JN-Stützpunktgründung in Ehrenburg (NDS)

erweitertes Netzwerk 08.02.2010 16:48 Themen: Antifa
Am 30.01.2010 fand im niedersächsischen Ehrenburg (Landkreis Diepholz) eine erneute Stützpunktgründung der neonazistischen NPD Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN) statt. Auf dem Anwesen des langjährigen NPD Funktionärs Wilhelm Sudmann versammelten sich bereits ab den frühen Morgenstunden anreisende Neonazis. Bis zum Abend wuchs die Anzahl der Teilnehmer_innen auf rund 40 Personen an. Daruinter auch ein neugeborenes Kleinkind.
JN-Stützpunktgründung in Ehrenburg

Zum Ablauf:

Am 30.01.2010 fand im niedersächsischen Ehrenburg (Landkreis Diepholz) eine erneute Stützpunktgründung der neonazistischen NPD Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN) statt. Auf dem Anwesen des langjährigen NPD Funktionärs Wilhelm Sudmann versammelten sich bereits ab den frühen Morgenstunden anreisende Neonazis. Bis zum Abend wuchs die Anzahl der Teilnehmer_innen auf rund 40 Personen an. Daruinter auch ein neugeborenes Kleinkind.

Die nun erfolgte Gründung des "JN Stützpunktes Osnabrück/Osnabrücker Land" wurde bereits im März 2009 angekündigt - wenige Stunden nach dem Verbot der neonazistischen Vereinsorganisation "Heimattreue Deutsche Jugend" (HDJ). So erscheint es nicht dem Zufall geschuldet das die neue JN Gruppe den Anschein eines Sammelbeckens ehemaliger HDJ Funktionäre erweckt. Neben Christian von Velsen, dem ehemaligen "Einheitsführer" der "HDJ-Einheit Hermansland" organisieren sich in der lokalen JN Gruppe noch weitere ehemalige HDJ Aktivisten welche in der Vergangenheit maßgeblich an der Organisierung von Zeltlagern, Sonnenwendfeiern und einer sogenannten "Rasseschulung" mitgewirkt hatten.

Auf das Konto dieses Personenkreises ging auch das sogenannte "Waffenlager" bei Wilsum - ein paramilitärisches Ausbildungslager der Neonaziszene. Schießübungen,Scheinhinrichtungen und Volksbverhetzung standen hier zum Stundenplan. Nach dem unfreiwilligem Wegfall der HDJ-Strukturen, in Folge des Verbotes der Ortganisation im März 2009 durch das Bundesinnenministerium, scheinen nun die Strukturen der JN für die völkisch-neonazistische Neonazisszene an Attraktivität gewonnen zu haben. Die "Jungen Nationaldemokraten" dienen dabei als "sicherer Hafen" und vor Verboten weitestgehend geschützte Plattform. Deren Strukturen scheinen nur durch ein erfolgreiches NPD Verbotsverfahren ausgehoben werden zu können.

Neben ehemaligen HDJ-Aktivisten der "HDJ-Einheiten" "Hermannsland", "Nordland", "Niedersachsen" sowie "Preußen" waren etliche Vertreter_innen der niedersächsischen NPD und parteiunabhängiger Neonazisszene in Ehrenburg zusammengekommen. Mitglieder der JN-Stützpunkte "Delmenhorst", "Lüneburg" waren ebenso zugegen wie Anhänger_innen der Kameradschaftsgruppe "Snevern Jungs" (Schneverdingen). Mit Julian Monaco aus Delmenhorst sowie dem Vechteraner Neonazifunktionär Christian Fischer war auch die derzeitige Spitze der niedersächsischen NPD Jugendenorganisation bei der Veranstaltung zugegen. Der "Ring Nationaler Frauen" (RNF), präsentiert durch deren Führungsfunktionärin Ricarda Riefling war mit einem eigens aufgestellten Informationsstand vertreten. In einer abendlichen Zeremonie wurden die Mitglieder des JN Stützpunktes im Fackelschein vereidigt. Eidformalen auf "Volksgemeinschaft" und "Vaterland" halten über die verschneiten Felder des in Dunkelheit getauchten Ehrenburgs. Mit der letzendlich erfolgreic durchgeführten Veranstaltung verfügt die "JN Niedersachsen" nun über vier (weitestgehend) handlungsfähige Ortsgruppen in Niedersachsen. Weitere Stütztpunkte sollen bereits in Planung sein.


Zur Einschätzung:

Die ereneute Etablierung eines JN Stützpunktes in Niedersachsen steht im Zusammenhang mit der neustrukturierung der niedersächsischen NPD Jugend. Einer Phase der politischen Handlungsunfähigkeit, in den Jahren 2006 - 2008, scheint nun eine offensivere Gangart der NPD Jugendorganisation in Niedersachsen zu folgen. In den Jahrebn 2006-2007 sorgte der damalige JN Landesvorsitzende Daniel Fürstenberg noch für politischen Stillstand, leere Kassen und einen weitestgehend maroden Strukturaufbau.

