Anti-Repressionsnachrichten aus den USA

Mumia-Hörbuchgruppe 23.02.2010 01:58 Themen: Antirassismus Repression Weltweit
Oakland: Obwohl der Polizist, der am 1. Januar 2009 den Afro-Amerikaner Oscar Grant in einer U-Bahn erschoss, bis heute nicht verurteilt ist, lief seitdem ein Verfahren gegen den Journalisten, der diese Geschichte weltweit bekannt gemacht hat. Durch starke lokale Solidarität und einen Mangel an Beweisen für irgend ein Verbrechen blieb dem Gericht gestern nichts anders übrig, als ihn freizusprechen.

Parallel beginnt derzeit in den Knästen der USA ein Kampf von zu Lebenslänglich ohne Bewährung verurteilten Gefangenen.
Der afro-amerikanische Journalist Fred Hampton Jr. - kurz JR - wurde gestern freigesprochen. Er hatte Neujahr 2009 als erster über den Mord an Oscar Grant durch die Bahnpolizei in Oakland, California, USA berichtet. (1) Innerhalb weniger Tage hatten sich darauf in der Bay Area starke Proteste gegen die rassistisch motivierte Polizeigewalt gebildet, die schliesslich am 8. Januar 2009 in einen Riot umschlugen, bei dem gezielt die Polizei Oaklands angegriffen wurde.

Aus Rache liess die Polizei Fred Hampton Jr. festnehmen. Sie misshandelten ihn schwer und beschuldigten ihn trotz diverser Entlastungszeugen, den Riot angestiftet zu haben. Das ist mit dem hier gebräuchlichen Vorwurf des "Landfriedensbruchs" vergleichbar. Das Ziel der Behörden war es, den seit Jahren unliebsamen, kritischen Journalisten für drei Jahre weg zu sperren. Da der Journalist in Oakland ähnlich beliebt und bekannt war, wie Mumia Abu-Jamal in den frühen 80iger Jahren in Philadelphia, bildete sich schnell eine Solidaritätsbewegung und es wurden Spenden für eine vernünftige Verteidigung gesammelt.

Gestern endete diese fast einjährige Justizposse mit einem Freispruch.

 http://www.sfbayview.com/2010/minister-of-information-jr-is-free/

Der Polizist Johannes Mehserle, welcher Oscar Grant in der Sylvesternacht auf 2009 ermordete, ist bis heute nicht verurteilt worden.


Die Gefangenenorganisation "The Other Death Penalty Project" aus den USA startet in der kommenden Woche eine Schreibaktion. Sie wollen alle Anti-Todesstrafen Organisationen anschreiben und auffordern, endlich die Forderung nach Abschaffung der Todesstrafe nicht mehr mit der Einführung von "Lebenslänglich ohne Bewährung" zu ersetzen.

Seit Abschaffung der Todesstrafe in manchen US-Bundesstaaten lässt sich ein rapider Anstieg der sog. "langsamen Todesstrafe" beobachten, wie die Gefangenen sie nennen. Momentan sind in den USA über 40.000 Gefangene für den Rest ihres Lebens inhaftiert. Der Governeur des US-Bundesstaates New Mexicos, Bill Richardson bezeichnete diese Art der Bestrafung "schlimmer als den Tod". In seiner Amtsphase wurde die Todesstrafe in New Mexico 2009 abgeschafft. Er nimmt in den kommenden Tagen auch am 4. Weltkongress gegen die Todesstrafe in Genf teil. (2)

Die Gefangenen von "The Other Death Penalty" rufen die US-Anti-Todesstrafen Bewegung dazu auf, endlich die verlogene Formel von "Lebenslänglich ohne Bewährung" fallen zu lassen und sich statt dessen verstärkt für faire Verfahren, Abschaffung der Klassenjustiz sowie des institutionalisierten Rassismus einzusetzen.

Weitere Infos  http://theotherdeathpenalty.org


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(1) Oakland: Polizist wg. Mordverdacht verhaftet
 http://de.indymedia.org/2009/01/239837.shtml

Älterer Artikel zum Thema auf Indymedia: "Kalifornische Justiz: Mülltonnen vs. Mord" vom 22.02.2009  http://de.indymedia.org/2009/02/242536.shtml

(2) 4. Weltkongress gegen die Todesstrafe
www.abolition.fr/ecpm/english/congres.php?art=693&suj=208&topic=76
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Ergänzungen

mehr Genauigkeit

... 23.02.2010 - 12:15
Grand wurde gefesselt auf dem Bahnsteig einer U-Bahn STATION liegend erschossen und nicht IN einer U-Bahn.

zu Fred Hampton Jr.

Entdinglichung 23.02.2010 - 17:42
Fred Hampton Jr. ist der Sohn des Chicagoer Black Panther-Sprechers Fred Hampton, der am 4. Dezember 1969 von den Chicagoer Bullen extralegal hingerichtet wurde, der Hauptgrund dafür seitens der Repressionsorgane war, dass es Hampton Sr. gelungen war, eine vom Establishment als gefährlich angesehene Allianz von linken Organisationen, schwarzen und puertoricanischen Streetgangs und Communitygruppen auf einer klassenkämpferischen Basis zusammenzubringen

Oscar Grant // Fred Hampton Jr. - Genauigkeit

Mumia Hörbuchgruppe 23.02.2010 - 18:21
Oscar Grant wurde in einer U-Bahn STATION wehrlos in Bauchlage auf dem Boden liegend aus ca. 60 cm in den Rücken geschossen. Er war dabei jedoch nicht gefesselt sondern hatte seine Hände als Zeichen des ergebens vor sich auf dem Boden ausgestreckt.

Fred Hampton Jr. ist einer der Prozessteilnehmenden Unterstützer von "JR" gewesen. Der Angeklagte Journalist heisst natürlich nicht Fred Hampton Jr. sondern JR Valrey. Danke für den Hinweis - wir entschuldigen diese Verwechslung.