Muc: Autonome Siko Nachbereitung
2200 bis 3000 Leute, darunter ein autonomer Block von 500 Menschen, demonstrierten gegen die Kriegskonferenz in München - nicht eben eine linke Hochburg. Für eine klar links geprägte Mobilisierung ist das nicht wenig, gute Laune wollte sich bei uns nach dem Wochenende allerdings nicht einstellen. Wir wollen die Mobilisierung und die Aktionen rekapitulieren und aus autonomer Perspektive untersuchen, woher die Schwäche der Mobilisierung rührte.
Im Vorfeld
Die Beteiligung am Aktionsbündnis gegen die Sicherheitskonferenz war schwächer als die letzten Jahre, und auch die autonome Mobilisierung wurde von wenigen Gruppen und Einzelpersonen getragen. Die Gründe sind vielfältig.
Attac zog sich nach der Kontroverse um eine Veranstaltung aus der Mobilisierung weitgehend zurück: Im vergangenen Sommer hatte Attac Siko-Chef Ischinger zu einer Podiumsdiskussion geladen, einige Autonome aus der Mobilisierung sahen darin einen Bruch des Bündniskonsens „Kein Dialog mit Kriegstreibern“ und hinderten ihn am Reden (Stellungnahme dazu).
Trotz der daraus resultierenden Spannungen war die Zusammenarbeit im Bündnis konstruktiv und solidarisch – ein Ergebnis der langjährigen gemeinsamen Mobilisierungen. Allerdings beteiligten sich kaum „neue“ Leute an der Bündnisarbeit. Viele gerade jüngere Genoss_innen sehen die Siko als das Thema einiger „Spezialist_innen“ an und machen die Mobilisierung nicht zu ihrem Projekt. Darüberhinaus sind die Kapazitäten der Münchner Linken begrenzt und größere Events im Vorfeld wie die Aktionen gegen den Naziaufmarsch am 14.11. banden Kräfte, deren Fehlen in der Siko-Mobilisierung spürbar waren.
Andere Probleme lagen nicht in der Hand der Münchner Linken. Die Mobilisierung gegen den Naziaufmarsch in Dresden am 13.2., der grösste in Europa, entwickelte zuletzt eine grosse Schubkraft. Als Linksradikale sehen wir gerne, wie eine antifaschistische Mobilisierung an Fahrt gewinnt. Lokal stellte uns Dresden aber vor das Problem, dass bundesweit viele Städtezusammenhänge, die sonst Busse nach München gestellt hatten, sich auf Dresden konzentrierten. Es war schnell absehbar, dass weit weniger von außerhalb anreisende Genoss_innen als in den Vorjahren mit uns gegen Krieg und Kapitalismus demonstrieren würden.
Kurz vor der Siko waren wir noch mit einer selten schlechten Presse konfrontiert. Die PR-Strategie Ischingers ging voll auf: Mit Ischingers „Dialogbereitschaft“ und – so behauptete die Süddeutsche Zeitung - dem Ende des Irakkriegs und der letzten Phase des Krieges in Afghanistan gäbe es doch eigentlich keinen Anlass mehr für Proteste, die nichts als leere Rituale seien. Dass mit Stephan Cornelius jener SZ-Redakteur den Artikel verfasste, der tags bei der „Sicherheitskonferenz“ moderierte, ist eine interessante Fußnote, die darauf verweist, wieviel Meinungspluralismus sich ein kriegsführendes Deutschland leistet.
Trotz dieser Probleme versuchten die linken Kräfte gemeinsam, mit der Mobilisierung präsent zu sein. Einen neuen Akzent setzte dabei die Aktion „Nicht in unserem Namen“, mit der auf den – nach Jahren wieder stattfindenden – Rathausempfang für die Siko-Teilnehmer_innen reagiert wurde.
Das Wochenende
Der Rathausempfang stand im Fokus der Freitagsaktion: Mit einem antimilitaristischem Konzert wurde versucht, die Gäste aus Militär und Wirtschaft zu stören. Etwa 200 Leute beteiligten sich an dieser Aktion, der es an Power fehlte.
Etwas später gab es noch eine Kundgebung gegen das Diner im Feinkost-Käfer, zu dem der Anwalt Seyboldt alljährlich ausgewählte Konferenzteilnehmer_innen einlädt. In unseren Augen eine gute Idee; weil aber nur sehr kurzfristig, schwach und völlig vom Aktionsbündnis entkoppelt mobilisiert wurde, fanden sich bloß etwa ein Dutzend Leute ein.
