Babylon Berlin - Betriebsrat nervt Chefs

Achim Noack 22.01.2010 16:48 Themen: Kultur Medien Soziale Kämpfe
Die Verkündung des Unworts des Jahres - Betriebsratsverseucht - hat offenbar die Geschäftsführer des Babylon Mitte, Hackel und Grossman, dazu beflügelt mit neuen Schikanen gegen den eigenen Betriebsrat vorzugehen.
Wie der Babylon-Foyerfunk berichtet, wurden die Betriebsratsmitglieder am vergangenen Dienstag durch den Theaterleiter darauf hingewiesen, daß die Betriebsratsarbeit nach Meinung der Geschäftsleitung außerhalb der Arbeitszeit stattfinde, und daher in Zukunft nicht mehr als solche bezahlt werde. Die Betriebsratsarbeit im Babylon ist dabei offenbar recht arbeitsintensiv. Es laufen mehrere Verfahren gekündigter Angestellter gegen ihren Arbeitgeber, und auch der Betriebsrat muss immer wieder vor Gericht seine Rechte einklagen. Schon die übliche Betriebsratsschulung war von der Geschäftsleitung mit der Begründung, den Betriebsrat gebe es sowieso nicht mehr lange, nicht gestattet worden. Dem vom Betriebsrat mit der Schulung beauftragten Anwalt wurde kurz darauf die langjährige Zusammenarbeit mit Verdi durch Verdi-Bezirksvize und Babylon-Verhandlungsführer Andreas Köhn aufgekündigt. Angebliche Begründung: der Anwalt habe mit FAU Berlin und deren Mitgliedern im Babylon zusammengearbeitet. Schon bald nach der erstmaligen Betriebsratswahl im November 2008 hatten sich Beschäftigte des Babylons an die FAU Berlin gewandt, die sich nach Betreiben Grossmans und Hackels nicht mehr als Gewerkschaft oder Basisgewerkschaft bezeichnen darf. Gemeinsam mit der verboten kämpferischen FAU Berlin wurde eine Betriebsgruppe aufgebaut, die seither offenbar gut mit dem Betriebsrat zusammenarbeitet. Schon früh war dieser mit Grossman und Hackel aneinander geraten. In einer heute vor einem Jahr formulierten Pressemitteilung äußerte der Betriebsrat:

"Versetzung in die Kellerräume des Kinos und die Nichtverlängerung eines Arbeitsvertrages kurz nach der Betriebsratswahl treffen direkt die Betriebsräte. An einen Zufall glauben die Betroffenen nicht. Beschäftigte des Kinos sehen hier vielmehr eindeutige Signale, die allen Betriebsangehörigen aufzeigen sollen was ihnen droht, sollten sie versuchen ihre Rechte einzufordern."
und weiter:
"Miserable Löhne, unbegründete Kündigungen und eine Atmosphäre in der keiner, der seinen Job behalten will, es wagt um Urlaub zu bitten, prägen das Arbeitsklima."

Offenbar haben einige dieser Anschuldigungen ihre Aktualität nicht verloren. In Sachen Urlaub soll sich aber etwas getan haben. Wie der Betriebsrat den Beschäftigten mitteilt, ist es der Theaterleitung gelungen erstmals die Urlaubsansprüche der Teilzeitbeschäftigten für das Jahr 2009(!) auszurechnen. Anfang 2009 hatten sich Grossman und Hackel noch gegenüber dem BR beschwert, die Forderungen nach bezahltem Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall würden "Schäden" in Höhe 20.000 Euro verursachen.
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Ergänzungen

soso

so 22.01.2010 - 17:51
Was nicht so klar wird: Der Geschäftsleitung ist es JETZT gelungen den Urlaubsanspruch für das Jahr 2009 auszurechnen. Mehr als ein Jahr zu spät. Da kann man sich ausmalen wie das bisher im Babylon lief mit Urlaub...

Malochen bis zum Krepieren - Nein Danke !

