Schluß mit dem Nazischloss

Rote Pioniere 17.02.2010 12:37 Themen: Blogwire
Gemeinsam mit dem ehemaligen Bundesfahrtenführer der verbotenen Wiking-Jugend Axel Schunk aus Stockstadt am Main soll NPD-Bundesvorstandsmitglied Thomas Wulff das ehemalige Schloss Trebnitz bei Könnern in Sachsen-Anhalt für 80 000 Euro ersteigert haben.
Der graue Klotz hinter hohen Mauern sieht verlassen aus. Die Zufahrt vor dem Schloss ist kaum befahrbar. Am Briefkasten klebt noch der alte Zettel mit der Aufschrift „Deutscher Kulturverein e.V.“ − einer nicht wahrnehmbaren Organisation aus Wittenberg. Bereits 2001 sollte aus dem alten Schloss Trebnitz bei Könnern in Sachsen-Anhalt ein „nationales Schulungszentrum“ werden.
Für nur 100 000 DM (rund 50 000 Euro) hatte der heutige Berliner NPD-Chef Uwe Meenen es damals im Auftrag des vermögenden Altnazis Rolf Hanno aus Marbella ersteigert. Als Betreiber des Zentrums wurde der Harzer Neonazi Steffen Hupka eingesetzt. Doch die Pläne wurden schnell bekannt. Es fanden zwar erste Treffen und Arbeitseinsätze statt, doch Investor und Betreiber zerstritten sich, es gab finanzielle Querelen, das Schloss verfiel zusehends.

Die Salzlandkreissparkasse schrieb das so genannte „LPG-Schloss Trebnitz“ mit rund 7000 Quadratmetern Land und 2000 Quadratmetern Wohnfläche jetzt zur Versteigerung aus. Den Zuschlag erhielten letzte Woche NPD-Vorstandsmitglied Thomas Wulff, genannt Steiner, und Axel Schunk aus Stockstadt am Main, für rund 80 000 Euro. Noch ist der Kauf nicht rechtskräftig. Eine Anzahlung ist jedoch hinterlegt.

Nach der Schließung von Hetendorf bei der NPD gelandet

Der Franke Schunk war einst Bundesfahrtenführer in der 1994 verbotenen „Wiking-Jugend“, er wird zum Umfeld von Jürgen Riegers „Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft“ gezählt. Auf Schunks Namen läuft die Homepage „Artglaube.de“, auf dieser Seite wird die „Nordische Zeitung“ der „größten heidnischen Gemeinschaft“ veröffentlicht. Schunks Tochter war einst die Verlobte des letzten Bundesführers der ebenfalls verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“.

Wulff und Schunk kennen sich seit langem, nicht zuletzt aus Besuchen im größten deutschen Neonazi-Schulungszentrum Hetendorf Nr. 13 in der Lüneburger Heide. Nach der Schließung des Rieger-Anwesens landeten beide in der NPD. Der aus Sachsen stammende Schunk kandidierte für die NPD in Franken, lernte dort den einflussreichen fränkischen Rechtsextremisten Meenen kennen. Wulff diente sich vom führenden „Freien Nationalisten“ in die Spitze der Partei empor.

Die „netten Jungs“ von rechts

Beobachter vermuten hinter dem Immobilienkauf politisches Interesse. Privat lebt Wulff mit seiner Familie in einem Gutshaus in Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam mit Jürgen Rieger hat er zahlreiche potenzielle Immobiliendeals eingefädelt. Nach dessen Tod soll er sich zeitweilig für Riegers akademischen Hintergrundverein „Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung“ um deren Geschäfte gekümmert haben. „Artgemeinschaft“ und Anthropologie-Gesellschaft gelten als eng vernetzt.