An der Großdemo am Samstag beteiligten sich 2200 bis 3000 Leute. Für eine klar links geprägte Antikriegsdemo eine respektable Grösse, gleichzeitig waren es aber deutlich weniger Menschen als in den Vorjahren (2009: 5000). Bei schlechtem Wetter startete die Auftaktkundgebung mit starker Verspätung und zog sich eine ganze Weile hin. Wir vermissten motivierende Redebeiträge mit einer radikalen Ausrichtung, die eine gute Einstimmung auf die Demo gewesen wären.
Schließlich formierte sich die Demo und zog, über Viktualienmarkt und Oberanger, los. Mindestens 500 Leute liefen im internationalistischen Block, zumindest vor dem Lauti auch alle in Ketten.
Dieses Jahr gingen einige Genoss_innen mit riesigen Sprechblasen-Schildern vor und um den Block. Die Parolen waren zum Teil klare Losungen gegen Krieg, zum Teil etwas absurd anmutende Seyfried-Anleihen. Die Riesensprechblasen waren, zusammen mit dem Hochtranspi, der sichtbarste inhaltliche Ausdruck im Block. Gleichzeitig konnten diese Schilder auch sinnvoll als (Sicht-)Schutz gegen die Polizei eingesetzt werden. In unseren Augen eine gelungene Aktion!
Im Gegensatz zum letzten Jahr zeigten die Bullen wieder massiv Präsenz: Der Block wurde durchgehend von einem Spalier bestehend aus 3 bis 6 (!) Reihen Bullen begleitet. Trotzdem wurde versucht Seitentransparente durchzusetzen. Die Bullen reagierten darauf nicht wie gewöhnlich mit Angriffen auf den Block, sondern indem sie die gesamte Demo stoppten und die Demoleitung unter Druck setzten, bis die Transpis eingeholt waren.
Die Moderation im Block-Lauti tat ihr bestes, die Stimmung während des stop-and-go zu heben, über diesen langen Zeitraum kein leichtes Unterfangen. Gute Musik und inhaltliche Aussagen, die versuchten, Passant_innen die Demo zu erklären, standen wenig kämpferischen Ansagen gegenüber der Polizei gegenüber: Immer wieder wurde diese aufgefordert, die Uniform wegzuwerfen und die Seite zu wechseln, immer wieder wurde die eigene Friedlichkeit betont. Wir und, wie wir glauben, viele andere aus dem internationalistischem Block, halten es schlichtweg für falsch, ausgerechnet Bullen zu agitieren, und haben auch keinen „friedlichen“ Anspruch, um ihn vor uns herzutragen. Entsprechend irritierend waren diese Ansagen vom Lauti, der ansonsten wie auch die letzten Jahre, mit guten Parolen und Sound wesentlich zur Stimmung im Block beitrug.
Nach einer Zwischenkundgebung am Sendlinger Tor mit einer weiteren, wenig motivierenden Rede (diesmal von der Präsidentschaftskandidatin der US-Grünen, Cynthia McKinney) zog die Demo durchs Hauptbahnhofviertel. Inbesondere in der engen Landwehrstrasse zeigten sich die Spalierbullen von ihrer ätzenden Seite und bedrängten die Demo. An der Ecke Landwehr-Schillerstr. fanden sich der Bayerische Innenminister Herrmann sowie Münchens Polizeichef Schmidbauer mit ihren Personenschützern am Strassenrand ein, um sich die Demo anzuschauen. Es dauerte viel zu lange, bis sich rumgesprochen hatte, wer da am Wegesrand steht. So blieb es bei einigen Parolen gegen die beiden. Hier wäre eine schnelle massenhafte Reaktion notwendig gewesen.
Am Hauptbahnhof gab es dann einen längeren Halt, weil dort über eine frühzeitige Auflösung der Demo beraten wurde, die dann schließlich kurz nach dem Stachus umgesetzt wurde. Diese im Vorfeld als Reaktion auf massive Repression diskutierte Option scheint uns in diesem Fall inadäquat. Der vorzeitige Abbruch, als Moment der Stärke geplant, wirkte wie ein glanzloses Ende einer verregneten Demo. Die nicht stattgefundene Abschlusskundgebung hätte die Chance geboten, die Demo mit kämpferischen Inhalten in unmittelbarer Nähe zum Tagungsort der Kriegsstrategen zu beenden.
Auch dieses Jahr gab es wieder ein Convergence Center, wegen der schwachen Resonanz außerhalb Münchens war es schlechter besucht als in den Vorjahren. Trotz kurzer Vorbereitungszeit beteiligten sich viele Genoss_innen aus München an der Organisation des CCs; von der Konsumhaltung, die wir sonst gegenüber der Mobilisierung wahrnehmen, war hier nichts zu spüren.
