Hamburg: „Recht auf Stadt“-Bewegung (Teil 1)

r2d2 03.02.2010 23:34 Themen: Freiräume Kultur Soziale Kämpfe Ökologie
Im Laufe des Jahres 2009 hat sich in Hamburg eine vielfältige und breite Bewegung gebildet, die sich gegen Prozesse der Gentrifizierung und Stadtumstrukturierung richtet und ein „Recht auf Stadt“ einfordert. Die zahlreichen Initiativen, die sich u.a. aus Künstlerinnen, Kleingärtnern und Teilen der außerparlamentarischen Linken zusammensetzen, haben es nicht nur geschafft, über Besetzungen, Manifeste und Störaktionen eine große Öffentlichkeit herzustellen, sondern bereits jetzt erste konkrete Erfolge erzielt. Ein Überblick über die Konfliktfelder der Stadt.

Teil 1: erste Ansätze, Empire St. Pauli, Komm in die Gänge, Centro Sociale.
Teil 2: Schanzenviertel(fest), Rote Flora, No BNQ, Not In Our Name Marke Hamburg.Teil 3: Vorwerkstift, Gartenkunstnetz, Apfelbaum braucht Wurzelraum, Isebek, Buchenhofwald, [...]
Bereits 2008 hatte es erste Ansätze gegeben, die Thematik der Gentrifizierung und damit verbundene Vertreibungsprozesse von AnwohnerInnen aufzuwerfen. Aus der Vorbereitungsgruppe eines Straßenfestes in St. Pauli war nach dem April 2008 das Aktionsnetzwerk gegen Gentrification „Es regnet Kaviar“ entstanden. Zur selben Zeit begann eine Handvoll Menschen im Schanzenviertel mit der Gründung eines „autonomen Nachbarschaftstreffs“, der als „Kontrapunkt zur Gentrifizierung“ wirken sollte – dem Centro Sociale.



Fotos der Demo vom 12. Juni 2009

Sommer 2009: Empire St. Pauli

Im Sommer 2009 erfuhr die Thematik dann v.a. durch den Film Empire St. Pauli eine enorme Verbreitung in Hamburg. Der Dokumentarfilm von Irene Bude und Olaf Sobczak beleuchtet die Umbrüche in der Stadtteilstruktur St. Paulis und lässt die AnwohnerInnen des Viertels ebenso zu Wort kommen wie Investoren oder Bezirksamtsleiter. Gezeigt werden die konkreten Auswirkungen der Prozesse in Form von Mietsteigerungen, der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen, oder – wie es ein Anwohner im Film ausdrückt: „Die Leute raus – Mieten hoch – Bumm – ganz normal Kapitalismus oder wie sagt man“. Seit Ende April wurde der Film allein in Hamburg über 50 Mal öffentlich gezeigt. Teilweise kam es im Anschluss zu spontanen Demonstrationen, so am 14. Juli nach einer Aufführung im Park Fiction.


Die ersten Ansätze von Anti-Gentrifizierungsprotesten kamen schließlich am 12. Juni zu einer ersten Parade zusammen. Unter dem Motto „Die Stadt gehört allen!“ zogen an die 2.000 Menschen gegen Mieterhöhungen, Privatisierungen und Vertreibung von der Innenstadt nach St. Pauli. Am 20./21. Juni wurde sich im Rahmen von Workshops und Diskussionen in den Räumen des Centro Sociale inhaltlich mit der Thematik „Recht auf Stadt“ beschäftigt. Das Konzept „Recht auf Stadt" geht auf den französischen Stadtsoziologen Henri Lefèbvre zurück, der den Begriff in seinem Buch „Le droit à la ville“ 1968 entwickelte. Das dreitägige Veranstaltungsprogramm vom 19. bis 21.6. blieb jedoch weitgehend von der breiten Öffentlichkeit unbeachtet.


Mehr Infos
Website des Films „Empire St. Pauli“ //Indymedia-Bericht zur Demo // Transpi-Aktion vor der Demo // Fotos der Demo


Fotos der Demo vom 12. Juni 2009

22. August: Komm in die Gänge

Den Auftakt für einen Herbst der Initiativen bildete die Besetzung mehrerer Häuser im Gängeviertel durch über 200 KünstlerInnen und AktivistInnen am 22. August. In die alten, größtenteils seit Jahren leer stehenden 12 Häuser mitten in Hamburgs Innenstadt wurde für diesen Sonnabend unter dem Motto „Komm in die Gänge“ und mit einem überall plakatierten roten Punkt als Logo zu einem Fest eingeladen, das faktisch eine Besetzung einleiten sollte.


In dem ehemals dicht besiedelten Viertel lebten von Mitte des 17. Jahrhunderts bis etwa 1930 vor allem Hafen- und Gelegenheitsarbeiter mit ihren Familien, in der Weimarer Republik wurde das Viertel aufgrund der politischen Einstellung seiner BewohnerInnen als „Klein Moskau“ bezeichnet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden große Teile des Viertels systematisch abgerissen. In den letzten Jahren herrschte dann Leerstand vor. Anstatt die Häuser zu sanieren, wurden sie von der Finanzbehörde schließlich im Höchstgebotsverfahren verkauft. Mehrere Jahre versuchte ein Investor vergeblich, genehmigungsfähige Bauanträge für die Sanierung einzureichen und zog sich schließlich 2007 mit dem Verlust von ca. 3 Mio. Planungskosten zurück. Der holländische Investor Hanzevast bekam 2008 von der Stadt den Kaufzuschlag für das Gängeviertel. Allen bisherigen MieterInnen wurde gekündigt. Im Rahmen des Grundstücksverkaufes wurde im September 2008 ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen, der statt einer denkmalgerechten Sanierung der Gebäude den Verlust von geschätzten 80 Prozent der historischen Substanz bedeutet hätte. Laut offizieller Planung sollte im Sommer 2009 mit den Sanierungs- und Abrissarbeiten begonnen werden. Auch Hanzevast war jedoch von der Finanzkrise betroffen und begann offiziell nach einem Co-Investor zu suchen.



