Rechtes Kinder-Camp vom "Sturmvogel" in MV

Antifa 02.01.2010 15:34 Themen: Antifa
Erneut hat in mecklenburg-Vorpommern ein rechtsextremes Lager für Kinder stattgefunden. Ungestört konnte der völkisch-bündische „Sturmvogel“ ein Neujahrs-Camp in Neuhof veranstalten.
Zum wiederholten Mal hat in Mecklenburg-Vorpommern ein einwöchiges Camp einer rechtsextremen Gruppierung ungestört stattfinden können. Vom 27. Dezember bis zum 01. Januar nahmen in der Jugend- und Freizeitstätte Recknitzberg bis zu 40 Kinder und Betreuer an der Veranstaltung des „Sturmvogels“ teil, einer rechtsextremen Gruppierung, die sich der ideologischen Erziehung von Kindern verschrieben hat. Weithin sichtbar wehte die „Sturmvogel“-Fahne über das Camp, zu dem sich in Uniformen gehüllte Kinder und minderjährige Jugendliche aus ganz Norddeutschland, viele aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg, in Neuhof (Gemeinde Grammow, Landkreis Bad Doberan) eingefunden hatten.

„Nur auf den ersten Blick kann man die Mitglieder des ‚Sturmvogels‘ mit Pfadfindern verwechseln“, teilt Caroline Jürgens, Pressesprecherin der Antifaschistischen Gruppe A3 Rostock, mit. „Wer genauer auf die Uniformierung der Jungen und die Röcke der Mädchen, auf die Symbole und die Inhalte achtet, erkennt hinter der Gruppierung die Tradition völkisch-nationalistischer Organisationen des extrem rechten Spektrums.“

Wie auch die mittlerweile verbotene „Heimattreue Deutsche Jugend“ mit ihren intensiven Überschneidungen zur Neonazi-Szene und zur NPD stammt der „Sturmvogel“ aus der Anfang der 1990er Jahre gleichfalls verbotenen „Wiking-Jugend“. Die verschiedensten Gruppierungen dienen der in sich geschlossenen rechten Szene als Ort, um ihre Kinder mit Gleichgesinnten zusammenzubringen und ihnen frühzeitig ein rassistisches, nationalistisches und anti-demokratisches Weltbild zu vermitteln. Mit Wanderungen, Sportaktivitäten und Kraftmärschen nehmen die Camps zuweilen den Charakter von Wehrsportlagern an.

Um der Beobachtung durch die Öffentlichkeit und Verfassungsschutzbehörden zu entgehen, ist der „Sturmvogel“ streng klandestin organisiert und lässt Veranstaltungshinweise und Publikationen nur Mitgliedern zukommen. Aus diesen geht hervor, dass er sich eng an die Blut-und-Boden-Tradition von Bünden der Vorkriegszeit anlehnt, die eine Rückkehr zu vermeintlichen „germanischen“ Traditionen predigten und die ideelle und personelle Basis des Nationalsozialismus bildeten. Seit der Gründung des „Sturmvogels“ aus der „Wiking-Jugend“ heraus gab es vielfältige Verbindungen zur NPD und anderen rechtsextremen Organisationen.

„Hinter den Uniformen von Gruppen wie dem ‚Sturmvogel‘, der ‚Heimattreuen Deutschen Jugend‘ oder auch dem ‚Heimatbund Pommern‘ verbirgt sich eine weitreichende rechte Parallelwelt“, so Tobias Albrecht, Pressesprecher der Antifa A3 Rostock, weiter. „Systematisch werden Kinder hier an die menschenverachtende Ideologie des Rechtsextremismus herangeführt, um nicht nur die Basis, sondern auch die Elite einer politischen Bewegung zu bilden. Dies macht einmal mehr deutlich, dass die Auseinandersetzung gegen Rechts auf allen gesellschaftlichen Ebenen geführt werden muss.“

***

„Siedeln mit historischem Bewusstsein“
Aktueller Bericht der Landesweiten Opferberatung für Betroffene rechter Gewalt (Lobbi e.V.) über völkische Siedlungsbewegungen in MV.

