Akademie d.b.K. Wien nichtmehr besetzt – Ein Bericht

academy of refusal* 26.12.2009 18:17 Themen: Bildung Freiräume
AKADEMIE d.b.K. WIEN NICHT MEHR BESETZT – Ein Bericht (18.Dez. – 24.Dez.)

versuch eines gedankenberichts der letzten 72+ stunden – oder wieso die akademie der bildenden künste seit 21.12. nicht mehr besetzt ist – oder wieso widerstand nicht durch wegsperren oder aussitzen gebrochen werden kann
versuch eines gedankenberichts der letzten 72+ stunden – oder wieso die akademie der bildenden künste seit 21.12. nicht mehr besetzt ist – oder wieso widerstand nicht durch wegsperren oder aussitzen gebrochen werden kann

Fr. 18.Dez. 2009 – Mo. 21.Dez. 2009
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RAUMNAHME DO NOTHING! ROOM
rund zehn personen besetzen am Fr. den 18.12. gegen 15Uhr den Sitzungssaal. Personen räumten direkt nach der letzten Vorlesung in diesem Jahr Matratzen, Musikanlage, Lesematerial, VoküMaterial, Pyjamas usw. in den Sitzungssaal. Es wurden Transparente aufgehängt, Flyer ausgeteilt und zum DO NOTHING! ROOM eingeladen ( siehe  http://at.indymedia.org/node/16573 ). Der Professor räumte während dessen noch Lehrmaterial zusammen, und fragte nicht unwohlwollend ob hier gerade eine Aktion passiert. Gegen 18Uhr waren bereits 30 – 40 Personen die gemeinsam den DO NOTHING! ROOM belebten. Die strenge Raumarchitektur wurde aufgebrochen. Die Tische im Raum zur Seite geschoben, Matratzen ausgelegt, und mit Transparenten, einem Bücher/politischer Infotisch sowie einigen Transparenten gestaltet. Es gab die Bitte nicht zu Rauchen und die Schuhe aus zu ziehen, was im Sinne vieler beherzigt wurde. Das Ganze stand unter dem Motto einer Pajama-Party – dem entsprechend tauchten einige Menschen in Pajamas auf, darüber hinaus gab es LeihPajamas vor Ort.
Es wurde MoMo der Film geguckt, es wurde gekocht und gegessen, später selbstorganisiert Musik gemacht, angeregt diskutiert und sich vor allem auf den Matratzen gemütlich gemacht – ziiiemlich nette stimmung. Es übernachteten ungefähr 15 Personen im DO NOTHING! ROOM.
Die nächsten Tage wurde kein Programm mehr gemacht, sondern der Raum als RückzugsRaum, LeseRaum und SchlafRaum genutzt.

RÄUMUNG DO NOTHING! ROOM
Am Montag den 21.12. wurde auf Anordnung des Rektorrats, ohne jegliche Kommunikation mit den Besetzer*innen der DO NOTHING! ROOM geräumt. Das Rektorrat schob die Verantwortung auf das Hauspersonal (Gebäude und Technik). Die besetzenden Personen verhielten sich deeskalierend gegenüber dem Hauspersonal. Sie liesen sich auf das menschenverachtende Spiel des Rektorrats nicht ein und verließen wiederstandslos die Räumlichkeiten des DO NOTHING! ROOMS. ( siehe standard  http://tinyurl.com/y979vgy unter “Wien: Drei Unis besetzt“ )