Fotos der Demo vom 12. Juni 2009 // Plakat für „Recht auf Stadt“- Veranstaltung

In diese Situation platzte die Besetzung durch die KünstlerInnen medial wie eine Bombe. Dabei standen zwei Aspekte im Vordergrund: Zum einen die Rettung des historischen Gängeviertels vor dem Verfall, der Erhalt der alten Häuser – ein Anliegen, das auch zahlreiche ältere, eher konservativ eingestellte HamburgerInnen bewegte und in Scharen Touristen anzog. Zum anderen wurde Raum für Künstler in Hamburg eingefordert, ein Mitglied der Initiative forderte gegenüber der Presse: „Wir erwarten, dass die Künstler akzeptiert werden, das man sich kümmert. Und nicht, dass die Stadt sich als Kulturstadt verkauft, aber nichts passiert.“ (taz, 23.08.2009) Und: „Es kann nicht sein, dass die Stadt sich immerzu damit brüstet, eine Kultur-Hochburg zu sein, aber nichts dafür tut!“ (Art-Magazin, 24.08.2009). Gefordert wurden Produktionsflächen für Hamburgs KünstlerInnen und Kreative, zudem wurde darauf hingewiesen, dass „das kreative Potenzial der Stadt“ aufgrund fehlender preiswerter Atelierräume immer stärker in Städte wie Berlin abwandere.


Tausende strömten zu den Performances, Konzerten und Ausstellungen, die von der Initiative initiiert wurden. Daniel Richter, berühmter Hamburger Künstler, stellte die Aktion unter seine „Schirmherrschaft“. Mit dem Anliegen des Erhalts alter Häuser konnten sich auch bürgerliche Kreise identifizieren, so stimmten auch der Verein für Hamburgische Geschichte und die Patriotische Gesellschaft von 1765 in die Kritik an der städtischen Politik mit ein. Die Polizei weigerte sich, von einer Besetzung zu sprechen, zwei Tage nach der Auftaktaktion verschlossen SAGA und Sprinkenhof AG – die städtischen Gesellschaften, die die Häuser verwalteten – jedoch zunächst zwei Gebäude. Mit einem eigenen Nutzungskonzept suchten die KünstlerInnen den Dialog mit der Stadt, deren Kulturbehörde aufgeschlossen reagierte. Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) verkündete, den KünstlerInnen noch im August 30 Räume zur Verfügung stellen zu wollen, Ateliers in der Speicherstadt (Hafencity) wurden angeboten. Auch Markus Schreiber (SPD), Leiter des Bezirksamts Mitte, erklärte begeistert: „Das sind die rechtstreuesten Besetzer, die man sich vorstellen kann. Die machen alles sauber, sorgen ab 22 Uhr für Ruhe - und ihr Anliegen, die historischen Häuser zu erhalten, hat meine volle Sympathie.“ Eine Nutzung der Gänge-Häuser wurde seitens der Stadt jedoch zunächst ausgeschlossen: „Wir haben eine rechtsgültige Vertragslage und der Investor hat sich verpflichtet aufgrund des Vertrages bestimmte Baumaßnahmen durchzuführen.“ (Finanzstaatsrat Heller, in: Mopo, 25.08.2009)



Gängeviertel

Eine Vereinbarung zwischen Stadt und KünstlerInnen wenige Tage nach der Besetzung legalisierte diese faktisch, den KünstlerInnen wurde zugestanden, die Erdgeschossflächen nutzen zu dürfen – für diese ein „fairer Kompromiss“ (Hamburger Abendblatt, 26.08.2009). In einer Bürgerschaftssitzung, die sich mit dem Thema beschäftigte, waren sich alle Fraktionen darin einig, dass sowohl die Gebäude erhalten als auch den KünstlerInnen Raum zur Verfügung gestellt werden müsse. Die Hamburger Morgenpost versuchte sich an Erklärungen für das städtische Entgegenkommen: „Sie tragen kein Schwarz und stellen offenbar auch nicht das politische System infrage. Vielleicht ist das der Grund, warum Senat und Parteien die Künstler so einhellig lieb haben, die seit Sonnabend mehrere leerstehende Häuser des Gängeviertels besetzen.“ (Mopo, 27.08.2009) Der wahre Grund für die schnellen und positiven Reaktionen der Stadt dürfte dagegen in dem Imageschaden zu suchen sein, den der KünstlerInnenprotest der „Marke Hamburg“ bereitet hatte – nämlich dem Vorwurf, eine kulturvergessene Stadt zu sein. Ein Vorwurf, der angesichts der globalen Städtekonkurrenz in Zeiten der Globalisierung und der Bedeutung des kulturellen Faktors in diesem Wettbewerb schwer wog. Wie begehrt der „kreative Faktor“ im Städtewettbewerb ist, zeigte sich im September daran, dass die Stadt Leipzig den Hamburger KünstlerInnen großzügig „Asyl“ anbot.


Aber inzwischen wollte Hamburg „seine“ Kreativen doch selbst behalten. Einziges Problem: der Investor, dem das Bezirksamt sogar die Baugenehmigung bereits erteilt hatte. Spekuliert wurde darauf, dass dieser aufgrund seiner Finanznöte nicht in der Lage sein würde, innerhalb von 14 Tagen die fällige zweite Rate von 2,7 Mio. Euro zu bezahlen – ein Fall, in dem das Gelände zurück an die Stadt fallen würde. Am 8. September einigten sich Stadt und Initiative auf eine vorübergehende Teilnutzungsvereinbarung für die Zeit, bis der Investor mit den Bauarbeiten beginnen oder die Immobilie an die Stadt zurückfallen würde. Nachdem Hanzevast die 14-Tage-Frist hatte verstreichen lassen, wurde diese von der Stadt noch einmal bis zum 16. Oktober verlängert, jedoch verbunden mit der Ankündigung, im Falle einer Nicht-Zahlung den Vertrag zu kündigen. Die Initiative legte wenige Tage vor diesem Termin ein eigenes Nutzungskonzept vor, das eine Neubelebung des Areals als öffentlicher Raum „ohne Konsumzwang“ auf Basis der „Selbstverwaltung“ vorsah. 60% der Fläche solle für Wohnen, 20% für gewerbliche Zwecke genutzt werden, außerdem solle ein soziokulturelles Zentrum geschaffen werden.