Hugo Wolf 22.01.2010 - 21:58
Betriebsärzte fordern Strategien zur Bekämpfung der psychischen Krankheiten
Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen sind im vergangenen Jahr Untersuchungen zufolge mit 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr stärker gestiegen als alle anderen wichtigen Erkrankungsgruppen. Betriebsärzte und Gewerkschaft sehen in diesem Trend eine ernste Gefahr für die Beschäftigten.

Der Anteil an den Personalausfällen wuchs 2008 nach dem Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) auf 10,6 Prozent. Experten sprechen von einer dramatischen Entwicklung. »Psychische Erkrankungen haben eine sehr lange Falldauer, die in der gleichen Größenordnung liegt wie bei tumorbedingten Leiden«, heißt es aus dem Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW). Die Europäische Agentur für Gesundheit und Sicherheit hat ebenfalls eine Studie zu dem Thema durchgeführt. Danach nehmen psychische Erkrankungen bereits Rang Eins in der Ursachenstatistik für Erwerbsunfähigkeitsrenten ein.

In den politischen und administrativen Weichenstellungen spielen psychische Erkrankungen aber nur eine untergeordnete Rolle. In der »Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie« werden sie nicht einmal erwähnt. Die Arbeits- und Sozialminister haben sich darin auf die Reduzierung der Arbeitsunfälle, die Reduzierung von Muskel- und Skeletterkrankungen und die Verringerung der Zahl von Hauterkrankungen als Handlungsfelder bis 2012 verständigt.

Wie in der Gesundheitspolitik generell wird auch in der Arbeitsmedizin eine gemeinsame politische Konzeption vermisst. »Die Zielsetzungen der Länder könnten hinsichtlich ihrer Inhalte und Prioritäten unterschiedlicher nicht sein«, kritisierten Experten auf einem Forum zur Gesundheitspolitik, das kürzlich in Berlin stattfand. Lediglich in den beiden Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg ist die Arbeitsmedizin ein Schwerpunkt in den Gesundheitszielen, die sich die Länder setzen. Psychische Erkrankungen beziehungsweise Depressionen sind nur in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen Arbeitsschwerpunkte.

Um der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz mehr Geltung zu verschaffen, hat der Verband der Betriebs- und Werksärzte dieses Thema zum Arbeitsschwerpunkt für 2009 gemacht und einen Praxis-Leitfaden herausgegeben. Gemeinsam mit der Industriegewerkschaft (IG) Metall warnt er in einer gemeinsamen Erklärung vor einer dramatischen Zunahme psychischer Erkrankungen der Beschäftigten. »Schon in den letzten Jahren haben Erkrankungen wie Depressionen und Burnout erheblich zugenommen und die Ausmaße einer neuen Volkskrankheit angenommen«, heißt es in dem vorgelegten Positionspapier. Die Wirtschaftskrise verschärft nach Auffassung der beiden Organisationen die bereits bestehenden Belastungen in der Arbeit dramatisch. Sie fordern von den Betrieben umfangreiche Maßnahmen zur Verhütung psychischer Erkrankungen und zum Abbau von Stress. Dr. Wolfgang Panter, Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte, sagt: »Wir stellen fest, dass die arbeitsmedizinische Betreuung der Bevölkerung an vielen Stellen derzeit nicht ausreichend ist und die ernste Gefahr besteht, dass das Niveau des Gesundheitsschutzes vor allem in kleinen und mittleren Betrieben weiter sinkt.« IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban betont: »Die Krise darf nicht dazu missbraucht werden, die Gesundheit der Beschäftigten aufs Spiel zu setzen. Arbeiten bis zum Umfallen muss als Motto der Krisenbewältigung geächtet werden.«

www.vdbw.de;

www.bdp-verband.de

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Idee — egal

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Nachfrage — ver.dianer

Mal eine Frage.... — Zappa

Babylon Boykott — whatever

nicht verboten — ich

wow.... — skandal