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RLP - Von Dresden lernen - No Pasaran!

ALD 22.02.2010 09:56
Am 18.03.2010 wollen Neonazis aus dem Spektrum des Aktionsbüros Rhein Neckar sowie der NPD und Freien Kameradschaften erneut ihr jährliches Trauergedenken in Bad Dürkheim durchführen. Dies gilt es zu verhindern!
Am 18.03.2010 wollen Neonazis aus dem Spektrum des Aktionsbüros Rhein Neckar sowie der NPD und Freien Kameradschaften erneut ihr jährliches Trauergedenken in Bad Dürkheim durchführen. Dies gilt es zu verhindern!

Dresden…

Am 13.02.2010 konnten Antifaschist_innen zusammen mit einem breiten linken Spektrum den Trauermarsch der Neonazis in Dresden zum ersten Mal verhindern. Dies gelang nicht nur durch die Masse der Teilnehmenden, sondern auch durch ein Nebeneinander der verschiedenen Aktionen, also zivilem Ungehorsam und direkten Aktionen. Das Bündnis von Nazigegner_innen ließ sich weder durch ein Verbot der Kundgebungen an den Blockadepunkten, noch durch ein Einteilen in gute und böse Demonstrant_innen spalten. Dieses Konzept muss aus der Stadt in die Provinz transportiert werden, damit auch hier ein deutliches Zeichen gegen den Geschichtsrevisionismus der Rechtsextremen gesetzt werden kann.

Bad Dürkheim

Die Geschichte:

In Bad Dürkheim gab es vor der Herrschaft der Nationalsozialisten eine der ältesten jüdischen Gemeinden in der Pfalz. Dürkheim-Frankenthal war der Sitz des Berzirksrabbiners und hatte somit eine wichtige Stellung innerhalb des jüdischen Lebens in der Pfalz. Schon 1749 wurde eine Synagoge errichtet. Auch die bekannte jüdische Opern- und Konzertsängerin Rosa Maas, welche 1858 in Bad Dürkheim geboren wurde, war prägend für die Region. So gründete Sie im Jahre 1909 die Festspiele Limburg-Hardenburg und leitete diese bis 1927.

Doch auch in Bad Dürkheim war der Antisemitismus schon lange vor der Machtergreifung der NSDAP zu spüren. Weite Teile der Bevölkerung ließen ihren Antisemitismus in den 20iger Jahren offen zu Tage treten, wie in der Studie „Hitlers willige Vollstrecker“ von Goldhagen nachgelesen werden kann.

Die Region um Bad Dürkheim war dabei stets eine Hochburg der NSDAP. Schon 1932 konnte sie in der nahe gelegenen Gemeinde Fußgönheim bei den Wahlen 72% der Stimmen auf sich vereinen. Bei den Reichtagswahlen am 5.3. 1933 gewann die NSDAP im Landkreis über 52% der Stimmen (bei einer Wahlbeteiligung von 93,5%), alle anderen Parteien waren weit abgeschlagen.

Noch während der Weimarer Republik besuchte der Reichspräsident Paul von Hindenburg 1930 Bad Dürkheim und wurde euphorisch empfangen. Der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, wollte wiederum den Kriemhildenstuhl von Bad Dürkheim zu einer altgermanischen Thingstätte ausbauen und ließ sich die Pläne schon vor 1933 von der Stadt zukommen.

Dabei waren die Fraktionsmitglieder der NSDAP aus Bad Dürkheim ein Spiegel der damaligen Gesellschaftsschichten. Es finden sich darunter Winzer, ein Architekt, ein Tünchermeister, wie auch Ärzte, Magazinarbeiter und Ingenieure. Auf jeden Fall war hier nicht eine „Unterschicht“ an die Macht gekommen sondern die Bevölkerung wählte Vertreter aus Ihrer Mitte – und trug damit alle weiteren Konsequenzen der Politik der NSDAP voll und ganz mit!

Schnell kam es zur Entrechtung der jüdischen Gemeinde und zur Deportation. Auch Zwangsarbeiter_innen wurden in Bad Dürkheim eingesetzt um die zusammengebrochene Weinwirtschaft nach der Arisierung durch billige Arbeitskräfte wieder in Gang zu bringen.