REKTORRAT VS. PORTIERS & AKTIVIST*INNEN
Die Portiers hatten ab 21.12. von der Vizerektorin den Auftrag die Aula zugesperrt zu lassen, und keiner Person (auch nicht den Lehrenden oder Senatsarbeiterinnen) den Schlüssel zum Sitzungssaal aus zu händigen. Zu diesem Zeitpunkt waren, wie jetzt gerade wahrscheinlich auch noch, viele Dinge im Sitzungssaal (Beamer, Lapotop, Matratzen, Transpartene, VkÜ-Material, Lesematerial, private Gegenstände wie Schlafsäcke etc.). Bis heute wurden die Besetzer*innen NICHT darüber informiert wie Sie an die Gegenstände kommen.
Darüber hinaus bekamen die Portiers von Anna Steiger Schelte weil sie “Obdachlose“ in die Aula gelassen haben (Anm.: wtf ??? - woran erkennt ein Mensch ob ich Obdach habe oder nicht ? Und was bedeutet es solch einen “Befehl“ zu geben ?).
Randbemerkung: Anna Steiger war 2001-2003 Personalmanagerin und Mitglied des Führungstemas von Service Mensch (Volkshilfe) - “Volkshilfe“ ist eine caritative Einrichtung der SPÖ -  http://www.volkshilfe.at/ - in solch einer Organisation tätig gewesen zu sein, ohne sich anscheinend in keinster weise soziale sensibilität anzueignen ist traurig – aber wahrscheinlich Alltag für Manager_innen (und in GONGO`s – govermental organised non goverment organisations ?).

AKADEMIE NICHT MEHR BESETZT
Die Aula der Akademie ist somit bereits seit 21.12. nicht mehr besetzt, das Rektorrat ließ die Aula durch das permanente Abschließen dieser sozusagen „still räumen“. Als direkte Aktion darauf wurden Flyer und Poster an der Akademie achiffriert (  http://www.malen-nach-zahlen.at/wp-content/uploads/einer-ohne-viele-klein.jpg ).
Ausschließlich diese wurden kurze Zeit später wieder entfernt.

ZURÜCK ZUM TAGESGESCHÄFT ?

Seit Mo. 21.12. kontrollieren die Portiere auf „Anordnung von oben“ alle Personen die sie nicht als “Akademie-Angehörige“ identifizieren können.

RÄUMUNG AUDIMAX
Ebenfalls am Montag den 21.12. wurd das Audimax geräumt, es gab eine Spontandemonstration und eine Übersiedlung in den Hörsaal C1 am UniCampus. Während dem abendlichen Plenum im C1 wurde von einigen Personen die Wiederbesetzung des DO NOTHING! ROOM geplant. Dies wurde vor einigen hundert Menschen beim Plenum angekündigt, etwa 15 Personen sind zum angekündigten treffen um 21Uhr an der Akademie gekommen.

PLANUNGSTREFFEN RÜCKANEIGNUNG DO NOTHING! ROOM
Das genannte MiniPlenum wegen der RückBesetzung des DO NOTHING! RAUMS konnte nur deswegen in der Aula abgehalten werden, weil Personen der performativen Klasse hinter der Aula anwesend waren.

Es sollte also jederzeit möglich sein die Aula wieder zu besetzten – ausser der Rektor meint mit “Die Überreste des Protests in der von den Demonstrierenden zurückgelassenen Aula sollen zu Jahresbeginn aufgeräumt werden.“ (  http://tinyurl.com/yj2zhzv bei “Aula geschlossen“ ) auch die Räumung des Klassenraums für performativer Kunst meint, der de facto seit 20.10. auch „besetzt“ ist ? (  http://tinyurl.com/yg78vfs – obwohl einige Personen der performativen Klasse ihre Raumaneignung nicht als Besetzung bezeichnen würden, ist es eine Besetzung. Dies “äussert sich u.a. durch die verunmöglichung einer “MitVerwendung“ der Mieter_innen bei Aulavermietungen an Privatunternehmen).

Nach längerer Diskussion in der Aula wurde beschlossen die SenatsVorsitzendeStellvertreterin Elisabeth von Samsonow (die etwa gegen 22Uhr im Haus noch anwesend war) zu bitten den Schlüssel für den Sitzungssaal aus zu borgen und den Sitzungssaal zu öffnen. Nach kurzer Rücksprache meinte Sie das Sie nach Ende der noch laufenden Lehrveranstaltung in die Aula zu kommen.

Fr. Samsonow borgte sich den Schlüssel schon aus bevor sie in die Aula kam, so kam es leider zu keinem Gespräch mit Fr. Samsonow bevor sie den Schlüssel vom Portier ausborgte – sie sagte zu Ihm das einige Personen persönliche Gegenstände aus dem Sitzungssaal holen möchten – das nicht die einzige Intention der Aktivist*innen war.

