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Alle Jahre wieder... Heulkarawane in Dessau

Antifas aus Sachsen Anhalt 26.02.2010 14:44
Anlässlich der Bombardierung der Stadt Dessau am 07. März 1945 planen die sogenannten „Freien Nationalisten Dessau und Anhalt-Bitterfeld“ am 13. März 2010 (Treffpunkt: Hbf. 12.00 Uhr) einen „Trauermarsch“ unter dem Motto „Gegen das Vergessen – 65. Jahrestag der Bombardierung Dessaus – Zum Gedenken der Opfer!“.
Nach Magdeburg und Dresden soll Dessau-Roßlau als fester Termin im Kalender der Neonaziszene etabliert werden.
Anlässlich der Bombardierung der Stadt Dessau am 07. März 1945 planen die sogenannten „Freien Nationalisten Dessau und Anhalt-Bitterfeld“ am 13. März 2010 (Treffpunkt: Hbf. 12.00 Uhr) einen „Trauermarsch“ unter dem Motto „Gegen das Vergessen – 65. Jahrestag der Bombardierung Dessaus – Zum Gedenken der Opfer!“.
Nach Magdeburg und Dresden soll Dessau-Roßlau als fester Termin im Kalender der Neonaziszene etabliert werden. Der Aufmarsch reiht sich in eine geschichtsrevisionistische extrem rechte Kampagne ein, in der die deutschen Verbrechen und die nationalsozialistischen Barbareien relativiert und deutsche Täter zu Opfern gemacht werden. Die notwendige Bombardierung Nazideutschlands wird von den Nazis mit dem industriellen Massenmord an JüdInnen, Roma, Sinti AntifaschistInnen, GewerkschafterInnen, Homosexuellen und Andersdenkenden gleichgesetzt. Jedoch war Dessau weder eine unschuldige Stadt, noch Opfer. Dessau war Gauhauptstadt, ab 1932 Sitz der ersten NSDAP-geführten Landesregierung, wichtigste Produktionsstätte für Zyklon B und bedeutender Rüstungsstandort.

Dessau: Produktionsstätte von Zyklon B und Zentrum der Rüstungsindustrie

Am 07. März 1945 griffen alliierte Bomberverbände Dessau an. Die Stadt an der Mulde war nicht nur ein Zentrum der Nazi-Rüstungsindustrie, in der für die verbrecherische deutsche Wehrmacht u.a. Kampfflugzeuge und Munition produziert wurden. In Dessau befand sich zudem der Hauptproduktionsort des „Schädlingsbekämpfungsmittels“ Zyklon B. Mit diesem Giftgas ermordeten die Nationalsozialisten industriell Millionen Menschen, vor allem Menschen mit jüdischer Herkunft. Tausende von Zwangsarbeiter_innen aus ganz Europa mussten unter unmenschlichen Bedingungen in den Betrieben Sklavenarbeit verrichten. Allein bei der Stadt Dessau und deren Eigenbetrieben waren mehr als 1000 Zwangsarbeiter_innen beschäftigt.

Im Gegensatz zur deutschen Zivilbevölkerung wurde den Zwangsarbeiter_innen bei Luftangriffen der Zugang zu Schutzräumen verwehrt. Entsprechend viele Menschen kamen deshalb bei den Angriffen ums Leben. Sie waren Opfer, aber nicht etwa der alliierten Bombardierungen, sondern der fanatischen Volksgenossen. Einigen gelang, begünstigt durch das Chaos der Kriegshandlungen, die Flucht aus den Lagern. Am 21. April 1945 befreiten amerikanische Truppen die am Leben gebliebenen Opfer des Naziterrors in Dessau.

Gegen Geschichtsrevisionismus und deutschen Opfermythos

Als ob es nicht schlimm genug wäre, dass die bürgerliche Mitte von CDU bis SPD der vermeidbaren deutschen Opfer gedenkt, nein, darüber hinaus wird antifaschistischer Protest gegen Neonaziaufmärsche mit dem Verhalten und Auftreten der Neonazis gleichgesetzt. In den öffentlichen Medien wird die Extremismuskeule geschwungen und von Krawalltouristen und Chaoten gesprochen. Wird aber ein Aufmarsch erfolgreich verhindert, wie zum Beispiel in Dresden vor einigen Wochen, feiern sich diejenigen, die im Vorfeld keine Gelegenheit ausgelassen haben um antifaschistischen Protest zu kriminalisieren und zu diffamieren. Zu lesen ist dann immer: „Die Stadt hat sich erfolgreich gegen „Extremisten“ zur Wehr gesetzt.“
Antifaschismus, egal in welcher Form, ist und bleibt bittere Notwendigkeit, gerade an Tagen an denen die Geschichte verdreht werden soll. Wenn Mensch an diesem Tag etwas gedenken sollte, dann den ermordeten Zwangsarbeiter_innen, Juden und Jüdinnen, den antifaschistischen Widerstandskämpfer_innen, der französischen Resistance, den KZ-Häftlingen, den Alliierten und allen anderen Opfern der nationalsozialistischen Barbarei.
In den vergangenen Jahren war es leider auf Grund einer geringen Anzahl von Antifaschist_innen und der massiven Präsenz der Ordnungskräfte nicht möglich den Aufmarsch in Dessau effektiv zu blockieren, zu stören bzw. zu verhindern.
Grad deswegen rufen wir euch auf am 13. März nach Dessau zu kommen um den Naziaufmarsch effektiv, subversiv und kreativ entgegen zu treten.
In diesem Sinne
DEUTSCHE TÄTER_INNEN SIND KEINE OPFER!
OPFERMYTHEN ANGREIFEN!
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