Schweinfurt, Nazis, Lohnarbeit und der 1.Mai
für 01.05.2010 wurde in Schweinfurt (Bayern) ein Naziaufmarsch unter dem Motto "Kapitalismus heißt Krieg" angemeldet. Nach aktuellen Einschätzungen werden bis zu 1300 Nazis in Schweinfurt erwartet.
Die Nazi Demonstration wird von sog. "Freien Kräften" des "FW Süd", "Freien Netz Süd" und "AB Rhein Neckar" veranstaltet. Während die bayerische NPD auf Kriegsfuß mit den Freien Kameradschaften ist, und deshalb zu einer NPD Demonstration nach Erfurt mobilisiert, mobilisieren andere Landesverbände wie z.B. die Baden- Württembergische NPD, sowie alle "Stützpunkte" der JN Baden- Württemberg, sowie einige von der NPD Landesführung Bayern ausscherende Bezirksverbände wie bspw. die BIA Augsburg unter Leitung des bayrischen NPD Pressesprechers Roland Wuttke und schließen sich ebenso wie der Bundesverband der JN dem Aufmarsch des "nationalen und sozialen Aktionsbündnis 1.Mai" an.
Betrachtet Mensch die Unterstützer_Innenliste für den „Nationalen Arbeiter_Innenkampftag“ scheint die Einschätzung vom Art-Nb (Antifaschistisches Recherche Team Nordbayern) bezüglich der Teilnehmer_Innenanzahl als realistisch. Auch aus dem europäischen Ausland werden Nationalisten erwartet. So kündigten sich Redner aus Ungarn und der Schweiz an. Wir bitten euch daher am 1.Mai nach Schweinfurt zu kommen und uns zu unterstützen.
das linksradikale Bündnis AK Maifeuer hat nun einen Aufruf veröffentlicht...
Kapitalismus und Lohnarbeit abschaffen! – Naziaufmarsch zerlegen!
Auch dieses Jahr mobilisieren Neonazis wieder zu diversen Aufmärschen anlässlich des 1.Mai. Dies nehmen die Nazis als Anlass für einen angeblich antikapitalistischen nationalen Kampftag der ArbeiterInnen nach Schweinfurt zu mobilisieren. Doch schon alleine in der Begrifflichkeit zwischen Antikapitalismus und Nationalem Sozialstaat lassen sich nicht übersehbare inhaltiche Differenzen ausmachen.
Nationaler Arbeiter_innenkampftag?
Die weltweite wirtschaftliche Krise hat mehr oder weniger neue Denkanstösse in der neonazistischen Rechten zu Tage gefördert bzw. reaktiviert. So steht im Aufruf der Nazis zum 1.Mai ins verachtenswerte Schweinfurt, dass nur das Konstrukt des Nationalstaates alleine der Ordnungsrahmen für soziale Gerechtigkeit sei. Diesem soll nach deren Auffassung der „Raubtier“-Kapitalismus zerstörerisch gegenüber stehen, der die natürlich gewachsene Volksgemeinschaft zerstöre. Insgesamt stelle die praktizierte Volksgemeinschaft den klassenübergreifenden Aufstand aller Deutschen gegen das dar, was ihnen als Kapitalismus gilt. In den Ideologien wird von Naziseite weiterhin die schaffende, deutsche Arbeit in Stellung gegen die raffende Profitgier, „Zinsknechtschaft“ und Zirkulationssphäre gebracht. Sie zeigen sich hiermit in der Personifikation von gesellschaftlichen Verhältnissen, wie sie sich in den Reden von „gewissenlosen Spekulanten“, „Heuschrecken“ und „jüdischem Finanzkapital“ ausdrückt. Durch die Schaffung einer Volksgemeinschaft sehen sie die kapitalistischen Klassengegensätze aufgehoben und die „natürliche Wirtschaft“ wiederhergestellt. In Deutschland formierte sich die völkische Nation bereits lange vor der Existenz eines deutschen Staates. Deshalb ist das ideologische Grundgerüst auch primär ein Völkisches. Dies äußert sich in einer biologisch definierten Volkszugehörigkeit zu einem imaginären organischen Gebilde und einem Bezug auf gemeinsame Kultur, Sprache und Geschichte. DeutscheR könne diesem Verständnis nach nur sein, wer auch „deutschen Blutes“ sei.
Raffendes Kapital? Halts Maul Kraut!
Die oben angeführten Kampfbegriffe, die von den selbsternannten „Nationalen Sozialisten“ auch in ihrem Aufruf für den 1.Mai gegen den Kapitalismus ins Feld geführt werden, sind an sich schon evident für den Hauptaspekt ihrer Kritik: die Trennung in „raffendens“ und „schaffendes“ Kapital. Unter den Terminus „raffendes Kapital“ werden von den rechten Antikapitalist_innen dann Adjektive wie geizig, parasitär, arbeitsscheu, und eben auch jüdisch subsumiert. Dem gegenüber werde das „gute schaffende Kapital“ von ersterem ausgebeutet und unterdrückt, der gut arbeitende Deutsche leide also unter der Übermacht der „Bonzen“. Eine solche Argumentation zeugt nicht nur von mangelndem Verständnis der komplexen Zusammhänge des kapitalistischen Produktionsprozesses, sondern zeigt auch auf, wie hier Sündenböcke für nicht verstandene Bestandteile der Verhältnisse, wie z.B. Waren- und Kapitalfetisch, gesucht und gefunden werden. Und wer kennt es nicht, die Szene am allabendlichen Stammtisch, wo der stolze Deutsche gegen „die da oben“ hetzt und die „Bonzen“ verteufelt. Dass solch verkürzte Kapitalismuskritik und eben auch Antisemitismus in der bürgerlichen Gesellschat flächendeckend auf Zustimmung stoßen, zeigt die Anschlussfähigkeit einiger Aspekte des Antikapitalismus der Nazis deutlich auf. Ein notwendiges Verständnis über den Kapitalismus als apersonales Verhältnis ist nicht zuletzt auch bei der deutschen Linken selten genug anzufinden.