RÜCKANEIGNUNG DO NOTHING! ROOM
Der Portier sperrte den Sitzungssaal auf, und etwa 10 Personen gingen hinein und wollten ihn damit wieder zurückbesetzen. Der Portier verlor die Fassung, beschimpfte die anwesenden Aktivist*innen, und wurde kurz handgreiflich („Schupser“) - die Aktivist*innen blieben ruhig. Er meinte das diese ihn belogen haben. Auch Fr. Samsonow meinte das Sie belogen wurde. Nach längerer hitziger Diskussion und verschiedenen Lösungsvorschlägen wurde der Sitzungssaal von den Aktivist*innen wieder freigegeben – vor allem aufgrund des Drucks dem der Portier ausgesetzt ist seinen Job zu verlieren, da er mit der Aufschließung des Sitzungssaales gegen die Anordnung des Rektorrats handelte.

Gleichzeitig damit subjektiv wertend zu werden, abgesehen vom Verhalten einiger Portiers in der Vergangeheit – Widerstand und ziviler Ungehorsam in Anbedracht des Verlusts des Jobs alleinig durch kurzzeitige Öffnung eines Raumes sollte besonders anerkennend und wertschätzend bedacht werden!

VERLASSEN DES DO NOTHING! ROOMS
Die Aktivist*innnen suchten nach verlassen des Sitzungssaales das klärende Gespräch mit Fr. Samsonow und dem Portier. Dem Portier wurde vermittelt das es kein Wiederstand gegen seine Person ist, sondern das er ebenso (in anderer Form) wie Studierende und Lehrende auf der Uni von Machtverhätnissen betroffen ist. Es wurde mehrmals darauf hingewiesen das die Aktivist*innen den Portiers “keine Eier legen“ wollen. Es wurde mit dem Portier vereinbart “sich an die ganze Sache nicht mehr zu erinnern“.

ALTERNATIVE RAUMANEIGNUNGS-STRATEGIEN
Fr. Samsonow war äußerst gesprächsbereit und verwiese schnell darauf, dass der Sitzungssaal als Strategie und Möglichkeit offiziell vom Senat den Aktivist*innen
(auf alle Fälle während der vorlesungsfreien Zeit bis 6.1.) übergeben werden könnte.

(Anm.: Einige Personen übernachten zur Zeit in der Dezentrale auf dem Fußboden, während der Sitzungssaal unbenützt ist, und wahrscheinlich immer noch die Matratzen beherbergt. Einige Personen haben zur Zeit keine wirklich andere Möglichkeit als auf der Universität zu nächtigen - “obdach/wohnungslos“)

Fr. Samsonow hat umgehend die Senatsvorsitzende Martina Pfingstl angerufen, ein Gespräch darüber sollte am näxten Tag folgen.

Leider gab es, w.s. auch aufgrund des Rummels während der „Feiertage“, keine weiteren formelleren Gespräche disbezüglich.
Mögliche nächste Termin für ein Gespräch darüber, wie über viele andere Dinge gibt es auf alle Fälle am Mo. 28.12. ab 17.30Uhr in der Dezentrale/ÖH an der Akademie (  http://unibrennt.eduvent.at/eduvents/1696 ).

Mittwoch 23.12.
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AKADEMIEGEBÄUDE SCHILLERPLATZ GESCHLOSSEN !?
Erst am Mittwoch dem 23.12. wurd bekannt das die Akademie am Schillerplatz in der volesungsfreien Zeit zugesperrt werden soll (24.12. 17.30Uhr – 25.12. 5.30Uhr & 31.12. 17.30Uhr bis 2.1. 5.30Uhr) Das Universitätsgebäude am Schillerplatz ist wohl eines der wenigen das bisher immer 24/7 356Tage im Jahr geöffnet hatte.

Am Eingang gab es von den Portiers noch restriktiver Kontrollen (eine “hausfremde“ Personen wurde in Begleitung einer Studentin* nur “ausnahmsweise“ in das Akademiegebäude am Schillerplatz gelassen).

