[B] Liebig14 – der Kampf gegen die Räumung

L14 26.01.2010 23:37 Themen: Freiräume
Die meisten von euch haben es sicher schon gehört, inzwischen ruft die Nachricht wohl auch kein Herzrasen mehr hervor: Die Liebig14 steht kurz vor der Räumung. Doch was unternehmen die Hausgemeinschaft und die Unterstützer_innen dagegen und was könnt ihr tun? An dieser Stelle wollen wir – soweit es uns möglich ist – euch unsere Strategie vorstellen.
Ein Runder Tisch

wird am Donnerstag, dem 28.1. zu Verhandlungen um einvernehmliche Lösungen stattfinden. Dazu sind Politiker_innen (u.a. Bezirksbürgimeister Schulz, Bundestagsabgeordnete Wawzyniak und Ströbele), Vertreter_innen aus Bürger_inneninis und die Eigentümer (Beulker und Thöne) eingeladen.
In letzter Zeit ist euch vielleicht aufgefallen, dass wir auch eine Kampagne gegen den einen Eigentümer in seiner Rolle als Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Unna e.V. geführt haben. In diesem Zusammenhang stellten wir immer wieder klar, dass ein soziales Engagement auf der einen Seite nicht mit der Räumung eines Hausprojektes auf der anderen vereinbar ist. Wir wollen damit vor allem Thönes Verhandlungsbereitschaft fördern.
Die Politiker_innen haben wir eingeladen, da wir sie auf Grund ihrer Wahlversprechen in der Verantwortung darin sehen, die Folgen von Privatisierungen (z.B. dem Verkauf von Häusern im Besitz der Stadt an private Investor_innen) im Sinne der Bewohner_innen Lösungen zu finden und sich gegen die Verdrängung von Mieter_innen einzusetzen.
Es wird sich zeigen – und wir werden es euch wissen lassen – ob der Runde Tisch zu einem Ergebnis im Sinne der Hausgemeinschaft führt und falls nicht, welche Folgen das für unseren Widerstand haben muss.


Das Antiräumungsfestival vom 28.1. bis zum 6.2.

wird gerade noch fiebrig eifrig vorbereitet. Am Donnerstag geht es los mit Ausstellungen, Kino und Konzerten und seinen ersten Höhepunkt wird es am Samstag erreichen: Kindertag, Kino, Demo, zwei Konzerte und zwei Partys. Das ausführliche Programm findet ihr hier.
Wir wollen mit dem Festival vor allem Öffentlichkeit herstellen und Netzwerkbildung unterstützen. Die einzelnen Programmpunkte stellen dabei Anlässe dar, sich zu treffen und zu organisieren, über (Szene-) Schranken hinaus Menschen kennen zu lernen, denen der Erhalt alternativer Wohn- und Kulturprojekte ein gemeinsames Anliegen ist. Politische Veranstaltungen und Infomärkte, tägliche VoKü und offene Räume können den Rahmen dafür bilden.
Ein Problem, dass derzeit nicht nur emanzipatorische Freiräume betrifft, wird unter anderem mit Hilfe des Festivals laut und deutlich skandiert. Zahlreiche Medien kommen um den Kampf der Liebig14 nicht herum, Politiker_innen sehen sich veranlasst zu reagieren (z.B. mit einem offenen Brief). Welches Interesse hat eine „multikulturelle“ Stadt an alternativen Projekten und ihrem Kontra gegen kapitalistische, rassistische, sexistische Logik? Haben Hauseigentümer_innen das Recht die Mieter_innen mit Hilfe juristischer Grundlagen aus den Wohnungen zu werfen?
Diese Fragen betreffen nicht nur das Schicksal einer einzigen Hausgemeinschaft und natürlich wissen wir:


Die Liebig14 ist nicht der Nabel der Welt

und ihr Erhalt keine Lösung für die dringenden Probleme vieler Menschen in Berlin und andern Orts. Wir denken, dass all diese Menschen sich zu Interessensgemeinschaften zusammentun sollten um gemeinsam die Erfüllungen ihrer Bedürfnisse zu erkämpfen. So können emanzipatorische Projekte wie Nachbarschaftsgärten, selbstverwaltete Jugendzentren, Kinderbauernhöfe, Beratungsstellen und eben auch Wohnprojekte entstehen und erhalten werden. Und so können wir das umsetzten, was uns die Stadtpolitik sicher nicht aus freien Stücken in die Hände legt.
In dieser Hinsicht nutzt die Liebig14 das, was sie als Freiraum kennzeichnet: Menschen sind zusammengekommen, um einen Teil ihres Lebens in einem größeren Zusammenhang zu organisieren, sich miteinander zu solidarisieren, gemeinsam ein Projekt umzusetzen und Probleme zu lösen. Die Bewohner_innen tun dies in dem Wissen, damit nicht nur ihren momentanen Wohnraum zu verteidigen sondern auch einen Schutz- und Kreativraum der linkspolitischen Szenen Berlins. Dieser soll auch in 100 Jahren, wenn einige von uns inzwischen vielleicht andere Wege eingeschlagen haben, ein Teil unserer vielfältigen Infrastruktur und anders- und querdenkenden ein Experimentierfeld sein.

In diesem Sinne: Auf zu Elektro Punk in der Galiläakirche und zu Kaffee und Kuchen in die L14!

Lasst die Herzen wieder rasen!

mehr Infos unter liebig14.blogsport.de
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Ergänzungen

Unterstützt die Liebig 14

WBA 27.01.2010 - 13:31
Das Hausprojekt in der Liebigstraße 14 in Berlin steht kurz vor der Räumung. Seit November 2009 bestehen offiziell keine Mietverträge mehr. D.h. das Haus könnte jederzeit geräumt werden. Dagegen wollen wir kämpfen! Um dem Protest festen Boden unter den Füßen zu verleihen möchten wir ihn in ein breites Spektrum tragen. Von sozialen Bewegungen, autonomen Gruppen Anarchist_innen und Antifaschist_innen bis hin zu Stadtteilinitiativen und Mieterschutzbünden. Da wir vor allem auf Rückhalt und Unterstützung aus antifaschistischen, antikapitalistischen und sozialen Bewegungen angewiesen sind hoffen wir dass möglichst viele Gruppen, Zusammenhänge und Initiativen sich mit dem Kampf um den Erhalt der Liebig 14 solidarisch erklären.
Es gibt einen Unterstützer_innen Aufruf und Banner, die ihr auf euren Seiten, Blogs und anderen Medien veröffentlichen könnt um solidarität zu zeigen und eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Leitet den Aufruf bitte weiter und schreibt uns, ob ihr den Text mit eurem Gruppennamen unterschreibt und als Unterstützer_innen auf der auftauchen möchtet.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Weiter — Friedrichshainer

guter Titel — das ist!