Juventus Turin: Rassismus im Stadion
Die Ultràs der Gruppe „Drughi“ und die Fans von Juventus Turin sowie weitere Fangruppen der Serie A in Italien nutzen seit Monaten ihre Kurven für eine rassistische Kampagne gegen Mario Balotelli, einem dunkelhäutigen Italiener, der derzeit bei Inter Mailand spielt und kurz vor der Berufung in die Nationalmannschaft für die WM 2010 steht. Hierbei vermischen sich bürgerliche und völkische Reinheitskonstruktionen, die einen dunkelhäutigen Italiener ablehnen, mit dem Alltagsrassismus der weißen Mehrheitsgesellschaft. Nennenswerter Protest kommt weder von den Vereinen, dem italienischen Fußballverband, noch von der Politik oder den Medien.
Beim vergangenen Heimspiel von Juventus Turin im „Stadio Olimpico“ gegen den sizialianischen Fußballklub Calcio Catania wurden erneut rassistische Gesänge von den Juve Ultràs in der Curva Sud und großen Teilen des heimischen Publikums gesungen. Das bevorzugte Ziel ist regelmäßig Mario Balotelli. Dabei spielt es keine Rolle, ob er im Stadion anwesend ist oder von den Rassisten imaginiert wird.
Mario Balotelli wurde 1990 in Palermo als Kind ghanaischer Eltern geboren. Nachdem er mit zwei Jahren der Familie Balotti aus Brescia übergeben wurde, wuchs er im norditalienischen Brescia auf. Seit 2007 spielt er für Inter Mailand. Seit 2008 feierte er große Erfolge mit der italienischen U21-Nationalmannschaft. Außerdem gilt er als einer der talentiertesten Spieler, weshalb er demnächst auf seine Berufung in die A-Nationalmannschaft Italiens hoffen kann. Insbesondere letzteres scheint für die Freunde des reinen, weißen Blutes völlig inakzeptabel zu sein. Schließlich gehört zu ihrer rassistischen Konstruktion des italienischen Volkskörpers ein disziplinierter, bevorzugt katholischer, vor allem aber weißer Mann.
In den letzten Wochen verschärften sich die rassistischen Gesänge, Beleidigungen und Angriffe auf Balotelli massiv. Seit einem Spiel vor leeren Rängen im April diesen Jahres nach einer rassistischen Choreographie der gesamten Turiner Curva Sud im Spiel gegen Inter Mailand wurde es zunächst etwas ruhiger. Aber seit Ende November sind bei allen Spielen von Juve rassistische und xenophobe Gesänge zu hören.
Neu ist, daß nicht nur Balotelli das Ziel ist, sondern eine vermeintlich rassisch saubere Nation zum Thema gemacht wird und er offenbar zum Symbol für die „schleichende Vermischung der italienischen Rasse“ geworden ist. Immer wieder wird von den Juve Ultràs „Non ci sono negri italiani“ (Es gibt keine Schwarzen Italiener) skandiert. Selbst in Spielen, bei denen Balotelli nicht anwesend ist, wird er imaginiert beleidigt und rassistisch beschimpft.
Eine marginale Strafe gegen den Verein gab es nach massiven Übergriffen auf Balotelli mit Obst, Feuerwerkskörpern und anderen Wurfgeschossen beim „Derby d’Italia“ zwischen Juventus Turin und Inter Mailand am 6. Dezember. Allerdings gab es vorher schon rassistische Gesänge gegen Balotelli beim Spiel gegen Udinese (22.11.), beim Champions League Auswärtsspiel in Bordeaux (28.11.) und beim Auswärtsspiel in der Serie A auf Sardinien in Cagliari (29.11.). Aufgrund der Häufung in den letzten Spielen muß davon ausgegangen werden, daß sich die Ultràs von Juve offenbar auf eine rassistische Kampagne gegen Balotelli geeinigt haben, die sie explizit und offensiv in die anderen (europäischen) Stadien tragen und so deren Fanszene zur Beteiligung anbieten.
Der Verein Juventus Turin reagiert auf die inflationären Diskriminierungen von ihren Fans lediglich mit Lippenbekenntnissen und zurückhaltenden Statements. Selbst die Offiziellen bei Inter Mailand sind relativ zurückhaltend. Ihr Präsident hatte zwar im April Konsequenzen angedroht. Zur Zeit ist in diese Richtung allerdings nichts zu hören. Der italienische Fußballverband ignoriert den offenen Rassismus ebenfalls weitestgehend. Nach dem Spiel vor leeren Rängen im April als Strafe für die rassistische Choreographie der Curva Sud gab es nach den massiven Übergriffen am 6. Dezember lediglich eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro wegen Beleidigungen und Bengalos. Die rassistischen Chöre wurden nicht erwähnt.