Das Wesen des Kapitalismus ist immer und überall auf soziale Ungleichheit und Ausbeutung ausgerichtet. Das Geheimnis des kapitalistischen Ausbeutungsverhältnis, die Lohnarbeit als freie Form der Zwangsarbeit, wird bei allem Geschrei über gierige Manager_innen und Bänker_innen von den „Nationalen Sozialisten“ nicht nur ignoriert, sondern im Gegenteil sogar gefeiert.
1.Mai?! Lohnarbeit abschaffen anstatt abfeiern!
Desweiteren ignorieren die Neonazis konsequent die ursprüngliche Geschichte des 1.Mai. Der Historische Beginn des ArbeiterInnenkampftages war der 1. Mai 1886. In Chicago kam es in Folge der blutigen Niederschlagung eines Streiks zu mehrtägigen Straßenschlachten zwischen Staatsmacht und ArbeiterInnen. Wer nun aber meint, dass der 1. Mai, also der traditionelle Tag der ArbeiterInnen, mit emanzipatorischen Inhalten belegt sei, irrt. Der Tag der Arbeit glänzt seit jeher durch Verherrlichung von Arbeit und falscher, teils struktureller bis sogar offen antisemitischer Kapitalismuskritik. Vielmehr zeigt sich am Beispiel der Geschichte des 1. Mai die Unfähigkeit zu umfassender Kritik an Staat, Arbeit und Nation. Der Ruf, der durch alle politischen Lager hallt, ist der nach mehr Arbeit. Ob dieser von Gewerkschaft oder Staat kommt, ist dabei völlig dahingestellt. Beide kämpfen für einer Feier, die den Menschen in den kapitalistischen Verhältnissen als verwertbar erscheinen lassen, nämlich in der Bereitschaft die eigene Ware Arbeitskraft auf einem freien Markt anbieten zu können. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass die stetig steigenden Arbeitslosenzahlen und die immer prekärer werdenden Arbeitsverhältnisse nur eine logische Konsequenz der Rationalisierung von Produktionsprozessen sind. Anstatt jedoch einen endgültigen Bruch mit dem System der Lohnarbeit einzufordern, wurde z.B. mit Harz IV, der Lohnarbeit willen, ein modernes Zwangsarbeitssystem installiert. Lohnabhängige tragen in erster Linie ihre Arbeitskraft nicht deswegen zu Markte, weil sie sich nichts anderes wünschen würden, sondern weil sie schlicht keine andere Wahl haben, der „stumme Zwang“ zur Lohnarbeit, d.h. zum Verkauf seiner/ihrer Arbeitskraft, ist allgegenwärtig. Gelderwerb in dieser Gesellschaft geht nur über Arbeit, und Geld braucht man in dieser Gesellschaft für nahezu alles. Also brauchen und wollen alle Arbeit und ob das dann Spaß macht oder nicht, ist eher zweitrangig. Die Arbeit als die Plackerei, wie die Vergangenheit sie einzig kennt, wird kaum mehr in Frage gestellt. Die Arbeit ist Annahme eines jedem Menschen deren Horizont die Totalität der Warengesellschaft ist. Selbst die radikale Linke hinterfragt nicht die eigene Radikalität, die nicht darin liegt, die Arbeit zu negieren.
Die Scheiße bennenen…
Wir leben in einer bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, in der Staat und Kapital unser Leben ins kleinste Detail durchdringen und formen. Alle im Kapitalismus produzierten Güter werden zum Tausch hergestellt, und sind damit Waren. Diese Produktionsform unterwirft folglich alles dem Tauschprinzip und macht so die Warenförmigkeit zum einzigen Gültigen Prinzip der Gesellschaft. Damit ein Tausch der Waren allerdings überhaupt erst stattfinden kann, braucht es eine Ware die sich gegen die sich alle Waren tauschen lassen: Das Geld. Es drückt den Wert der jeweiligen Ware aus und wird zum allgemeinen Tauschäquivalent, mit dem sich jede Ware gegen eine andere tauschen lässt. In den oben beschriebenen gesellschaftlichen Aufbau treten die Menschen als vereinzelte Subjekte in Kontakt. Einerseits ist es die Ohnmacht und Vereinzelung der entfremdeten Arbeitersubjekte in der kapitalistischen Klassengesellschaft. Andererseits handelt es sich um einen Begriff, der Ausdruck des im Kapitalismus herrschenden Konkurrenzverhältnis ist, von dem alle Menschen betroffen sind. Im Zwang der Konkurrenz ist jeder auf sich selbst gestellt: Die Lohnarbeit stellt die tägliche Reproduktion der eigenen Entfremdung dar und ist gleichzeitig Ausdruck des Kampfes um das tägliche Brot. Eine Gesellschaft, die von Entfremdung und sozialer Kälte beherrscht wird, in der Menschen über andere Menschen regieren, und in der die politische Ohnmacht der Individuen durch das Spektakel des Konsumwahnsinns erstickt wird. Eine Gesellschaft, die Tag für Tag Menschen ins Elend stürzt, auf die Straße setzt, ausgrenzt, abschiebt und in Gefängnisse steckt.
