Kein Neonazi-Zentrum in Faßberg

Boris B. Boris 16.12.2009 19:27 Themen: Antifa Blogwire
Celle/Faßberg − Der Spuk um ein angeblich geplantes rechtsextremes Schulungszentrum in der Gemeinde Faßberg in der Lüneburger Heide hat ein Ende.
Die Immobilie wurde am Mittwoch an eine Bieterin versteigert, die daraus eine soziale Einrichtung machen will.
Ins Gerede gekommen war das Landhaus Gerhus in der Lüneburger Heide, weil der im Oktober verstorbene bekannte Rechtsextremist Jürgen Rieger Interesse an einem Erwerb der Immobilie gezeigt hatte. Im vergangenen Sommer hatten Neonazis aus dem Raum Celle das leer stehende Hotel Gerhus in der Gemeinde Faßberg besetzt, um es im Auftrag von Jürgen Rieger „instand zu setzen und zu pflegen“, wie der Neonaz Dennis Bührig gegenüber der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ erklärte. Jürgen Rieger soll im Mai mit dem Besitzer der Immobilie einen Pachtvertrag abgeschlossen haben. Das Tauziehen um das Landhotel Gerhus hatte 2006 begonnen. Der Altbesitzer Karl H. forderte rund eine Million Euro für das ehemalige 80-Betten-Hotel mit Schwimmbad. Er soll der rechten Szene nahegestanden haben.

Vorsichtshalber sicherte sich die Gemeinde Faßberg im Herbst 2007 das Vorkaufsrecht. Als die Gemeinde einen Investor präsentierte, der angeblich über eine halbe Million für das mittlerweile heruntergekommene Gebäude bot, um dort ein Pflegeheim einzurichten, wurde das Angebot allerdings von dem Sohn es mittlerweile verstorbenen H. abgelehnt. Der Poker um ein angebliches Kaufinteresse Jürgen Riegers, der eine deutlich höhere Kaufsumme geboten haben soll, ging weiter. In der Region formierte sich ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis gegen den rechtsextremen Immobilien-Poker und ein mögliches braunes Schulungszentrum. Die Gemeinde betrieb indes das Zwangsversteigerungsverfahren mit Nachdruck und setzte einen frühen Termin für den 16. Dezember 2009 fest. Nach dem Tod Jürgen Riegers waren Spekulationen ins Kraut geschossen, dass Rechtsextremisten weiterhin um den maroden Gasthof bieten könnten. So soll der Hamburger Christian Worch die Unterlagen angefordert haben, der vermögende Schwede Patrick Brinkmann sich laut informationen von NDR Info allerdings von dem Objekt wieder distanziert haben.

Bei der Versteigerungsaktion am Mittwoch waren dem Vernehmen nach auch Neonazis aus der Region anwesend, darunter Dennis Bührig, Kopf der Kameradschaft „Celle 73“. Presseinformationen zufolgte sagte Faßbergs Bürgermeister Hans-Werner Schlitter nach der Versteigerung, er sei erleichtert, dass das Hotel nicht in rechtsextreme Hände geraten sei. (bnr/ar)

16. 12. 2009
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Ergänzungen

Hauskauf und was dahinter steckt

Federfeind 20.12.2009 - 01:25
Solche Interessen gibt es ja alle Jahre wieder irgendwo in Deutschland.

Da wird von Rechtsextremen Interesse für ein heruntergekommenes Haus vorgegaukelt, meist werden dort dann ein paar Veranstaltungen, Konzerte o.ä. veranstaltet. Jetzt ist die breite Interesse geweckt, es wird versucht den Kauf scheitern zu lassen mit Investoren bzw notfalls kauft oft die Stadt selbst.

Das ganze hat eine Taktik. Der Besitzer des Gebäudes bekommt Geld für eine Bruchbude die den Wert, den sie erzielt hat, nicht mal annährend wert ist. Unter der Hand wird dann den Nazis für die freundliche Unterstützung gedankt.

Soll man sie halt die Bruchbuden kaufen lassen, es gibt doch mehr als genug Möglichkeiten denen an den Karren zu fahren. Gewerbeaufsicht, Baubehörde, Gesundheitsamt was weiß ich. Denen vergeht der Spaß bevor er für sie angefangen hat.

Hier mal ein Auszug aus dem Spiegel:

Potenzielle Geldgeber hat die Partei zwar in etlichen Altnazis, die nach dem Krieg Karriere machten und dadurch reich wurden. Dennoch scheinen die großspurigen Ankündigungen des NPD-Funktionärs Wagner ("80 Objekte") mehr als fragwürdig. Denn ob die Partei überhaupt ernsthaftes Kaufinteresse hat, bezweifeln die Verfassungsschützer in Rheinland-Pfalz.

Allzu oft boten die Nationalen bei Objekten mit, die ihnen anschließend von den verschreckten Gemeinden mit den örtlichen Sparkassen oder Vereinen vor der Nase weggekauft wurden. So ging es bei einer Gaststätte in Nußbach, bei einem früheren Swinger-Club in Kusel sowie dem Gasthof Lochmühle bei Dreisen. Auch in Elmstein bietet die öffentliche Hand schon 360 000 Euro, denn Bürgermeister Helmut Schmidt fürchtet, dass "Touristen bald einen Bogen machen" um den Ort, wenn Wagner oder die NPD den Hof kauft.

Auffällig zumindest ist, dass fast alle Objekte in der Pfalz monate- oder gar jahrelang leer standen, bevor die Rechten vorstellig wurden. Verfassungsschützer wagen deshalb die Vermutung, dass die NPD mit ihren Angeboten den Versuch unternahm, "letztlich am Verkaufspreis indirekt zu partizipieren". Anders formuliert: dass die Partei womöglich nur als Kaufinteressent auftrat, um den Preis in die Höhe zu treiben, in Wirklichkeit aber die jeweilige Gemeinde das Objekt erwerben lassen und sich anschließend den Mehrerlös mit den Verkäufern teilen wollte. Ein Vorwurf, den Voigt bestreitet: "Das ist Quatsch."

Doch nun fürchten Verfassungsschützer, die Eigner schwer verkäuflicher Objekte könnten sich künftig häufiger an die NPD wenden, um ihre Immobilien loszuwerden. Im rheinland-pfälzischen Kusel kursiert bereits der Spruch: "Wenn du dein Haus nicht loskriegst, ruf mal bei der NPD an."

Quelle:  http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-23740172.html