Medienhetze gegen hessisches Antifacamp

xyz 15.12.2009 18:45
Theorie und Diskussion statt „Nahkampf und Agitation“ – Zur nachträglichen
Diffamierung eines antifaschistischen Jugendcamps

Am 01.12.2009 erschien in der Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ ein Artikel über das von uns (Bündnis antifaschistischer Gruppen Hessen) organisierte Jugendantifa-Camp vom 19.08. bis zum 23.08.09 im Vogelsbergkreis/Hessen. Dieser erschien unter dem reißerischen Titel: „Nahkampf und linke Agitation im Zeltlager“ und wurde unter anderem von „Zeit-Online“ übernommen. Durch die Ausführungen des Autors werden Falschmeldungen gestreut und die Teilnehmer_innen und Veranstalter_innen somit diffamiert. Um dieser Kriminalisierung und Falschdarstellung entgegen zu treten wollen wir im Folgenden einige Anschuldigungen richtig stellen.
Klandestin oder offen beworben?
Zentral in der Argumentaion des Autors Frank Jansen ist die angebliche Geheimhaltung des Camps im Vorfeld und auch im Nachhinein. So schreibt er, „es gab keine Nachbereitung auf linken Websites, keine Diskussionsveranstaltungen, nichts. Das Treffen sollte geheim bleiben.“ Dies entspricht in keiner Weise den Tatsachen. Denn das Jugendantifa-Camp wurde bereits ein halbes Jahr im Voraus offen beworben. Dies lässt sich bereits mittels einer kurzen Google-Recherche nachprüfen, welche über den ersten Sucheintrag zur offiziellen Internetseite des Jugendantifa-Camps (www.jugendantifa-camp09.tk) führt. Zusätzlich wurde das Camp öffentlich durch Plakate, Flugblätter und Anzeigen in bundesweit vertriebenen Zeitschriften beworben.
Dementsprechend drängt sich die Vermutung auf, dass der Autor ein Interesse daran hat, das Camp sowie antifaschistische Arbeit in ein schlechtes Licht zu rücken. In dem Artikel erscheinen bereits Debatten über Antinationalismus, Antiglobalisierung, Antisexismus und Antirepression oder veganes Essen verdächtig.

Sicherheitsbehörden waren im Bilde
Laut Jansen seien selbst lang gediente Fachleute von dem Camp überrascht worden. Auch dies entspricht nicht der Wahrheit. So sind im Vorhinein und auch während des Camps sowohl die Polizeidirektion Homberg/Ohm als auch das LKA Hessen an uns herangetreten. Ein Anruf bei den Dienststellen sollte ausreichen um dies zu überprüfen. Grund für diese Absprachen waren die Sicherheitsbedenken der Polizei. So befürchtete diese eine Gefährdung der Teilnehmer_innen durch die Neonaziszene im Vogelsbergkreis. Wie Jansen selbst in seinem Artikel ausführt, muss die nordhessische Neonaziszene als äußerst gewaltbereit angesehen werden und fiel im Sommer 2008 bereits durch einen Überfall auf ein Camp der Linksjugend[solid'] auf ( http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/?em_cnt=...).
In diesem Kontext ist es nur folgerichtig, dass die Campteilnehmer_innen sich durch Nachtwachen vor Neonaziüberfällen zu schützen versuchten.

Kampftraining oder Selbstverteidigung?
„Mit Tonfas und anderen Schlagstöcken wurde Nahkampf geübt. Die Autonomen wandten Angriffs- und Verteidigungstechniken an, gegen die Judo nahezu kindlich wirkt“ schreibt der Autor weiter in seinem Artikel und skizziert so ein Szenario in dem der Kampf mit Polizei und Neonazis trainiert wird. Wie jedoch aus dem offen einsehbaren Programm der Internetseite des Camps hervorgeht, kann hier nur ein zweistündiger Selbstverteidigungskurs, wie er an jeder Volkshochschule angeboten wird, gemeint sein. Dabei von einem aggressiven „Kampftraining“ oder gar von „Nahkampf“ zu sprechen ist absurd. Vor dem Hintergrund von Naziüberfällen auf ähnlich Camps ist die Auseinandersetzung mit Selbstverteidigung vielmehr legitim.

Es gab durchgehend das Angebot an die Presse, sich vor Ort ein eigenes Bild zu machen. Dieses wurde von den betreffenden Autoren nicht in Anspruch genommen. Stattdessen hat sich Frank Jansen mit seinem Artikel gegen eine Auseinandersetzung mit den Veranstaltenden entschieden. Was bleibt, ist ein tendenziöser und reißerischer Bericht, der auf Unbehagen gegenüber selbstorganisierten Antifaschist_innen aufbaut.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Klandestin und konspirativ?

