Velbert: Mahnwache - Obdachlose haben Namen

nouseforaname 06.02.2010 01:55 Themen: Antifa
Ungefähr 40 Bürgerliche, lokale Politiker und Antifas hielten heute im Velberter Herminghauspark eine Mahnwache ab. Unter dem Motto "Kein Vergeben, kein Vergessen – Auch Obdachlose haben Namen!" erinnerte man an den grausamen Mord an Horst Pulter. Bei kalten Temperaturen begab man sich an den damaligen Tatort, um einer kurzen Ausführung von Rainer Koester, Autor des Buches: „Langenberg im 3. Reich“, über die aktuellen Neonazi-Umtriebe in Velbert und einer bewegenden Rede zuzuhören. Als Zeichen von Trauer und Widerstand wurde ein Blumengedeck, Kerzen sowie eine Weiße Rose niedergelegt.
Ungefähr 40 Bürgerliche, lokale Politiker und Antifas hielten heute im Velberter Herminghauspark eine Mahnwache ab. Unter dem Motto "Kein Vergeben, kein Vergessen – Auch Obdachlose haben Namen!" erinnerte man an den grausamen Mord an Horst Pulter. Bei kalten Temperaturen begab man sich an den damaligen Tatort, um einer kurzen Ausführung von Rainer Koester, Autor des Buches: „Langenberg im 3. Reich“, über die aktuellen Neonazi-Umtriebe in Velbert und einer bewegenden Rede zuzuhören. Als Zeichen von Trauer und Widerstand wurde ein Blumengedeck, Kerzen sowie eine Weiße Rose niedergelegt.

Diese, im Internet veröffentlichte Rede, wieß auf die Ereignisse des damaligen Tages hin:

"Am 5. Februar 1995 starb hier im Herminghauspark, nicht unweit von dieser Stelle, der 65jährige Obdachlose Horst Pulter. Qualvoll hingerichtet von einem Haufen Neonazis. 7 rechtsextreme Jugendliche und junge Erwachsene zogen von einer Geburtstagsfeier über diese Wege in unbestimmte Richtung. Weiter unten am Teich, so gaben die Nazis an, wollten sie ausprobieren, wie oft man einem Schwan den Hals umdrehen kann, bis er abfällt. Unterwegs begegnete ihnen ihr späteres Opfer. Horst Pulter schlief in einer Holzhütte, welche damals noch hier stand. Sie beschimpften ihn. "Scheiß Jude", "Penner" nannten sie ihn. Sie schlugen ihn, sie quälten ihn, sie traten ihn, bis er bewusstlos wurde. Sie entfernten sich. Doch damit nicht genug. Der Haupttäter kehrte zurück. Er rammte dem bewusstlosen Menschen ein Steak-Messer in den Körper.

Es floß Blut, sinnloses Blutvergießen durch eine menschenverachtende Tat. Bei späteren
Hausdurchsuchungen wurden nazionalsozialistische Schriften, Bilder und Hakenkreuzfahnen gefunden. Der Haupttäter wurde wegen Mordes zu 10 Jahren, die Mittäter zu je 2 Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Gericht bezeichnete die Tatmotive als besonders abscheulich und wiederwärtig und die Tat als sinnlos, menschenverachtend und an Brutalität und Verwerflichkeit nicht zu überbieten. "Penner klatschen" wollten sie nur, beteuerten die Täter. Eklig. Unvorstellbar. Grausam und kalt, wie sogenannte "Menschen" seien können. Dennoch weigerten sich verschiedene Institutionen, diesen kaltblütigen, von Rechtsradikalen
verübten Mord auch als "rechtsradikal" anzuerkennen.

Ich kannte Horst Pulter nicht. Wahrscheinlich kannte ihn hier keiner. Was mochte er, hatte er Familie, Freunde und Beruf in einem früheren Leben? Der Obdachlose Horst Pulter starb
zweimal. Einmal, als die Gesellschaft ihn für ausgestoßen erklärt hatte. Ein zweites Mal als man ihm das Leben hier gewalttätig nahm.

Nach einer Statistik der Bundesregierung haben Rechtsextreme in Deutschland seit 1990 mindestens 26 Obdachlose getötet. Horst Pulter´s Tod gehört erst seit 2001 in diese Statistik, 6 Jahre nach der Tat. Die Liste rechter Morde der Bundesregierung umfasst 149 Tode. Ein jeder so auf einer krankhaften Einstellung basierend, wie man es sich nicht vorstellen kann. Statistiken sind jedoch nur Zahlen. Wir sind uns dieser Taten bewusst, wir sind uns der Opfer bewusst. Wir sind heute hier um Horst Pulter sowie allen anderen Opfern menschenverachtender Ideologien zu gedenken."
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Ergänzungen

Danke für die Aktion

Azzoncao, ein Polit-Cafè 06.02.2010 - 11:06
Sehr schöne und wichtige Aktion.

Streut doch bitte den Aufruf weiter, damit demnächst noch mehr Menschen an solchen Aktionen teilnehmen können.

Wir erlauben uns, mal kurz auf die website mit dem Aufruf und dem Video hinzuweisen:
Gruppensite:
 http://fuenfterfebruar95.wordpress.com/
You-tube Video:
 http://www.youtube.com/watch?v=_6D09s_Z5kI&feature=player_embedded

Thomas-Schulz-Gedenkdemo am 3.4. in Dortmund

Linke Freiräume erkämpfen! 06.02.2010 - 12:24
03.04.2010 | 16:00 h | Dortmund | Hauptbahnhof (Vorplatz)

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