Während der Reichspogromnacht wurde auch die Synagoge in Bad Dürkheim geplündert. Bis zum Ende des 3. Reiches diente die Synagoge – mehr Zynismus und Verachtung ist kaum vorstellbar – als Redaktionsbüro der Zeitung „NS-Rheinfront“.

Die Gegenwart:

Seit Jahren versuchen nun die Neonazis diese geschichtlichen Tatsachen umzudeuten und die notwendigen alliierten Bombardierungen, welche zur Demoralisierung der Bevölkerung des 3.Reiches beitrugen und somit das Fundament der NSDAP-Herrschaft untergruben, als Bombenholocaust zu diffamieren. Hier wird aktiver Geschichtsrevisionismus betrieben und aus Täter_innen Opfer konstruiert. Auch die städtische Geschichtspolitik betont oft und gerne das Trauma der Stadt Bad Dürkheim nach der Bombardierung am 18. März 1945 und übertüncht damit die breite Mitarbeit der deutschen Bevölkerung am Angriffskrieg Deutschlands und der Entrechtung und Deportation der Pfälzischen Juden und Jüdinnen nach Gurs.

Federführend dabei ist das Aktionsbüro Rhein Neckar, welches eng mit Freien Kameradschaften in ganz Deutschland sowie der NPD zusammenarbeitet. Herausragende Führungs- und Integrationsperson ist dabei der vorbestrafte Gewalttäter Christian Hehl. Dieser war auch unter anderem beim Naziaufmarsch am 13. Februar 2010 in Dresden mit der Gruppe „Ersthelfer“ unterwegs. Auch Aktivist_innen des Aktionsbüros Rhein Neckar sowie Nazis aus der Vorderpfalz waren in Dresden vor Ort.

Bad Dürkheim hat sich dabei zu einem zentralen Anlaufpunkt der Nazis in der Region entwickelt. Immer wieder fanden NPD-Stände statt, ohne dass es zu einem breiten Protest käme. Auch bei dem Trauermarsch ist, abgesehen von einer ab und an stattfindenden antifaschistischen Intervention, kaum Gegenwind für die Nazis zu spüren. Die Stadt Bad Dürkheim selber verschweigt diese Aktionen lieber um den Schein einer Gemeinde, welche Ihre Geschichtsübung gelernt hat, zu wahren.

Letztes Jahr konnten so knapp 50 Neonazis in Marschformation durch Bad Dürkheim ziehen. Dabei hielten sie eine Schweigeminute an der städtischen Gedenkstätte für die Opfer der alliierten Bombardierung ab, um sich dann zentral am Vorplatz der Bad Dürkheimer Spielbank zu positionieren. Gegenprotest gab es keinen.

Und 2010?

Diesen Umstand gilt es nun zu ändern. Eine antifaschistische Intervention ist dringender denn je von Nöten. Neonazis, welche die Geschichte relativieren und sich ungestört in einer vermeintlichen homezone bewegen sind nicht zu tolerieren. Aber auch das bürgerliche Gedenken unter falschen Vorzeichen muss kritisiert werden. Daher rufen wir alle Antifaschist_innen der Region auf dieses Jahr, nach dem Erfolg in Dresden, in der Provinz aktiv zu intervenieren.

Die genaue Uhrzeit und der genaue Treffpunkt in Bad Dürkheim werden von uns rechtzeitig hier bekannt gegeben. Bringt am 18.03. auf jeden Fall Flaggen und Transparente (Themengerecht!) mit.

Denkt wie immer daran – bildet Bezugsgruppen und lasst Euch von einer polizeilichen Intervention nicht einschüchtern. Es gilt den Nazis entschlossen entgegen zu treten!

Es gibt kein ruhiges Hinterland – gegen Geschichtsrevisionismus, Antisemitismus und eine Nazi-homezone!

Autonome Linke Vorderpfalz

Unterstützer_innen:
Antifa Landau (www.antifa-landau.tk

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Text von:
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Ergänzungen

nazis rocken!

harry 22.02.2010 - 13:29
Und am 13.3.2010 ab nach Zweibrücken!

Kick it like Dresden-Nazis stoppen!

 http://zwantifa.blogsport.de/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Lübeck am 27.März 2010 — Autonome Antifas