Der Investor Hanzevast ließ sich bis zum letzten Tag Zeit – doch er zahlte. Und sollte nun fünf Monate Zeit haben, die dritte Rate zu zahlen und mit den Bauarbeiten zu beginnen. Gerüchte, das Geld stamme vom Besitzer der Roten Flora, Klausmartin Kretschmer, oder einem bayerischen Brauereiunternehmen, bestätigten sich nicht. Der Investor spekulierte vielmehr auf Schadensersatzforderungen. Die Initiative erklärte dagegen zu bleiben und forderte die Offenlegung der Verträge. Am 24. Oktober fand eine rote Lichterkette von über tausend Menschen rund um die Häuser statt. Ein vom Bezirksamtsleiter Schreiber (SPD) initiierter Runder Tisch mit allen Beteiligten war einen Tag zuvor an der Unwilligkeit des schwarz-grünen Senats geplatzt. Das Abendblatt kommentierte: „Peinliches Schauspiel“ und forderte Bürgermeister Ole von Beust auf, „die Fäden in die Hand“ zu nehmen (23.10.2009). In der Presse wurde von internen Auseinandersetzungen zwischen Finanz- und Kulturbehörde berichtet. Zeitgleich äußerte sich der Investor zum ersten Mal öffentlich, kündigte eine weitere fristgerechte Zahlung an und forderte die Räumung der Häuser (Welt, 24.10.2009). Um dem Investor entgegenzukommen, bot die Stadt der Initiative die Nutzung der Obergeschosse (weitere 6.000 qm Fläche) an, wenn sie die beiden von der Sprinkenhof AG verwalteten Häuser „Druckerei“ und „Fabrik“ räumen würden – ein Angebot, auf das sich die Initiative nach langen internen Diskussionen einließ. Betont wurde aber, dass dieses „Zugeständnis“ kein Rückzug sei, sondern nur dazu diene, zu verhindern, „dass durch Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe von Hanzevast unnötig Steuergelder verschwendet werden“ (NDR, 26.10.2009). Gleichzeitig wurden die Rückabwicklung der Verträge und der Rücktritt von Finanzsenator Freytag (CDU) gefordert. Am Tag des Umzugs zahlte Hanzevast auch die dritte Rate.



Fassaden im Viertel

Nach längerer Unklarheit über das weitere Vorgehen der Stadt, kündigte diese schließlich an, entweder mit Hanzevast das Viertel als Künstlerquartier zu entwickeln oder die Gebäude zurückkaufen zu wollen. Stadtentwicklungssenatorin Hajduk (GAL) kündigte an, in Sachen Gängeviertel zukünftig federführend zu agieren und ein neues städtebauliches Konzept zu erarbeiten – aus Sicht der KünstlerInnen ein erster „Teilerfolg“. In der Bürgerschaft wurde das Gängeviertel – wie die Stadtentwicklungspolitik allgemein – erneut zum Thema, und selbst CDU-Abgeordnete drohten: „Wenn Hanzevast jetzt nicht die ausgestreckte Hand ergreift und zu konstruktiven Gesprächen bereit ist, ist unsere Geduld bald am Ende“ (Welt, 05.11.2009). Anfang November hieß es in der Presse, der Investor wäre gegen eine Entschädigung von 4 Mio. Euro zum Rückkauf der Häuser bereit.


Für den 11. November luden die Initiativen „Komm in die Gänge“ und „NoBNQ“ zu einer Kundgebung in die Innenstadt – der erste sichtbare Ausdruck des „Recht auf Stadt“-Netzwerks, das sich im September aus etwa 20 städtischen Initiativen gegründet hatte. Rund 300 Menschen protestierten mit Laternen und Kerzen, als die Nachricht eintraf, dass die Stadt kurz vor dem Rückkauf der Häuser stehe. (Am selben Tag wurde auch das Audimax der Hamburger Universität besetzt.) 150 Architekten, Ingenieure und Stadtplaner hatten sich am Tag zuvor mit einem Offenen Brief an den Senat gewandt, um mehr Räume für Kulturschaffende einzufordern und die Stadtentwicklungspolitik zu kritisieren.


Am 15. Dezember 2009 kam es schließlich zur Einigung zwischen Stadt und Investor. Die ausgehandelte Rückabwicklung der Verträge sollte die Stadt 2,8 Mio. Euro kosten (neben dem ebenfalls zurück zu erstattenden Kaufpreis). Die taz jubelte: „Kunst siegt über Kommerz“ (taz, 15.12.2009). Was mit den Häusern nach dem Platzen der Investorenpläne jedoch passieren sollte, blieb zunächst offen. Stadtentwicklungssenatorin Hajduk kündigte ein städtebauliches Konzept und Nutzungsgespräche zwischen Januar und März mit den Künstlern an. Kultursenatorin v. Welck verkündete: „Selbstverständlich werden wir bei den weiteren Planungen die Vorstellungen der Künstler einbeziehen. Unser Ziel ist es, das Gängeviertel zu einem lebendigen, kreativen innerstädtischen Quartier weiterzuentwickeln“ (MOPO, 15.12.2009).



Gängeviertel von innen / Kundgebung in der City, 11.11.2009

Zwischen Weihnachten und Silvester wurden zunächst ohne Einigung mit der Stadt die im Oktober geräumten Gebäude „Druckerei“ und „Fabrik“ wieder besetzt, am 30. Dezember wurden daraufhin kurzfristige Nutzungsverträge ausgestellt. Mit einer riesigen Silvesterparty in den beiden Gebäuden ging das Jahr 2009 zuende. Aktuell laufen die Verhandlungen mit der Behörde für Stadt- und Umweltentwicklung (BSU), die Stadt will am 31. März bekannt geben, wie die weitere Zukunft des Gängeviertels aussehen soll. Hoffen wir, dass die KünstlerInnen, Aktiven und Kreativen dafür sorgen, dass die Vision der FAZ nicht in Erfüllung geht: „Diejenigen unter den Künstlern, die ihren Richard Florida gelesen haben, werden schon wissen, dass ihre Rolle am Ende die des Düngers ist, um den Boden für andere zu bereiten. Vielleicht wird eine Weile lang sogenannte Soziokultur im Gängeviertel betrieben werden, mit all der Folklore, die so etwas mit sich bringt. Vielleicht werden irgendwann Rechtsanwälte die Ateliers beziehen und ein H&M die Galerieräume. Vielleicht wird von ganz alleine passieren, was Hanzevast am Reißbrett geplant hatte. Vielleicht. Oder sogar ziemlich sicher. Aber so ist es in jeder Hinsicht ökologischer. Und es sieht besser aus.“ (FAZ, 18.12.2009)


Mehr Infos und Pressearchiv
Initiative „Komm in die Gänge“ // Fotos bei Flickr

September: Centro Sociale bleibt!