Fazit
Die Demo fand das neunte Mal statt – als nach wie vor größte Demo im Polit-Kalender Münchens. Das ist gut. Trotzdem betrachten wir die Demo im ganzen nicht als Erfolg: Zu spät gestartet, zu lang, zu nass, kaum offensive Momente, wenig gute Redebeiträge, verhältnismäßig wenig Leute und dann der defensive Abbruch der Demo. Vieles davon ist Ausdruck der oben genannten Probleme der Mobilisierung: Wenig Leute im Bündnis heißt weniger Mobilisierung, heißt auch, dass wichtige Organisationsarbeit auf wenigen Schultern lastet, sicherlich ein Grund für die verspätete Auftaktkundgebung. Auch die eher mittelmässigen Redebeiträge mussten wir uns deshalb anhören, weil sich nicht genug Leute im Bündnis um bessere Redner_innen gekümmert haben. Die Liste ließe sich fortsetzen... .
Wir sehen darüberhinaus ein grundlegenderes Problem in der Tatsache, dass sich sowohl Teile der linken Szene als auch ein Großteil der anderen potentiellen Demobesucher_innen immer weniger für antimilitaristische Themen zu interessieren scheint - deren Brisanz nach dem Bombardement von Kundus auch für breite gesellschaftliche Kreise wieder deutlich geworden sein müsste.
Wie der autonome Beitrag zur Mobilisierung 2011 aussehen soll, ist für uns erstmal offen. Wir werden uns Zeit lassen für eine breite Diskussion über die Perspektiven der Proteste. Eines ist allerdings klar: Antimilitaristischer Widerstand in München hat nicht nur einen Ort und nicht nur ein Datum! Es bedarf mehr antimilitaristischer Aktionen übers gesamte Jahr verteilt – gegen die Präsenz der Bundeswehr in Schulen, Arbeitsämtern und Unis, gegen die Präsenz von Militäreinrichtungen, gegen Kriegslogistik und Kriegslogik!
Einige Autonome aus der Mobilisierung gegen die „Sicherheitskonferenz“
Die Beteiligung am Aktionsbündnis gegen die Sicherheitskonferenz war schwächer als die letzten Jahre, und auch die autonome Mobilisierung wurde von wenigen Gruppen und Einzelpersonen getragen. Die Gründe sind vielfältig.
Attac zog sich nach der Kontroverse um eine Veranstaltung aus der Mobilisierung weitgehend zurück: Im vergangenen Sommer hatte Attac Siko-Chef Ischinger zu einer Podiumsdiskussion geladen, einige Autonome aus der Mobilisierung sahen darin einen Bruch des Bündniskonsens „Kein Dialog mit Kriegstreibern“ und hinderten ihn am Reden (Stellungnahme dazu).
Trotz der daraus resultierenden Spannungen war die Zusammenarbeit im Bündnis konstruktiv und solidarisch – ein Ergebnis der langjährigen gemeinsamen Mobilisierungen. Allerdings beteiligten sich kaum „neue“ Leute an der Bündnisarbeit. Viele gerade jüngere Genoss_innen sehen die Siko als das Thema einiger „Spezialist_innen“ an und machen die Mobilisierung nicht zu ihrem Projekt. Darüberhinaus sind die Kapazitäten der Münchner Linken begrenzt und größere Events im Vorfeld wie die Aktionen gegen den Naziaufmarsch am 14.11. banden Kräfte, deren Fehlen in der Siko-Mobilisierung spürbar waren.
Andere Probleme lagen nicht in der Hand der Münchner Linken. Die Mobilisierung gegen den Naziaufmarsch in Dresden am 13.2., der grösste in Europa, entwickelte zuletzt eine grosse Schubkraft. Als Linksradikale sehen wir gerne, wie eine antifaschistische Mobilisierung an Fahrt gewinnt. Lokal stellte uns Dresden aber vor das Problem, dass bundesweit viele Städtezusammenhänge, die sonst Busse nach München gestellt hatten, sich auf Dresden konzentrierten. Es war schnell absehbar, dass weit weniger von außerhalb anreisende Genoss_innen als in den Vorjahren mit uns gegen Krieg und Kapitalismus demonstrieren würden.
