„Belgrade 6“ vorläufig in Freiheit!

FAU-INFO 18.02.2010 06:48 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Am 17. Februar begann in Belgrad der Prozess gegen die sog. «Belgrade 6». Verhandelt wird dort gegen sechs GewerkschafterInnen der anarcho-syndikalistischen «Anarho-sindikalistička inicijativa» (ASI). Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten im August 2009 einen Brandanschlag auf die griechische Botschaft in Athen. Die Anklage für diese Tat - deren Sachschaden sich laut Gerichtsakten auf umgerechnet 18 Euro beläuft - lautet auf „internationalen Terrorismus“. Darauf stehen in Serbien drei bis 20 Jahre Haft. Der erste Verhandlungstag endete damit, dass alle sechs Inhaftierten, die sich seit fünfeinhalb Monaten in Untersuchungshaft befinden, auf freien Fuss gesetzt wurden. Sie wurden von ihren Familien und den zahlreichen ProzessbeobachterInnen aus dem In- und Ausland begeistert empfangen.
BEOBACHTUNGEN VOM ERSTEN PROZESSTAG

Der viel zu kleine Gerichtssaal in Belgrad konnte die vielen BesucherInnen überhaupt nicht fassen und das dürfte sicherlich Strategie gewesen sein. Neben FreundInnen und Familienangehörigen wollten rund 20 internationale BeobachterInnen u.a. aus der BRD (FAU und Abolishing the borders from below), Großbritannien, Polen, Spanien, Bulgarien, Slowenien und Kroatien an der Verhandlung teilnehmen. Die meisten kamen jedoch erst gar nicht in den Saal. Drei GenossInnen aus Kroatien, die im Gericht ein Transparent entrollten, wurden festgenommen. Ihnen drohen nun selbst bis zu dreißig Tage Haft. Später am Tag gab es eine spontane Demonstration zum Knast in Belgrad, auf der ihre sofortige Freilassung gefordert wurde.

Das Gericht entschied im Laufe des Prozesstages, dass alle sechs Gefangenen vorerst auf freien Fuß gesetzt werden sollen. Sie befinden sich seit dem 3./4. September 2009 in Untersuchungshaft. Der nächste Verhandlungstag wurde auf den 25. März festgesetzt. Während der vorsitzende Richter im Gerichtssaal noch betonte, die absurde Anklage wegen „internationalem Terrorismus“ (3-20 Jahre) wäre weiterhin Basis des Verfahrens, erreichte die Angeklagten am Abend die Nachricht, man wolle diesen Vorwurf fallenlassen und wegen minder schwerer Delikte weiterverhandeln.

IM WEITEREN VERLAUF DES TAGES

Nachdem die sechs GewerkschafterInnen unter großer Anteilnahme ihrer UnterstützerInnen und der zahlreich anwesenden serbischen Presse eine nach dem anderen die Knasttore hinter sich ließen und begeistert begrüßt wurden, fand am Abend eine Veranstaltung in Belgrad statt. Dort wurde u.a. darüber informiert, dass einige der Angeklagten in der Untersuchungshaft gefoltert worden seien, um Geständnisse oder Aussagen zum vermeintlichen Tathergang von ihnen zu erpressen. So habe man u.a. mindestens einen der Angeklagten dazu bringen wollen, auszusagen, er selbst habe den Brand-Anschlag mit dem Ziel geplant, einen Botschaftsangehörigen zu töten.

WIE GEHT ES WEITER?

Der Kampf ist nicht vorbei. Nach wie vor sehen sich die «Belgrad 6» mit schweren Anschuldigungen konfrontiert und mit der Möglichkeit von Haftstrafen bedroht. Auch wenn ihre vorläufige Freilassung und das Fallenlassen der Anschuldigung des „internationalen Terrorismus“ ein großartiger Sieg der (internationalen) Kampagne für ihre Freilassung ist, muss diese weitergehen, bis alle Anschuldigungen vom Tisch sind und der serbische Staat zur Verantwortung gezogen wurde.

Für den 25. Februar hat die „Internationale Arbeiter-Assoziation“ (IAA) deren Mitglied die ASI ist, zu einem internationalen Protesttag mit Aktionen in verschiedenen Ländern aufgerufen. Geplant ist in diesem Rahmen u.a. eine Demonstration in Hamburg.

Die GenossInnen in Belgrad benötigen auch weiterhin dringend finanzielle Unterstützung für Anwälte und Verfahrenskosten. Die FAU hat ein Konto eingerichtet und in den letzten Monaten bereits viele hundert Euro überwiesen. Wenn ihr etwas beitragen wollt, schickt eure Spendengelder bitte an:

Freie Arbeiter Arbeiterinnen Union
Kontonr.: 961 522 01
Postbank Hamburg (BLZ 200 100 20)
Stichwort: BELGRAD 6

WEITERE INFORMATIONEN

Ausführliche Informationen zu den Hintergründen des Verfahrens gegen die „Belgrade 6“ und zu den vielfältigen Mobilisierungen zu ihrer Unterstützung, finden sich auf einer Sonderseite auf der Website der FAU.

 http://www.fau.org/belgrade6

Dort sind u.a. auch noch weitere Sites aus der internationalen Unterstützungskampagne für die serbischen GenossInnen verlinkt.





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Ergänzungen

Bisken Ergänzung

Darko 18.02.2010 - 07:31
Primja Artikel, aber ein kleine Ergänzungen hätte ich auch noch: Die Anzahl von Leuten, die an der Verhandlung teilnehmen wollten, war wirklich enorm. Family, Prozessbeobachter aus viele Ländern, Menschenrechtsgruppen von hier, Genossinnen und Genossen, jede Menge TV und Zeitung. Alles zusammen bestimmt einhundert bis zweihundert Leuten. Aber nur einige kamen in Gericht.

In vielen serbischen Medien sind jetzt Berichten erschienen. Bilder von nach Freilassung findest du hier:  http://www.blic.rs/Vesti/Hronika/177043/Anarhisti-pusteni-iz-pritvora

Und ganz wichtig: Viele viele Dank an alle Genossinnen und Genssen in Deutschland, wo in den letzten Monaten vor den serbischen Konsulaten standen, auf der Frankfurter Buchmesse Flugblätter verteilt haben, die Geld geschickt haben, die Öffentlichkeit gemacht habn. Ihr seid wirklich super, auf euch kann man zählen, wenn es ankommt! Wenn ihr von FAU oder ASJ Problemen habt, sagt uns. Wir werden euch auch helfen!

Themenseite "Freiheit für die Belgrader 6"

Anarchosyndikat Köln/Bonn" 18.02.2010 - 14:23

griechische Botschaft in Athen

hm 18.02.2010 - 14:39
ohne jetzt den text gelesen zu haben... bist du sicher das es die "griechische Botschaft in Athen" war? ich bin mir da nicht so sicher ;)