Einige Personen trafen sich, diskutierten und organisierten Schritte um gegen die Schließung der Akademie am Schillerplatz, der Schließung der Aula, der Schließung des DO NOTHING! ROOMS Strategien und Praxen zu entwickeln. Es war irgendwie ein wenig trist...

Donnerstag 24.12.
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WIR BLEIBEN HIER ! - DETAILLIERTER BERICHT VERSUCHTE RÄUMUNG
Es gab ein vorangekündigtes Strategietreffen um 14Uhr, und ein allgemeines Treffen um 16Uhr – die Akademie sollte um 17.30Uhr zugesperrt werden. ( u.a.  http://unsereuni.at/?p=12492 , das Bild das zu sehen ist, wurde u.a. als Flyer gestreut).

“FAKE-PA“
Zunächst wurde aufgrund der “Nichtreaktion und Nichtkommunikation“ des Rektorrats insbesondere der letzten Tage (wie viele wochen davor auch schon – O-Ton: “Das was da unten (Anm.: Aula) passiert, ist mir egal“ Gespräch mit dem ÖH-Vorsitzenden Anfang November) eine “Fake-Presseaussendung“ an Presse und mehr ausgesendet. In dieser “Fake-Presseaussendung“ wurde eine “Fake-Pressekonferenz“ des Rektorrats zur “Räumung der Akademie der Bildenden Künste“ angekündigt und Medienvertreter_innen eingeladen (  http://www.malen-nach-zahlen.at/wp-content/uploads/FakePA.doc ).

Einer der Ideen war es, das Rektorrat zu einer Stellungnahme zu bewegen, und darauf hinzuweisen das der Protest nicht von drei oder einer Person beendet werden kann. Außerdem sollte deutlich gemacht werden, das eine Schließung der besetzten Räumlichkeiten einer (stillen) Räumung gleichkommt – der Widerstand und die Proteste damit aber keineswegs beendet werden können.

( Anm.: Die Qualität der Mainstream-Medien in Österreich lässt sich an der “journalistischen Sorgfaltspflicht“ dieser schön ablesen – oe24.at übernimmt unter dem Titel “Bildende steht vor der Räumung“ 1 zu 1 die Ankündigung zur Pressekonferenz “Das Rektorat kündigte für 17.00 Uhr eine Pressekonferenz zur Räumung der Aula statt.“ -  http://tinyurl.com/yae2k2p - aus der “Fake-PA“ )

Anm.: Die von oe24 schrieben wirklich “statt“ statt “an“ %-).

KONTAKTAUFNAHME REKTOR / PORTIERS VOM REKTORRAT INSTRUMENTALISIERT !?
Kurze Zeit nach Aussendung der “FakePA“ ruft Rektor Schmidt-Wulffen in der Dezentrale/ÖH an.
Diskussionsinhalte waren die stille Räumung der AkademieAula, die Räumung des Sitzungssaals, und u.a. .
Die Frage einer Aktivist*in “[...]und was machen Sie, wenn sich Menschen weigern um 17.30Uhr das Gebäude zu verlassen ?“ beantwortete der Rektor sinngemäß damit, dass er nicht die Polizei ruft, sondern das auch das Universitätspersonal die Personen aus dem Gebäude begleiten können. Seit wann sind Portiers Securities oder sollen Polizei spielen ?
Symptomatisch für die fadenscheinig/fragwürdige Soldarität des Rektors mit den Protesten, ist auch hier wieder deutlich die Verantwortungslosigkeit des Rektors bemerkbar. Er muß nicht persönlich Stellung beziehen, und Konsequenzen auf sich nehmen – sonder deligiert dies an das Hauspersonal, an die Portiers - wie auch schon bei der Räumung des Sitzungssaals. Zwingt Sie unter dem (informellen) Druck des Verlusts ihres Jobs dazu Dinge zu tun für die sie nicht Ausgebildet sind, Dinge die in keinem Dienstvertrage stehen, Dinge die viellt. Mit ihrer persönlichen Überzeugung nicht zusammenpassen.