In der Öffentlichkeit findet ebenfalls keine Aufarbeitung des aggressiven Rassismus in italienischen Stadien statt. Die Medien von links bis rechts ignorieren die Vorfälle. Lediglich kleine, unscheinbare Meldungen sind zu finden. Der Skandal bleibt aus. Vielmehr verstecken sich die Rassisten hinter vermeintlich folkloristischen Fankultur-Diskursen, zu denen Beleidigungen des Gegners dazu gehören sollen.
Die aktuellen Vorfälle bei Juve sind allerdings keine Singularität, sondern beweisen eine erschreckende nationalistisch rassistische Hegemonie in den italienischen Stadien. Eine explizit antifaschistische Fanszene ist insbesondere in der Serie A selten. Klubs wie der AS Livorno und AC Chievo Verona sind national isoliert. Die radikallinke und antagonistische Szene hat, ähnlich wie in Deutschland, aus nachvollziehbaren Gründen Berührungsängste zu den Fanstrukturen. Eine weitere Radikalisierung der Nazistrukturen in den Kurven muß deshalb befürchtet werden.
Es ist Zeit rassistische und xenophobe, aber auch antisemitische, homophobe und sexistische Tendenzen in den Stadien genauso zu bekämpfen, wie außerhalb der Kurve! In Italien, in Deutschland, Spanien, Österreich, in Polen, Russland und Ungarn – überall!
Brigata Amaranto 25. Aprile
https://amaranto.noblogs.org
Mario Balotelli wurde 1990 in Palermo als Kind ghanaischer Eltern geboren. Nachdem er mit zwei Jahren der Familie Balotti aus Brescia übergeben wurde, wuchs er im norditalienischen Brescia auf. Seit 2007 spielt er für Inter Mailand. Seit 2008 feierte er große Erfolge mit der italienischen U21-Nationalmannschaft. Außerdem gilt er als einer der talentiertesten Spieler, weshalb er demnächst auf seine Berufung in die A-Nationalmannschaft Italiens hoffen kann. Insbesondere letzteres scheint für die Freunde des reinen, weißen Blutes völlig inakzeptabel zu sein. Schließlich gehört zu ihrer rassistischen Konstruktion des italienischen Volkskörpers ein disziplinierter, bevorzugt katholischer, vor allem aber weißer Mann.
In den letzten Wochen verschärften sich die rassistischen Gesänge, Beleidigungen und Angriffe auf Balotelli massiv. Seit einem Spiel vor leeren Rängen im April diesen Jahres nach einer rassistischen Choreographie der gesamten Turiner Curva Sud im Spiel gegen Inter Mailand wurde es zunächst etwas ruhiger. Aber seit Ende November sind bei allen Spielen von Juve rassistische und xenophobe Gesänge zu hören.
Neu ist, daß nicht nur Balotelli das Ziel ist, sondern eine vermeintlich rassisch saubere Nation zum Thema gemacht wird und er offenbar zum Symbol für die „schleichende Vermischung der italienischen Rasse“ geworden ist. Immer wieder wird von den Juve Ultràs „Non ci sono negri italiani“ (Es gibt keine Schwarzen Italiener) skandiert. Selbst in Spielen, bei denen Balotelli nicht anwesend ist, wird er imaginiert beleidigt und rassistisch beschimpft.
Eine marginale Strafe gegen den Verein gab es nach massiven Übergriffen auf Balotelli mit Obst, Feuerwerkskörpern und anderen Wurfgeschossen beim „Derby d’Italia“ zwischen Juventus Turin und Inter Mailand am 6. Dezember. Allerdings gab es vorher schon rassistische Gesänge gegen Balotelli beim Spiel gegen Udinese (22.11.), beim Champions League Auswärtsspiel in Bordeaux (28.11.) und beim Auswärtsspiel in der Serie A auf Sardinien in Cagliari (29.11.). Aufgrund der Häufung in den letzten Spielen muß davon ausgegangen werden, daß sich die Ultràs von Juve offenbar auf eine rassistische Kampagne gegen Balotelli geeinigt haben, die sie explizit und offensiv in die anderen (europäischen) Stadien tragen und so deren Fanszene zur Beteiligung anbieten.