Zwischen dem Schanzen- und Karoviertel gelegen, existiert seit Ende 2008 das Centro Sociale in der Sternstraße 2. Das Centro Sociale versteht sich als autonomer Nachbarschaftstreff – bunt, offen und vielfältig. Das denkmalgeschützte Backsteinhaus mit seinen rund 500 Quadratmeter gehört der Stadt und wird von der Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft (steg) verwaltet. Bis Ende 2009 existierte ein Mietvertrag mit der Lerchenhof Handwerksgenossenschaft, die wiederum einen Untermietvertrag mit dem Centro Sociale vereinbart hatte. Da die Stadt das Gebäude jedoch nicht einfach so den GentrifizierungskritikerInnen überlassen wollte, initiierte die steg durch das Fachamt Stadtplanung im Bezirk Mitte in Form eines Projektaufrufs einen Wettbewerb um die Räume in der Sternstr. 2, bei dem die Bewerber makabererweise ein Nutzungs- und Betreibekonzept für einen „nachbarschaftlichen, nichtkommerziellen Stadtteiltreff“ abliefern sollen.


Als Reaktion darauf entstand seit Juli/August 2009 rund um das Centro Sociale eine Solidaritätskampagne. AnwohnerInnen ließen sich mit einem überdimensionalen Daumen aus Pappe für die Aktion „Daumen hoch für`s Centro Sociale“ fotografieren, Anfang September wurde im benachbarten Knust eine Unterstützungskonzert veranstaltet und Gewerbetreibende und Initiativen gaben Referenzschreiben für den selbstverwalteten Nachbarschaftstreff ab. Den Höhepunkt bildete sicherlich die Walzerparade am 10. September. Etwa 300 UnterstützerInnen zogen walzertanzend durch das Hamburger Schanzenviertel und sorgten mit dieser neuen Protestform für erhebliche Aufmerksamkeit.



Walzerparade 10.9.2009

Während die steg behauptete, dass es jede Menge Bewerber für die Räumlichkeiten gäbe, warfen schließlich nur drei andere Einrichtungen ihren Hut in den Ring. Alsterarbeit, als Teil der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, zog ihre Bewerbung schnell wieder zurück. Es verbleiben mit dem Beschäftigungsträger Arinet und der Pferdestall Kultur GmbH zwei Bewerber. Über die Pferdestall Kultur GmbH hieß es in der zweiten Ausgabe des Stadtteil- & Fußballmagazins Supra: „Im Januar 2001 trat erstmals eine Gruppe als Pferdestall Kulturkombinat zur Studierendenparlamentswahl an, die als Ziel erklärte, im glasüberdachten Innenhof des Pferdestalls am Allende-Platz einen ‚netten Studentenclub’ zu eröffnen. Über Jahre versuchte man dieses Projekt im Kulturreferat des grünen AStA voranzutreiben. Schließlich wurde 2003 die Pferdestall GmbH gegründet. „Dass die Anteilseigner dieser GmbH zu diesem Zeitpunkt bezahlte Angestellte des AStA waren und so selbst entscheiden konnten, wieviel Geld ihre Firma erhalten soll, ist ein moralisches Verbrechen. Dass dafür aber studentische Gelder in Höhe von mehr als 100.000 Euro zweckentfremdet und damit veruntreut wurden, ist ein tatsächlicher“, meinte 2004 der Vorsitzende der Jungen Union Ulf Teuber und verklagte den AStA.“ Erst ein neuer linker AStA löste die Verbindung zwischen AStA und GmbH auf. Inzwischen bespielt die Pferdestall Kultur GmbH, die immer noch durch die Uni Marketing GmbH finanziell mitgetragen wird, viele Clubs in Hamburg, so auch über „Vier Etagen hoch Kultur“ (Flora-Erklärung vom Mai 2006) im Haus 73 direkt neben der Roten Flora.



Walzerparade // Solidarität der Roten Flora // Solidarität bei St. Pauli

Die eigentlich auf den 11. September angesetzte Entscheidung der Jury wurde kurzfristig noch auf den Oktober verschoben. Doch auch das wachsende kommerzielle Party-Imperium Pferdestall Kultur GmbH musste sich am Ende geschlagen geben. Am 5. November bekam das Centro Sociale schließlich den Zuschlag für die Sternstraße 2.


Infos und Presse
Centro Sociale
taz 8.9.2009 // taz 27.7.2009 // Mopo 16.7.2008

Fortsetzung folgt…
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Ergänzungen

unerwähnt bleibt

ein riesiger 04.02.2010 - 00:35
misserfolg: der volksentscheid zum frappant altona. war aber auch ein mieser schachzug der "initiative" für den ikea-klotz ("sind sie dafür, dass die fußgängerzone bunt und belebt wird" bla bla bla). nach der "wir wollen lernen" kampagne wieder mal ein sieg per volksentscheid gegen emanzipatorische politik (damit sind nicht die grünen gemeint!); das hat aber natürlich auch mit der hamburger medienlandschaft zu tun, die die leute anscheinend noch etwas besser im griff hat als es in berlin der fall ist. so was wie media spree versenken (dessen wirkung abzuwarten bleibt) scheint in hh nicht möglich.
park fiction & gänge viertel habens geschickter gemacht: gleich in die politische auseinandersetzung mit bezirk und stadt, zwischen den aktivistInnen, anwohnerInnen und den behörden- ohne sich aber unter verwendung autonomer standard methoden in einen aussichtslosen stellungskampf zu begeben.
volksentscheide, das lieblingskind der grünen, heben solche konflikte auf eine abstrakte ebene, in der argumente der prüfung der (schein-)rationalität des systems standhalten müssen...

Noch ein Gedanke

wsd 04.02.2010 - 10:01
Schöner Artikel, danke für die Mühe die ihr euch gemacht habt!


Ich möchte noch einen Gedanken los werden: Für mich und viele Bekannte war ein Auslöser sich mehr mit diesen Themen auseinander zu setzen, das Schanzenfest am 4.7.09 und dessen Ausgang.

