Schneeballschlacht am Connewitzer Kreuz

beobachterin 03.01.2010 17:42 Themen: Freiräume
Am 2.1.2010 wurde im Leipziger Süden einer alten Tradition gefrönt - mensch traf sich zur Schneeballschlacht am Connewitzer Kreuz. Zu diesem spontanen Stelldichein kommt es Jahr für Jahr wenn der erste schneeballtaugliche Schnee gefallen ist.
Zwischen 200 und 300 Menschen versammelten sich gegen 21 Uhr, formierten sich zu Teams und ergingen sich in der "Schlacht" mit Schnee. Vorbeifahrende Autos und Straßenbahnen wurden ebenso beschossen wie die Gegenteams.
Grenzwertig wurde es als ein Porsche die Szenerie durchqueren wollte. Eine größere Menge lief zielstrebig auf das Auto zu, das daraufhin das Weite suchte.
Nach ungefähr einer Stunde ausgelassener Schneeballschlacht quer über das Conne Kreuz (der ÖPNV war weitestgehend zum Erliegen gekommen, die Polizei hatte zumindest eine zentrale Zufahrtsstrasse abgesperrt) rückten behelmte Polizeieinheiten auf und begannen die Versammelten auseinanderzudrängen, aufs Übelste zu beschimpfen und sprühten willkürlich mit Pfefferspray um sich.
Im Folgenden eskalierte die Situation, Container wurden auf die Straße gezerrt, die Polizei begann Knüppel einzusetzen, was einige Wenige dazu bewegte Flaschen als Wurfgeschossen einzusetzen.

Interessant dürfte nun der mediale Diskurs um die harmlos begonnene Schneeballschlacht werden. Nachdem die lokale Monopolzeitung LVZ wie gehabt Silvester-Krawalle beschwor und die am 30.12. stattgefundene Antirepressionsdemo des Ladenschluss-Bündnisses subtil als vorgezogene Aktion von "enthemmten Chaoten" kategorisierte, entblödete sich das Lokalblatt nicht die dann doch entspannte Silvesternacht am Kreuz mit Kommentaren über den „schwarze Block", das "Autonomen-Problem" und das "Gewaltpotential" hochzuschreiben. Schwarz Bekleidete, die das Neujahrs-Zusammentreffen für eine Schneeballschlacht nutzten, mussten bereits in diesem Zusammenhang als Bedrohungspotential herhalten.
Von der Polizei wird die Schneeballschlacht am 2.1.2010 derweil zur „Silvester-Nachfeier“ stilisiert.
Das Connewitzer Kreuz als zentraler Platz im links-alternativ geprägten Leipziger Süden bleibt spannendes und umstrittenes Terrain.


Infos, Kritisches und Presse auf der Mobi.Seite des Ladenschluss-Bündnisses:
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Ergänzungen

Die Leipziger Internetzeitung zum Thema

leser 03.01.2010 - 17:53
 http://www.l-iz.de/Politik/Brennpunkt/2010/01/Leipziger-Schneeballschlacht-Connewitzer-Kreuz.html

Leipziger Schneeballschlacht am Connewitzer Kreuz: Friedlich oder nicht friedlich?

Das ist wohl auch in diesem Jahr die Frage, die bleiben wird. Die einen schreien und schreiben Krawall. Einer der etwa 250 Anwesenden beschreibt ein Wintertreiben, welches am Schluss geräumt werden musste. Ein Erlebnisbericht und der Polizeibericht zur Schneeballschlacht gestern Nacht am Connewitzer Kreuz.

In dieser Chronologie sind sicherlich nicht alle Ereignisse erfasst, aber sie gibt einen relativ genauen Ablauf des Abends wieder. Sie will nicht werten, sondern beschreiben, da bei diesen Vorgängen, wie auch im letzten Jahr wohl kein Vertreter der Leipziger Medienlandschaft anwesend war. Deshalb ist auch die Leipziger Internet Zeitung auf Beschreibungen Dritter und den offiziellen Bericht der Leipziger Polizei angewiesen. Diese stellen wir hiermit einfach zur Verfügung. Die Bilder sind allesamt nicht vom 02. Dezember 2009, sondern zu Silvester 2009 am Connewitzer Kreuz entstanden.

Der Bericht eines Augenzeugen
„Ab 21 Uhr hatten sich etwa 250 bis 300 Menschen am Connewitzer Kreuz eingefunden und die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Eine Schneeballschlacht tobte, einige brannten das letzte übrig gebliebene Silvesterfeuerwerk ab.“ beginnt der Bericht von Harry B. (Anm. d. Redaktion: Die richtige Identität ist der Red. bekannt).