SOLIDARITÄT ?
Der Rektor verwies im Gespräch vor allem auf die Unverschämtheit mit seinem Namen eine PA zu senden. Claudia Kaiser, eine Person von der Öffentlichkeitsarbeit an der Akademie würde bei der “Fake-PA“ als RückfrageKontakt angegeben - sich entsolidarisierte daraufhin sich aktiv. (  http://www.malen-nach-zahlen.at/wp-content/uploads/claudiaKaisermail.txt ).

Anm.: Es ist zu diskutieren in wie weit der Begriff der “Solidarität“ im Zuge dieser Proteste einerseits eine Aufwertung, aber gleichzeitig eine völlige Entwertung erfahren hat wenn sich unter den 6088 mit den Protesten Solidarisierenden ( stand 25.12.  http://unsereuni.at/?page_id=39 ) Personen befinden denen es mit hoher Wahrscheinlichkeit in keiner Weise möglich ist sich AKTIV zu solidarisieren. Zynisch gesagt: Es könnte sich sogar ein Autoreifen mit den Protesten solidarisieren. Abzuwiegen in wie weit eine ausgesprochene Solidarisierung die Handlungsfähigkeit der Proteste einschränkt, und in wie weit sie die Handlungsfähigkeit der Proteste durch derartige Solidarisierungen erweitern kann.Solidarität war in den letzten Wochen ein vielbenutztes Wort. Reduziert sich Solidarität ausschließlich auf den verbal-performativen Akt der Bekundung, und hat sonst keinerlei Praxis zur Folge – wird jedesmal weiter “Solidarität“ ein entleerterer Begriff für die Schmuckdose unserer liberalen Bürgerlichkeit. Egal ob bei Uniprotesten oder bei “Soli-Bars“ in autonomen Freiräumen, ein Mausklick oder ein Getränk zu konsumieren ist zu wenig...

Kurze Zeit darauf bekommen die Portiers die Anweisung ab 15Uhr keine Personen mehr in das Gebäude am Schillerplatz zu lassen. Wortlaut “aus personaltechnischen Gründen“. Eine Rückfrage bei den Portiers ergab das es eine “Anordnung von oben war“.

Es gab bis dahin an diesem Tag ständigen und freundliche Kontakt mit den Portiers.

SOLIDARITÄT!
Ab diesen Zeitpunkt durften Personen zwar aus dem Gebäude hinaus, aber keine sich solidarischen Menschen in die Akademie hinein.
Es sammelten sich immer mehr Aktivist*innen, und auch Medienvertreter_innen vor der Akademie.
Es wurde zwischen Dezentrale und Schillerplatz immer wieder telefonisch über die Lage vor Ort informiert. Außerdem wurde am Stiegenaufgang zum Gebäude geflyert um auf die Situation aufmerksam zu machen, und KontaktMöglichkeit nach „drinnen“ zu geben (  http://tinyurl.com/y8r8pjz ).

Als Medienvertreter_innen vom Portier in das Gebäude gelassen wurde, strömten einige Aktivist*innen zum Eingang, und proklamierten das die Türen für alle geöffnet werden soll.

Der Portier öffnete die Türen. Es waren ab 16.15Uhr rund 30 Aktivist*innen, und ungefähr ein duzend Journalist_innen (Mainstream und Medienaktivist*innen) im Gebäude der Akademie am Schillerplatz.

Ab diesen Moment war es jederzeit Möglich das Gebäude zu betreten.

PORTIERS VOM REKTORRAT INSTRUMENTALISIERT
Der Portier nahm mit dem Rektor telefonisch Kontakt auf, und wollte anschließend von den Aktivist*innen wissen ob sie das Gebäude freiwillig verlassen werden.

Es wurde ein Ultimatium vereinbart, dem Portier um 18.15Uhr die Entscheidung über das Verhalten der Aktivist*innen zu geben.

Zu diesen Zeitpunkt war der Portier bereits sehr verärgert, da seine Freundin “mit einem Fisch auf ihn wartete“.

Der Portier war verständlicherweise auf die Aktivist*innen angefressen (und hungrig), doch weiter gedacht ist der Rektor dafür verantwortlich zu machen das der Portier nicht um 17.30Uhr nach Hause gehen konnte.