Ein grundlegendes Fundament eben dieser Gesellschaft lässt sich im Staat erkennen. Der Staat ist weder einfach das Instrument „der Herrschenden“ noch ein Werkzeug für gesellschaftliche Veränderung. Der Staat, als Funktionszusammenhang, ist eben der Staat des Kapitals, da er als Gewaltmonopol die kapitalistische Eigentumsordnung aufrecht erhält sowie verwaltet. Er liefert den juristischen Rahmen des Elends der meisten Menschen im Kapitalismus. Jede Veränderung mit und durch den Staat führt ganz einfach zu einer Manifestierung der Kapitalverhältnisse und eben zu keiner Veränderung wie es von einer Linkspartei erhofft wird.
Gegen jeden Extremismus?
Was von der bürgerlichen Seite für den 1.Mai in Schweinfurt zu erwarten ist dürfte abzusehen sein. Sollte es nach der Bürgerinitiative Pro Schweinfurt gehen, würde es eine Veranstaltung gegen jegliche Art von Extremismus geben. Als grundlegendes Argument dient dabei immer der Verweis auf den Extremismusbegriff, der „Linksextreme“ völlig zusammenhanglos mit „Rechtsextremen“ gleichgesetzt. Hierfür werden inhaltliche Unterschiede zu gunsten der angeblich politischen „Mitte“ völlig ausgeblendet. Zudem wird radikal linke Gesellschaftskritik und antifaschistischer Widerstand mit den Ideologien der Nazis als ein und derselbe Problemfall genannt. Eine Differenzierung nach Einstellungen und politischen Zielen erfolgt also nicht. Durch den „Extremismus“ soll eine Bedrohung der Gesellschaft vorliegen. Die bürgerlich kapitalistische Mitte dieser Gesellschaft soll sich von diesen Extremen klar abgrenzen. Verkannt wird jedoch das rechte Ideologien wie Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus sowie sexistische Rolleneinteilungen Basis der angeblichen politischen Vernunft, also der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft ist. Dieser Extremismusbegriff wird von der breiten Bevölkerung mitgetragen. Nach der Logik der „Extremismusformel“ gilt es, den demokratischen Rechtsstaat gegen politische Extreme zu verteidigen. Wir hingegen sollten den menschenfeindlichen bürgerlichen Staat als das bennenen was er ist und die konkreten Widersprüche aufzeigen.
Naziaufmarsch sabotieren!
Da wir uns als antifaschistische, radikale Linke verstehen, ist uns die Verhinderung des für den 1.Mai geplanten Naziaufmarsches eine Selbstverständlichkeit. Allerdings ist uns dies nicht genug. Vielmehr müssen notwendigerweise die ideologischen Inhalte einer Gesellschaft reflektiert werden, die es diesen Gruppen erst ermöglichen Fuß zu fassen. Auch aus diesem Grund lehnen wir eine Zusammenarbeit mit bürgerlichen Gruppierungen und Organisationen ab, die diese Ideologien trotz ihrer propagierten Ablehnung gegenüber den Nazis noch immer reproduzieren und die menschenverachtenden Verhältnisse bejahen. Dem völkischen, standortnationalistischen Konsens der bürgerlichen Gesellschaft ist die Vision einer klassenlosen und befreiten Gesellschaft entgegenzustellen. Diese erfordert natürlich die Abschaffung von Nation, Volk und Kapitalismus. Deshalb heraus zum 1.Mai nach Schweinfurt. Den Naziaufmarsch blockieren und mit dezentralen Aktionen entgegentreten. Ein Round-House-Kick die Pflicht.
- Kapitalismus und Lohnarbeit abschaffen! –
Für die befreite Gesellschaft! -
AK MAIFEUER im März 2010
Um aktuelle Infos zu erhalten schaut auf dem Blog des AK Maifeuers vorbei
http://maifeuer.tk/
Bei Interesse an Mobimaterial oder sonstigen Fragen meldet euch bei
maifeuer@riseup.net
Betrachtet Mensch die Unterstützer_Innenliste für den „Nationalen Arbeiter_Innenkampftag“ scheint die Einschätzung vom Art-Nb (Antifaschistisches Recherche Team Nordbayern) bezüglich der Teilnehmer_Innenanzahl als realistisch. Auch aus dem europäischen Ausland werden Nationalisten erwartet. So kündigten sich Redner aus Ungarn und der Schweiz an. Wir bitten euch daher am 1.Mai nach Schweinfurt zu kommen und uns zu unterstützen.
das linksradikale Bündnis AK Maifeuer hat nun einen Aufruf veröffentlicht...