Der Verein Juventus Turin reagiert auf die inflationären Diskriminierungen von ihren Fans lediglich mit Lippenbekenntnissen und zurückhaltenden Statements. Selbst die Offiziellen bei Inter Mailand sind relativ zurückhaltend. Ihr Präsident hatte zwar im April Konsequenzen angedroht. Zur Zeit ist in diese Richtung allerdings nichts zu hören. Der italienische Fußballverband ignoriert den offenen Rassismus ebenfalls weitestgehend. Nach dem Spiel vor leeren Rängen im April als Strafe für die rassistische Choreographie der Curva Sud gab es nach den massiven Übergriffen am 6. Dezember lediglich eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro wegen Beleidigungen und Bengalos. Die rassistischen Chöre wurden nicht erwähnt.
In der Öffentlichkeit findet ebenfalls keine Aufarbeitung des aggressiven Rassismus in italienischen Stadien statt. Die Medien von links bis rechts ignorieren die Vorfälle. Lediglich kleine, unscheinbare Meldungen sind zu finden. Der Skandal bleibt aus. Vielmehr verstecken sich die Rassisten hinter vermeintlich folkloristischen Fankultur-Diskursen, zu denen Beleidigungen des Gegners dazu gehören sollen.
Die aktuellen Vorfälle bei Juve sind allerdings keine Singularität, sondern beweisen eine erschreckende nationalistisch rassistische Hegemonie in den italienischen Stadien. Eine explizit antifaschistische Fanszene ist insbesondere in der Serie A selten. Klubs wie der AS Livorno und AC Chievo Verona sind national isoliert. Die radikallinke und antagonistische Szene hat, ähnlich wie in Deutschland, aus nachvollziehbaren Gründen Berührungsängste zu den Fanstrukturen. Eine weitere Radikalisierung der Nazistrukturen in den Kurven muß deshalb befürchtet werden.
Es ist Zeit rassistische und xenophobe, aber auch antisemitische, homophobe und sexistische Tendenzen in den Stadien genauso zu bekämpfen, wie außerhalb der Kurve! In Italien, in Deutschland, Spanien, Österreich, in Polen, Russland und Ungarn – überall!
Brigata Amaranto 25. Aprile
https://amaranto.noblogs.org
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
...diese Ultràgruppen
Wenn Ultràgruppen "immer" rassistisch sind, wo zeigt sich dann der Rassismus explizit antirassistischer Ultràgruppen wie "Ultrà Sankt Pauli", "Schickeria München", "Infamous Youth Bremen", "Filmstadtinferno Babelsberg", "Ultras Darmstadt", oder gerade in Italien bei "Brigate Autonome Livorno", "Freak Boys Ternana", "Ultras Coscienza", "Rude Boys Sampdoria", oder international bei "Ultras Olympique Marseille", "Green Brigade Celtic Glasgow", "Ultras Inferno Liège", "Gate 9 Omonoia" und "Hapoel Tel Aviv"?
...
ergänzung
in norditalien meint es zwar noch ein bisschen witzig, wenn man sagt "alles unterhalb des po ist afrika" (po=fluss), aber die lega nord kommt nicht von ungefähr. das problem ist mMn. vor allem, dass das institutionell mitgetragen und forciert wird und zwar viel krasser als wir das in anderen europäischen ländern kennen. wenn in mailand ein tödlicher autounfall passiert, dann wird sofort in den zeitungen das geschehen breit getreten, wenn der fahrer ein roma war. und schnell ist man dann dabei, dass man wegen 3 tödlichen autounfällen dabei ist gegen roma zu hetzen. dass in genrell italien aber rustikal auto gefahren wird als ob manche menschen den morgen nicht kennen und rote ampeln lustig von einigen menschen als bunte lichter abgetan werden, vergisst man ziemlich leicht.
hingegen, so habe ich es zumindest gelesen, ist z.b. sizilien und andere gegenden in süditalien kaum rassistisch durchsetzt. sizilien war schon vor dem mittelalter ein sehr multikulturelles königreich, wo von griechen über normannen und muslime diverse menschen lebten und leben. nirgendwo sonst haben islam und christentum so gut und lange nebeneinander koexistiert. dass die mafiaorganisationen aber ein öffentliches zu lasten ziviler courage und zu gunsten von schweigen krass beeinflussen ist aber natürlich nicht zu vergessen.
was fussball betrifft: der ist den menschen in italien sehr wichtig. es reicht schon in mal zu einem zeitungshändler zu gehen. da gibts mehrere tageszeitungen, die nur über sport berichten und fussball-gesänge sind bei den jugendlichen noch einmal viel intensiver verbreitet als in der brd.
