B: Neukölln kommt in die Gänge

Neuköllner Perle 19.12.2009 21:04 Themen: Antifa Freiräume Kultur
Seit dem sich die Attacken durch Neonazis auf linke Projekte in Berlin-Neukölln Anfang der Woche gehäuft hatten (Bericht:  http://de.indymedia.org/2009/12/269011.shtml ), gibt es eine starke Solidarisierung und Organisierung im Kiez.
Offensichtlich hat sich ein Zusammenschluss der linken Projekte und Initiativen gebildet, der "sich das nicht mehr länger anschauen, sondern den Nazis etwas entgegen setzten" wird, wie es eine Person vom Kneipenkollektiv 'Tristeza' in einem Interview bei 'Motor FM' beschrieb.
Und tatsächlich: Seit den Attacken von letztem Montag wurden überall im Kiez Plakate geklebt und verschiedene Flugblätter an Haushalte, in Cafes, Bars und Imbissen und auf der Straße verteilt. Nicht wenige Leute nutzen das Angebot auf der Seite der Antifa Neukölln, sich die Flugblätter herunterzuladen und selbst auszudrucken und zu verteilen - das solidarische Feedback an die Projekte ist groß.
Und nicht nur 'der Kiez' hat Interesse an diesen Vorfällen. Neben oben erwähntem Radiofeature von 'Motor FM' mit Interviews (diesem Beitrag als mp3-Download angehängt) haben auch diverse Printmedien berichtet. (Pressesammlung siehe  http://neukoelln.antifa.net/index.php/pressearchiv )

Erstes Ergebnis dieser Solidarisierung und der Intensivierung der Zusammenarbeit ist eine nicht nur von Betroffenen, sondern vielen weiteren Neuköllner Projekten und Initiativen organisierte, gemeinsame Kiez-Demo gegen neonazistische Umtriebe. Diese geht morgen um 17 Uhr am Hermannplatz los. Dem frostigen Wetter entsprechend soll die Route auch nicht allzu lang sein. Umso feuriger wird jedoch unsere Wut sein, die wir morgen auf die Straße tragen.
(Infos:  http://neukoelln.antifa.net/images/stories/plakat_kiezdemo.png )

So wütend mensch aber über diese Angriffe ist, so positiv ist es zu sehen, dass antifaschistischer Widerstand in Neukölln in die Gänge kommen kann, wenn es notwendig ist. Das ist erfreulich.
Squat Tempelhof war der erste Streich, doch der Zweite folgt sogleich: Nazis raus aus unseren Kiezen!
Und die rassistische 'Task Force Okerstraße' gibt es auch noch...
(Infos:  http://neukoelln.antifa.net/index.php/component/content/article/1-news/504-task-force-okerstrasse-abschaffen )


Ausführlicher Bericht zu den Attacken, der auch eine politische Einordnung vornimmt:  http://de.indymedia.org/2009/12/269011.shtml
Chronik der Angriffe:  http://neukoelln.antifa.net/index.php/chronik
Pressestimmen, Pressemitteilungen, Flyer, etc.:  http://neukoelln.antifa.net/

Hintergrundinfos über die Neuköllner Neonaziszene:
 http://www.antifa-recherche-neukoelln.de.vu/
 http://berlin.antifa.net/wp-content/uploads/fightback04.pdf
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Ergänzungen

Tagesspitzel

TS 19.12.2009 - 21:25
Auch der Tagesspiegel schreibt mittlerweile was dazu:

Nord-Neukölln gilt als bunter, multikultureller Kiez, der immer mehr Studenten und Künstler anzieht. Doch seit einigen Wochen versuchen Neonazis, Migranten und alternative Projekte mit Propaganda, dem Einschlagen von Scheiben und sogar Morddrohungen einzuschüchtern.

Beobachter warnen vor dem Erstarken der militanten Naziszene im Bezirk. So wurden in der Nacht zu Montag an die Tür des Wohnhauses, in dem ein junger, im Bezirk gegen Rechtsextremismus engagierter Gewerkschafter wohnt, dessen Name, das als Nazisymbol verbotene Keltenkreuz und die Wörter „Neun Millimeter“ gemalt. Gemeint ist ein für Handfeuerwaffen übliches Kaliber.

In derselben Nacht haben die Rechtsextremen an weiteren Orten zugeschlagen. An der alternativen Kneipe „Tristeza“ in der Pannierstraße und mehreren Wohnhäusern wurden die Fassaden mit Nazi-Parolen besprüht, bei einem Projektraum in der Friedelstraße die Scheiben eingeworfen. Bis nach Kreuzberg führt die Spur der Täter. Dort wurden die Rollläden eines Ladengeschäfts in der Waldemarstraße, das T-Shirts gegen Nazis vertreibt, mit der Parole „C4 for Reds“ besprüht. Es ist das Motto der neonazistischen Terrorgruppe „Combat 18“ aus Großbritannien, C4 die Bezeichnung eines Sprengstoffs.

