Fotos: Klimagipfel Kopenhagen 09 - Rückblick

Fiona Krakenbürger/Umbruch Bildarchiv 23.12.2009 14:46 Themen: Globalisierung Ökologie
In Kopenhagen trafen sich 100.000 Klimaaktivist_innen aus aller Welt. Jeden Tag gab es kleine und große Aktionen und Demonstrationen, in der ganzen Stadt verteilt eine soziale Infrastruktur mit Volksküchen, Schlafplätzen, Vernetzungstreffen, Bildungsveranstaltungen und Unterhaltung. Sogar ein alternatives Medienzentrum wurde eingerichtet. Es gab eine Traumahilfe und Rechtsbelehrung. Während sich der Klimagipfel im Laufe der Woche als extrem schlecht vorbereitet erwies, waren die Proteste gut organisiert und abgesprochen. Allerdings konfrontiert mit einer auf Eskalation ausgerichteten dänischen Polizei, die mit Tränengas und Pfefferspray, Schlagstöcken und Massenverhaftungen aggierte.
Ein Fotorückblick unter
 http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/klimagipfel09.html
Klimagipfel Kopenhagen 2009
System change not climate change!

Der Klimagipfel in Kopenhagen (7. - 18. Dezember '09) war die bisher größte Versammlung der UN und an Medienpräsenz kaum zu überbieten. Die ganze Welt schaute zu und trotzdem ist der Versuch, sie zu retten, gescheitert. Übrig bleibt ein Papier ohne Konsequenzen, das zwischen den Industriestaaten heimlich ausgehandelt und den Vertreter_innen der restlichen Staaten ohne Widerrede aufgezwungen werden sollte. Allerdings wagte auch im Vornhinein niemand, die Erwartungen hochzustecken. Mit einem rechtsliberalen Konferenzpräsidenten, der immer wieder durch arrogante Bemerkungen auffiel und den versteiften Positionen der Industrienationen war für viele der Gipfel zum Scheitern verurteilt.

Was bleibt? Ein Wendepunkt in der Klimabewegung.
Kopenhagen stand schon lange vor dem Gipfel im Zeiches des Klimawandels. Aber neben den zahlreichen Greenwashing-Werbeinstallationen von Großkonzernen machten vor allem die Zehntausenden Aktivisten auf sich aufmerksam. Jeden Tag gab es kleine und große Aktionen und Demonstrationen, zu denen sich über 100 000 Menschen aus aller Welt zusammenfanden. In der ganzen Stadt verteilt gab es eine soziale Infrastruktur mit Volksküchen, Schlafplätzen, Vernetzungstreffen, Bildungsveranstaltungen und Unterhaltung. Sogar ein alternatives Medienzentrum wurde eingerichtet, es gab eine Traumahilfe und Rechtsbelehrung. Obwohl die Protestler aus ebenso unterschiedlichen Ländern kamen wie die Delegierten des Cop15, war es auf diese Art und Weise möglich zu kommunizieren und auf Plena einen Konsens zu finden. Aktionstage mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten (z.B. globale Landwirtschaft, No Border, eine Klimacarawane u.a.) ziviler Ungehorsam und öffentliche Kundgebungen sollten der Schlüssel zum Erfolg sein.

Während sich der Klimagipfel im Laufe der Woche als extrem schlecht vorbereitet erwies, waren die Proteste durchweg gut organisiert und abgesprochen. Allerdings konfrontiert mit einer auf Eskalation ausgerichteten dänischen Polizei, die auf die Proteste mit Tränengas und Pfefferspray, Schlagstöcken und Massenverhaftungen reagierte. Insgesamt wurden fast 2000 Personen präventiv in Gewahrsam genommen, einige sind noch immer in Gefangenschaft. Das ist eine ungeheuer große Zahl. Sie wurde durch das kurz vorher von der dänischen Regierung verabschiedete „Lümmelpaket“ – ein Gesetzespaket mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen – ermöglicht. Die Anzahl der Leidtragenden des gescheiterten Gipfels wird global weiter steigen. Pfefferspray und Schlagstöcke als Instrumente der Repression sind die Vorboten von Hunger, Naturkatastrophen und Klimakriegen.

Die Klimabewegung hat aus dieser Woche viel Kraft geschöpft, denn für Resignation ist in der Klimafrage kein Platz. Es wurde ein Bewusstsein dafür geweckt, dass der Umweltschutz nicht den Regierungsoberhäuptern überlassen werden kann, sondern durch öffentlichem Druck unterstützt und forciert werden muss.

Die Bilderserien sind eine Zusammenstellung aus verschiedenen Aktionen, die ich als Fotografin und Aktivistin begleitet habe. Sie dokumentieren nicht nur die in vielerlei Hinsicht bewegende Zusammenarbeit verschiedener Gruppierungen für ein gemeinsamen Ziel, sondern auch die Schattenseiten der Aktionswoche. Ich habe bewusst keine Personen unkenntlich gemacht, um dem globalen Widerstand ein Gesicht zu geben. - Fiona Krakenbürger -
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Ergänzungen

Weitere Fotos

Einfacher Text oder HTML? 23.12.2009 - 20:50

Viele Videos auf graswurzel.tv

graswurzel.tv 24.12.2009 - 00:42
Viele Videos von den Gipfel-Protesten findet mensch auf unserer Homepage:
www.graswurzel.tv

Liebe Indys

Fiona 24.12.2009 - 08:43
Ersteinmal - Dank für die Rückmeldung, positiv oder kritisierend.