Die ehemalige Wasserburg Trebnitz, im 17. Jahrhundert vom Markgrafen Gero errichtet, liegt zwar idyllisch an der Saale, am Ende einer Sackgasse, doch der riesige graue Klotz ist stark renovierungsbedürftig. Das Landesamt für Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt bestätigt den Verkauf an Wulff und Schunk. Auch in der Magdeburger Behörde fragt man sich argwöhnisch, woher der gelernte Automechaniker Wulff das Geld hat und vor allem, welche Pläne die beiden mit dem Schloss haben? Ein Anwohner berichtet davon, dass Altbetreiber Hupka bereits vor Wochen einem Kameraden das Anwesen gezeigt habe und danach im Dorflokal eingekehrt sei. Doch im Dörfchen Trebnitz störte sich bisher kaum jemand an den „netten Jungs“ von rechts.

16. 02. 2010 - Andrea Röpke/Andreas Speit

Ein paar Bilder des Anwesens:  http://www.leerstehende-baudenkmale.de/baudenkmale/sachsenanhalt/bernburg/trebnitzschloss/startschlosstrebnitz.htm
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Ergänzungen

Wulff der Looser

Knecht 17.02.2010 - 13:29
Abgesehen davon das die eins zu eins übernahme von "bnr" Artikel zum Teil bei einem Medium wie Indymedia durchaus fragwürdig ist,(ein eigener Bericht ist immer sinnvoller, man kann ja auch zitieren), vielleicht mal ne Ergänzung zu dem dort geschriebenen:

Klar bemüht sich Wulff um "eine politische Wohnstätte" - allerdings dürfte in diesem Fall auch ein selbstinteresse liegen. Wullf und "sein Kamerad" Michael Grewe sind seit langem heillos zerstritten. Beide bewohnten lange Zeit ein Gutshaus im mecklenburgischen Amholz. Die beiden haben einen, nunja etwas schwierigen Umgang miteinander - das Ende vom Lied ist das Wulff nun ausziehen muss.. Weil Wulff kaum eigenes Kapital hat seinen Anteil an der Hauserhaltungskosten zu tragen. Der Auszug steht also vor allem unter diesem Gesichtspunkt.

Das Wulff es versteht Leuten wie Schunk zu imponieren, indem er ihm erzählt was er nicht alles so vorhat.. ist klar. Auch wenn Schunk ihm jetzt finanziell unter die Arme greift - es bleibt abzuwarten ob das ein "Schulungszentrum" entsteht. Das ganze Gerede der letzten Jahre das "allüberall Schulungszentren gegründet werden", "Diesmal ist es ernst" etc. hängt einem langsam zum Halse raus. Die beteiligten Journalist/innen sollten mal reflektieren was den aus diesen dutzenden Hauskäufen und "Schulungszentren" geworden ist, welche sie da so eifrig herbeizitieren. Sicherlich Wachsamkeit ist geboten..aber nicht jedes Mietverhältnis ist gleich die Gründung einer neonazistischen Trutzburg. Wulff ist ein Looser, ein schlampiger Lebemann der selbst in Amholz mit dem Aufbau schulungsbezogener Strukturen scheiterte. Wulff besitzt lediglich die Fähigkeit sich in allen möglichen Netzwerken als unentbehrlich zu präsentieren. Das war es dann aber auch schon.

Wulff ist ein armes Würstchen, war er schon immer - jemand der "nen Führer" brauchte zu dem er aufschauen kann und nach dessen imaginärn Pfeife er lustige Tänze aufführen kann. Zuerst WQorch, dann Rieger und nun evtl der Schunk.. Wobei Schunk nicht das Potential hat welches die beiden anderen Kandidaten haben (bzw. im Falle Riegers: hatten). Das mit Wulff's Umzug ist gut zu wissen, allerdings sollte man nach den letzten Jahren ein wenig sorgsamer sein wen die Rede "von Nationalen Schulungszentren" ist.. Die Vergangenheit zeigt das Rieger solche Hof-Berichterstattung zu seinem eigenen Gunsten nutze und das ganze Gerede vom "übermächtigen Finanzinvestor Rieger" in klingende Münze verwandelte. Wäre schade wenn sich das ganze Spiel nun wiederholt...

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Relativierung ist quatsch — Widersprecher

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