Kapitalismus und Lohnarbeit abschaffen! – Naziaufmarsch zerlegen!
Auch dieses Jahr mobilisieren Neonazis wieder zu diversen Aufmärschen anlässlich des 1.Mai. Dies nehmen die Nazis als Anlass für einen angeblich antikapitalistischen nationalen Kampftag der ArbeiterInnen nach Schweinfurt zu mobilisieren. Doch schon alleine in der Begrifflichkeit zwischen Antikapitalismus und Nationalem Sozialstaat lassen sich nicht übersehbare inhaltiche Differenzen ausmachen.
Nationaler Arbeiter_innenkampftag?
Die weltweite wirtschaftliche Krise hat mehr oder weniger neue Denkanstösse in der neonazistischen Rechten zu Tage gefördert bzw. reaktiviert. So steht im Aufruf der Nazis zum 1.Mai ins verachtenswerte Schweinfurt, dass nur das Konstrukt des Nationalstaates alleine der Ordnungsrahmen für soziale Gerechtigkeit sei. Diesem soll nach deren Auffassung der „Raubtier“-Kapitalismus zerstörerisch gegenüber stehen, der die natürlich gewachsene Volksgemeinschaft zerstöre. Insgesamt stelle die praktizierte Volksgemeinschaft den klassenübergreifenden Aufstand aller Deutschen gegen das dar, was ihnen als Kapitalismus gilt. In den Ideologien wird von Naziseite weiterhin die schaffende, deutsche Arbeit in Stellung gegen die raffende Profitgier, „Zinsknechtschaft“ und Zirkulationssphäre gebracht. Sie zeigen sich hiermit in der Personifikation von gesellschaftlichen Verhältnissen, wie sie sich in den Reden von „gewissenlosen Spekulanten“, „Heuschrecken“ und „jüdischem Finanzkapital“ ausdrückt. Durch die Schaffung einer Volksgemeinschaft sehen sie die kapitalistischen Klassengegensätze aufgehoben und die „natürliche Wirtschaft“ wiederhergestellt. In Deutschland formierte sich die völkische Nation bereits lange vor der Existenz eines deutschen Staates. Deshalb ist das ideologische Grundgerüst auch primär ein Völkisches. Dies äußert sich in einer biologisch definierten Volkszugehörigkeit zu einem imaginären organischen Gebilde und einem Bezug auf gemeinsame Kultur, Sprache und Geschichte. DeutscheR könne diesem Verständnis nach nur sein, wer auch „deutschen Blutes“ sei.
Raffendes Kapital? Halts Maul Kraut!
Die oben angeführten Kampfbegriffe, die von den selbsternannten „Nationalen Sozialisten“ auch in ihrem Aufruf für den 1.Mai gegen den Kapitalismus ins Feld geführt werden, sind an sich schon evident für den Hauptaspekt ihrer Kritik: die Trennung in „raffendens“ und „schaffendes“ Kapital. Unter den Terminus „raffendes Kapital“ werden von den rechten Antikapitalist_innen dann Adjektive wie geizig, parasitär, arbeitsscheu, und eben auch jüdisch subsumiert. Dem gegenüber werde das „gute schaffende Kapital“ von ersterem ausgebeutet und unterdrückt, der gut arbeitende Deutsche leide also unter der Übermacht der „Bonzen“. Eine solche Argumentation zeugt nicht nur von mangelndem Verständnis der komplexen Zusammhänge des kapitalistischen Produktionsprozesses, sondern zeigt auch auf, wie hier Sündenböcke für nicht verstandene Bestandteile der Verhältnisse, wie z.B. Waren- und Kapitalfetisch, gesucht und gefunden werden. Und wer kennt es nicht, die Szene am allabendlichen Stammtisch, wo der stolze Deutsche gegen „die da oben“ hetzt und die „Bonzen“ verteufelt. Dass solch verkürzte Kapitalismuskritik und eben auch Antisemitismus in der bürgerlichen Gesellschat flächendeckend auf Zustimmung stoßen, zeigt die Anschlussfähigkeit einiger Aspekte des Antikapitalismus der Nazis deutlich auf. Ein notwendiges Verständnis über den Kapitalismus als apersonales Verhältnis ist nicht zuletzt auch bei der deutschen Linken selten genug anzufinden.
Das Wesen des Kapitalismus ist immer und überall auf soziale Ungleichheit und Ausbeutung ausgerichtet. Das Geheimnis des kapitalistischen Ausbeutungsverhältnis, die Lohnarbeit als freie Form der Zwangsarbeit, wird bei allem Geschrei über gierige Manager_innen und Bänker_innen von den „Nationalen Sozialisten“ nicht nur ignoriert, sondern im Gegenteil sogar gefeiert.
1.Mai?! Lohnarbeit abschaffen anstatt abfeiern!
