Wir kamen, wir sahen und wir siegten

Komunya Magazin - Sinan Bahoz 14.02.2010 17:57 Themen: Antifa Antirassismus
Am Samstag (13.Februar 2010) verhinderten rund 12 000 Antifaschisten den Naziaufmarsch in Dresden. Stunden lang wurden Straßen und Plätze um den Neustädter-Bahnhof herum besetzt, bis um 17 Uhr die Polizei auf Grund des Druckes die Naziveranstaltung abbrechen musste.
Ankunft

Schon während der Busfahrt wurde klar, dass es in Dresden sehr Kalt sein muss. Schnee bedeckte Landschaften um die Stadt herum konnten allerdings die Moral der Genossen und Mitfahrer nicht trüben. Als wir gegen 9 Uhr in Neustadt eintrafen, wurden wir von einer netten Anzahl an Polizeibussen begrüßt, die zu "unserer Sicherheit" nebenher fuhren. 2000 Antifaschisten hatten zu dem Zeitpunkt schon am Hansaplatz und an der Albertplatz eine Blockade errichtet.


Unsere 3 Busse hielten auf der anderen Seite des Bahnhofes, Kreuzung Anton/Leipzigerstraße. Ein schneller Ausstieg und ein großes Polizeiaufgebot sorgten für eine angespannte Atmosphäre. Nachdem wir, ~150 Personen, vollzählig ausgestiegen waren, begannen die Provokationen seitens der Polizei. Übergriffe und Pöbeleien seitens der Behörden sorgten für eine kurzzeitige Eskalation der Lage, mehrere Genossen wurden verletzt und unsere Gruppe wurde Richtung Brücke und damit aus Neustadt heraus gedrängt. Allerdings schuf eine günstige Position der Kreuzung die Bedingungen für eine Blockade, welche kurzerhand errichtet wurde. Danke einer Gruppe von ca. 400 Antifaschisten, die aus einem anderen Teil des Stadtteils herkamen, bekamen wir Moral und Motivation und die Polizei Angst, weitere Übergriffe zu starten.


Blockade

Dank der Blockaden haben es nur wenige hundert Nazis geschafft, zu ihrem geplanten Versammlungsort vorzudringen. Im gesamten Stadteil kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Nazis und Antifaschisten, besonderes stark im Umfeld des Alternativen Zentrum Connie. An den Blockaden selbst wurde anfangs mehr, später weniger mit der Polizei gerangelt. Die Polizisten, die wie für den Krieg ausgerüstet waren, mussten ihre eigenen Blockaden Stück für Stück zurückziehen, da der Druck der Antifaschisten unnachgiebig war. Am späten Nachmittag waren alle Blockaden der Polizisten nur noch unmittelbar rund um den Neustädter Bahnhof haltbar.


Verpflegung

Neben der Musik, die bei den eisigen Temperaturen für ein wenig Heiterkeit sorgten, war es vor allem die Mobile Küche mit Tee und heißer Suppe die nach den Einschüchterungen und Provokationen der Polizei allen Energie gaben, weiter zu machen.

17 Uhr

Es ertönte wahrscheinlich zeitgleich an allen Blockaden, die Information, dass die Veranstaltung der Nazis auf Grund der Demonstrationen, Blockaden und vielseitigen Aktionen abgebrochen werden muss. Jubel machte sich unter allen Teilnehmern breit, da erstmals seit 10 Jahren der Naziaufmarsch verhindert werden konnte.


Wir danken den Rund 600 Organisationen und allen Einzelteilnehmern, die Teilgenommen haben. Wir danken den beiden Bündnissen "No Pasaran" und "Dresden Nazi-frei" für die Koordination und Organisation. Wir danken allen Genossinnen und Genossen, die sich zusammen mit uns entschlossen gegen die Nazis und gegen die Polizei gestellt haben.

Teilnehmer aus der Revolutionären Jugend

www.komunya.org
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

http://www.youtube.com/watch?v=adXnhhf4eE0

humor 15.02.2010 - 07:12

Video Blockade Hansastraße

hier 15.02.2010 - 11:40

dresden-nachtrag

peter nowak 15.02.2010 - 15:01
Ich stelle hier meinen Beitrag aus dem Blog der Wochenzeitung Freitag zur Diskussion. Dort wird auch deutlich, dass bei allen berechtigten Erfolg die Kritik auch an Teilen der Zivilgesellschaft nicht zu kurz kommen sollte.