Anm.: Prinzipiell ist es so, das im Gebäude der Akademie der bildenden Künste 24/7 Aufsichtsdienst gemacht werden muß, da sich im 1. Stock des Gebäudes die Gemäldegalerie befindet, die “wertvolle“ Dinge beherbergt – der Rektor wollte die Schließung der Räumlichkeiten mittels ökonomischer Gründe argumentieren - gemäß den Argumenten Proteste sind ja ach so teuer – Wir sollten Lohn für unsere politische Arbeit fordern ;-! , dann würds so richtig teuer werden.
Die Portiers mussten also so oder so anwesend sein, allerdings verzögerte sich der Diensttausch eines Portiers von 17.30Uhr um einige Stunden.

In der Dezentrale wurde ein KurzPlenum bezüglich Verhalten während der Räumung abgehalten bei dem ungefähr 40 Aktivist*innen teilnahmen.
Viele wollten bleiben, viele waren bereit sich polizeilich räumen zu lassen.
Es stand allen offen was sie machen wollen, es wurde sich sozusagen nur zusammengesprochen.

Gegen 18.15Uhr wurde von einer Person dem Portier die Information übermittelt, dass die Aktivist*innen nicht freiwillig gehen werden.

Kurze Zeit später übermittelte einer der beiden Portiers den Aktivist*innen die Information das der Rektor sich zurückmelden und weitere Schritte anordnen wird.
Danach gab der Portier keine Informationen mehr weiter.

POLIZEI KOMMT VORBEI
Etwa 18.30Uhr kam ein Polizeiwagen mit zwei Einsatzkräfte, sie unterhielten sich mit den Portiers.
(  http://www.ustream.tv/recorded/3405212 z.B. Minute 13:25  http://tinyurl.com/yapo7hm )

Anm.: Rektor Schmidt Wulffen meint in einem Ö1-Interview am 28.10 im Gespräch über die Porteste an den Universitäten “[…] Nein, für mich ist das ein eisernes Gesetzt an der Universität gibt’s keine Polizei[...]“ (  http://www.malen-nach-zahlen.at/wp-content/uploads/Schmidt_Wulffen_keine_polizei_mp3.mp3 das ganze Ö1-Interview →  http://tinyurl.com/ykzn7zj )
This is what this kind of democracy looks like.

RÄUMUNGS-VORBEREITUNGEN
In der Dezentrale wurden Vorbereitungen für die Räumung getroffen, über die Strategie von Sitzblockaden gesprochen, die Rechtshilfenummer ausgetauscht, die Rechtslage einer Räumung erörtert, Schilder gebastelt und gemeinsam Sprechchöre (  http://tinyurl.com/yzrpllp ) einstudiert.

Um etwa 18.45Uhr war der Räumungsbescheid ausgefüllt, und wartete noch auf eine Unterschrift (Von wem, von den Portiers ???) und der Kundgabe durch die Polizei.

Gegen 19Uhr kamen zwei weitere Einsatzkräfte in zivil (Staatspolizei ?) und sahen sich vor Ort um.

Nach einiger Zeit wurde klar das auch diesmal der Rektor wieder ein HinhalteTaktik verfolgt, oder wahrscheinlicher – das es im einfach egal ist. Zeit zog durch die Räume.

Vielen Aktivist*innen war es ein anliegen, das Klarheit über die Situation geschaffen wird – nicht zuletzt da auch die Portiers immer mehr durch die Aktion angepisst waren.

Es wurde relativ erfolglos versucht (UniversitätHandys ausgeschalten/ignoriert) Kontakt mit dem Rektorrat aufzunehmen.

Gegen 19.15Uhr wurde die Freundin von Schmidt-Wulffen (“Freundin von“ ist unglüklich gewählt, we know – aber anonymität ist in diesem Fall klar) erreicht, und über die Situation aufgeklärt – mit der Anmerkung ob sie uns ihren sicherlich anwesenden Freund Stephan Schmidt-Wulffen an die Strippe geben möchte – ohne Erfolg (O-Ton: “[...]Wir feiern Weihnachten, keine Ahnung was ihr macht[...], [...]Ihr braucht nur nach hause gehen, dann kann der Portier auch nach Hause gehen [...]“)

