Fotos Kampf der Flüchtlinge in Pagani Lesvos

Umbruch Bildarchiv 15.12.2009 12:22 Themen: Antirassismus Soziale Kämpfe
Im Sommer machte die griechische Insel Lesvos international Schlagzeilen. Flüchtlingen gelang es mit Unterstützung von aussen, ein selbstgedrehtes Video aus dem zentralen Aufnahmelager zu schmuggeln und auf Youtube zu veröffentlichen. Zur gleichen Zeit fand in Mitilini das NoborderCamp09 statt, um auf die Grenzsituation in der Ägais aufmerksam zu machen. Eine erfolgreiche Kombination: Von der Süddeutschen Zeitung bis hin zu CNN veröffentlichten zahlreiche Medien den Link auf das Video, so das innerhalb weniger Tage Tausende auf die verheerenden Zustände im Flüchtlingslager Pagani aufmerksam wurden. Mittlerweile ist Pagani so gut wie geschlossen, nachdem die gefangenen Migrant_innen immer wieder Feuer in ihren Zellen legten. Doch es gibt bereits neue Pläne der griechischen Regierung. Ein Fotorückblick auf das Lager Pagani und das NoborderCamp09 unter
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Lesvos in Griechenland ist ein zentrales Eingangstor für Tausende Flüchtlinge und Migrant_innen, die nach Europa wollen. Sie stapeln sich in kleinen Plastikbooten bei ihrem Versuch, die Wassergrenze Türkei-Griechenland zu überwinden. Manche schaffen es nie. In den letzten 20 Jahren verloren mindestens 1.100 Flüchtlinge und Migrant_innen ihr Leben in der Ägäis.
In Pagani, zwei Kilometer außerhalb von Mitilini, der Hauptstadt der Insel, befindet sich das geschlossene Aufnahmelager, in das alle Flüchtlinge und Migrant_innen gebracht werden, sobald sie Lesvos erreicht haben. Sie werden dort für Wochen und Monate eingesperrt, in Zellen mit jeweils 150 Menschen – Minderjährige, Frauen mit Kindern, alle getrennt von ihren Familien. Hofgang gibt es nur 15 Minuten in der Woche. Es gibt keine medizinische Versorgung, keinen Zugang zu Rechtsanwält_innen und keine Chance in ihrem Asylbegehren angehört zu werden. Die Flüchtlinge sind eingesperrt, nur weil sie Europa ereicht haben und hier nicht willkommen sind.

Durch den öffentlichen Druck, ausgelöst durch das Video der Flüchtlinge und die Aktionen des NoborgerCamps, mußte die griechische Regierung einige Hundert Flüchtlinge freilassen. Die grundsätzliche Situation in Pagani änderte sich nicht.
Nachdem die AktivIst_innen von Noborder wieder weg waren, machten die Migrant_innen mit Hungerstreiks und Revolten weiter auf ihre Situation aufmerksam. Viele Menschenrechtsorganisiationen besuchten Pagani und forderten die Schließung des Lagers. Der neue griechische Vizeminister für Inneres, S.Vougias, kam im Oktober nach Pagani. In einer Pressekonferenz vor Ort sagte er, das "Dantes Inferno nichts gegen Pagani wäre". Auch er forderte die Schließung des Lagers. Doch es passierte nichts. Es waren die gefangenen Migrant_innen selber, die die Schließung von Pagani durchsetzten – sie legten immer wieder Feuer in ihre Zellen.
Doch Pagani ist noch lange nicht gegessen. Während im November 2009 nur noch eine Zelle mit offenen Türen als provisorische Übernachtung für neu ankommende Flüchtlinge genutzt wurde, gab die griechische Regierung Anfang Dezember bereits Pläne für die Zukunft bekannt. 2010 will sie in Lesvos das griechenlandweit erste grosse moderne Lager für Migrant_innen aufmachen mit "besseren Lebensbedingungen" und mehr Abschiebungen.
Migrant_innen kommen nicht nach Europa um in "besseren" Lagern zu leben. Sie wollen Respekt und Asyl und einen Ort, wo sie leben können. Freedom of movement is everybodys right!
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Ergänzungen