ALGE in Oschersleben bleibt!

red rabbit 12.02.2010 14:54 Themen: Antifa Freiräume Kultur Soziale Kämpfe
Zum 31. Juli 2010 wurde dem Verein „alternative Lebensgestaltung e.V.“, ALGE in Oschersleben (Sachsen-Anhalt) der Pachtvertrag gekündigt. Aus diesem Grund fand am Donnerstag (11.02.2010) in Oschersleben eine Kundgebung und Demonstration statt. Etwa 60 Menschen beteiligten sich an dieser.
Die Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft "Bewos" aus Oschersleben hat der "ALGE" das Pachtverhältnis über das Gebäude in der Magdeburger Straße 35 zum 31. Juli dieses Jahres gekündigt. Die "Bewos" wirft der "ALGE" vor, gegen den Pachtvertrag verstoßen und Wohnraum untervermietet zu haben. Ebenfalls seinen nach Angaben des Bauordnungsamtes und der "Bewos" die Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten. Das seit 2001 existierende selbstverwaltete Objekt steht somit vor dem aus. Auf dem Gelände der "ALGE" soll nach Willen des kommunalen Trink-und Abwasserverbandes (TAV) ein Parkplatz entstehen.

Aus diesem Grund fand in Oschersleben eine Kundgebung & Demonstration statt. Etwa 60 Menschen versammelten sich gegen 15:30 Uhr vor der "ALGE" um mit Flugblättern und Redebeiträgen auf die aktuelle Situation aufmerksam zu machen. Nach einer Stunde gab es den Versuch bei der Polizei, die sich etwa 30 Meter entfernt auf einen Parkplatz aufhielt, eine Demonstration anzumelden. Der zuständige Einsatzleiter untersagte allerdings eine Anmeldung, da es in seinen Augen keine Spontandemonstration darstellt und es somit 48 Stunden vorher Angemeldet werden müsste. Als gegen 17:00 Uhr die Kundgebung beendet wurde entschloss man sich auch ohne Anmeldung eine Demonstration durchzuführen. Unter Sprüchen wie "ALGE Bleibt!" oder "Reißt ihr uns die ALGE ab – machen wir die City platt!" ging es lautstark und entschlossen durch die Innenstadt. Die Polizei, die mit der Situation völlig überfordert war, begleitete mit 3 Fahrzeugen die Demo. Nach etwa 45 Minuten wurde die Demo vor der "ALGE" beendet. Während der Demo kam es zu keinen Festnahmen oder Personalienfeststellungen durch die Polizei. Eine Polizeihundertschaft aus Magdeburg traf erst in Oschersleben ein, als die Demo schon eine Stunde lang beendet war.

Gerade in ländlichen Regionen, wo die Nazis das Stadt- bzw. Dorfbild prägen, ist dies umso wichtiger selbstverwaltete Strukturen zu schützen und zu schaffen. Doch nicht nur gegen Nazis sind Freiräume für uns wichtig. Sie bieten Platz für Infoveranstaltungen, Solikonzerte, Diskussionen und für eigene Ideen. Dennoch sind linke Freiräume nicht gleich „Antikapitalistische Zonen“. Indem wir allerdings einen antikapitalistischen Anspruch stellen, aber uns andererseits auf kapitalistische Sachzwänge beziehen, bleibt dies doch nur eine Möglichkeit linksradikale und emanzipatorische Ansätze so gut wie möglich in die Gesellschaft zu tragen und die nötigen Diskussionen zu führen. Wir können den Kapitalismus nicht überwinden, solange es ihn gibt. Wir können ihn, wenn dann, wohl eher besser ertragen, indem man Preise, die nicht auf Gewinn ausgelegt sind, anbieten kann. Trotz dieser Tatsache ist es wichtig einen Freiraum – auch in der Provinz – zu schaffen, um Menschen die Möglichkeit zu geben sich antifaschistisch, antikapitalistisch und linksradikal zu engagieren oder einfach einen Ort aufzusuchen ohne Nazis, Mackerscheiße und anderen Ordnungsfanatikern. (Auszug aus dem Aufruf der Antifaschistischen Aktion Burg gegen einen Naziaufmarsch im Juni 2008 in Genthin)

Mit dem heutigen Tag konnte ein erstes Zeichen für den Erhalt der "ALGE" in Oschersleben gesetzt werden. Weitere werden folgen.