Attacken dieser Art gab es in den vergangenen Wochen in Nord-Neukölln mehrfach. Der Galerie Olga Benario, in der bis Januar eine Ausstellung über den Nationalsozialismus gezeigt wird, wurden am 6. Dezember die Scheiben eingeworfen. Wenige Wochen zuvor traf es die Fenster des multikulturellen Kulturzentrums der Freundschaftsgesellschaft Chile. Teilweise hinterließen die Täter NPD-Flugblätter. Parallel tauchten immer häufiger NPD-Plakate und volksverhetzende Aufkleber auf. Seit 2006 sitzen zwei Mitglieder der rechtsextremen Partei in der BVV Neukölln.

„Die Qualität dieser Anschläge setzt auf die Bedrohung aller vermeintlichen politischen Gegner“, sagt Bianca Klose vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus (MBR). Derartige Angriffe und Morddrohungen habe es in Neukölln zuvor nicht gegeben. Woher die Naziszene die Informationen über ihre Angriffsziele habe, sei kein Geheimnis, sagt Klose. Erst vor kurzem wurden fast alle auf einer rechtsextremen Internetseite mit Adressen und Beschreibungen veröffentlicht. „Wir wünschen Euch mit diesen Informationen viel Erfolg“, lautete die Aufforderung des „Nationalen Widerstands Berlin“. Man hoffe auf „besonders kreative Nachbarschaftsgeschenke“.

Auch wenn sich die betroffenen Projekte nicht einschüchtern lassen wollen, nehmen sie die Drohungen ernst. Für diesen Sonntag, 17 Uhr, ruft ein Bündnis aus linken Projekten und Kneipen am U-Bahnhof Hermannplatz zur Demonstration gegen Rechts auf. Dass die Neonazis auch vor Brandanschlägen nicht zurückschrecken, zeigt die Entwicklung in Rudow. Ein 16- und ein 19-Jähriger hatten dort im März und April 2008 Molotowcocktails auf zwei von Migranten bewohnte Häuser geworfen. Johannes Radke

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 20.12.2009)


 http://www.tagesspiegel.de/berlin/Neukoelln;art270,2979913

"Anti-Antifa" in Neukölln

adfg 20.12.2009 - 02:06
Portrait eines ungewöhnlichen Anti-Antifa:  http://de.indymedia.org/2009/12/269322.shtml
Diesen Beitrag vor der Demo morgen nochmal zu lesen, kann nicht falsch sein. Denn laut Fight.Back (  http://fightback.gulli.to/ ) kommt der Vogel aus Neukölln oder ist zumindest da häufiger anzutreffen. Also, haltet die Augen offen morgen!

vor

ort 20.12.2009 - 16:23
16.20 polizei mit 2 wannen vor ort und ein blauer vw transporter von ihnen kreist um den platz

Berichte und Bilder

Marvin 20.12.2009 - 21:51
Berichte und Bilder von der heutigen antifaschistischen Demonstration gibt es hier:

 http://de.indymedia.org/2009/12/269401.shtml
 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157623037802574

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 7 Kommentare

keine stimme den faschisten

-- 19.12.2009 - 23:14
"Die meisten der Betroffenen finden sich auf einer Liste linker Läden, die im Laufe des Jahres auf der Internetseite der sogenannten "freien Kräfte" des "nationalen Widerstands" veröffentlicht worden waren. Im ersten Stück der fünfteiligen Serie heißt es, nach Angriffen auf nationale Einrichtungen "wird eine Reaktion nötig". Deshalb wolle man linke Lokalitäten in die Öffentlichkeit ziehen. "Denn, wie sagt man doch so schön, es gibt kein ruhiges Hinterland." Das sei kein Aufruf zur Gewalt, so der Rechtsextremist Sebastian Schmidtke zur taz. Er war einst führendes Mitglied der mittlerweile verbotenen "Kameradschaft Tor" und mobilisiert derzeit zu einer Nazi-Demo am 1. Mai 2010 in Berlin. Er lehne Gewalt selbstverständlich ab, erklärte Schmidtke, allerdings gebe es immer wieder "Einzelne, die so etwas tun".schreibt Gereon Asmuth in der taz vom mitwoch.