Desweiteren ignorieren die Neonazis konsequent die ursprüngliche Geschichte des 1.Mai. Der Historische Beginn des ArbeiterInnenkampftages war der 1. Mai 1886. In Chicago kam es in Folge der blutigen Niederschlagung eines Streiks zu mehrtägigen Straßenschlachten zwischen Staatsmacht und ArbeiterInnen. Wer nun aber meint, dass der 1. Mai, also der traditionelle Tag der ArbeiterInnen, mit emanzipatorischen Inhalten belegt sei, irrt. Der Tag der Arbeit glänzt seit jeher durch Verherrlichung von Arbeit und falscher, teils struktureller bis sogar offen antisemitischer Kapitalismuskritik. Vielmehr zeigt sich am Beispiel der Geschichte des 1. Mai die Unfähigkeit zu umfassender Kritik an Staat, Arbeit und Nation. Der Ruf, der durch alle politischen Lager hallt, ist der nach mehr Arbeit. Ob dieser von Gewerkschaft oder Staat kommt, ist dabei völlig dahingestellt. Beide kämpfen für einer Feier, die den Menschen in den kapitalistischen Verhältnissen als verwertbar erscheinen lassen, nämlich in der Bereitschaft die eigene Ware Arbeitskraft auf einem freien Markt anbieten zu können. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass die stetig steigenden Arbeitslosenzahlen und die immer prekärer werdenden Arbeitsverhältnisse nur eine logische Konsequenz der Rationalisierung von Produktionsprozessen sind. Anstatt jedoch einen endgültigen Bruch mit dem System der Lohnarbeit einzufordern, wurde z.B. mit Harz IV, der Lohnarbeit willen, ein modernes Zwangsarbeitssystem installiert. Lohnabhängige tragen in erster Linie ihre Arbeitskraft nicht deswegen zu Markte, weil sie sich nichts anderes wünschen würden, sondern weil sie schlicht keine andere Wahl haben, der „stumme Zwang“ zur Lohnarbeit, d.h. zum Verkauf seiner/ihrer Arbeitskraft, ist allgegenwärtig. Gelderwerb in dieser Gesellschaft geht nur über Arbeit, und Geld braucht man in dieser Gesellschaft für nahezu alles. Also brauchen und wollen alle Arbeit und ob das dann Spaß macht oder nicht, ist eher zweitrangig. Die Arbeit als die Plackerei, wie die Vergangenheit sie einzig kennt, wird kaum mehr in Frage gestellt. Die Arbeit ist Annahme eines jedem Menschen deren Horizont die Totalität der Warengesellschaft ist. Selbst die radikale Linke hinterfragt nicht die eigene Radikalität, die nicht darin liegt, die Arbeit zu negieren.
Die Scheiße bennenen…
Wir leben in einer bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, in der Staat und Kapital unser Leben ins kleinste Detail durchdringen und formen. Alle im Kapitalismus produzierten Güter werden zum Tausch hergestellt, und sind damit Waren. Diese Produktionsform unterwirft folglich alles dem Tauschprinzip und macht so die Warenförmigkeit zum einzigen Gültigen Prinzip der Gesellschaft. Damit ein Tausch der Waren allerdings überhaupt erst stattfinden kann, braucht es eine Ware die sich gegen die sich alle Waren tauschen lassen: Das Geld. Es drückt den Wert der jeweiligen Ware aus und wird zum allgemeinen Tauschäquivalent, mit dem sich jede Ware gegen eine andere tauschen lässt. In den oben beschriebenen gesellschaftlichen Aufbau treten die Menschen als vereinzelte Subjekte in Kontakt. Einerseits ist es die Ohnmacht und Vereinzelung der entfremdeten Arbeitersubjekte in der kapitalistischen Klassengesellschaft. Andererseits handelt es sich um einen Begriff, der Ausdruck des im Kapitalismus herrschenden Konkurrenzverhältnis ist, von dem alle Menschen betroffen sind. Im Zwang der Konkurrenz ist jeder auf sich selbst gestellt: Die Lohnarbeit stellt die tägliche Reproduktion der eigenen Entfremdung dar und ist gleichzeitig Ausdruck des Kampfes um das tägliche Brot. Eine Gesellschaft, die von Entfremdung und sozialer Kälte beherrscht wird, in der Menschen über andere Menschen regieren, und in der die politische Ohnmacht der Individuen durch das Spektakel des Konsumwahnsinns erstickt wird. Eine Gesellschaft, die Tag für Tag Menschen ins Elend stürzt, auf die Straße setzt, ausgrenzt, abschiebt und in Gefängnisse steckt.
Ein grundlegendes Fundament eben dieser Gesellschaft lässt sich im Staat erkennen. Der Staat ist weder einfach das Instrument „der Herrschenden“ noch ein Werkzeug für gesellschaftliche Veränderung. Der Staat, als Funktionszusammenhang, ist eben der Staat des Kapitals, da er als Gewaltmonopol die kapitalistische Eigentumsordnung aufrecht erhält sowie verwaltet. Er liefert den juristischen Rahmen des Elends der meisten Menschen im Kapitalismus. Jede Veränderung mit und durch den Staat führt ganz einfach zu einer Manifestierung der Kapitalverhältnisse und eben zu keiner Veränderung wie es von einer Linkspartei erhofft wird.
Gegen jeden Extremismus?