„Nach einigen Minuten begannen einige Personen weniger auf andere Teilnehmer der Schneeballschlacht, als vielmehr auf vorüber fahrende Autos und Straßenbahnen zu zielen. Etwa eine Stunde, also bis ca. 22 Uhr ging das Treiben weitgehend friedlich und von der Polizei nicht unterbrochen vonstatten. Die LVB fuhr zu dem Zeitpunkt das Connewitzer Kreuz schon nicht mehr an, während die Polizei ab ebenfalls etwa 22 Uhr den Verkehr auf der Karl-Liebknecht-Straße ab Höhe Richard-Lehmann-Straße absperrte.“

Bis hierhin waren noch geringe Polizeikräfte vor Ort und schritten nicht aktiv ein. Das änderte sich dann binnen von Minuten. „Nachdem einige Menschen das Bedürfnis verspürten, den REWE zu attackieren, die Scheiben mit Schneebällen einzuwerfen und sich scheinbar an der draußen liegenden Ware (Blumenerde) zu schaffen machten, sah die Polizei sich offenbar zum Eingreifen gezwungen. Gegen 22.10 fuhren 2-3 Fahrzeuge Bereitschaftspolizei vor, hielten vor der Ampel neben der Südbrause und etwa ein Zug behelmter Beamter stieg aus. Inzwischen waren die ersten Personen, welche an der Schneeballschlacht teilgenommen hatten, bereits gegangen. Die wachsende Polizeipräsenz, niedrige Temperaturen und die damit einhergehende Erkenntnis, dass die eigentliche Schneeballschlacht nun vorüber ist, verscheuchte weitere.“

Die Verbliebenen allerdings scheinen ab diesem Zeitpunkt ein anderes Ziel gefunden zu haben. „Einige Personen bewarfen die Polizeibeamten erst mit Schneebällen und dann mit Flaschen. Die zu diesem Zeitpunkt zahlenmäßig unterlegenen Bereitschaftspolizisten versuchten, die noch Anwesenden wegzudrängen, indem sie mehrfach in Richtung der Angreifenden rannten, woraufhin diese beiseite wichen. Parallel dazu kam nun auch Pfefferspray zu Einsatz, wobei auch eine nicht beteiligte Passantin in Mitleidenschaft gezogen wurde.“

Innerhalb der nächsten Stunde brachte die Polizei dann die Situation augenscheinlich unter ihre Kontrolle. „Immer mehr Personen verließen das Kreuz, während die Polizei weitere Kräfte hinzu zog und Stück für Stück die gesamte Kreuzung räumte. Als ich das Kreuz über die Bornaische Straße verließ, lagen auf Höhe des Werk III (Anm. d. Red.: Bereich direkt gegenüber des Werk II) drei umgekippte Glascontainer.“

Die Nacht aus Sicht der Leipziger Polizei – Die offizielle Pressemitteilung
Schneeballschlacht am Connewitzer Kreuz
Blieben eine Randale, größere Auseinandersetzungen und erhebliche Sachbeschädigungen in der Silvesternacht aus, so trafen sich am Samstagabend zunächst 30 Personen, die schnell auf 70 bis 80 anwuchsen und deren Zahl gegen 21.30 Uhr etwa 200 betrug. Der Personenkreis bewarf sich nach Zeugenaussagen zunächst gegenseitig mit Schneebällen. Danach waren Straßenbahnen und Busse an der Reihe, die nur unter Schwierigkeiten das Connewitzer Kreuz passieren konnten.

Die Gruppierung hielt nicht nur Fahrzeuge an und bewarf diese mit Schnee, sondern die weißen Bälle trafen auch viele vorbei fahrende Autos und wurden auch gegen die Scheiben einer Kaufhalle geworfen.

Die notwendigen Einsatzkräfte der Polizei standen innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung und kamen am Ereignisort zum Einsatz. Sie wurden vom Personenkreis bedrängt und ebenfalls mit Schneebällen und sogar mit Flaschen attackiert. Zwei Beamte (31, 42) erlitten dadurch Verletzungen. Um 22.00 Uhr verständigten sich Polizei und die Leitstelle der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Straßenbahnen und Busse fuhren daraufhin Umleitungen.

Außerdem waren die Zufahrten zum Connewitzer Kreuz für den Straßenverkehr gesperrt. Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass es zu Sachschäden an Pkw und zu Beschädigungen an einem Einkaufsmarkt kam. Zudem waren Müllcontainer auf die Straße geschoben wurden, ein Glascontainer brannte. Dieser wurde dann von Anwohnern noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr gelöscht. Die auf der Bornaischen Straße stehenden und dann umgeworfenen Container wurden weggeräumt, die Straßenreinigung verständigt.

Die sich noch immer im Bereich aufhaltenden Personen nahmen von einer weiteren Schneeballschlacht Abstand und zogen sich teilweise in das Werk II zu dortigen Feierlichkeiten zurück. Im Ergebnis der „Schneeballschlacht“ gab es fünf beschädigte Fensterscheiben an einem Einkaufsmarkt und an der Wiedebach-Passage sowie einen angebrannten Wertstoffbehälter.

Von 67 Personen wurden die Personalien festgestellt. Bei zwei Personen konnten gefährliche Gegenstände – Schlagring, Messer - , die einem Verbot unterliegen, festgestellt und beschlagnahmt werden. Beide haben sich jetzt wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zu verantworten.