es ist nicht verwunderlich aber dennoch erschreckend auf welche art sich ein schreiber der pseudolinken taz dem thema annimmt. in dumm dreister manier interviewt er sebastian schmidtke der bei einer demonstration in berlin am 10.10.09 wieder besseren wissens, wegen des brandanschlags und der darauf folgenden schlägerei autonome beschuldigt und alte zeiten beschwört:

"Aber der Grund, warum wir eigentlich hier sind – die linken Übergriffe in Berlin und in der ganzen BRD – die bleiben Tatbestand für immer. Weil diese sind seit 1920, seit unsere, ja, politischen Vorkämpfer, die SA selber, schon diese Probleme hatten, mit Toten, Verletzten und Krüppeln und Sonstiges.” Schmidtke 10. Oktober 2009 .

es sollte eine andere umgehensweise mit den äusserungen der faschisten gefunden werden, aber mit einem hilfeersuchen auf sie zugehen, um einen kleinen scheiss taz artikel zu schreiben, und sie damit zu glaubwürdigen protagonisten der berichterstattung zu erheben, ist eine frechheit!

 http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/nazi-graffiti-und-kaputte-fenster/





warum

dunkel 20.12.2009 - 01:47
Warum findet die Demo im Dunkeln statt?
Damit sie keiner sieht ????

ich weiß das

... 20.12.2009 - 02:20
Die nazis werden nichts zu lachen haben wenn da einer von denen morgen auftaucht

Es geht ums Ganze

. 20.12.2009 - 11:56
In der ganzen Chronologie von Angriffen auf linke Projekte fehlen einige Daten. Beginnen ließe sich beispielsweise mit der Schlacht am Fränkelufer und der Räumung der Mainzer Straße. Vom alljährlichen Bullenterror am 01. Mai ganz zu schweigen. Vor allem die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, dass Bullen und Faschos offenbar Hand in Hand arbeiten. Angriffe auf linke Projekte im Zuge des MediaSpree-Wahns, die Räumung der Yorckstraße, der Brunnen, das nächtliche Herumschleichen rund um die Projekte am Dorfplatz sowie die neuerliche Provokation in der Nacht zum 18. 12. zeigen, dass die Bullen ganz offenbar das Klima vorbereiten, in dem sich Faschos wohlfülen.

Die Demo heute Abend sollte sich also nicht nur gegen Nazistrukturen im Kiez richten. Auch Team Green, die Springerprozesse sowie das gesamte Spießbürgertum dürfen sich von unserem lautstarken Protest genauso angesprochen fühlen. Es geht um's Ganze!

WO

LANG 20.12.2009 - 15:31
SOLL DIE DEMO GEHEN?

Was

Glaubt 20.12.2009 - 15:35
ihr wie viele leute kommen 30?

wir werden mehr sein bereitet euch auf was vor.

@ Um's Ganze

Mensch 20.12.2009 - 17:10
Du fügst den Aktivitäten von Neo-Nazis gegen linke Projekte, wegen denen zur heutigen Demo aufgerufen wurde, die Aktivitäten von Polizist_inn_en (und anderen Akteur_inn_en) gegen linke Projekte hinzu und vertrittst die Aufassung, dass sich diese Demo daher genauso gegen Team Green, die Springerpresse sowie das gesamte Spießbürgertum richten solle. Es mag der subjektive Eindruck entstehen, dass die aufgezählten Nervereien, die sich ja in der Tat alle auf linke Projekte beziehen, am besten dadurch bewältigen ließen, indem stets um`s Ganze gerungen werde. Dieses Vorgehen hat allerdings den Nachteil, dass bei seiner Handhabung keine (nachhaltigen) Fortschritte zu erzielen sind, weder im antifaschistischen Kampf, noch im Kampf gegen staatliche Repression oder Gentrifizierung. Damit kann der Kampf um's Ganze gar nicht erst geführt werden (das prozesshafte Wechselspiel zwischen Ausweitung und inhaltlicher Vertiefung der Kämpfe wird hier nicht bestritten), denn der benötigt starke gesellschaftliche Bewegungen in den genannten und weiteren Bereichen und damit auch engagierte Bündnispartner_innen. Um es anschaulich zu verdeutlichen: Wenn ich momentan einen Backofen kaufen will, aber das Verkaufspersonal besteht darauf, dass ich die ganze Bäckerei kaufen soll (um den Backofen zu bekommen), schaue ich mich woanders um; insbesondere, wenn dann noch behauptet wird, dass es "offenbar" keine Alternative gäbe, ohne mir dies nachvollziehbar darzulegen. Trotz dieser unterschiedlichen Auffassungen wünsche ich allen eine erfolgreiche Demo gegen neo-nazistische Aktivitäten und Übergriffe. Liebe Grüße nach Berlin-Neukölln!