Was von der bürgerlichen Seite für den 1.Mai in Schweinfurt zu erwarten ist dürfte abzusehen sein. Sollte es nach der Bürgerinitiative Pro Schweinfurt gehen, würde es eine Veranstaltung gegen jegliche Art von Extremismus geben. Als grundlegendes Argument dient dabei immer der Verweis auf den Extremismusbegriff, der „Linksextreme“ völlig zusammenhanglos mit „Rechtsextremen“ gleichgesetzt. Hierfür werden inhaltliche Unterschiede zu gunsten der angeblich politischen „Mitte“ völlig ausgeblendet. Zudem wird radikal linke Gesellschaftskritik und antifaschistischer Widerstand mit den Ideologien der Nazis als ein und derselbe Problemfall genannt. Eine Differenzierung nach Einstellungen und politischen Zielen erfolgt also nicht. Durch den „Extremismus“ soll eine Bedrohung der Gesellschaft vorliegen. Die bürgerlich kapitalistische Mitte dieser Gesellschaft soll sich von diesen Extremen klar abgrenzen. Verkannt wird jedoch das rechte Ideologien wie Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus sowie sexistische Rolleneinteilungen Basis der angeblichen politischen Vernunft, also der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft ist. Dieser Extremismusbegriff wird von der breiten Bevölkerung mitgetragen. Nach der Logik der „Extremismusformel“ gilt es, den demokratischen Rechtsstaat gegen politische Extreme zu verteidigen. Wir hingegen sollten den menschenfeindlichen bürgerlichen Staat als das bennenen was er ist und die konkreten Widersprüche aufzeigen.
Naziaufmarsch sabotieren!
Da wir uns als antifaschistische, radikale Linke verstehen, ist uns die Verhinderung des für den 1.Mai geplanten Naziaufmarsches eine Selbstverständlichkeit. Allerdings ist uns dies nicht genug. Vielmehr müssen notwendigerweise die ideologischen Inhalte einer Gesellschaft reflektiert werden, die es diesen Gruppen erst ermöglichen Fuß zu fassen. Auch aus diesem Grund lehnen wir eine Zusammenarbeit mit bürgerlichen Gruppierungen und Organisationen ab, die diese Ideologien trotz ihrer propagierten Ablehnung gegenüber den Nazis noch immer reproduzieren und die menschenverachtenden Verhältnisse bejahen. Dem völkischen, standortnationalistischen Konsens der bürgerlichen Gesellschaft ist die Vision einer klassenlosen und befreiten Gesellschaft entgegenzustellen. Diese erfordert natürlich die Abschaffung von Nation, Volk und Kapitalismus. Deshalb heraus zum 1.Mai nach Schweinfurt. Den Naziaufmarsch blockieren und mit dezentralen Aktionen entgegentreten. Ein Round-House-Kick die Pflicht.
- Kapitalismus und Lohnarbeit abschaffen! –
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
info
geschichte des 1.mai
Zum 100. Jahrestag des Sturms auf die Bastille trafen sich am 14. Juli 1889 400 Delegierte sozialistischer Parteien und Gewerkschaften aus zahlreichen Ländern zu einem internationalen Kongress in Paris. Die Versammelten produzierten, wie auf Kongressen auch damals schon üblich, eine Menge bedruckten Papiers, darunter eine Resolution des Franzosen Raymond Felix Lavigne, in der es hieß:
"Es ist für einen bestimmten Zeitpunkt eine große internationale Manifestation zu organisieren, und zwar dergestalt, dass gleichzeitig in allen Städten an einem bestimmten Tage die Arbeiter an die öffentlichen Gewalten die Forderung richten, den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen (...). In Anbetracht der Tatsache, dass eine solche Kundgebung bereits von dem amerikanischen Arbeiterbund (...) für den 1. Mai 1890 beschlossen worden ist, wird dieser Zeitpunkt als Tag der internationalen Kundgebung angenommen."
Zunächst war keine Rede von einer Wiederholung oder gar einer Institutionalisierung als Feiertag. Es schien aber wie ein stillschweigendes Übereinkommen, dass die Arbeiterbewegungen der meisten Länder davon gleichwohl ausgingen. Wieso entschieden sich die amerikanischen Gewerkschaften für den 1. Mai?
Arbeitszeitverkürzung
Die Vorgeschichte begann zum Ende des Bürgerkriegs 1865, als die amerikanischen Gewerkschaften erstmals die Forderung nach der Einführung des Acht-Stunden-Tags erhoben. Bis in die 1860er Jahre galten in den meisten US-Betrieben Arbeitszeiten von elf bis 13 Stunden, erst dann konnten sie den Zehn-Stunden-Tag als Regelarbeitszeit durchsetzen. Es sollten weitere beinahe zwanzig Jahre vergehen, bis sie 1884 die allgemeine und verbindliche Durchsetzung einer täglich achtstündigen Arbeitszeit in Angriff nahmen. Sie beschlossen, am 1. Mai 1886 dafür einen mehrtägigen Generalstreik zu führen. Noch stand nicht der Termin, sondern die Forderung im Mittelpunkt.
