Naziaufmarsch Cottbus: Nachberichterstattung

Netzwerk Recherche Cottbus 19.02.2010 21:11 Themen: Antifa Freiräume Medien Repression
Am Montag den 15. Februar veranstaltete die Lausitzer NPD eine „Trauerzug“. Anlass war die Bombardierung der Stadt Cottbus durch Alliierte vor 65 Jahren. An der Veranstaltung nahmen rund 200 Neonazis teil. Etwa 300 Menschen fanden den Weg zur Antifa Kundgebung. Begleitet wurde der Abend von massiver Polizeipräsenz und polizeilicher Willkür. Ein Demonstrant wurde brutal niedergeschlagen und ein Journalist in Gewahrsam genommen und verhört. Im Laufe des Abends griffen Nazis vermehrt Passanten an. Dieser Trend setzte sich auch am Dienstag fort. Die rechtsextremen Übergriffe erreichten ihren Höhepunkt in der Nacht zum Donnerstag den 18.Februar. In Drebkau wurde ein Brandanschlag auf einen asiatischen Laden verübt. Dieser brannte vollständig aus. Die Informationspolitik von Polizei und Stadt ist fraglich. Es scheint als werde Presse und Öffentlichkeit absichtlich Informationen vorenthalten.
Nachdem sich der „Trauermarsch“ von der Altenburger Straße gegen 19:00 Uhr in Richtung Thiemstraße/Wendeschleife in Bewegung setzte passierten die Nazis gegen 19:30 Uhr die Kundgebung der Antifa Cottbus. Von dieser brachen rund 50 Antifaschisten aus um sich dem Trauermarsch im weiteren Routenverlauf entgegen zu stellen. Dies wurde durch das massive Polizeiaufgebot verhindert. Insgesamt rund 300 Polizisten ermöglichten den Nazis ihre Demonstration in Richtung Friedhof fortzusetzen. Am Turnerdenkmal für die Soldaten des 1. Weltkriegs fand dann eine Kundgebung statt. Zu den archaischen Klängen von Wagner gab es Redebeiträge. Die ausgebrochenen Antifaschisten versuchten den Trauermarsch auf dem letzten Drittel der Route durch brennende Barrikaden zu stoppen. Hier wurde eine Person von Polizisten von hinten in die Kniekehlen geprügelt, so dass sie mit dem Gesicht brutal auf den Asphalt aufschlug. Die Person musste anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Auch über die Pressefreiheit setzte sich die Einsatzkräfte großzügig hinweg. Ein Journalist wurde von der Route entfernt und auf der Polizeiwache verhört. Das Verhör wurde von der Polizei aufgezeichnet.

Nach dem Ende des Trauerzugs gab es von Seiten der Nazis Angriffe auf Alternative im Stadtgebiet. 25 bis 30 Nazis attackierten vier Jugendliche in der Nähe der Chemiefabrik. Ein Jugendlicher wurde mit einer Glasflasche angegriffen und am Boden liegend zusammengetreten. Er musste im Krankenhaus mit vier Stichen genäht werden. Darauf hin sammelten sich rund ein Dutzend Rechte in der Nähe einer alternativen Einrichtung. Als Antifaschisten die Nazis vertreiben wollten konnte dies durch die zahlenmäßig überlegene Polizei verhindert werden.

Am drauf folgenden Dienstag gab es drei Übergriffe von Rechts. Nachmittags wurden zwei Schüler von sechs bis acht Rechten im Brunschwig-Park attackiert. Doch damit nicht genug. Gegen 21 Uhr wurde ein weiterer Schüler in der Nähe des Bonnaskenplatz von Rechten angepöbelt und verfolgt. Eine Stunde später nahm die Polizei in der Innenstadt sieben randalierende Neonazis fest. Gegen 23 Uhr gab es einen weiteren Übergriff auf einen Studenten in der Nordstraße.

Stadt und Polizei scheinen eine Informationssperre verhängt zu haben. Vielleicht ist das auch der Grund, dass die lokale Tageszeitung erstmalig am dritten Tag nach dem Naziaufmarsch über einen der insgesamt vier Übergriffe berichtet. Indes wird Kritik an der Informationspolitik der Behörden laut. So finden sich am Tag nach der Demonstration auf der Homepage der Polizei keine Informationen. Hier wird lediglich von Gewalt gegen eine Telefonzelle berichtet. Scheinbar wird von Seiten der Behörden alles was dem Ruf der Stadt schaden könnte, unter den Teppich gekehrt. Das geht zu Lasten der BürgerInnen. „Ich weiß, dass ich in einem unsicheren Viertel wohne, hätte ich gewusst, dass es innerhalb der letzten Tage schon Angriffe von Nazis gab, dann wäre ich viel vorsichtiger gewesen“, so eines der Opfer das anonym bleiben will. Den traurigen Höhepunkt erreicht die rechte Gewalt dann in der Nacht zum Donnerstag in Drebkau. Hier wird ein asiatischer Supermarkt von Nazis in Brand gesteckt.

„Mit Energie gegen Rechts“ demonstrieren am Montag auch das bürgerliche Bündnis „Cottbuser Aufbruch“ zusammen mit dem Energiekonzern Vattenfall. Offensichtlich lässt der schwedische Staatskonzern der in der Lausitz Dörfer abbaggert und tausende Menschen vertreibt keine Gelegenheit aus, um sein Sauber_mann-Image aufzupolieren. Auch im Vorfeld und auf den bürgerlichen Gedenkveranstaltung pflegen die Cottbuser derweil eine fragwürdige Gedenkkultur. Mensch gedenkt den zivilen Opfern des Bombenangriffs, wobei die Grenze zwischen Aktion und Reaktion gefährlich verwischt wird: Cottbus war im Krieg ein strategischer Verkehrsknotenpunkt. Nahe dem Bahnhof befand sich eine Munitionsfabrik, von wo aus militärisches Material umgeladen und transportiert wurde. Große Schäden wurden im Bereich des Bahnhofs durch explodierende Munitionszüge angerichtet. Doch in Cottbus trauert mensch um die Zerstörung der Lutherkirche, die mensch seinerzeit absichtlich ausbrennen lies. Auch wurden immer wieder Handlungen der Roten Armee nach deren Einmarsch in die Stadt thematisiert. Über das Verhalten deutscher Soldaten in Osteuropa wurde dabei nicht gesprochen.
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Ergänzungen

jaja

auxburger 19.02.2010 - 23:31
den gleichen mist gibts in augsburg (bayrisch-schwaben) am nächsten samstag, den 27.02., auch. Da geht es auch um den "Allierten Bombenholocaust"...
An diesem Tag werden die Neonazis mal wieder versuchen, die Täter zu Opfern umzudichten und das NS-System zu glorifizieren, jedes Jahr die gleiche Scheiße, überall...
Infos zu Gegenaktivitäten gibts bisher nur auf zwei seiten:
 http://akaua.blogsport.de/
und:
 http://tagaugsburg.blogsport.de/

mensch sieht sich in augsburg!^^

..

.. 20.02.2010 - 01:40
In Cottbus brannten einige Müllcontainer in den Seitenstraßen und auf der Route der Nazidemo....

Fotos

recherche 20.02.2010 - 09:10

Lübeck

27.03 20.02.2010 - 13:12

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

Fotos? — ....

???? — anwesender

Mowl — Juppheidiheida

zu den Zahlen: — Anifaschist