Ich habe mich erst gestern abend mit euren Kommentaren beschäftigt, da die Bilder vom Umbrucharchiv bei indymedia reingesetzt wurden, daher stammt auch die Retusche vom archiv, womit ich aber einverstanden war.
Ich kann eure Bedenken nachvollziehen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ihr euch nicht mit dem Artikel und meiner Person auseinandergesetzt habt, was vielleicht zu einer Klärung beigetragen hätte. Oder zumindest zum Verständnis.
Es ist nun nicht so, dass ich nicht lange gezögert hätte, die Bilder so online zu stellen. Es gab aber zwei Gründe, weswegen ich das doch getan hab, was ich vielleicht nicht deutlich genug gemacht habe.
Ich verstehe mich als Fotojournalistin und möchte ein breites Publikum ansprechen. Die Fotos dienen keinesfalls der Unterhaltung. Dafür wäre ich nicht in die Aktionen hinein gegangen, sondern wäre im Pressepulk geblieben oder hätte die Kamera zu Hause gelassen und nur an den Aktionen teilgenommen. Aber darum ging es nicht. Ursprünglich wollte ich für den bewegung.taz.de -Kalender Fotos machen und vielleicht einige in die taz bekommen. Aber schon nach den ersten Vorfällen am 12.12. wurde mir klar, dass es um mehr als Exklusivität geht. Ich wollte dokumentieren, dass in Kopenhagen Menschen brutal und ungerecht behandelt wurden. Und vor allem für die Öffentlichkeit sichtbar machen, dass es sich bei den Protestierenden um ganz "normale" Menschen handelt, die nicht dem gänigen Klischee des Krawallmachers entsprechen. Und deswegen ist auch die Mimik wichtig. Das meinte ich mit "Gesicht geben" . Die Stärke von Fotos gegenüber Videos liegt in der Detailgenauigkeit und so kann man eben auch Angst in den Minen sehen. Trotzdem bleiben die Aktivisten an ihrem Platz, weil die Klimafrage ihnen so wichtig ist. Nein, weil SIE wichtig ist. Wie ich schon geschrieben habe, halte ich es im Moment für dringend notwendig, dass die Klimabewegung in allen Gesellschaftsschichten wächst und das Bewusstsein für die Dringlichkeit endlich überall präsent ist. Außerdem geht es auch darum, die Brutalität aufzuzeigen, die in Kopenhagen fatalerweise ein legitimes Mittel war, um uns am Protestieren zu hindern. Ich frage mich, ob jemand von euch überhaupt in Kopenhagen war. Vor allem auf der Reclaim Power Demo war es für mich persönlich -naja, einfach furchtbar! Nicht zuletzt, weil ich auch von Polizisten mit Schlagstöcken geprügelt wurde. Und meiner Meinung nach wurde in den Medien insgesamt zu wenig darüber berichtet.
In der Geschichte des Fotojournalismus waren die wirklich wichtigen Bilder oftmals jene, auf denen wir einen Bezug zum Geschehen und zu den Menschen herstellen konnten und das ist eben schwierig, wenn wir die Menschen nicht erkennen.
Es mag sein, dass ich die Gefahr unterschätzt habe, als ich die Fotos nicht bearbeitet habe, allerdings habe ich auch lange abgewägt. Ich habe mich zum Einen verantwortlich gefühlt, die Geschehnisse für die Öffentlichkeit unverfälscht zu dokumentieren und darüber hinaus keine Straftat in den Aktivitäten der Menschen auf den Fotos gesehen, die ihnen im Nachhinein angehängt werden könnte.
Ich hoffe, ihr versteht jetzt ein bisschen mehr, weswegen die Fotos so im Netz zu sehen waren und hängt mir nicht Voyeurismus und Unvertanwortlichkeit an. Ich lege trotzdem wert auf eure Meinung (kann man nicht zuletzt daran sehen, dass die Ergänzung jetzt ganz schön lang geworden ist...). Vor allem nachdem ein konkretes Beispiel von nachträglichen Verurteilungen aufgrund von indymedia-Fotos gepostet wurde.
Ich hoffe auch, dass die retuschierten Bilder für euch einen akzeptablen Kompromiss darstellen.

In diesem Sinne frohe Festtage wünscht:

Fiona Krakenbürger

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Macht endlich die Gesichter Unkenntlich! — oder fragt die Leute persönlich!

voll daneben — egal

Nichts für — ungut,

@ich 02:42 "dont feed the troll" — oder fragt die Leute persönlich!

Geschenke an den Repressionsapparat — ZECK 132 - April 2006