Der Grund für die Terminwahl war ein völlig banaler und wenig zur Mythenbildung geeignet: Der 1. Mai galt in den USA traditionell als "Moving day", als Stichtag für den Abschluss oder die Aufhebung von Verträgen, häufig verbunden mit Arbeitsplatz- und Wohnungswechsel. Der Acht- Stunden-Tag sollte in die neuen Verträge aufgenommen werden. Dafür traten am 1. Mai 1886 rund 400.000 Beschäftigte aus 11.000 Betrieben der USA in den Streik, aber nur für 20.000 Arbeiter konnte er wirklich durchgesetzt werden. Diesen bescheidenen Erfolg überschatteten die Ereignisse in Chicago. Die Kundgebung am dortigen Haymarket endete in einem Desaster. Nach Darstellung der Polizei warfen Anarchisten eine Bombe auf die anwesenden Beamten, der sieben Polizisten zum Opfer fielen. Vier anarchistische Arbeiterführer wurden, obwohl keine Beteiligung am Anschlag nachgewiesen werden konnte, zum Tode verurteilt und gehenkt.
Der blutige Vorfall konnte den Kampf für den Acht-Stunden-Tag nur vorübergehend unterbrechen. Im Dezember 1888 erklärten die in St. Louis versammelten Gewerkschaftsdelegierten, unter ihnen zahlreiche deutschstämmige Einwanderer, am 1. Mai 1890 erneut Streiks und Kundgebungen durchzuführen. Die Bewegung war nicht auf die USA begrenzt, im selben Jahr forderten zum Beispiel auch die französischen Gewerkschaften die Einführung des Acht-Stunden-Tags.
top Der 1. Mai im Deutschen Kaiserreich (1890-1918)
Der Beschluss des Pariser Kongresses, den Kampf um den Acht-Stunden-Tag als internationale Aktion zu führen, fiel mitten in die größte Streikwelle hinein, die das Deutsche Reich bis dahin erlebt hatte. Bis Dezember 1889 hatten 18 Gewerkschaften ihre Absicht erklärt, am kommenden 1. Mai zu streiken. Diese Erklärungen waren nicht unumstritten. Im Kaiserreich war die Streikneigung verglichen mit anderen Ländern eher gering. Das hatte nicht nur mit der Schwäche der Gewerkschaften oder dem kühleren Temperament des deutschen Michels zu tun. Als die Maifeier vorbereitet wurde, galt in Deutschland noch das Sozialistengesetz. Die sozialdemokratische Partei, der viele Gewerkschafter nahe standen, war zwar zu den Reichstagswahlen zugelassen, aber als Organisation verboten. Während der Vorsitzende August Bebel im Reichstag Reden hielt, musste die Parteizeitung Vorwärts in Schweizer Käse verpackt über die Grenze geschmuggelt werden.
Die Unternehmerverbände drohten für den Fall von Streiks am 1. Mai mit Aussperrungen, Entlassungen und Schwarzen Listen. Wer darauf geriet, brauchte sich in seiner Gegend um Arbeit nicht mehr zu bemühen. Nur wenige Unternehmer, wie der Fabrikant Heinrich Freese oder Ernst Abbe (Zeiss Jena), der 1900 den 1. Mai als bezahlten (zunächst halben) Feiertag einführte, waren um sozialen Ausgleich und Deeskalation des Klassenkonflikts bemüht. Sie nahmen es mit der Arbeitsruhe am 1. Mai nicht so genau oder feierten gar mit.
DGB ein Maienkind
Trotz drohender Sanktionen beteiligten sich am 1. Mai 1890 in Deutschland etwa 100.000 Arbeiterinnen und Arbeiter an Streiks, Demonstrationen und sogenannten "Maispaziergängen". Die regionalen Schwerpunkte bildeten Berlin und Dresden, aber auch Hamburg, wo es zu einem besonders erbitterten Arbeitskampf mit zeitweise 20.000 Beteiligten kam. Die Auseinandersetzungen zogen sich dort bis in den Spätsommer hin. Das war nur deshalb möglich, weil die Gewerkschaften die Aktionen an allen anderen Orten nach und nach aufgaben, um sich auf Hamburg konzentrieren zu können.
Es gelang ihnen zwar, das Koalitionsrecht zu sichern. Die im internationalen Vergleich bescheidene Forderung nach einem Neun-Stunden-Tag ließ sich jedoch nicht durchsetzen. Es blieb, wie in den meisten anderen kapitalistischen Ländern, zunächst bei zehn Stunden als Regelarbeitszeit. Ein "Nebenprodukt" des Streiks resultierte aber aus der Erfahrung gemeinsamer Aktion. Sie bewog die Vertreter der Gewerkschaften zur Gründung eines Dachverbandes, der noch 1890 als "Generalcommission der Gewerkschaften Deutschlands" unter Führung Carl Legiens in's Leben trat: Die Geburtsstunde des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Die Sozialdemokratische Partei (SPD), gerade wieder zugelassen, beschloss auf ihrem Hallenser Parteitag im Oktober 1890, den 1. Mai als dauerhaften "Feiertag der Arbeiter" einzuführen. Um der Provokation die Spitze zu nehmen, wollte sie von Arbeitsruhe dort absehen, wo sich ihr Hindernisse in den Weg stellten. Partei und Gewerkschaften machten den Aufruf zum Streik von der wirtschaftlichen Lage des jeweiligen Betriebs abhängig. Wo er nicht möglich war, sollten am ersten Maisonntag Umzüge und Feste im Freien stattfinden.