Unter seiner Agide verlor der niedersächsische Landesverband nicht nur seine Handlungsfähigkeit, sondern konnte im Jahr 2007 als faktisch mittellos angesehen werden. Gelder wurden veruntreut und wandereten in die "Schwarzkasse" des im Gemeinderat Dörverden vertretenen NPD Abgeordneten. Zwar wurden auch unter der Leitung von Fürstenberg mehrere "Stützpunkte" in Niedersachsen errichtet (Soltau-Fallingbostel, Verden, Cloppenburg) doch lösten sich alle Ortsgruppen bereits nach wenigen Monaten wieder auf. Nicht zuletzt da sich Fürstenberg darauf konzentrierte eine eigene Machtbasis zu schaffen - und bei der personellen Besetzung der JN-Gruppen weitesgehend auf "Nachwuchs" setze - gewachsene Neonazistrukturen oder gar langjährige und erfahrene Aktivist_innen fanden sich hingegen nicht im Personalbestand des damaligen Landesverbandes.

Nachdem die JN-Niedersachsen schließlich im Jahr 2008 faktisch aufgehört hatte zu exestieren, erfolgte im Jahr 2008 ein Umbruch innerhalb der JN-NDS. Mit Florian Cordes, einem langjährigen Neonaziaktivisten, welcher der JN-Niedersachsen bereits im Jahr 2004 vorstand, veränderte sich die Vorgehensweise der Neonazigruppierung. Cordes kann dabei auf eine lange Karriere inerhalb der JN zurückbllicken. Der derzeit in Delmenhorst wohnhafte Neonazifunktionär gilt gemeinhin als maßgeblicher Organisator der sogenanten "Schuloffensive", mit welcher die NPD/JN in den Jahren 2004/2005 für Negativ-Schlagzeilen sorgte. Dabei wurde ein Konzept angewandt, welches besagte potentiele Sympathisat_innen direkt an den Schulen abzuholen. Die Folge waren verstärkte Propagandaaktivitäten an Schulen und die Schaffung einer eingenen Schülerzeitschrift - Das Model fand bundesweit Nachahmer und besaß zum damaligen zeitpunkt Vorbildcharackter.

Mit Julian Monaco, einem ehemaligen Vertreter der sogenannten "Autonomen Nationalisten" und Christian Fischer einem ehemaligen HDJ Funktionär wurde die Spitze der JN Landesverbandes neu besetzt. Beide stehen für eine radikale Politik - beide vertreten unterschiedliches Flügel innerhalb der Neonazisztene - völkische Komponenten werden dabei ebenso bedient wie modern und "stylisch" anmutender Neonazismus. Florian Cordes wiederum agiert im Hintergrund und bereitet seinen "Schützlingen" den Boden und Kontakte. Der derzeitige Landesverband dürfte demnach eine weitaus größere Gefahr darstellen als noch in den vergangenen Jahren. Unterstützt wird diese Entwicklung noch, durch die derzeitige Ausrichtung des "JN Bundesverbandnes" um den JN Bundesvorsitzenden Michael Schäfer. Unter seiner Führung modernisierte sich die JN sichtlich, erwarb im Hinblick auf die "Mutterpartei" NPD ein neues Selbstvertrauen und baut derzeit bundesweit ihre Strukturen
massiv aus.

Das die JN Niedersachsen in den kommenden Monaten zu einem bedeutenen Faktor innerhalb der niedersächsischen Neonaziszene werden wird, erscheint unzweifelhaft. Eine antifaschistische Analyse neonazistischer Strukturen und Brennpunkte, welch in der Vergangenheit in Niedersachsen die Strukturen der "Jungen Nationaldemokraten" zumeist ausgeklammert hat (und dies aus gutem Grund) sollte nun eine Neuausrichtung vornehmen. Um eine verstärkte Fokusierung auf die JN-Niedersachsen sollte dabei geworben werden.

Hintergrund zur Stützpunktgründung der JN Osnabrück / Osnabrücker Land:
 http://recherche-nord.com/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=409&Itemid=229

Videobericht über Verbindungen der JN osnabrück und der "Heimattreuen Deutschen Jugend":
 http://www.youtube.com/watch?v=RO-CcnWr18Y
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Ergänzungen

ein Titel

Ein Name 08.02.2010 - 19:32
Das scheint manche "Linke" tatsächlich zu überfordern, dass einige Genossen objektive Berichte auf hohem sprachlichen Niveau schreiben können ohne ordinäre Effekthascherei und Antifa-Sprech.

Dank an Recherche-Nord und die im Zusammenhang Stehenden! Hervorragende Arbeit.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 21 Kommentare an

npd — ordner

Solidarität — mein name

Danke!! — eifriger Leser

Was soll das? — Mensch aus OS

@hackmans friend — Langsam genervt

(muss ausgefüllt werden) — (muss ausgefüllt werden)

@..mmh — LGmods

Niedersachsen — Auch ausgefüllt

wie jetzt? — mossad

life is beautiful — recherche-nord

Im Landkreis Diepholz — wachsen Antifas

Infos? — jcskajcvjsacvbvdsnad

(muss ausgefüllt werden) — (muss ausgefüllt werden)

An die Mods — Der Prinz

@alles ausgefüllt — @alles ausgefüllt

Kritik — Harald

Mal bitte nachdenken! — Witwe Bolte

Bewertung — Brigate