Demo gegen den Europäischen Polizeikongress

Dr. Igast 04.02.2010 13:49 Themen: Repression SiKo München
Full Spectrum Resistance - In Berlin fand am 2.2. eine Demonstration gegen europäische Sicherheitsarchitekturen, Homelandsecurity und rüstungsrelevante Unternehmen statt. Dem war bereits eine bunte Kampagne vorausgegangen.
Trotz Wind und starkem Schneefall ließen es sich etwa 250 Menschen nicht nehmen, auf den internationalen Sicherheitsgipfel am Alexanderplatz aufmerksam zu machen und Kritik zu äußern. Die Demonstration begann mit leichter Verzögerung um ca. 17:40 Uhr vor der SAP- Filiale in der Weinmeisterstraße in Mitte. Der Ort war als Auftaktpunkt symbolisch gut gewählt, da die beschädigte Glasfassade den Widerstand gegen die Informatisierung der Repression sichtbar werden lässt.
Von dort ging die Demo unter lauten Sprechchören zum Hackeschen Markt, um rechts in die Dircksenstraße einzubiegen. Dort befindet sich eine Filiale der Rüstungsinformatiker von PSI. Über die Karl-Liebknecht-Straße und Wadzeckstraße lief die Demo weiter zum LKA (Ecke Keibelstr.), wo eine kurze Zwischenkundgebung abgehalten wurde. Via Otto-Braun-Straße führte die Route schließlich zum Alexanderplatz und fand ihren Abschluß - dem Anlass angemessen - vor dem Berliner Congress Center (BCC).
In den Redebeiträgen kritisierte die Demo Polizeien und europäische Sicherheitspolitik unter der Berücksichtigung verschiedener Schwerpunkte, so gab es zum Beispiel einen Redebeitrag zu Software im Einsatz gegen die Freiheit und zur Kontrolle der Gesellschaft, zu den Mördern der Koordinationsagentur Frontex und zur Repression beim Klimagipfel in Kopenhagen. Ein Beitrag befasste sich ironisch-hasserfüllt gegen die deutsche Polizei im allgemeinen. Ein weiterer Redebeitrag thematisierte den rassistischen „Selbstmord“ von Oury Jalloh, den Polizsiten in Dessau verbrennen ließen.
Für die kreativ-bunte Note der Demo sorgten mehrere Pappkameras an Stielen und die „Popozei“. Letztere war eine der Clownsarmy nicht unähnliche, als Bullen verkleidete Gruppe, die sich scherzhaft mit den Demonstrant_innen anlegte, sich untereinander herumkommandierte oder selbstironische Parolen rief („Für die Bonzen stehn wir da...“).

Die Berliner Pigs ließen sich die Möglichkeit auf Vorkontrollen nicht entgehen und versuchten möglichst viele der Teilnehmer_innen bei Ankunft am Auftaktort zu filzen. Eine Person, welche die Vorkontrtrolle verweigerte, wurde sehr grob in eine Wanne verfrachtet, kurz darauf aber wieder rausgelasssen. Zur Kontrolle standen sogar einige Leute von Team Green am S-Bahnhof Hackescher Markt, da das (fälschlicherweise) als nächste Haltestelle im Mobilisierungsmaterial genannt war. Neben den üblichen Bereitschaftsbullen waren mindesten zwei größere Gruppen vom LKA in zivil (PMS) zugegen, die sich wie üblich ziemlich lässig fühlten.

Im Vorfeld der Demonstration gab es drei gut besuchten Infoveranstaltungen und eine Vollversammlung zum Thema europäische Sicherheit und Perspektiven linksradikalen Widerstands dagegen. (Bericht von der VV in kürze. Nachfolgetreffen: 16.2. um 19:30 Uhr im Bethanien.)
Außerdem nahmen sich einige Leute ein Herz und starteten im Vorfeld des Kongresses militante Aktionen. So gingen gingen zwei Siemensfahrzeuge in Flammen auf, die Firma R.O.L.A. Security wurde mit Farbe und Steinen bedacht und der Eingangsbereich der Stiftung Wissenschaft und Politik fing auch revolutionäres Feuer. Mehr dazu unter:  http://directactionde.blogspot.com/

Am Polizeikongress selbst stiftete eine Ankündigung, dass dieser vom Chaos Computer Club offenbar überwacht würde, einige Unruhe. Der Kongress des CCC fand kurz vorher in den selben Räumlichkeiten wie der Polizeikongress statt und wurde angeblich genutzt, um entsprechende Geräte zu installieren. Dies hatte zur Folge, dass ein Mitglied des CCC per Security aus den laufenden Veranstaltungen der Bullen entfernt wurde.
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Ergänzungen

Polizeiüberwachung

Roland Ionas Bialke 04.02.2010 - 18:37
Schon die Vollversammlung zum Polizeikongress wurde durch mindestens zwei Beamte in ziviler Kleidung des Berliner LKA 6 (Operative Dienste) offen observiert. Die Polizisten stellten sich direkt vor den Eingang vom New Yorck, wo die Vollversammlung stattfand.

Nach der Vollversammlung sperrten PolizistInnen einer Einsatzhundertschaft nahegelegene Wege ab. Ob ein Zusammenhang zur Vollversammlung bestand weiss ich nicht, aber es ist schon merkwürdig, wenn direkt neben dem Bethanien Gehwege von einer Einsatzhundert abgesperrt werden. Allerdings sah ich auch am Kottbusser Tor eine Gruppe dieser Ehu (keine technische Einheit) in taktischer Fromation herumrennen. Von daher kann das aus etwas mit dem Drogen- und Obdachtlosenmileu am Kottbusser Tor zu tun haben.

Auffällig ist auch das folgende Foto -  http://www.flickr.com/photos/kietzmann/4326254450/in/set-72157623336566010/ - Da wurde die technische Einsatzhundertschaft mal wieder zum Schneeschippen eingesetzt. Oder gab es einen Rohrbruch im BCC?

Überwachung des BCC

discordance 04.02.2010 - 19:04
Die Aussage, dass der Kongress vom Chaos Computer Club (CCC) überwacht würde ist falsch. Es gibt zwar folgendes Bekennerschreiben  http://de.indymedia.org/2010/01/272145.shtml jedoch bringt dieses keinen Zusammenhang zum CCC. Es handelt sich hier lediglich um eine falsche Abkürzung des Chaos Communications Congress. Dessen Abkürzung ist C3. Das ganze wird von dem Betroffenem im taz-Interview erklärt.  http://www.taz.de/1/politik/schwerpunkt-ueberwachung/artikel/1/zum-sicherheitsrisiko-erklaert/
Der Rauswurf ist peinlicherweise mit dem anonymen Bekennerschreiben in Verbindung gebracht worden. Ob an der Abhörung des Polizeikongresses etwas drann ist wird sich zeigen.

same procedure as...

lululu 05.02.2010 - 01:31
Die Demo gegen den Polizeikongress wird traditionell nur von 150-300, je nach Wetterlage, besucht. Ist natürlich für Berlin mager.
Das sollte nächstes Jahr mal etwas besser werden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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stop moment mal — dings

Wow.. — Überraschte

250 Leutchen — Lautsprecher

Hörspiel? — 0xDEADBEEF

BCC — CCC