Ich denke, dass viele Menschen das Vorgehen der Polizei/Politik nicht länger hinnehmen wollten und konnten, sondern ein Leben führen wollen und Feste feiern (auch ungemeldet), die nicht durch eine "Besatzungsarmee" angegriffen und schikaniert werden.
Die Stimmung im Viertel kippte danach spürbar, so dass es Politik und Polizei seitdem mit ihren Lügen schwerer haben.

Die Bauherren kommen nach St. Pauli

St. Pauli 04.02.2010 - 10:08
Nur ganz kurz, in dem neuen Hotelklotz Nähe Hafenstraße findet in den nächsten Tagen eine große Veranstaltung für Bauherren, Politiker und Viertelumgestalter statt, habe leider den genauen Termin nicht auf dem Zettel, vielleicht kann das hier ja jemand ergänzen, Danke.

aggro hamburg

agrohh 05.02.2010 - 15:26
Es gibt übrigens einen News-Sammel-Stream für
alle Hamburger Recht-auf-Stadt Initiativen

 http://aggrohh.nadir.org/index.html

Etwas Gängelastig

einer von vielen nions 06.02.2010 - 19:44
Recht auf Stadt ist getragen von einer Vielzahl von Initiativen. Das Gängeviertel wird zwar medial sehr gehypt, dessen Rolle ist aber im Rahmen der Vernetzung längst nicht so dominat wie es im Artikel den Anschein hat. Die politische Ausrichtung der Initiative was ihre Kooperation mit der Stadt angeht durchaus umstritten. Nur um mal den Klee nicht über den Honig zu loben.

Pro Ikea in die Elbphilharmonie!

Not for your name

ed 08.02.2010 - 00:52
Gentrifizierung und der Widerstand dagegen sind z.Z. ein Thema des Tages, besonders in Hamburg. Die regionale Presse widmet dem Thema seitenlange Artikel und lässt dabei zuweilen eine Sympathie für Hausbesetzungen und kritisches Denken erkennen, die man so bisher nicht gekannt hat, der „Spiegel“ widmet dem Thema einen mehrseitigen Artikel und der Bürgermeister nennt das gentrifizierungskritische Manifest „Not in our name“ interessant.
Bisheriger Höhepunkt dieser Entwicklung sind dabei zweifellos die Ereignisse um das so genannte Gängeviertel. Dieses oder vielmehr dessen kümmerliche Reste waren von der Stadt an einen Investor verkauft worden, der dort die üblichen Bürobauten errichten wollte. Nach einer Besetzung der Gebäude kaufte die Stadt diese von dem Investor zurück und wird sie wohl nun der Künstlergruppe zur Verfügung stellen. Und plötzlich scheinen sich alle ganz doll lieb zu haben. Künstler und Vertreter der Stadt stellen gemeinsam das Konzeptoffene Stadt vor, Im Falle des Bernhardt-Nocht-Quartier, ebenfalls ein Brennpunkt der Antigentrifizierungsbewegung ist laut den zuständigen Bezirksamtsleiter eine einvernehmliche Lösung zwischen Investoren und Bewegung gefunden worden und im Falle des Frappant-Gebäude will IKEA nach dem für den Konzern positiv verlaufenen Bürgerbegehren eine Lösung für die Künstler finden, die das Gebäude bisher genutzt haben und die Verkehrsbelastung für die Anwohner so gering als möglich halten (Vielleicht Billy-Regale aus dem Angebot nehmen?).

Also alles Friede; Freude, Eierkuchen?

Natürlich ist es mir lieber, dass die alten Gebäude im Gängeviertel erhalten bleiben, ein Künstlerkolonie dort ist allemal besser als noch mehr geleckte 0/8/15- Bürobauten, die wahrscheinlich zum größten Teil leer stehen. Natürlich ist es erfreulich, dass die bisherigen Mieter innerhalb des Bernhardt-Nocht-Quartiers die Zusage von den Investoren erhalten dort nach der Sanierung 10 Jahren zum jetzigen Mietpreis wohnen bleiben zu können /wobei 10 Jahre für das Wohnen eine kurze zeit sein können, und die Frage offen bleibt, wer zu welchen Preis in die Wohnungen einziehen kann, falls ein Altmieter vor Ablauf der Frist auszieht). Aber vielleicht liegt es an meinen nörgelnden Charakterzug, lauter Erfolge? Und noch eine Selbstoutung: Künstler im Gängeviertel, Lösung für die Künstler im Frappant, Kunstpassage im ehemaligen Erotic- Art- Museum in der Bernhardt-Nocht-Strasse. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein ausgesprochener Kunstbanause bin, aber ich kann das Wort „Künstler“ mittlerweile nicht mehr hören. Aber versuchen wir sachlich zu bleiben, die Frage, die sich mir angesichts der aktuellen, man kann schon fast sagen Künstlerhyphe ist die Frage die sich mir unweigerlich stellt, ob die Stadt die Gebäude des Gängeviertels auch dann zurückgekauft, wenn die Besetzergruppe statt aus Künstlern, sagen wir, Obdachlosen, Punks oder Konsumenten illegalisierter Drogen bestanden hätte? Oder andersherum, die Ansiedlung solcher Künstlergruppen auch in den innerstädtischen Raum passt hervorragend in die inzwischen auch regierungsamtliche Erkenntnis, dass sich die Position in der Standortkonkurrenz der städtischen Metropolen nicht nur in der Menge der Bürobauten entscheidet, sondern auch in dem Vorhandensein so genannter „weicher Faktoren“, zu denen auch solche Milieus gehören, wie sie sich im Gängeviertel angesiedelt haben. Nichts anderes besagt das Konzept der „Talentstadt Hamburg“ des ehemaligen Wissenschaftssenators Dräger (der gleiche Dräger, der sich im Übrigen mit der Ökonomisierung der Uni soviel Renommee erworben hat, dass er sofort eine Anschlussanstellung bei der Bertelsmann-Stiftung erhalten hat) oder das der „kreativen Stadt der grünen Regierungspartei. Noch anders ausgedrückt: Die aktuelle Politik des Senats gegenüber der Bewegung zum Thema Gentrifizierung ließe sich durchaus nicht nur als Zugeständnis bewerten, sondern auch als „nachhaltige“ (noch so ein Modewort) Politik zur Optimierung des Standortes Hamburg.