„Deutscher Jugendbund – Sturmvogel“
Überblicksprofil zum „Sturmvogel“ beim Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin (apabiz e.V.).
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Ergänzungen

Cops beschwichtigen

Lilo 02.01.2010 - 16:34
Wie MVregio berichtete, soll es sich laut Rostocker Polizei beim Sturmvogel nicht um eine rechte Gruppierung handeln. Zudem sei die Veranstaltung "nach polizeilicher Aufklärung als ordnungsgemäß und harmlos eingestuft" worden. Dies veranlasste das Nachrichtenportal sogleich dazu, beim Ableger der Wiking-Jugend von einer "vermeintlichen rechten Gruppierung" zu sprechen.

Rechts gerichtetes Neujahrs-Camp in Neuhof stattgefunden?"

sturmVögel

... 02.01.2010 - 16:39
Der Sturmvogel ist nicht nur mit Personen der extremen Rechten eng verwoben, sondern auch mit dem deutschvölkischen "Freibund-Bund Heimattreuer Jugend", einer Abspaltung der HDJ aus den 90ern, verbandelt. Der "Freibund-Bund Heimattreuer Jugend" veranstaltet z.B. jedes Jahr "Volkstanzveranstaltungen", auf Photos sind auch MitgliederInnen des Sturmvogel zu erkennen (www.volkstanzen.de.vu)!

Diese Gruppierungen müssen als klandestine Keimzellen einer nationalistischen Jugendarbeit von "unten" verstanden werden.

Augen auf!

@Cops beschwichtigen...

mal wieder... 02.01.2010 - 16:46
Naja, das kennt man ja von der Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ)...Da hat es immerhin mehrere Jahre gedauert, bis das die Cops mal auf dem Schirm hatten. Und ein poppliger Polizeisprecher hat ja nunmal auch gar keine Ahnung. Das ist ja keine Stellungnahme von der "politischen Polizei" ;)

Gefunden

im WWW 02.01.2010 - 16:55
Noch mehr Details zum Sturmvogel hab ich hier gefunden: Rechte Jugendgruppen

Huch, Fehlerteufel

eingeschlichen 02.01.2010 - 17:16
Beim Netzfund habe ich ausversehen ein "/" hinter "Sturmvogel" gepackt. Also wenn jemand auf diese Rechte Jugendgruppen Seite klickt, dann einfach das "/" wegmachen und nochmal suchen :)
Entschuldigt die Umstände ;)

Kommt inne Gänge

die Presse 03.01.2010 - 15:47

DPA

zieht nach... 03.01.2010 - 16:36
Erfreulich, Erfreulich...Aber: Wenn die Cops kein "rechtes Liedgut" finden konnten, liegt das wohl daran, dass die da kein Hits von Endstufe oder Lunikoff gröhlen, sondern Hans Baumann und ähnliches ekelhaftes Zeug den Kindern eintrichtern...Und das der 08/15 Dorfsheriff damit mal überhaupt nix anfangen kann ;)

"NEUHOF/ROSTOCK. In Neuhof (Kreis Bad Doberan) soll die Organisation „Sturmvogel“ über den Jahreswechsel ein rechtsextremes Lager für Kinder veranstaltet haben. Nach Angaben der „Antifaschistischen Gruppe A3“ in Rostock nahmen daran rund 40 Kinder und Betreuer teil. „Sturmvogel“ sei eine rechtsextreme Gruppierung, die sich der ideologischen Erziehung von Kindern verschrieben habe, hieß es.
Die Polizei in Rostock bestätigte das Camp. Nach einem Hinweis sei „in alle Richtungen“ geprüft worden, ob Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten vorlagen. Dafür habe es aber keine Anhaltpunkte gegeben. So sei kein rechtes Liedgut gefunden worden. Dem Sprecher zufolge steht der „Sturmvogel“ jedoch dem rechten Spektrum nahe. Die Organisation hat Beobachtern zufolge ihre Wurzeln in der Anfang der 1990er-Jahre verbotenen „Wiking-Jugend“. (dpa)"

Alternative Beggenungsstätte?

Behemoth 03.01.2010 - 20:34
Braune Folklore in Norddeutschland

Jugendorganisation »Sturmvogel« veranstaltete Ferienlager in alternativer Freizeitstätte. Die Verantwortlichen der Einrichtung bestreiten rechtsextremen Hintergrund der Truppe