Kurz vor der Siko waren wir noch mit einer selten schlechten Presse konfrontiert. Die PR-Strategie Ischingers ging voll auf: Mit Ischingers „Dialogbereitschaft“ und – so behauptete die Süddeutsche Zeitung - dem Ende des Irakkriegs und der letzten Phase des Krieges in Afghanistan gäbe es doch eigentlich keinen Anlass mehr für Proteste, die nichts als leere Rituale seien. Dass mit Stephan Cornelius jener SZ-Redakteur den Artikel verfasste, der tags bei der „Sicherheitskonferenz“ moderierte, ist eine interessante Fußnote, die darauf verweist, wieviel Meinungspluralismus sich ein kriegsführendes Deutschland leistet.
Trotz dieser Probleme versuchten die linken Kräfte gemeinsam, mit der Mobilisierung präsent zu sein. Einen neuen Akzent setzte dabei die Aktion „Nicht in unserem Namen“, mit der auf den – nach Jahren wieder stattfindenden – Rathausempfang für die Siko-Teilnehmer_innen reagiert wurde.
Das Wochenende
Der Rathausempfang stand im Fokus der Freitagsaktion: Mit einem antimilitaristischem Konzert wurde versucht, die Gäste aus Militär und Wirtschaft zu stören. Etwa 200 Leute beteiligten sich an dieser Aktion, der es an Power fehlte.
Etwas später gab es noch eine Kundgebung gegen das Diner im Feinkost-Käfer, zu dem der Anwalt Seyboldt alljährlich ausgewählte Konferenzteilnehmer_innen einlädt. In unseren Augen eine gute Idee; weil aber nur sehr kurzfristig, schwach und völlig vom Aktionsbündnis entkoppelt mobilisiert wurde, fanden sich bloß etwa ein Dutzend Leute ein.
An der Großdemo am Samstag beteiligten sich 2200 bis 3000 Leute. Für eine klar links geprägte Antikriegsdemo eine respektable Grösse, gleichzeitig waren es aber deutlich weniger Menschen als in den Vorjahren (2009: 5000). Bei schlechtem Wetter startete die Auftaktkundgebung mit starker Verspätung und zog sich eine ganze Weile hin. Wir vermissten motivierende Redebeiträge mit einer radikalen Ausrichtung, die eine gute Einstimmung auf die Demo gewesen wären.
Schließlich formierte sich die Demo und zog, über Viktualienmarkt und Oberanger, los. Mindestens 500 Leute liefen im internationalistischen Block, zumindest vor dem Lauti auch alle in Ketten.
Dieses Jahr gingen einige Genoss_innen mit riesigen Sprechblasen-Schildern vor und um den Block. Die Parolen waren zum Teil klare Losungen gegen Krieg, zum Teil etwas absurd anmutende Seyfried-Anleihen. Die Riesensprechblasen waren, zusammen mit dem Hochtranspi, der sichtbarste inhaltliche Ausdruck im Block. Gleichzeitig konnten diese Schilder auch sinnvoll als (Sicht-)Schutz gegen die Polizei eingesetzt werden. In unseren Augen eine gelungene Aktion!
Im Gegensatz zum letzten Jahr zeigten die Bullen wieder massiv Präsenz: Der Block wurde durchgehend von einem Spalier bestehend aus 3 bis 6 (!) Reihen Bullen begleitet. Trotzdem wurde versucht Seitentransparente durchzusetzen. Die Bullen reagierten darauf nicht wie gewöhnlich mit Angriffen auf den Block, sondern indem sie die gesamte Demo stoppten und die Demoleitung unter Druck setzten, bis die Transpis eingeholt waren.
Die Moderation im Block-Lauti tat ihr bestes, die Stimmung während des stop-and-go zu heben, über diesen langen Zeitraum kein leichtes Unterfangen. Gute Musik und inhaltliche Aussagen, die versuchten, Passant_innen die Demo zu erklären, standen wenig kämpferischen Ansagen gegenüber der Polizei gegenüber: Immer wieder wurde diese aufgefordert, die Uniform wegzuwerfen und die Seite zu wechseln, immer wieder wurde die eigene Friedlichkeit betont. Wir und, wie wir glauben, viele andere aus dem internationalistischem Block, halten es schlichtweg für falsch, ausgerechnet Bullen zu agitieren, und haben auch keinen „friedlichen“ Anspruch, um ihn vor uns herzutragen. Entsprechend irritierend waren diese Ansagen vom Lauti, der ansonsten wie auch die letzten Jahre, mit guten Parolen und Sound wesentlich zur Stimmung im Block beitrug.