Eine Bewegung, die ihre Proklamation eines „Rechts auf Stadt“ ernst nimmt, sollte aber darüber hinausweisen. Dazu gehört nicht nur die Belange von marginalisierten Gruppen, wie ich sie vorhin beispielhaft aufgezählt habe in die eigenen Überlegungen und Praktiken, sondern auch derjenigen die – immer schon wäre vielleicht ein zu großes Wort -, aber derjenigen, die in den Quartieren bereits gewohnt und gelebt haben, bevor sie durch die Politik, Stadtplanung, Alternative oder Künstler entdeckt worden sind, Diejenigen, den kein Potential zugeschrieben wird zur „wachsenden-„, „kreativen-„ oder „Talentstadt“ beizutragen und die vielleicht dazu auch gar keine Lust dazu haben, sondern deren Bedürfnisse es ist, in allererster Linie in Ruhe gelassen zu werden.

Herbert Marcuse hat den „affirmativen Charakter der Kunst“ damit erklärt, dass die Kunst dem bürgerlichen Individuum den Einblick in ein nicht entfremdetes Leben gewähre und ihm dadurch seine tatsächliche Entfremdung erträglich mache. Es bleibt zu hoffen, dass die gegenwärtigen Erfolge der Künstlergruppen nicht einen ähnlichen Effekt auf den Anspruch eines „Rechts auf Stadt“ haben werden.

Die Regulierung des Glücks

Mehrwertproduzent 16.02.2010 - 01:56
Nach Marcuse spielt die Kunst in der bürgerlichen Gesellschaft doch die Rolle, daß sie das kulturelle Ideal dieser Gesellschaft darstellt, dass diese in der „Tatsächlichkeit als... Phantasterei...“ nicht ernst nimmt (als allgemeine Forderung), bzw. aburteilt. Die Kunst darf demnach die „vergessenen Wahrheiten,“ das allgemeingültige kulturelle Ideal, aufzeigen, dass in der Realität jeden Tag verraten wird. Dadurch, dass sie schön ist, würde die Kunst jedoch die Wahrheit „entgiften“, also verfälschen, sie entaktualisieren (d.h. die Kunst „verpflichtet zu nichts“, macht uns nicht zu Handelnden), die Menschen für kurze Zeit am Glück teilhaben lassen, das sonst für sie unerreichbar ist.

"KünstlerInnen" spielen in der Recht auf Stadt Bewegung aber eine ganz andere Rolle - sie handeln wie alle anderen auch. Zugleich hat sich auch das Establishment im Image-Kapitalismus längst von seinem bürgerlichen Kunstbegriff getrennt und toleriert die Kunst nicht mehr als gegenweltliches Glücksversprechen, sondern als Mehrwertproduzent. Den will man, wie die Subkulturen - als Haltungserfinder, Ideenentwickler und abenteuerliches Raumspray einsetzen.

Statt sich linksnörglerisch wieder in die gewohnte Ohnmacht zu schreiben, könnte man ja auch mal sehen, dass hier von einer Menge Leute - in der Mehrzahl wohl eher keine Künstler - Türen aufgestossen wurden, durch die jetzt auch andere leichter durchgehen können.
Um nochmal auf Marcuse zurück zu kommen: eine entsublimierte Schönheit (ästhetische Revolte) sieht der durchaus als emanzipatorisch, weil dadurch, daß Glück von der kapitalistischen Gesellschaft „rationiert und reguliert“ werden muß, die Schönheit auch dadurch eine Gefahr in sich birgt, daß sie „Glück verspricht“. Diese „Gefahr“ also muß abgewendet werden, und so bekommt das Schöne seinen wohlbegrenzten Bereich, in dem es genossen werden darf. Genau diesen Bereich hat die "Kunst" genauso wie die Recht auf Stadt Bewegung in Hamburg gerade massenhaft verlassen.

RAS FILME

Feuerloescher TV 25.02.2010 - 20:52
hier nur eine kleine videologische Ergänzung
zur Recht auf Stadt Bewegung in Hamburg

(mehr findet man auf Feuerloescher TV oder via youtube)

brandneu DER MASTERPLAN - PROTEST - Video vom 15.02.2010
 http://www.youtube.com/watch?v=z5HDKvA5wkY
sowie via youtube:

Die RAS Touristen - eine Vernetzungsfahrradtour
 http://www.youtube.com/watch?v=0mGHgTjwbtU

RAS- die Parade - der Film
 http://www.youtube.com/watch?v=BZNGoIwmrbg

Gott Ikea - eine Bürgeranhörung
 http://www.youtube.com/watch?v=dCTdpXseFN4

Einen Gang zulegen - im Frappant
 http://www.youtube.com/watch?v=bzbyqz7hVBs

Pressekonferenz "Komm in die Gänge"
 http://www.youtube.com/watch?v=8GbvZANBM2Q

und mehr im web...
: )


Marke Hamburg versenken!!

#unibrennt #hamburgbrennt 26.02.2010 - 16:54
Recht auf Stadt, Recht auf Bildung!

solidarische Grüße aus der Uni Hamburg!!

Über Gentrification und urbane Bewegung

radio corax 28.02.2010 - 20:52
„Gentrification is classwar – Fight back“. Mit diesem Slogan kämpften 1988 in New York Aktivist/innen gegen die Räumung des Tompkins Square Parks. In und rund um den Park herum lebten zu dem Zeitpunkt viele Obdachlose. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion prügelte die Polizei die Menschen aus ihren Zelten, zerstörte die Unterkünfte und sperrte den Park ab. Spätestens seitdem steht die Frage; Wie kann Gentrifizierung analysiert werden? Aber auch; Wie sieht eine grundlegende Kritik an der politischen Ökonomie der Stadt aus? Diese Frage stellt auch Roger Behrens in seinem Text „Gentrification und Urbane Bewegung“ in der letzten Ausgabe der Streifzüge und in der aktuellen Ausgabe der Opak. Alex von Radio Corax im Gespräch mit Behrens.

