichend und häufig
unzutreffend über Aktivitäten von Neonazis in Kiel. Zudem schwinge oft
eine Gleichsetzung von engagierten AntifaschistInnen mit Neonazis im
Sinne der sogenannten "Extremismustheorie", die als politisch und
wissenschaftlich haltlos zurück gewiesen wurde, in der Berichterstattung
führender Kieler Printmedien mit.
Mark Schröder vom Demovorbereitungskreis 13.3. zeigte sich sehr
zufrieden: "Weit über 1300 AntifaschistInnen haben heute
unmissverständlich klargestellt, dass wir uns nicht von den Angriffen
der Nazis einschüchtern lassen und jetzt erst recht eine lebendige linke
Gegenkultur leben und weiter gegen Naziaktivitäten jeglicher Art
vorgehen werden. Wir können uns dabei auf eine große Solidarität in der
Stadt verlassen, wie heute wieder einmal deutlich geworden ist."
"Es war lange überfällig, wie heute sehr erfolgreich geschehen, mit
einer starken antifaschistischen Mobilisierung die nötige
Gegenöffentlichkeit zu den Schüssen auf die Alte Meierei und anderen
Naziaktivitäten in Kiel herzustellen. Dass wir dies mal wieder selbst in
die Hand nehmen mussten, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die lokale
Presse ganz im Sinne der vorgegebenen Polizeilinie die hiesigen
Naziaktivitäten meist verschweigt, verharmlost oder sogar die dringend
erforderliche antifaschistische Gegenwehr mit ihnen gleichsetzt. Wie
gefährlich das ist, offenbart sich in einem städtischen Klima, in dem es
den Neonazis trotz ihrer weitestgehenden Marginalisierung möglich ist,
fortlaufend Menschen und Einrichtungen anzugreifen. Deshalb freuen wir
uns, dass es uns heute gelungen ist, dem eine unüberhörbare
antifaschistische Position entgegen zu setzten. Daran werden wir
natürlich auch in Zukunft festhalten!", kommentierte Julia Schmidt vom
Demovorbereitungskreis die erfolgreich verlaufene Demonstration.
Rückfragen an den Demovorbereitungskreis 13.3.: antifa-kiel@riseup.net
Weitere Informationen: www.antifa-kiel.org | www.altemeierei.de
PM der Bullen
Kiel (ots) – Samstagnachmittag fand in der Landeshauptstadt eine
Versammlung unter freien Himmel mit rund 1.300 Personen statt. Die
teilnehmenden Bürger, unter anderem aus der Antifa-Bewegung,
verhielten sich während der Versammlung und den Zwischenkundgebungen
friedlich. Die Polizei stellte auch im Umfeld der Versammlung keine
nennenswerten Störungen fest, sieben Personen nahmen die
Einsatzkräfte in Gewahrsam.
Gegen 14.30 Uhr setzte sich der Aufzug vom Bahnhofsvorplatz in
Richtung Asmus-Bremer-Platz in Bewegung. Die dort durchgeführte
Zwischenkundgebung sowie die weiteren Kundgebungen im Jungfernstieg
und in der Ringstraße verliefen ohne Störungen. Gegen 17.30 Uhr löste
sich die Versammlung auf.
Im Umfeld nahmen die Polizeieinsatzkräfte fünf Personen des rechten
Spektrums in Gewahrsam. Sie wurden dem Bereitschaftsrichter
zugeführt, der die weitere Gewahrsamnahme derzeit überprüft.Zwei
Personen des linken Lagers sind aus gefahrenabwehrenden Gründen
vorübergehend in Gewahrsam genommen worden.
Jürgen Börner
Drei Fotos
Fotos & Video
Video (schlechte Qualität): http://www.youtube.com/watch?v=OdoWCY1Qt4M
nazis
nach der demo war auch nochmal was in der hopfenstrasse los!aufjedenfall kammen 5fahrzeuge mit blaulicht an und die beamten hatten ihre helme auf!mehr weiss ich nicht darüber!
Kieler Nachrichten
Sonnabend im Umfeld der Demonstration "You'll never walk alone!
Solidarität mit der Alten Meierei und allen Betroffenen faschistischer
Gewalt. Nazistrukturen in Kiel und anderenorts zerschlagen"
festgenommen. Damit wollten die Beamten jegliche Provokation bzw. ein
Aufeinandertreffen der ungleich großen Gruppen unterbinden.
Etwa 1300 Menschen aus Kiel, Hamburg sowie anderen Städten
Schleswig-Holsteins hatten sich gegen 14 Uhr am Bahnhof getroffen und
waren durch die Innenstadt gezogen. Anlass der Demonstration waren
scharfe Schüsse auf das linke Kultur- und Wohnprojekt Alte Meierei am
20. Januar, die nach Veranstalterangaben von den "Rechten" abgefeuert
worden waren. Weiter heißt es in einer Pressemitteilung der Alten
Meierei, dass es in den vergangenen Jahren gehäuft zu faschistischen
Angriffen gekommen sei. So unter anderem auch vor wenigen Wochen auf den
Buchladen Zapata am Jungfernstieg. Bei verschiedenen Kundgebungen wurde
in Redebeiträgen immer wieder die Notwendigkeit breiter
antifaschistischer Gegenwehr betont und zur Verteidigung und Schaffung
grenzenloser linker Gegenkultur wie in der Alten Meierei aufgerufen.