Dresden - 13.2. - ein Nachtrag



Am vergangenen Samstag hat die Linke in Dresden mit der Verhinderung des Neonaziaufmarsches einen realen und nicht nur, wie beispielsweise bei den Blockaden in Heiligendamm im Jahr 2007, einen symbolischen Erfolg errungen.

Der rechte Aufmarsch in Dresden war in den letzten Jahren der zentrale Termin in ihrer politischen Agenda. Denn viele andere langjährige Aktionen, wie der Rudolf-Hess-Gedenkmarsch, waren durch die antifaschistischen Proteste und die darauf reagierenden staatlichen Maßnahmen nicht mehr durchführbar.

Während in Berlin schon am 8.Mai 2005 ein Bündnis aus Antifaschisten und Zivilgesellschaft einen Neonaziaufmarsch durch Blockaden verhinderte, konnten die Rechten bis zum vergangenen Samstag in Dresden marschieren. Denn die politisch Verantwortlichen hatten bisher mit ihrem Agieren gegen „linke und rechte Extremisten“ in Wirklichkeit den Rechten den Rücken freigehalten. Zudem wird das Anliegen des rechten Aufmarsches, die Dresdner Bevölkerung als wahre Opfer des 2.Weltkrieges zu stilisieren, auch von Teilen der Dresdner Bevölkerung geteilt, die sich nicht öffentlich auf der rechten Demo zeigen würden. Diese Gemengelage hat dazu geführt, dass bisher in Dresden die Antifaschisten als größere Gefahr als die Rechten gesehen wurden. Das war das Klima, in denen die Nazis marschieren konnten und die Linken isoliert waren.

Dass sich in diesem Jahr der Wind gedreht hat, liegt an dem Bündnis zwischen der größten Teil der aktiven antifaschistischen Szene und Teilen der Dresdner Zivilgesellschaft, die sich nicht länger mit symbolischen Aktionen a la Friedensgebeten und Menschenketten begnügen wollten. Diese Aktionen haben den Naziaufmarsch nicht verhindert und das war auch gar nicht ihr Ziel. Die politisch Verantwortlichen von Dresden haben sich noch in der letzten Woche mit demVerbot des rechten Aufmarsches, das juristisch so gehalten war, dass es abgelehnt werden mußte, blamiert. Dass die Rechten nicht marschieren konnten, ist allein den aktiven Gegendemonstranten zu verdanken.

Mit dem Blockadekonzept wurde eine Aktionsform gefunden, auf die sich alle Akteure einigen konnten. Als die Polizei vor mehr als 3 Wochen mit Razzien und der Beschlagnahme von Mobilisierungsmaterialen auf den Blockadeaufruf reagierte, hatte das Bündnis seine entscheidende Bewährungsprobe zu bestehen. Schnell zeigte sich, dass sich aus dem Bündnis niemand distanzierte. Vielmehr war die Bereitschaft nun erst recht den Rechten entgegenzutreten noch gewachsen.

Nur auf dieser Grundlage war der Erfolg vom Samstag möglich. Hätte die Blockade nur aus Antifas und radikalen Linken bestanden, wäre sie wohl von der Polizei geräumt worden. Aber alte Frauen, Menschen mit Gewerkschaftsfahnen und Mandatsträger verschiedener Parteien abzuräumen, damit die Nazis marschieren können, das war für die Staatsapparaten ein zu hoher Preis.

Für die linke Bewegung sollte die Lehre aus Dresden sein, solche Bündnisse für die Durchsetzung ganz konkreter Ziele in Zukunft öfter anzustreben. Das bedeutet nicht, dass die Bündnispartner die Position der Linken akzeptieren müssen. Konkret für Dresden war es nicht nötig, eine einheitliche Meinung über die Sinnhaftigkeit der alliierten Bombardements zu haben, um sich den Nazis entgegen zu stellen. Das bedeutet aber auch nicht, dass die linken Aktivisten in dem Bündnis aufgehen und die Partner nicht mehr kritisieren dürfen.