Re: Über Gentrification & urbane Bewegung

COPY&PASTE 07.03.2010 - 19:09
Peinlich ist, dass Radio Corax die Einleitung zum Interview mit Roger Behrens komplett geklaut hat und zwar vom Blogtext: "Kritik: radikal-schick" (15.2.2010). Ein Text, der sich zudem noch äußerst kritisch mit Behrens Thesen zu Gentrification auseinander setzt:

 http://schaetzchen.blogsport.de/2010/02/15/kritik-radikal-schick/



Disskussion über Bürgerproteste

Leser 07.03.2010 - 23:57
(...)Kulturinvestor Kretschmer wiederum nahm die Rote Flora, Hamburgs Wahrzeichen für Protest, als Beispiel dafür, seine These von der neuen Wohlfühlszene zu untermauern. Er sagte: "Die Rote Flora ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung der Proteste. Ich sehe von dort keine Ideen für die Zukunft kommen."

Kulturzentrum-Betreiber Falk Hocquél pflichtete ihm nicht nur bei, sondern stellte die kulturelle Arbeit infrage. "Wir diskutieren, gehen Kompromisse ein und erreichen, wenn überhaupt, nur in kleinen Schritten etwas. Auf der anderen Seite besetzen 200 Künstler einfach ein Viertel, legen sich mit dem Senat an, holen die Presse auf ihre Seite und plötzlich pilgern sogar die Touristen dorthin, um mal wieder echte Besetzer zu sehen. Und am Ende gibt sogar der Senat klein bei. Da frage ich mich, ob wir all die Jahre etwas falsch gemacht haben."(...)

Ganzen Artikel lesen:  http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/article6673671/Diskussion-ueber-Buergerproteste.html

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Selbstverwaltet

und frei 04.02.2010 - 10:34
Wer frei sein will, darf sich nicht kaufen lassen!

Keine Unterstützung durch das System annehmen, Zuschüsse und Sozialhilfe sind nur Bestechungsgeld!

Freies Leben statt Brot+Spiele!

Von staatlichen Geldern finanzierte "linke" Initiativen und "Freiräume" sind nur das Überdruckventil damit der Kessel nicht platzt!
Nehmt keine Zuschüsse an, bettelt nicht darum. Schaut euch an woher die Gelder fließen, auch für Broschüren, die diversen Toleranz-Stiftungen usw und ihr wisst warum es fließt.

hamburger

dd 04.02.2010 - 13:05
das video von der besetzung in den 70ern ist ja recht lustig, ganz nett, dass die bullen damals noch schlips und helm zusammen trugen. sollte man vievveicht wieder einführen, finde dass dann die autorität besser zum vorschein kommt :-)

Köln

apk21 04.02.2010 - 15:04
Errinert mich alles an Köln-Ehrenfeld, die Entwicklung in St. Pauli. Komischerweise tut sich da nix. In Köln bekommt man als Alg-2-Bezieher kaum noch ne Wohnung und der ehemals recht alternative Stadtteil Ehrenfeld ist heute richtig "hip" und unbezahlbar. Chorweiler und Kölnberg platzen aus allen Nähten, entwickeln sich wie die Pariser Vororte, die Armen werden dahin abgeschoben. Selbst bei den Wohnungsbaugesellschaften muß man ne Schufa-Auskunft einreichen, wenn man ne Wohnung haben will.


@Selbstverwaltet und frei

Von irgendwas muß man doch leben, oder hast du im Lotto gewonnen!?! Ob du nun schuften gehst (Lohnarbeit), Erwerbslos bist (Sozialleistung) oder bettelst (Überschuss von Gesellschaftsteilnehmern), du bist immer abhängig vom System. Sogar auf so manchen Bauwagenplatz wird Miete an den Staat gezahlt. Und nur vom containern kannst du auch nicht leben (ist auch nur Überproduktion)... kannst höchstens nackt durch'n Wald rennen, Wurzeln und Blätter futtern, dann bist du wohl "frei". Oder du klaust alles, was du braucst. Um den Sturtz des Kapitalismus und damit vom Klassenkampf kommen wir leider nicht herum.

endlich mal wieder ein

gut gemachter 04.02.2010 - 15:15
und lesenswerter Artikel auf dieser sekten-psycho-rennbahn hier. Dafür Danke.

@apk21

antwort 05.02.2010 - 02:52
Schonmal auf die Idee der Selbstausbeutung, auch Selbstständigkeit genannt gekommen.
Nee, dann wär mensch ja selbst der/die Böse?

Schonmal auf die Idee gekommen, daß mensch damit die Möglichkeit hat, sich seine Lieferanten/Kunden/Partner 100% selbst aussuchen kann, daß evtl auch was übrig bleibt, um Projekte anderer mitzufinanzieren, ohne sie zu kaufen, einfach weils Freude macht, weil mensch es WILL?? Die Möglichkeit schaffen, eigene Nahrungsmittel zu erzeugen oder befreundete Initiativen zu unterstützen, die gesunde Nahrungsmittel erzeugen?

Das ist auch mit künstlerisch/kreativer Arbeit möglich, gerade da erreicht mensch viel(e), hat Zeit sich Gedanken zu machen, sie an andere weiterzugeben, mit anderen zu diskutieren, zu bewegen!
Aber nicht nur da, auch mit Handwerk, Medien und was sonst noch erfüllt und Freude macht ist genau das möglich. Wer hinter dem steht was sie/er tut und Freude(!) daran hat, ist auch gut und hat Erfolg!

ok, ein Problem gibt es - einem selbst geht es besser, mensch ist zufriedener, mensch hat nicht mehr soviel Zeit um nur zu meckernmeckernmeckern uvm, wirst ernst genommen, kannst auch Mal Lösungen anbieten...alles zwar vielleicht im eigenen Umfeld, nicht die Weltrevolution, aber Multiplikator sein, überzeugen, vorleben - das geht!

Ich wurde auch nicht mit goldenem Löffel im Mund geboren, Schule und Lehre abgebrochen und es geht trotzdem. AUFWACHEN! Freiheit ist auch Kampf, immer wieder! Das ist nicht immer angenehm, mensch hat dadurch nicht weniger Sorgen, aber ein Stück weit freier.