SaZ 15.12.2009 - 19:20
Da hat der gute Frank Jansen ja mal den Vogel abgeschossen. Das Camp hatte eine eigene Internetseite und wurde u.a. in der "Straßen aus Zucker" beworben. Einer Zeitung, die in einer Auflage von 40.000 Stück bundesweit verteilt wurde. Die Anzeige war mit A5 nicht zu übersehen - siehe Seite 19:
 http://strassenauszucker.blogsport.de/images/strassenauszucker1.pdf

die neue "linie" gegen links

deinname 15.12.2009 - 19:43
... d.h. es geht nicht darum Informationen zu verbreiten, sondern Propaganda. Am besten die Zeitung verklagen, beim Presserat beschweren, Gegendarstellung verlangen etc... dieser Disclaimer auf Indy klärt zumindest "die Gemeinde" auf. Aber die Mehrheit - bestimmt 80% der Leserinnenschaft - hat die "Ente" bereits verdaut... leider funktioniert das. Und die "neue Linie gegen Links" macht sich auch sonst überall bemerkbar... egal ob Italien, Deutschland oder ganz aktuell in Kopenhagen. Ein netter Vorgeschmack auf die kommende "Europäische Polizei" die ja bereits im Fronteinsatz ist bspw. in Afghanistan oder im Irak... erinnert an damals: Es wächst zusammen, was zusammen gehört.

Auch in Potsdam (Brandenburg)....

Mensch 15.12.2009 - 19:46
.. versuchen "Sicherheitsbehörden" linkealternative Projekte mit absurden Behauptungen zu defamieren..


Hierzu verweise ich auf 2 Artikel, plus dem Zeitungsbericht.

Gegendarstellung
 http://www.inforiot.de/artikel/gegendarstellung-0

Für ein ganz anderes Klima!
 http://www.inforiot.de/artikel/fuer-ganz-anderes-klima

Aufrufe zur Gewalt - gefördert von Bund und EU
 http://www.inforiot.de/artikel/fuer-ganz-anderes-klima

(Der Zeitungsbericht ist im Tagesspiegel sowie auch in der Potsdamer Neuste Nachrichten - kurz PNN - aufgetaucht)




wer wie was

wieso weshalb warum? 15.12.2009 - 20:17
Wo ist diese richtigstellung erschienen, bzw. an wen wurde sie mit der bitte um veröffentlichung geschickt? Kurz: wurde die auch verbreitet? Habt ihr sie verfasst um sie ausschließlich auf indy zu publizieren? Wenn ja (was ich allerdings nicht glaube), dann würd ich sagen spread the word... auf indy ist sie relativ effektlos, weil hier müsst ihr eh niemanden mehr davon überzeugen, dass bürgerliche Medien meist scheisse verzapfen und die die es lesen sollten erfahrens nicht über diese kanäle.

Gegendarstellung fordern!

Dan 15.12.2009 - 21:32
Bei Falschinformationen gibt es das Recht von einer Zeitung eine Richtigstellung zu fordern. Sollte man auf jeden Fall machen.

Tagesspiegel halt

Freier Journalist 15.12.2009 - 23:02
Für den Tagesspiegel sind solche Artikel nicht ungewöhnlich. Hetze gegen Links gehört dort zur politischen Linie. Ich erinnere nur an die Zeit vor dem G8 in Heiligendamm. Damals erschienen im Tagesspiegel täglich Schlagzeilen über "Linksterroristen" (O-Ton), die ganz schlimme Anschläge planen würden, Augensäure für Polizisten bereit halten würden etc. In den Artikeln wurde gehetzt, gelogen, diffamiert und unterstellt. Auf der anderen Seite schaffen es immer wieder Presserklärungen rechter Gruppen und selbst der NPD in den Tagesspiegel als "redaktioneller Beitrag", so wundert es auch nicht, daß einige Rechtsextreme im Tagesspiegel Artikel schreiben. Ursprünglich war der Tagesspiegel liberal-konservativ und lieferte sich mit der Berliner Zeitung ein Battle, wer das Haus-und Hofblatt des Berliner Landowski-Diepgen-Sumpfes sein dürfe. Nach einigen Wechseln dann irgendwann um 2000 der Schwenk nach stramm rechtskonservativ.

.. und es geht weiter!

D.F. 16.12.2009 - 09:39
nach der BUndestagswahl ist man wohl in bestimmten rechtsradikalen staatlichen Agenturen in der Offensive, die Medien liefern den Soundtrack! http://www.welt.de/politik/deutschland/article5544849/Zahl-linksextremer-Gewalttaten-steigt-stark-an.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

Gegendarstellung? — Dein Name

Groß Gewalt hier immer — rumposaunen...