Gegen jede Totalitarismustheorie

Wie nötig eine inhaltliche Auseinandersetzung ist, zeigte sich noch wenige Tage vor dem Dresdener Aufmarsch. Da erweist sich Christian Demuth von dem zivilgesellschaftlichen Verein „Bürger.Courage e.V.“ als Nachbeter der sächsischen Totalitarismustheorie, die besagt, dass man die Nazis nicht kritisieren kann, ohne sich nicht mindestens genau so vehement von der DDR zu distanzieren.

So behauptet Demuth in einem Interview mit der Taz im Zusammenhang mit der alliierten Bombardierung Dresdens: „ Die DDR hatte die Propaganda aus dem Goebbels-Ministerium im Grunde dankbar aufgenommen, um gegen die angloamerikanischen Imperialisten Stimmung machen zu können.“

Dass die DDR die alliierten Bombardements auf Dresden im kalten Krieg instrumentalisieren ist bekannt und beschämend. Zu behaupten, sie hätte dabei die Goebbels-Propaganda fortgesetzt ist eine Geschichtsfälschung, die man auch bei Personen nicht durchgehen lassen sollte, mit denen man gemeinsam gegen die Nazis auf die Straße geht.

Peter Nowak

Titel ist geklaut =)

AJH 15.02.2010 - 15:43
bzw. die Idee.
Im Artikel der AJH stehen auch noch ein paar andere Zahlen aufgelistet
wer schauen mag: http://ajh.blogsport.de
Wenn das nur Zufall sein sollte, never mind ;)

http://vimeo.com/9441692

atomic300 15.02.2010 - 16:42
Hier gibt es noch ein Abschlusslied für die Nazis:  http://vimeo.com/9441692

Nazis vs Naziordner

klarmachvideo 15.02.2010 - 18:56
so, nachdem Youtube schon das total "brisante" material gelöscht hat, hier nochmal woanders.

 http://vimeo.com/9443011

Doku-Video von den Blockaden

evs 15.02.2010 - 23:59
"Sie kamen nicht durch!" Doku-Video von den No pasaran! / Dresden-Nazifrei!-Blockaden:

 http://www.youtube.com/watch?v=xZtE-YZuerk

(Eindrücke von der Blockade am Albertplatz, frustrierte Nazis am Bahnhof Dresden-Neustadt)

weitere Fotos

verlinker 16.02.2010 - 01:01

Dresdner Opfermythos

a&k 16.02.2010 - 04:40
Faltblatt für den nachhaltigen Rückbau des Dresdner Opfermythos

Am 13. Februar 2010 jährt sich zum 65. Mal der alliierte Luftangriff auf Dresden. Wie in den letzten Jahren werden wieder alle mobilisieren, was das Zeug hält: die Nazis zu ihrem größten Aufmarsch des Jahres, BürgerInnen zur nationalen Trauer und Antifas gegen beide.
Oder? In letzter Zeit scheint es so als würden sich große Teile der antifaschistischen Linken ausschließlich auf die Nazis konzentrieren und das offizielle Dresdner Gedenken an die Luftangriffe aus der Kritik ausnehmen. Sicherlich ist es wichtig, den Nazis in Dresden endlich mal eine empfindliche Niederlage zu bereiten. Dabei sollte aber der nationale Opfertaumel nicht vergessen werden, der immer noch Jahr für Jahr in Dresden inszeniert wird. Wir wollen mit diesem Flugblatt dazu beitragen, die Dresdner Geschichtsverdrehung auch in ihrer modernisierten Variante sichtbar zu machen. Und zwar, indem wir uns einmal detailliert die Dresdner Vergangenheit angucken.

weiter:

Hetzjagd auf Nazis

dd 16.02.2010 - 23:49
Noch mehr Fotos aus Dresden und wie die Neonazis durch die Fritz-Reuter-Str. gejagt werden.
 http://www.flickr.com/photos/47570875@N02/sets/72157623324634507/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

Mensch, Kommies — Brutus

Ich — weiss Bescheid.

Next Stop: Berlin! — AA/BO

Menschenfeinde.. — zum kotzen