Oft hab ich das Gefühl, viele wollen das gar nicht, meckern, dicht machen, anderen die Schuld geben ist ja soviel bequemer. Und dann so verzweifelt sein, daß mensch sich kaufen lässt...

wann sich die macher treffen und tacheles red

stadtmaus 05.02.2010 - 10:36

„Die Macher, Denker und Entscheider sprechen Tacheles“
Administrator
am
18. Januar 2010
in Allgemein
Edit

der management-circle mit seinem untertitel „bildung für die besten“ lädt am 09./10. Februar ins empire riverside hotel zum immobiliensymposium ein. titel der veranstaltung: „Die Macher, Denker und Entscheider sprechen Tacheles“

es kann übrigens „jeder“ teilnehmen: “
Die Teilnahmegebühr für den zweitägigen Kongress beträgt inklusive
Mittagessen, Erfrischungsgetränken, Dokumentation und der exklusiven
Abendveranstaltung € 1.895,–“

eingeladen:
Dr. Michael Freytag
Senator der Freien und Hansestadt Hamburg
Daniel Libeskind
B.Arch. M.A. BDA AIA, Studio Daniel Libeskind
Prof. Jörn Walter
Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg
Lutz Basse
SAGA GWG
Jürgen Bruns-Berentelg
HafenCity Hamburg GmbH
Uli Hellweg
IBA Hamburg GmbH
Dieter Becken
BECKEN Holding GmbH
Frank Brockmann
Hamburger Sparkasse AG
Dr. Marc Weinstock
HSH Real Estate AG

veranstaltung unter dem gleichen titel auch in münchen und wohl auch in berlin. man könnte wohl sagen: macher machen mobil.

protest geht weiter

no bnq 08.02.2010 - 12:42
" Im Falle des Bernhardt-Nocht-Quartier, ebenfalls ein Brennpunkt der Antigentrifizierungsbewegung ist laut den zuständigen Bezirksamtsleiter eine einvernehmliche Lösung zwischen Investoren und Bewegung gefunden worden"

Mal nicht alles glauben was man in der Zeitung liest!

@köln

besetzt 10.02.2010 - 20:07
warum in koeln nix läuft, liegt vielleicht auch daran, daß sich eine iniative die sich "autonomes zentrum" nennt, bereit ist, eine von den grünen begrüsste "aufwertung des viertels"(hier kalk) durchaus in kauf zu nehmen, wenn sie dann ihre "Tanzfläche" kriegen -- notfalls sind sie dann bereit, im zentrum selber event. eine mieterInnenberatung einzurichten - wenn es dann noch welche gibt --
gentrifizierung geht nicht nur von den bösen konzernen aus

Erzählt das mal seelisch Kranken/Behinderten!

Besser Nich/Dich ;-(( 11.03.2010 - 20:46
@ Selbstverwaltet und Frei und @ apk21-antwort.

Liebe linke Menschen.

Wenn ihr in einer dauerhaften vollen Erwerbsgeminderten Lebenssituation steckt, wenig Rente rausbekommt und mit Grundsicherung bei Erwerbsminderung leben und auskommen müßt, dann seid ihr dankbar wenn ihr staatliche Unterstützung bekommen könnt. Andere Ansprüche können sich nur reiche Linke leisten die unter Realitätsverlust für die dauerhafte Lebenssituation dieser Personengruppe leiden. Wer hat da noch genügend Eigenkapital um sich mit kreativen Ideen selbständig zu machen ?- Richtig Niemand !!!- Scheiß phantasierte linke Ideologie ist das sonst nichts, -heiße Luft mit der nicht einmal mehr geschißen werden kann.

Artikel m Hamburger Abendblatt

Leser 24.03.2010 - 08:31
Innensenator Ahlhaus kritisiert die Schanzen-Randalierer

100 Autonome randalieren in der Schanze. Erneut wurden Polizeibeamte und Rettungskräfte bei ihrem Einsatz am Wochenende attackiert.

Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) hat erneute Angriffe auf Polizeibeamte im Schanzenviertel verurteilt. „Wer Polizisten oder Sanitäter angreift, die Menschen helfen oder medizinisch versorgen wollen, steht moralisch auf einer ganz niedrigen Stufe“, teilte Ahlhaus mit. „Ich verurteile diese Gewaltausbrüche auf das Schärfste.“

In der Nacht zum Samstag hatten Jugendliche in der Schanze randaliert. Als Sanitäter eine Verletzte nach einem Raubüberfall in der Nähe des linksalternativen Kulturzentrums „Rote Flora“ versorgen wollten, wurden sie laut Polizei angepöbelt. Später warfen bis zu 100 Menschen Flaschen auf die Straße. Einige von ihnen hätten Einsatzkräfte getreten und einer Beamtin ins Gesicht geschlagen, hieß es.

„Die Grundstimmung unter den rund 100 Störern war extrem aggressiv“, sagte ein Polizeisprecher. Gegen eine Gruppe von etwa 20 Randalierern gingen die Beamten mit Schlagstöcken und Pfefferspray vor. Drei Menschen wurden in Gewahrsam genommen.

Anfang Dezember hatten etwa zehn Vermummte zwei Streifenwagen vor einer Polizeiwache in Hamburg-St. Pauli angezündet und mehrere Scheiben des Gebäudes eingeworfen. Mit Hilferufen lockten sie laut Polizei Beamte aus der Wache und bewarfen sie mit Pflastersteinen. Verletzt wurde niemand. 75 Polizisten waren im Einsatz.

@ Artikel im Hamburger Abendblatt

Evil Child 28.03.2010 - 19:13
Die aktuelle soziale Situation in der Mensch sich befindet, entscheidet ob jemand konform mit der Meinung der Mehrheit oder Dagegen ist.

Gewalt habe ich immer abgelehnt, was auch zu meinem Austritt aus autonomen Antifa Kreisen vor ca 9 bzw. 10 Jahren führte, denn ich hatte nie pesönliche Aggressionen gegenüber sogenannten potenziellen Gegnern, da ich selber nicht geschweige denn persönlich nahestehende Personen von Gewalt betroffen waren.

Ein damaliger Spucki hieß:" Antifa heißt Angriff". Der Begriff Angriff hat hier aber vielfältige Bedeutung aus einem historischen Kontext heraus und bedeutet sicher nicht, dem Gegner immer uffe Fressleiste zu hauen. Wäre 1939-1945 auch sehr ungesund gewesen und 'ne Leverkusener Tablette hätte den Schmerz auch nicht schnell abgeschaltet.

So Vieles wird sich so Oft zu Leicht gemacht. Denkt mal darüber nach.