Etwa 300 Polizisten hatten die Veranstaltung gesichert. Neben den
"Rechten" nahmen die Beamten zwei Personen des linken Lagers "aus
gefahrenabwehrenden Gründen vorübergehen in Gewahrsam", sagte ein
Polizeisprecher. Ohne weitere nennenswerte Störungen endete die
Veranstaltung gegen 17.30 Uhr.
KN
http://www.kn-online.de/microsites/polizei_ticker/142061-1300-Menschen-demonstrierten-gegen-rechtsextreme-Gewalt.html
contras in Kiel
Die Kieler antifa scheint ordentlich informiert zu sein.
http://www.antifa-kiel.org/index.php/news/items/gelb-rot-braun-schleswig-holsteiner-nazis-unterwandern-bandidos-.html
cops im sophienhof
leider ließ sich nicht ausmachen, was sie da zu suchen hatten.. vielleicht gibt es dazu augenzeugenberichte oder infos?
Jingle zur Kiel Demo
http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=32743
Neuer Nazi Anschlag in Kiel
Klick auf: http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=32448
Schüsse in Kiel und die Reaktion der AntiFa
http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=32652
wohl keine nazis in der "alten lübecker"
Jetzt gestärkt und offensiv nach Lübeck!
Pressespiegel zur Demo:
Redebeitrag - Keine Märchen für Deutschland
Nicht erst seit den ideologischen Debatten, im Zuge der schwarz-gelben Regierungsbildung, um Förderungsprogramme gegen "Rechtsextremismus“ und Gewalt geistert der so genannte Extremismus-Begriff durch die deutsche Diskussionslandschaft.
Schon längst hat sich die "Extremismus-Forschung“ als eigenständiger, interdisziplinärer Bereich der Sozialwissenschaften etabliert, die eine vulgarisierte, post-kommunistische Form der Totalitarismus-Theorien des Kalten Krieges darstellt und auf Grund ihrer intellektuellen Einfachheit gerne von der deutschen Politik rezipiert wird. Während die Totalitarismus-Theorie sich mit bestehenden diktatorischen Regimen auseinandersetzte, konstruiert die Extremismus-Formel eine demokratische Mitte der Gesellschaft, die durch Extremist_innen unterschiedlichster Couleur gleichermaßen bedroht sei. Berührungspunkte finden sich vor allem dort, wo die Totalitarismus-Theorie sich mit den jeweiligen totalitären Bewegungen beschäftigt. Hier existiert für keine_n jener vermeintlichen Empiriker_innen eine Überschneidung des jeweiligen Totalitarismus/Extremismus mit einer bürgerlichen Ideologie der Mitte. Völkischer Nationalismus, Antisemitismus und autoritärer Ordnungswahn wurden und werden zu Randphänomenen erklärt; das Ressentiment, das in Auschwitz endete, als fester Bestandteil der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft verneint.
Es wurde unlängst von kritischen Sozialwissenschaftler_innen konstatiert, dass die Totalitarismus-/Extremismus-Theorie nicht mehr als reine Ideologie sei, auch wenn sie sich selbst als Wissenschaft ausgibt. Doch lässt sich mit ihr zum einen eine als positiv interpretierbare deutsche Identität konstruieren und zum anderen jenen, die die Emanzipation forcieren und in ihrer alltäglichen politischen Praxis die postnazistische Gesellschaft kritisieren, eine generelle Unglaubwürdigkeit ausstellen. Gerade letzteres dient den Behörden und der lokalen Politik immer auch dazu antifaschistische Politik zu behindern und zu diffamieren.
Dort wo die deutschen Verbrechen an den europäischen Juden und Jüdinnen in eine Reihe gestellt werden mit anderen Verbrechen diktatorischer Regime - und seien diese noch so verabscheuendswert -, verlieren sie ihre Singularität und gehen unter in einem allgemeinen "Jahrhundert des Terrors”. Die Kontinuität zum Nationalsozialismus verliert so ihr Tabu, da mit dem Verweis auf angeblich gleiche Situationen andernorts Vergleichbarkeiten hergestellten werden und sogar darauf verwiesen werden kann, dass man ja selbst die “Schrecken des Krieges” besser als andere aufgearbeitet habe. So verwundert es nicht, dass gerade die Apologeten der Extremismus-Formel, Eckhard Jesse und Uwe Backes, mit ihrem Vorstoß einer Historisierung des Nationalsozialismus die Loslösung der Geschichte der Bundesrepublik von demselben anstreben und zumindest für ihr wissenschaftliches Klientel den oft geforderten Schlussstrich unter der deutschen Geschichte schon längst gezogen haben.