Linke Freiräume schaffen und verteitigen – überall!
Der Kampf geht weiter!

Weiterer Artikel zu dem Thema:
 http://de.indymedia.org/2010/02/272599.shtml
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Ergänzungen

Bericht aus der Volksstimme.

(muss ausgefüllt werden) 12.02.2010 - 15:23
"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Alge klaut"

Nachdem beim Verein für Alternative Lebensgestaltung Alge das Kündigungsschreiben für ihr Objekt in der Magdeburger Straße 35 einging ( Volksstimme berichtete ), reagierten die Jugendlichen gestern mit einer Kundgebung vor Ort und einem Protestmarsch zum Hauptsitz ihres Vermieters, der Bewos.

Oschersleben. Laute Musik und Kundgebungen über ein Megafon waren gestern rund um das Vereinsgelände der Alge in der Magdeburger Straße weithin zu hören. Die Jugendlichen reagierten mit ihrem Protest auf das Kündigungsschreiben ihres Verpächters vom 4. Februar.

Mit dabei auch Daniel und Felix, die auf dem angrenzenden Supermarktparkplatz Handzettel verteilten. " Es geht uns darum, hierbleiben zu können ", fassten die beiden Jugendlichen ihr Engagement knapp zusammen.

Zu Erinnerung : Die Wohnungsbau- und Verwaltungsgsellschaft Bewos hatte dem Verein das Pachtverhältnis für das Objekt in der Magdeburger Straße mit Wirkung zum 31. Juli gekündigt, nachdem festgestellt wurde, das der Verein den Wohnraum vertragswidrig weitervermietet habe.

" Diesen Verein gibt es hier seit zehn Jahren und mir kann keiner erzählen, dass die nichts davon gewusst haben, dass hier Menschen wohnen ", reagierten nun Vertreter der Alge. Sichtlich empört über die Entscheidung meldeten sie gestern Nachmittag kurzfristig eine Demonstration bei der Polizei an. " Das ist soweit okay, auch wenn die Anmeldung der Veranstaltung sehr kurzfristig kam ", erläuterte Ingolf Siegert vom Oschersleber Polizeikommissariat.

Gegen 17 Uhr brachen die Jugendlichen dann zu einem unangemeldeten Protestmarsch auf. Ziel : Der Verwaltungssitz der Bewos an der Wasserrenne. Mit lauten Rufen nach " Wohnraum denen, die ihn brauchen " erreichte die etwa 50-köpfige Gruppe das Gebäude, postierte sich vor dem Haupteingang. Im Schlepptau Einsatzfahrzeuge der Polizei, die kurzfristig auf die Kundgebung reagierten.

" Die Alge ist der einzige Anlaufpunkt in der Umgebung für alternative Jugendliche. Hier gibt es einen Proberaum für Bands, ein Café und regelmäßig Konzerte ", erklärten Felix und Daniel den Stellenwert des Vereins in der Stadt. " Es wäre einfach schade, wenn die Jugendlichen hier rausgeworfen werden. Wo sollen sie denn dann hin ?"

Die Alge-Vertreter befürchten bei einer Schließung des Vereinsgebäudes, dass ihre Gemeinschaft zerbrechen könnte. Heftige Kritik äußerten sie am Verhalten des Trink- und Abwasserbands Börde ( TAV ), der " schon immer scharf war auf das Gelände. Die wollen hier einen Parkplatz für ihren Prunkbau hinsetzen ", so die Protestierenden. Kritik geht dabei auch gezielt an die Person Dieter Klenke. Der Bürgermeister soll dem Verein 2008 versprochen haben, das Gelände für sie freizuhalten.

Quelle:  http://www.volksstimme.de/vsm/nachrichten/lokalausgaben/oschersleben/?em_cnt=1631927

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