Sie sehen ganz harmlos aus. Die Mädchen tragen Röcke und Blusen, die Jungs altmodische Hemden. Doch hinter dem biederen Äußeren der Angehörigen des Jugendverbandes »Sturmvogel«, einer Gruppierung, die sich 1987 von der der neonazistischen »Wiking-Jugend« abgespaltet hat, verbirgt sich eine extrem rechte Truppe. Deren Mitglieder engagieren sich bei den »Republikanern«, der »Deutschen Liga für Volk und Heimat«, pflegen Kontakte zur NPD und vertreten eine nationalistische Blut- und Boden-Ideologie. Dabei legen sie Wert auf Diskretion. Wer die Internetseite des »Sturmvogel« aufruft, findet dort lediglich das Logo der Organisation. Informationen gibt es nur für Mitglieder. Auch ihre Ausfahrten, oft in »deutsche Siedlungsgebiete«, wie das Sudetenland, Oberschlesien, Pommern oder die Teilnahme an Aufmärschen und europäischen Nationalistentreffen stehen nur selten im öffentlichen Fokus.

Deshalb ist es eher ungewöhnlich, wenn Veranstaltungen der dubiosen Truppe bekannt werden. Wie jetzt in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise. In Neuhof, einem Ortsteil von Grammow, etwa 55 Kilometer östlich von Rostock, führte die Gruppe zum Jahreswechsel ein knapp einwöchiges Ferienlager durch. Rund vierzig Kinder sowie ihre Betreuer hatten sich vom 27. Dezember bis zum 1. Januar in der Neuhofer Jugend- und Freizeitstätte Recknitzberg versammelt. Das bestätigte Olaf Gottschalk, der Leiter der Einrichtung, am Sonntag auf Anfrage von junge Welt. »Es war ein ganz normales Pfadfindercamp«, betonte Gottschalk. Von der rechten Gesinnung seiner Gäste will er nichts wissen. »Mir ist zwar bekannt, daß der Verein eine Abspaltung der ›Wiking-Jugend‹ ist, aber das ist über zwanzig Jahre her«, erklärte Gottschalk. Zudem sei die Polizei vor Ort gewesen und habe versichert, daß gegen die Organisation nichts vorliege. Es habe keine Anhaltspunkte für Straftaten gegeben, teilte die Polizei mit. Dennoch fürchtet man in der Einrichtung nun um den guten Ruf. Es habe im Ort Diskussionen über den politischen Hintergrund der Gruppe gegeben, so der Chef des Hauses. »Wir sind ein alternativ-ökologisches Projekt und haben mit Extremismus nichts am Hut«, sagte Gottschalk.

Linke Gruppen teilen diese Sichtweise nicht. Systematisch würden die Kinder bei solchen Ausfahrten an die Ideologie des Rechtsextremismus herangeführt, um später eine Art Elite der Bewegung zu bilden, so Tobias Albrecht, Sprecher der Antifa A3 Ros­tock zu jW. »Weithin sichtbar wehte die »Sturmvogel«-Fahne über dem Camp, zum dem sich in Uniformen gehüllte Kinder und minderjährige Jugendliche aus ganz Norddeutschland versammelt hatten«, berichtete Albrecht über das »Sturmvogel«-Treffen. Es ist nicht das erste Biwak dieser Art in der Gegend. Nach Angaben der Organisation »LOBBI-für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern« veranstaltete der Verein bereits in den vergangenen Jahren sogenannte Pimpfenlager. Als »Pimpfe« wurden von 1933 bis 1945 die Mitglieder des »Deutschen Jungvolkes« bezeichnet, eine Unterorganisation der »Hitler-Jugend«.
Lesen und lesen lassen

aus "junge Welt"

@murmel(tier)

ja,ja,ja 04.01.2010 - 09:20
Wenn man keine Ahnung hat, sollte man manchesmal einfach den Mund halten. Der Sturmvogel ist eine bündische und keine Pfadfindergruppe. Einfach mal die Suchmaschine anhauen und die Unterschieden checken. Und es geht nicht darum, dass die kurz vor der Machtübernahme stehen, sondern das dort Kinder indoktriniert werden und die rechte Szene ihren Nachwuchs dort erziehen und schulen lässt. Solche Gruppen sind unglaublich gefährlich, da sie abgeschottet agieren! Aber vielleicht gehörst du auch einfach selbst zum Sturmvogel oder einer ihnen nahestehenden Gruppe und hast Angst, dass in Zukunft immer Leute deine/eure Arbeit dokumentieren und öffentlich machen?

Mit antifaschistische Grüßen aus Dresden

Der korrekte dpa Artikel !

DPA Hamburg 04.01.2010 - 12:12
Der korrekte dpa Artikel nur der guten Ordnung halber: Der von dem "USER DPA" veröffentlichte dpa Artikel ist nicht korrekt.