Gleichzeitig findet in Folge jenes Diskurses eine Verschiebung des politischen Fokus der bundesrepublikanischen Förderprogramme, weg vom "Kampf gegen Rechts“ hin zu einem allgemeinen “anti-extremistischen” Eintreten gegen "Gewalt und Demokratiefeindlichkeit“ und damit eine generellen Gleichsetzung von linksradikaler Politik mit neonazistischen Umtrieben, statt. Beide so genannten Randgruppen werden als politische Gegenpole zur bestehenden freiheitlich-demokratischen Grundordnung angesehen. Es ist den selbsternannten “Anti-Extremist_innen” egal, wodurch oder mit welchen Mitteln das schlechte Bestehende ersetzt bzw. überwunden werden soll. Die kapitalistische Ordnung wird so zur einzig denkbaren Freiheit erklärt und die Alltagswiderlichkeiten des falschen Ganzen zum Randgruppenphänomen. Dies würde bedeuten, dass die gegen die vorherrschenden Ungleichheitsideologien, die eben auch zentrale Inhalte der NS-Ideologie sind, gerichtete Kritik, die eine praktische Emanzipation zum Ziel hat, sinnfrei wäre, da der Gegenstand derselben nur von einem “politischen Spektrum” getragen wird und nicht gesellschaftlich verwurzelt ist, wie uns die Extremismus-Theorie glauben machen will.
Eine Gleichsetzung durch “Anti-Extremist_innen” delegitimiert praktische antifaschistische Arbeit und linke Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft gleichermaßen. Diejenigen, die bei Naziaufmärschen, Stadtteilarbeiten und Kulturprojekten sich gegen nationalsozialistische Bestrebungen einsetzen werden mit den willigen Vollstrecker_innen nazistischer Ideologie auf eine Stufe gestellt. Dass ein Zusammenwerfen politischer Strömungen nicht etwa bedeutet, dass eine intellektuelle Auseinandersetzung mit offen nationalsozialistischen Einstellungen eintritt beweist das Beispiel einer Bundesministerin Kristina Schröder, die in ihren Bundestagsreden gerne mal aus dem Nazi-Blatt Junge Freiheit zitiert. Hier muss uns als Repräsentant_innen einer besseren Gesellschaft in der falschen klar sein, dass jene “anti-extremistischen” Spinnereien linksradikale Positionen noch stärker als es ohnehin der Fall ist marginalisieren. Rechte Vordenker_innen gelingt es hingegen ihre Verknüpfung mit der bürgerlichen Mitte zu nutzen, da einerseits auch für die Extremismus-Formel der Übergang von konservativer und offen neonazistischer Weltanschauung fließend ist und andererseits sich die Theoretiker_innen jener Formel selbst des öfteren durch antisemitische und geschichtsrelativierende Äußerungen hervortun.
Auf der Ebene der praktischen Politik in der deutschen Provinz muss die Extremismus-Formel jedoch auch immer zum Schönlügen von Naziproblemen und zur Kriminalisierung antifaschistischer Praxis herhalten. Während sich die Extremismus-Formel meistens gegen linke Aktivist_innen richtet, haben wir es in Kiel mit einem besonderen Spezifikum des “anti-extremistischen” Ringelreigens zutun: Der Entpolitisierung und des Verschweigens. Statt das Problem einer gewaltbereiten Naziszene zu thematisieren und seine Leser_innen aufzuklären entpolitisiert das örtliche Lokalblättchen, die KN, das Thema vollends: Da werden Naziangriffe zu Auseinandersetzungen rivalisierender Jugendgangs, antisemitische Nazi-Flyer zu interessantem Material zum Nahostkonflikt und Schüsse auf die Alte Meierei werden mit der gleichen Aufmerksamkeit bearbeitet wie die letzte Messerstecherei in einer beliebigen Disko. Die Notwendigkeit einer antifaschistischen Arbeit wird weder erkannt, noch honoriert.
Dieses Klima der Ignoranz gegenüber neonazistischer Gewalt ist ebenso erschreckend wie gefährlich und zeigt nur zu deutlich, wie dringend es ist einen ernsthaften Bruch mit dem Extremismus-Begriff zu suchen und der bürgerlichen Gesellschaft ihr Märchen von der demokratischen Mitte zu nehmen. Denn nicht alles, was von ihr kommt ist harmlos und so werden wir auch weiterhin unsere Kritik an ihr haben.
Keine Märchen für Deutschland!
Den Unsinn der Extremismus-Theorie kollektiv verweigern!
Bilder!
Korrektur
Muss ich leider korrigieren. Die Polizeibusse stehen dort immer, egal ob demo ist und nicht. Weiß der Geier wieso.^^
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
solidarität — antifa23701
@ Verfasser und Ergänzer — @ PM der Bullen
@egal und bahnhof — kiel
@kiel — Adalbert
@adalbert — kiel