Bei diesem Einsatz waren Polizeibeamte aus ganz Sachsen im Einsatz.

gabs in usa auch schon ma

rolf 03.01.2010 - 18:05
Schneeballschlacht von Polizei mit Waffengewalt beendet.
 http://twurl.nl/gbdzxd (via @aktuellez)

...

... 03.01.2010 - 18:45
Grenzwertig wurde es als ein Porsche die Szenerie durchqueren wollte. Eine größere Menge lief zielstrebig auf das Auto zu, das daraufhin das Weite suchte.


sehr gut!ihr habt sie verjagt! eins zu null im kampf gegen das kapital! ihr seid der renner!

heute

X 03.01.2010 - 22:43
haben sich gegen 21 uhr erneut 50 personen am connewitzer kreuz eingefunden, um reclaim the streets zu praktizieren und spaß zu haben. die schneeballschlacht kam aber kaum in die gänge, schon war wieder endlos polizei da und hat platzverweise ausgesprochen.

Heute

3.01 03.01.2010 - 23:05
Von 3 Personen wurden heute die Personalien festgestellt.
Ca 6-7 Wannen vor Ort

LVZ

G.P. 04.01.2010 - 12:54
Das die LVZ nun nicht durch fundierten und guten Journalismus besticht sowie in Leipzig eine fast monopolartige Stellung in der Presselandschaft genießt und damit maßgeblichen Einfluss auf die verschiedensten gesellschaftlichen Diskurse hat; ist wahrlich ein Problem!

Das aktuelle Leipziger Stadtmagazin Kreuzer widmet sich dieser Thematik....

Die LVZ hat endlich Befriedigung

... 04.01.2010 - 14:13
LVZ 4.1.2010

Silvesterrandale mit Verspätung

Die befürchteten Auseinandersetzungen am Connewitzer Kreuz haben mit zwei Tagen Verspätung nun doch noch stattgefunden: Nachdem es aufgrund massiver Polizeipräsenz in der Silvesternacht weitestgehend ruhig geblieben war, begann laut Polizeiangaben am Samstagabend gegen 21 Uhr eine Gruppe von rund 200 Jugendlichen, mit Schneebällen zunächst sich gegenseitig, dann vorbeifahrende PKW und Straßenbahnen sowie die Schaufenster einer Kaufhalle zu bewerfen. Später griffen sie eintreffende Polizeikräfte erst mit Schneebällen, dann auch mit Flaschen an. Zwei Beamte im Alter von 42 und 31 Jahren wurden dabei durch die Jugendlichen verletzt. Ab 22 Uhr mussten Busse und Bahnen aufgrund der Vorfälle am Connewitzer Kreuz umgeleitet werden.
Nach dem Eintreffen weiterer Beamter in Hundertschaftsstärke und dem Versuch, die Gruppe dingfest zu machen, flüchteten deren Mitglieder in die umliegenden Straßen. Von 67 Personen konnten nach Aussagen des Lagezentrums der Polizei dennoch die Personalien festgestellt und Platzverweise ausgesprochen werden. Zwei Jugendliche, bei denen es sich um zwei 18-Jährige handeln soll und die Schlagring und Messer bei sich trugen, müssen nun mit einer Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz rechnen.
Die Bilanz der Nacht: Mehrere auf die Straße geschobene Mülltonnen, ein brennender Glascontainer in der Bornaischen Straße, der von Anwohnern noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr gelöscht werden konnte, zwei eingeschlagene Schaufenster eines Rewe-Marktes und drei zu Bruch gegangene Scheiben in der Wiedebach-Passage.
Auch am späten gestrigen Abend wurde am Connewitzer Kreuz wieder der Versuch gestartet, gegen 21.30 Uhr eine Schneeballschlacht im öffentlichen Raum durchzuführen. Als Jugendliche damit begannen, auf die Straße zu rennen und sich zwischen Autos gegenseitig mit Schneebällen zu bewerfen, wurde dies laut Polizeisprecherin unterbunden. Nach einem Gespräch mit den Jugendlichen verließ ein Teil die Szenerie, gegen den anderen wurden Platzverweise ausgesprochen. Nach Angaben der Beamten mussten gestern jedoch keinerlei Schäden konstatiert werden.
Auf der LVZ-Internetseite entwickelte sich indes über das Geschehen am Connewitzer Kreuz die wohl heißeste Diskussion des Jahres.mape
@www.lvz-online.de

Leipzig - Ein Rückblick zur Jahreswende

lesen 04.01.2010 - 18:04

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Spontanität — Spontaner

Hooligans — meinereiner

@TRA — ayleen

Ahja! — Flex

@flex — ayleen

@ Spontaner — Spartaner

wasser hilft — schneeball

Schockierende Privataufnahmen von G. Wilders — Oury Jalloh (der Bimbo)

Liebe_r TRA — ayleen

Immer das Gemecker über die LVZ — Manfred Gürthen