Neuhof/Rostock. In Neuhof (Kreis Bad Doberan) soll die Organisation "Sturmvogel" über den Jahreswechsel ein Lager von Rechtsextremen für Kinder veranstaltet haben. Nach Angaben der "Antifaschistischen Gruppe A3" in Rostock nahmen daran rund 40 Kinder und Betreuer teil. "Sturmvogel" sei eine rechtsextreme Gruppierung, die sich der ideologischen Erziehung von Kindern verschrieben habe, hieß es. Die Polizei in Rostock bestätigte das Camp. Nach einem Hinweis sei "in alle Richtungen" geprüft worden, ob Straftaten vorlagen. Dafür habe es aber keine Anhaltspunkte gegeben. Die Organisation hat Beobachtern zufolge ihre Wurzeln in der Anfang der 90er-Jahre verbotenen "Wiking-Jugend".(dpa)

mfG

imma weida

... 04.01.2010 - 14:12
Lustig ist Mehldau, ehemaliger Bundesführer des Sturmvogel...Er hat nix mehr damit zu tun, sieht aber keine Konzentration der Aktivitäten in MV...AHA...HAHA...

Endstation Rechts:

„Sturmvogel“-Lager in Neuhof – Schwerpunkt der Aktivitäten in M-V?

In Neuhof (Kreis Bad Doberan) soll die Organisation „Sturmvogel“ über den Jahreswechsel ein Lager für Kinder veranstaltet haben. Nach Angaben einer antifaschistischen Gruppe aus Rostock haben rund 40 Kinder und Betreuer teilgenommen. Es ist nicht die erste Veranstaltung des „Sturmvogel“ in M-V.

Die Polizei in Rostock bestätigte das Camp. Nach einem Hinweis sei „in alle Richtungen“ geprüft worden, ob Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten vorlägen. Dafür habe es allerdings keine Anhaltspunkte gegeben. Einem Sprecher zufolge stünde der „Sturmvogel“ dem „rechten Spektrum“ nahe, berichtet die „Schweriner Volkszeitung“.

Der „Sturmvogel“ ist eine „Links“-Abspaltung der verbotenen Wikingjugend (WJ), von deren neofaschistischem Kurs sich der Verband laut „apabiz“ abgegrenzt habe. Er beruft sich auf die Tradition des Wandervogels und der deutschen Jugendbewegung und beschreibt sich als unabhängig und nicht religiös oder parteipolitisch gebunden. Die Wandervogel-Bewegung bestand zum größten Teil aus bürgerlichen Jugendlichen, die in der Zeit um 1900 gegen die fortschreitende Industrialisierung und auch die Gesellschaft aufbegehrten, um in freier Natur eine eigene Lebensart zu entwickeln. Schwerpunkt der Arbeit des „Sturmvogel“, der regelmäßig Fahrten in sogenannte „deutsche Siedlungsgebiete“ wie das Sudetenland, Oberschlesien, Ungarn oder Pommern durchgeführt habe, sei Köln gewesen, heißt es bei „apabiz“.

Schon seit geraumer Zeit scheint allerdings Mecklenburg-Vorpommern ins Zentrum der Aktivitäten des „Sturmvogel“ gerückt zu sein. So berichten Maik Baumgärtner und Jesko Wrede in ihrem Buch „Wer trägt die schwarze Fahne dort...“, dass 2004 die Sturmvogel-CD „Von Nah und Fern – Volks- und Fahrtenlieder“ bei einer Sturmvogel-Familie in Mecklenburg-Vorpommern eingespielt worden sei und bereits 2007 ein sogenanntes „Pimpfenlager“ in Brook bei Grevesmühlen stattgefunden habe.

Zudem haben sich auch die ehemaligen „Sturmvogel“-Bundesführer Elmar Mehldau und Rudi Wittig in Mecklenburg-Vorpommern niedergelassen. Von dem Lager habe Mehldau aber auch erst aus der Zeitung erfahren, erklärte er gegenüber ENDSTATION RECHTS. Bereits seit Mitte der 1990er Jahre sei er nicht mehr Mitglied des „Sturmvogel“. Eine Konzentration des Verbandes auf Mecklenburg-Vorpommern sieht er allerdings nicht und sieht das Lager in Neuhof rein pragmatisch: „Die sind wahrscheinlich einfach froh, wenn sie irgendwo einen Ort dafür finden“, so Mehldau.

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