Nach einer Zwischenkundgebung am Sendlinger Tor mit einer weiteren, wenig motivierenden Rede (diesmal von der Präsidentschaftskandidatin der US-Grünen, Cynthia McKinney) zog die Demo durchs Hauptbahnhofviertel. Inbesondere in der engen Landwehrstrasse zeigten sich die Spalierbullen von ihrer ätzenden Seite und bedrängten die Demo. An der Ecke Landwehr-Schillerstr. fanden sich der Bayerische Innenminister Herrmann sowie Münchens Polizeichef Schmidbauer mit ihren Personenschützern am Strassenrand ein, um sich die Demo anzuschauen. Es dauerte viel zu lange, bis sich rumgesprochen hatte, wer da am Wegesrand steht. So blieb es bei einigen Parolen gegen die beiden. Hier wäre eine schnelle massenhafte Reaktion notwendig gewesen.
Am Hauptbahnhof gab es dann einen längeren Halt, weil dort über eine frühzeitige Auflösung der Demo beraten wurde, die dann schließlich kurz nach dem Stachus umgesetzt wurde. Diese im Vorfeld als Reaktion auf massive Repression diskutierte Option scheint uns in diesem Fall inadäquat. Der vorzeitige Abbruch, als Moment der Stärke geplant, wirkte wie ein glanzloses Ende einer verregneten Demo. Die nicht stattgefundene Abschlusskundgebung hätte die Chance geboten, die Demo mit kämpferischen Inhalten in unmittelbarer Nähe zum Tagungsort der Kriegsstrategen zu beenden.
Auch dieses Jahr gab es wieder ein Convergence Center, wegen der schwachen Resonanz außerhalb Münchens war es schlechter besucht als in den Vorjahren. Trotz kurzer Vorbereitungszeit beteiligten sich viele Genoss_innen aus München an der Organisation des CCs; von der Konsumhaltung, die wir sonst gegenüber der Mobilisierung wahrnehmen, war hier nichts zu spüren.
Fazit
Die Demo fand das neunte Mal statt – als nach wie vor größte Demo im Polit-Kalender Münchens. Das ist gut. Trotzdem betrachten wir die Demo im ganzen nicht als Erfolg: Zu spät gestartet, zu lang, zu nass, kaum offensive Momente, wenig gute Redebeiträge, verhältnismäßig wenig Leute und dann der defensive Abbruch der Demo. Vieles davon ist Ausdruck der oben genannten Probleme der Mobilisierung: Wenig Leute im Bündnis heißt weniger Mobilisierung, heißt auch, dass wichtige Organisationsarbeit auf wenigen Schultern lastet, sicherlich ein Grund für die verspätete Auftaktkundgebung. Auch die eher mittelmässigen Redebeiträge mussten wir uns deshalb anhören, weil sich nicht genug Leute im Bündnis um bessere Redner_innen gekümmert haben. Die Liste ließe sich fortsetzen... .
Wir sehen darüberhinaus ein grundlegenderes Problem in der Tatsache, dass sich sowohl Teile der linken Szene als auch ein Großteil der anderen potentiellen Demobesucher_innen immer weniger für antimilitaristische Themen zu interessieren scheint - deren Brisanz nach dem Bombardement von Kundus auch für breite gesellschaftliche Kreise wieder deutlich geworden sein müsste.
Wie der autonome Beitrag zur Mobilisierung 2011 aussehen soll, ist für uns erstmal offen. Wir werden uns Zeit lassen für eine breite Diskussion über die Perspektiven der Proteste. Eines ist allerdings klar: Antimilitaristischer Widerstand in München hat nicht nur einen Ort und nicht nur ein Datum! Es bedarf mehr antimilitaristischer Aktionen übers gesamte Jahr verteilt – gegen die Präsenz der Bundeswehr in Schulen, Arbeitsämtern und Unis, gegen die Präsenz von Militäreinrichtungen, gegen Kriegslogistik und Kriegslogik!
Einige Autonome aus der Mobilisierung gegen die „Sicherheitskonferenz“
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Da fehlt was...
-2009 war der Nato-Gipfel in Strassbourg. Dadurch waren viele für das Thema Antimilitarismus
sensibilisierter. (Eine Mobi-Linie, erst München, dann Strassbourg)
-Scheisswetter (Dauerausrede, aber dennoch Fakt)
-Kein medial zentrales Kriegsereignis ("Kundusmorde scheinen nicht "genug" Protestpotential
zu liefern")
-Fixation der autonomen Linken auf CC, wenig Überschneidung mit anderen Leuten und Veranstaltungen: In Zukunft mehr einbinden und gemeinsam organisieren.
-Nebeneinanderarbeiten statt gemeinsam kämpfen: Ignoranz gegenüber guten Aktionen der SDAJ im Vorfeld.