KEINE RÄUMUNG!
Gegen 19.30Uhr wurde durch ein Gespräch mit einem der Polizisten klar das nicht gerräumt wird
(O-Ton: “[...] das hier ist anscheinend ein friedlicher Protest, und es gibt keinen Grund für eine Räumung, feiert noch schön [...]“)

Es wurde nochmals versucht den Rektor mithilfe der Privatnummer der Freundin (Telefonbuch) zu erreichen, was auch gelang.
Der Rektor meinte das er die Person am Telefon nicht “[...] als Repräsentantin des Protests anerkennt [...]“. Schön das “nichtrepräsentativ“ verstanden wurde.
Im Zuge des Telefonats wurde vom Rektor nochmal klar gemacht das es an diesem Abend keine Räumung mehr geben wird.

ERFOLG?!... RESPEKT DEN PORTIERS !
Durchgesetzt haben die Aktivist*innen das zumindestens für heute nacht die Akademie geöffnet bleibt - traurig das es als Erfolg gewertet werden muß, dass ein öffentliches Gebäude geöffnet bleibt... ob es weiterhin sowie die letzten Tage trotzdem zu PersonalienKontrolle (StudiAusweis) am Eingang kommt bleibt abzuwarten - auf alle Fälle hat es gezeigt das in hierachischen Strukturen wie an den Unis die Verantwortung der offiziell Verantwortlichen auf die strukturell Unterdrückten und Ausgebeuteten ohne große Rechte abgewälzt wird - die Portiers hätten planmäßig frei - das sie trotzdem noch hierbleiben mußten ist nicht das Verschulden der Besetzer*innen, sondern hat mit der Ignoranz des Rektorrats zu tun, die wahrscheinlich gerade mit irgendwelchen Feierlichkeiten zu tun hatten...

Gegen 21Uhr führ ein PolizeiBus mit zwei Einsatzkräften vor das Akademiegebäude, zwei Polizist_innen blieben die weitere Zeit im Fahrzeug sitzen. Die Polizei hatten anscheinden nur den Auftrag zu beobachten und zog in den Morgenstunden wieder ab.

Später stellte sich laut Ohrzeuge heraus, das sich die Portiers anscheinend weigerten den Räumungsbefehl zu unterschreiben. Fraglich ist ob dieser Räumungsbescheid nicht sowieso eigenhändig von einer Person des Rektorrats unterschrieben hätte werden müssen. Wie sehr diese Verweigerung der Porties als Widerstand gegen die Räumung gelesen werden möchte bleibt hier wahrscheinlich offen. Fakt ist, das der Rektor (O-Ton eines Telefonats an diesem Tag) “irgendwo in Österreich“ war, und den Räumungsbescheid gar nicht so einfach hätte selber unterschreiben können.

Das Rektorrat hätte vielen Personen an diesem Abend viel Arbeit (und viel Geld – oh my god, ich steuerzahler :..-) erspart.

Im Laufe des Abend kamen immer wieder Personen vorbei, es wurde gekocht, Essensüberschuß von der C1 Besetzung am Campus an die Akademie gebracht, intensiv diskutiert und auf der Akademie übernachtet.

Randnotiz:
Bei einer Kontaktaufnahme mit einem APA-Journalisten gegen 14Uhr sagte dieser: „[…] Ich hoff das die Polizei euch alle rausprügelt. [...]“

wir sind vernetzt, wir sind organisiert, wir sind bedingungslos solidarisch, wir sind viele

wenn der pazifistische kampf für eine HerrschaftsFREIE gesellschaft
Kriminalisierung durch Staat, Polizei und Rektorräte bedeutet,
sind wir auch alle §278a/§129! (  http://antirep2008.lnxnt.org/ ).
Für die Abschaffung aller opferlosen Straftatgesetze!

Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Was wohl Unabdingbare zur Schaffung emanzipatorischer Praxen sind nicht nur autonome FreiRäume in unseren Köpfen, sondern auch deren physische Manifestation.

Occupy everthing, demand nothing.

25.12.2009 academy of refusal*
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Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Bella Pittura — Pittore

fein fein — kritik der kritik

... — ---

Gerade die ... — Wienerin

Anna Steiger — n.n.