die verbindung dieser beiden elemente macht das ganze zu einem gefährlichen gemisch und dann passiert es eben, dass solche hetzkampagnen wie im artikel beschrieben laufen. so etwas gibt es natürlich auch überall anders, keine frage. gerade in ostdeutschland, wenn man mal garnicht weit gucken möchte. aber in italien hat das ganze ein ganz anderes ausmaß als anderswo angenommen. da können dann auch linksliberale tageszeitungen, von denen es wirklich gute und sehr populäre gibt, nichts mehr machen. vor allem, das muss man leider sagen, ist die italienische linke erschwacht. die parlamentarische als auch die außerparlamentarische befindet sich in einer krise und lässt somit rassistInnen immer weiter ihren scheiß in die gesellschaft tragen.
Habe noch ettliche "vergessen"
Keine " Singularität...
Nicht alle in Juve Rassisten
Die Ultras dort sind in zwei Lager gespalten:
- die im Artikel beschriebenen Rassisten/Rechtsradikalen (rechts des Gästeblocks)
- und aber auch die JUVE FIGHTERS (gegenüberliegende Kurve, klar antirassistisch)
Der Verein hatte in der Vergangenheit auch schon faschistische Ultras ausgeschlossen.
Die Juve Fighters positionieren sich sicher gege diese Hetzkampagne.
Vielleicht berichtet da einfach niemand drüber?
Ansonsten zur Ergänzung:
THE UNITY (Borussia Dortmund) sprechen sich klar & deutlich gegen Rassismus aus,
sie dulden keinerlei entsprechende Äußerungen & Leute in deren Reihen.
(Was nicht bedeutet, dass sie sich nicht mit Stadionverbotlern solidarisieren, obwohl sie aus der rechten Ecke kommen, z.B. die Gruppe Desperados -aber das ist ein weit verbreitetes Ultra-Problem, im Falle von SV die Farben über die Gesinnung zu stellen.)
Unverschämtheit
Bei fast jedem Spiel in Bremen wird durch die Ultras hier das Banner "Kein Fußball den Faschisten" hochgezogen, welches über die ganze Kurve geht. Antifaschistische Ultras sind keine Randerscheinung, sondern in vielen Stadien dominant. Rechte Strukturen die in der Kurve sichtbar werden wurde in der Vergangenheit offensiv begegnet, so das diese durch Securtiys aus dem Block speditiert werden mussten.
Insgesamt ist die Fanszene Italiens mit der Deutschen keineswegs vergleichbar, da dort wirklich ein ausgeprägter rassistischer Diskurs vorherrscht. Bei uns findet man sowas hauptsächlich in den unteren Ligen vor allem im Osten, was naheliegende Gründe hat und nicht originär an die Ultraszene gebunden ist.
Im internationalen Vergleich wären auch noch die ASSE-Fans von St. Etienne zu nennen die sich auch gegen Diskriminierungen jeder Art engagieren und sich in der Vergangenheit bereits mit den Bremer-Fans solidarisierten.
Mondiali Antirazzisti
Dieses Festival (Fussball-Plausch-Turnier, Konzerte, Podiumsdiskussionen, usw.) findet in der nähe von Bologna statt. Jahr für Jahr treffen sich dort viele Antirassistische Fussballfans und andere antirassistische und antifaschistische Organisationen um sich auszutauschen und über die Probleme zu diskutieren.
Naja...
man auf keinem fall davon sprechen, dass es nur einige wenige isolierte antifaschistische und linke gruppen/kurven in italien. einige wurden ja schon ergänzend genannt. mir würden zb noch die curva nord in bergamo und pisa auf anhieb einfallen. außerdem gibt es noch viele weitere kurven/gruppen im ganzen land.
es hatte auch jemand die fighters bei juventus genannt. diese sind definitiv nicht antifaschistisch! außerdem haben sie, sofern sie überhaupt noch als gruppe im stadion auftreten (weiss ich gerade nicht), überhaupt gar nichts zu bestellen. sie standen bis vor einigen jahren selbst in der curva nord und waren die tonangebende gruppe. als einige capos der drughi nach einigen jahren gefängnis wieder auf freien fuss waren, haben diese die fighters bzw. deren führungsgruppe aus der curva vertrieben und selbst wieder die führung über die curva übernommen.
Stadion Falsch
weiterer link
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Das diese Ultragruppen.... — Borkenarrow
ist — bekannt,