-Wenig Interesse an Mobilisierungsaktionen
gründe
Eine andere Sache ist natürlich noch die Bündnisbeteiligung bzw. die Unterstützer_innen. Schon allein die Beteiligung von Gruppen wie der ARAB oder der RAS führen dazu, dass eine nicht ganz unerhebliche Anzahl an Leuten nicht mal im Traum daran denken würde auf die Siko zu fahren. Teile der Gruppen sind in "ihren" Städten aus guten Gründen massiv isoliert. Wieso holt mensch sich solche Leute dann nach München und wundert sich danach auch noch, dass das einen Effekt auf die Mobilisierungsfähigkeit hat?
Also, wenn ihr wollt, dass sich was ändert dann ändert was und fangt bei der Analyse an. Nicht Dresden ist der Grund und auch nicht die schlechte Presse im Vorfeld. Es liegt in eurer Hand. Macht was draus oder lasst es aber seid zumindest ehrlich euch selbst gegenüber.
@blabla
@ junge
Ansonsten werde ich definitiv keine Mobilisierungsveranstaltung mit den in meinen Augen richtigen Inhalten machen um dabei zur Teilnahme an einer Demonstration aufzufordern deren Aufrufe nicht nur meiner Meinung nach einer radikalen inhaltlichen Überarbeitung bedürfen.
Was ich machen kann ist Ursachen zu benennen die bei einem nicht ganz unerheblichen Teil früherer Teilnehmer_innen inzwischen zu einer Nichtteilnahme geführt haben. Diese Ursachen können vom Vorbereitungskreis aufgegriffen oder bspw. durch Floskeln wie "wenn du das nicht kapierst, dann ist das dein Problem" ignoriert und vom Tisch gewischt werden. Mein Beitrag jedenfalls war kein Diss gegen den Münchner Vorbereitungskreis sondern ein Hinweis auf Probleme die offenbar in der eignenen Analyse bislang nicht diskutiert wurden.
krizll
Mein Tipp wäre es aber ganz auf diese rituellen "Siko-Demos" zu verzichten, meinetwegen können die DKP'ler ja ihre Fahnen schwingen und vom "Kriegstreiber USA" reden, die halten uns dann wenigstens die Bullen vom Leib und es könnten evtl. dezentrale aussagekräftige Aktionen durchgeführt werden, die auch ein gewisse Aussenwirkung und Aussage haben nicht nur "500 im Polizeikessel brüllen bisschen rum".
Zur Presse im Vorfeld
http://bkpnk089.blogsport.de/2010/02/07/auftragsarbeit-fuer-die-nachteule/
ignoranter großstadtlinker, ich weiß
Star Wars
http://www.dlr.de/DesktopDefault.aspx/tabid-1/86_read-20176/
Nicht die Provinz ist schlimm, ...
http://de.indymedia.org/2010/02/272631.shtml
Häufig scheinen diese wohl aus der bayerischen oder bw Provinz zu stammen, denn nördlicher als Stuttgart findet eine Mobilisierung seit dem diesjährigem Wochenende in relevanter Größe sowieso kaum noch statt. An all die NörglerInnen ist nur soviel gesagt: Bleibt doch die nächsten Jahr einfach zuhause und startet dort etwas oder bringt Euch doch mit Euren prima inhaltlichen/praktischen Ideen vor Ort ein. Ich bin schon mal gespannt wie das aussehen wird...
Denn mal ehrlich, Mobilisierungen leben natürlich immer von den Engagement aller. Leider höhrt sich aus den Kommentaren, sofern man diese überhaupt noch ernst nehmen
kann aber etwas ganz anderes raus, nämlich eine traurige Entwicklung, die nur auf den Konsum von Demos aus ist. Wenn was passiert dann gut, wenn nicht dann schlecht. Schaut mensch sich dann die Kampagnen bundesweit an ist festzustellen, dass es größere linksradikale Mobilisierungen nur noch als Reaktion auf Naziaufmärsche gibt, mal mit Ausnahme einiger weniger positiver Beispiele, die auch zur Stadtentwicklung oder sozialen Frage Stellung nehmen. Aber wie radikal sind denn Abwehrkämpfe und ist es nicht traurig das selbst in Städten mit einer starken linksradikalen Szene wie Berlin oder HH (ausgenommen dem 1.Mai oder bundesweiten Events) häufig nur noch maximal 1000 Leute erscheinen.