Mit dem Ersten Weltkrieg brach die Sozialistische Internationale auseinander. Die SPD entschied sich wie ihre Schwesterparteien in den meisten anderen Ländern für ihr Vaterland und gegen Lohnbewegungen und Maikundgebungen. Die daraus resultierenden Konflikte zerrütteten die Familienverhältnisse in der Arbeiterbewegung. Auch die deutsche Sozialdemokratie zerbrach. Nach Kriegsende gab es zwei sozialdemokratische und eine kommunistische Partei (KPD), deren Vorläufer, der Spartakusbund, gegen den Krieg auftrat und bereits seit 1916 wieder zu Streiks und Maidemonstrationen aufrief.
top Der 1. Mai verliert seine Unschuld (1919-1932)
Das Schicksal des 1. Mai und des Acht-Stunden-Tags in der Weimarer Republik war so wechselhaft, wie deren Geschichte. Der Rat der Volksbeauftragten, eine seit November 1918 amtierende kommissarische Revolutionsregierung aus SPD und Unabhängiger Sozialdemokratischer Partei (USPD), dekretierte als eine der ersten Amtshandlungen die Arbeitszeitverkürzung auf acht Stunden täglich. Den 1. Mai erklärte die Nationalversammlung im April 1919 zum gesetzlichen Feiertag. Das Gesetz war aber auf den 1. Mai 1919 begrenzt, die spätere Regelung sollte in eine internationale Lösung eingebunden werden und nach Friedensschluss und Verabschiedung der Verfassung erfolgen.
Versuche des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) und der SPD, den Tag der Arbeit über 1919 hinaus als gesetzlichen Feiertag zu sichern, blieben vergeblich. Lediglich in den Ländern Braunschweig, Lübeck, Sachsen und Schaumburg-Lippe hatte er nach 1922 Bestand. Die bürgerlichen Parteien argumentierten, dass der Feiertag einer einzelnen gesellschaftlichen Gruppe nicht allgemein verbindlich für die ganze Gesellschaft sein könnte. Aus diesem Grund hatte die SPD 1919 bei den Verhandlungen in der Nationalversammlung dafür plädiert, aus dem Kampftag des Proletariats einen allgemeinen Volksfeiertag zu machen, um, so Reichsminister Eduard David (SPD), ihren Willen zur Klassenversöhnung zu dokumentieren. Viele Unternehmer begriffen Maifeiern aber nach wie vor als Provokation. So fielen die klassenkämpferischen Parolen im "Arbeitgeber", dem Zentralorgan der Unternehmerverbände, auf fruchtbaren Boden: "Auch in der Republik gilt der 1. Mai der Propaganda des Umsturzes, der Beseitigung des Privateigentums und der Errichtung der proletarischen Diktatur. Gleichgültigkeit gegenüber der Maifeier bedeutet Kapitulation vor dem Marxismus." (zitiert nach Schuster 1991, S. 63.)
"Blutmai" 1929
In der Arbeiterbewegung selbst war die Frage, ob und wie der 1. Mai zu begehen sei, sehr umstritten. Die christlichen Gewerkschaften, seit Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem eigenen interkonfessionellen Dachverband vertreten, lehnten die "marxistische Heerschau" ab. Ansonsten waren sie aber kaum weniger streikbereit und traten aktiv für die Interessen der Arbeiter in Fragen der Arbeitszeit und des Arbeitsschutzes ein. Die Spaltung der sozialistischen Arbeiterbewegung zog auch die "Spaltung" ihres höchsten Feiertags nach sich. Während die Kommunisten stärker den Kampfcharakter akzentuierten, begingen ihn die Sozialdemokraten eher als Festtag.
Einen traurigen Höhepunkt der Konflikte zwischen SPD und KPD bildete der 1. Mai 1929. Karl Zörgiebel, der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin, hatte wegen befürchteter Unruhen ein Demonstrationsverbot über die Stadt verhängt. Die KPD ignorierte das Verbot und veranstaltete Demonstrationen, in deren Verlauf es zu wilden Schießereien kam. Dabei wurden 28 Personen getötet, darunter auch völlig Unbeteiligte. Der Tag ging als "Blutmai" in die Geschichte ein und steht symbolisch für die tiefe Zerrissenheit der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
1. mai - und da war
Auch ein "Antifaschistisches Bündnis 1. Mai"
http://www.01mai2010.blogsport.de
Schweinfurth mit SS Stadion !
sags willy 04.06.2006 14:59
http://de.indymedia.org/2006/06/149004.shtml
http://de.wikipedia.org/wiki/Willy-Sachs-Stadion
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Auweia.. — (A)
@ (A) — Unwichtig
Guter Aufruf — Antikapitalista
@ Unwichtig — kritiker
alles Verkürzt ausser Mutti — Bongbong Harri
Klischees — Antifa
Das war klar. — Bazzard
Antifa Hooligans — 3,2,1 Meins
@bazzard — dkp
... — nicht die mama
@nicht die mama — .
@. — nicht die mama
Nazis = Bürgers? — ola_ola
@ ola_ola — leo-lea
verdammte scheiße! — one solution
@ kpd — .
Es fehlen die Worte! — Dagobert Duck
Schweinfurt — kein Bock
nööö danke — anti israel
Aha — ...aha