In dieser Hinsicht sind doch 3000 Leute auf einer stark linksradikal geprägten Antikriegsdemo mit einem Block man der Spitze von 500 Leuten nicht schlecht. Wo bitteschön gab es denn bundesweit in den letzten Jahren eine linksradikal geprägte Antikriegsdemo, die einen klaren antikapitalistischen Ausdruck hatte, zu der mehr als 1000 Leute gekommen
Sicherlich, auch ich fand die Stimmung dieses Jahr nicht unbedingt die beste, die Reden waren auch nicht toll, die Auftaktkundgebung zu lange und der frühe Abbruch ebenfalls nicht unbedingt sinnvoll. Inhaltlich waren dagegen beide Aufrufe (Bündnis und linksradikaler) sehr gut, nachzulesen auf >>>> www.no-nato.de
Ferner gibt es einen Konsens im Bündnis (ebenfalls zu lesen auf der no-nato Seite), dass das Tragen von Nationalfahnen unerwünscht ist. Alles meiner Meinung nach sehr fortschrittleiche Positionen.
Jetzt kann mensch sich schon denken, dass er oder sie nicht unbedingt in einem mehreihigen Bullenspalier durch München latschen will - das ist durchaus nachvollziehbar, es gibt ja genügend Möglichkeiten, vor, während oder nach der SIKO was eigenständiges auf die Beine zu stellen. Nur passiert das einfach nicht. In den letzten 9 Jahren gab es immer auch direkte Aktionen gegen die SIKO (ebenfalls nachlesbar unter www.no-nato.de >>> Aktionen gegen die SIKO, oben rechts auf der Webseite). Diese fanden aber fast ausschließlich in München statt...
Demnach stellt sich einfach die Frage, was eine Kritik, die keine progressive Lösung zu bieten hat, weder theoritisch noch auf praktischer Ebene bringen soll. meiner Meinung nach nichts. Das sollten sich die vmtl. sowieso marginalen und keine Strukturen repräsentierenden KritikerInnen (bisher gibt es keine einzige kritische Stellungsnahme von einer Gruppe oder einem Zusammenhang??) mal überlegen - aber bereits dort findet mensch ja Anschluß an die obige Auswertung: Ohne das eigene Tun, wird sich auch nichts verändern.
Ich vermute bei vielen SchreiberInnen in den Kommentaren sowieso nicht ein solches Interesse. Für alle anderen gilt sich für das kommende Jahr gut zu überlegen, was wir wollen und wie wir das ganze nach vorne bringen können. Wie wir wieder unberechenbarer werden können. Eien stärkere inhaltliche Ausrichtung und überraschende, für die Cops unvorhersehbare Aktionen, möglicherweise bereits im Vorfeld, denn immerhin wird es im nächsten Jahr das 10.jährige Jubiläum der Mobilisierung gegen die NATO-Kriegskonferenz.
In diesem Sinn: Radikal gegen Krieg,Patriarchat & Kapitalismus!!
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
@blabla
Warum mobilisieren denn deine vielen "GenossInnen" nicht zur Siko? Vielleicht deswegen, weil diese "GenossInnen" überhaupt kein Problem mit kriegführenden kapitalistischen und imperialistischen Staaten haben? RAS und ARAB moblisieren seit Jahren zur SIKO und schreiben auch, weshalb sie das tun. Dafür brauchen sie nicht deine Erlaubnis oder die irgendeiner anderen Instanz. Diese Gruppen sind auch nicht isoliert in ihren Städten (klassische antid. Denunziation à la "interventionen"), sondern in der Regel die maßgeblichen Gruppen, die was zu Antifa, Klassenkampf, Krieg und Internationalismus auf die Kette kriegen. Klar machen die jetzt nicht so oft Adorno Seminare und bringen auch eher selten Parolen auf Demos wie "Wir tragen Gucci, wir tragen Prada, Tod der Intifada"... aber wenn wir nach sowas Sehnsucht haben, kommen ja wieder deine FreundInnen ins Spiel...
@blabla
Wenn du lieber Israel Fahnen spazieren tragen gehtst kannst ja zu deinen GenossInnen nach Leipzig oder Dresden gehen.
@Blabla
Ganz ehrlich, auf solche Spinner wie dich ist niemand angewiesen.
Sekte...jea
Kindergarten hier.......bitte Erzieher herkommen....!!
deutschmob halts maul!
auch gründe
Zudem wurde vor ein paar Jahren noch das Recht des Iran auf den Besitz einer Atombombe verteidigt - auf einer antimilitaristischen Demo! Ich dachte, mir fallen die Ohren ab. Das fällt ja weit hinter jede Position aus der Anti-AKW Bewegung zurück. Es muss doch völlig klar sein, dass es nirgendwo auf der Welt Atomwaffen geben sollte. Das war nur ein Beispiel.
Ich finde es fatal, wenn sich hier Leute auf eine Position der Denkfaulheit zurückziehen und identitäre Denunziationsspielchen treiben. Eine genaue Analyse auf der Höhe der Zeit, die die Arbeit antimilitaristischer Gruppen in anderen Städten mitreflektiert, ist unabdingbar, genauso wie mensch zur Kenntnis nehmen muss, dass bestimmte Bündnispartner_innen andere Bündnispartner_innen ausschließen. Das kann mensch nicht einfach auf Dogmatismus und Identitätsspielchen schieben, es tut allen Beteiligten sicherlich gut, inhaltliche Begründungen zur Kenntnis zu nehmen.
Die Entscheidung, mit wem mensch zusammenarbeitet und mit wem nicht und was das für die inhaltliche Ausrichtung und die Mobilisierungsfähigkeit bedeutet, sollte bewusst gefällt werden. Aber dann kann mensch das schlechte Ergebnis nicht mehr aufs Wetter oder andere Aktionen schieben, sondern muss zur Kenntnis nehmen, dass die angebotenen Inhalte eben nur von wenigen geteilt werden.
@ ka afa, Craft, fire
Und ja, zumindest die ARAB ist in Berlin (zu recht) isoliert - egal was du dazu sagst. Auch wenn das "weshalb und warum" hier in der Öffentlichkeit nicht weiter ausgeführt werden braucht, sieh dir einfach mal Berliner Mobilisierungen jenseits des 1. Mais an. Und wie gesagt, wenn ihr alles und jede_n der_die Kritik äußert als "antideutsche Spinner" denunzieren wollt dann macht das - außerhalb Münchens interessiert das nicht großartig irgendwen. Was mich dann aber im Gegenzug interessieren würde: weshalb fängt mensch öffentlich an zu heulen weil sich plötzlich keine Leute mehr mobilisieren lassen? War das jetzt nur um sich zu rechtfertigen und die eigentliche Ursachenforschung interssiert gar nicht so wirklich oder was soll das?
1. Mai Schweinfurt
http://schweinfurt.antifa.net
Between a Rock and a hard place
Inhaltliche Gründe für den Mobilisierungsmisserfolg? Die gibt es sicher. Dass Zusammenhänge eineinhalb Wochen nach dem Protest ihre inhaltliche Ausrichtung nicht komplett neu fertig diskutiert haben ist, so denke ich, logisch.
Aber auch hier greift, so finde ich, die Kritik die im Artikel geäussert wird: Wenig aktive Leute, die sich konstruktiv, gerne mit eigenen Inhalten, in die Mobilisierung einbringen. Also: move your ass, oder hat die RAS ihn fest in ihrem Schlingengriff.
stellt keine inhaltliche ergänzung dar
one world-one struggle!
Kein Anti-D hier
genauso wie die Freunde/innen und lieben genossen/innen der Roten Antifa,Mensch dann verpisst euch doch,diese Gruppen wollen wenigstens was erreichen und stehen ein,für eine umwelzung der Gesellschaft.
Und sind keine verkappten Bürgerlichen Möchtegern Linken,wie die meisten aus der Antifaszene,die sich lieber eine Hintertür aufhalten,um sich zurück zu ziehen zu können ,in Notfall.
Entweder man kämpft richtig,auch wenn es heißt einigen auf die Füße zu treten,oder in den Knast zu gehn,aber selbst dann ist man nicht alleine,denn es gibt viele Genossen/innen die einen weiter unterstützen tun,innerhalb der eigenen oder Soligruppen,
Bis man wieder draußen ist.
Falls man ebend keinen Bock auf Knast hat,kann man auch Untertauchen,und erstmal verschwinden,und selbst dann da gib es weitere Optionen, wie man weiter Politisch Kämpfen kann.
Nur Leute zu Isolieren,nur weil sie eine Revolutionäre Politik betreiben ist das letzte,und nicht tragbar,und ebend nicht hinnehmbar.
Der Staat und seine Counter Strategen und wie auch sein Repressions Apparat will ,nur das wir uneinig sind,so sind wir besser zu Kontrollieren,und stellen kein so hohes Risiko dar ,für ihr Imperialistisches Faschistisches System.
Mehr haben wir nett dazu zusagen.....
Solidarität mit allen Bewaffneten Gruppen und auch Militanten zusammschlüssen,
und fortschittlichen Revolutionären Gruppen weltweit....
Solidarische Grüße an Rote Antifa-RAS-ArAB und all anderen fortschrittlichen Personen und Zusammschlüsse.
Smash Germany
Viva Libertad!!!
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