Anquatschversuche des VS in Brandenburg!

pm 15.12.2009 11:49
MitarbeiterInnen des Verfassungsschutz in Brandenburg sprechen gezielt Leute an.

Am Mittwoch, dem 9. Dezember 2009 wurde eine Schülerin an einer Straßenbahnhaltestelle in Cottbus von einem Mitarbeiter des Verfassungsschutz (VS) mit Namen angesprochen. Dies ist bereits der zweite Vorfall innerhalb weniger Wochen in der Region Forst und Cottbus, wo MitarbeiterInnen des Verfassungsschutz in Brandenburg anscheinend gezielt Personen auf der Straße angesprochen haben. Durch direkte namentliche Kontaktaufnahme und genauem Wissen über persönliche und politische Sachverhalte der Angesprochenen, versucht der VS Kontaktpersonen aus der „links-autonomen Szene“ zu finden. Das Anliegen ist es, Strukturen des „Szene“ aufzudecken und Hintergründe dieser zu ermitteln.
„Anfangs wollte der Mann mit mir über eine Demonstration gegen Rechtsextremismus in Leipzig reden, an der ich teilnahm. Ihn interessierte aus welchen Beweggründen ich zu der Demo gefahren bin. Es war schon sehr merkwürdig, dass der Mann so viel über mich wusste, obwohl ich ihn gar nicht kannte.“ so die Schülerin, welche am 9. Dezember in Cottbus angesprochen wurde.

Die junge Frau verweigerte die Preisgabe jeglicher Informationen und machte dem Mann klar, dass sie nicht mit ihm reden möchte. Dennoch ließ dieser nicht locker und stellte weiterhin Fragen zur Struktur der links-autonome Szene in Cottbus. Wieder gab die Schülerin dem Mann zu verstehen, dass sie nicht mit ihm darüber reden möchte. Der VS-Mitarbeiter blieb hartnäckig und bot der Frau nun an sie nach Hause zu begleiten, um dort noch einmal in Ruhe mit ihr reden zu können. Sie verweigerte dies ebenfalls woraufhin sich der Mann zurückzog. Es handelte sich hier um einen ca. 40 Jahre alten Mann, mit Brille, ohne Bart und kurzen silber-grauen Haaren. Der VS-Mann war ca. 1,80 m groß und trug, neben Jeans und Turnschuhen, eine dunkelblaue oder schwarze JackWolfskin-Jacke.

Bereits einige Wochen zuvor gab es in Forst einen ähnlichen Vorfall. Ein junger Mann wurde, als er mit dem Auto unterwegs war, von der Polizei angehalten. Bereits als er sich dem „Platz des Friedens“ in Forst näherte, sah er dort einen Polizeiwagen und einen Kombi, in dem er Zivilpolizisten vermutete, stehen. Er fuhr zunächst an diesen vorbei, wurde aber schließlich von ihnen verfolgt und angehalten. Zuerst schien es sich nur um eine gewöhnliche Verkehrskontrolle zu handeln. Als die Polizisten die Personalien in ihrem Wagen überprüften, fuhr jedoch der Kombi, in dem zwei VS-Männer saßen, vor. Sie sprachen den Fahrzeugführer an und meinten, dass der junge Mann in letzter Zeit verstärkt politisch aktiv sei. Auch diese VS-Mitarbeiter waren vorbereitet und stellten gezielt Fragen zu einer Brandstiftung im November 2009 in Forst. Er verweigerte die Aussage. Des Weiteren interessierten sich die Zivilpolizisten für die Wochenendaktivitäten des Befragten. Auch hier lehnte der junge Mann ab darauf zu antworten. „Ich wurde dann noch darauf hingewiesen, dass man sich demnächst wieder begegnen könnte. Nach Abschluss der Kontrolle durfte ich weiter fahren.“, gab der Betroffene zur Auskunft.

Beide Personen, haben sich in dieser Situation völlig richtig verhalten und keine Informationen Preis gegeben. Es ist allerdings immer noch besser, wenn man gar nichts sagt. Die MitarbeiterInnen des VS sind für solche Situationen geschult und wollen auf jeden Fall ein Gespräch beginnen. Dabei geht es immer darum noch mehr über die angesprochene Person und dessen angeblich „politisches“ Umfeld zu erfahren.

Es kann euch nichts passieren, wenn ihr den Mund haltet. Der Verfassungsschutz hat keinerlei Vollzugsgewalt, d.h. einE VS-Mann/-Frau kann euch nicht festnehmen. Der Verfassungsschutz hat nur eine beobachtende Funktion und deren Aufgeben sind eigentlich strikt von denen der Polizei getrennt. Der Verfassungsschutz sammelt u.a.Informationen über (angebliche) Extremisten (auch wenn diese nicht oder noch nicht straffällig geworden sind), welche das Grundgesetz der deutschen Demokratie gefährden. Dafür wird versucht Kontakt zu sogenannten V-Männern/-Frauen aufzubauen, welche aus einer angeblich extremistischen Szene kommen, und dann freiwillig und meist gegen großzügige monetäre Leistungen Informationen an den Verfassungsschutz weitergeben.

Darum:
VERWEIGERT die Aussage! Jedes Wort, kann eines zu viel sein.
Auch wenn der VS euch mit Sanktionen droht: SCHWEIGT! Es wird keine Folgen für euch haben, wenn ihr den Mund haltet.

Wurdet ihr bereits selber schon mal angesprochen oder solltet ihr in solch eine Situation geraten, dann MELDET den Vorfall, z.B. der Roten Hilfe oder einem ähnlichen Verein / Gruppierung, die Opfer staatlicher Repressionen unterstützen (www.rote-hilfe.de).
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Ergänzungen

Umgang mit Anquatschversuchen

Rote Hilfe 15.12.2009 - 12:53
Die OG Hannover (Rote Hilfe) hat sehr gut beschrieben, wie mit solchen Anquatschversuchen umzugehen ist:

Immer gilt:

1.Euch von staatlicher Repression Betroffene trifft keine "Schuld", Ihr habt nichts "falsch" gemacht; Ihr seid nicht mit den "falschen" Leuten zusammen gekommen; ihr seid aus den unterschiedlichsten Gründen vom staatlichen Repressionsapparat "ausgewählt" worden.

2.Beamte und Beamtinnen des Verfassungsschutzes haben keinerlei Befugnisse, eine Aussage oder Mitarbeit zu verlangen; sie haben keine Macht, juristischen oder sonstigen Druck auf Dich auszuüben (auch wenn sie in Extremfällen damit drohen und es in Extremfällen auch tatsächlich hinkriegen); deshalb verweist mensch sie am Besten gleich des Hauses.

3.Erzählt von dem "Anquatschversuch" am Besten sofort der "Roten Hilfe e. V." oder dem EA und erklärt euch einverstanden, diesen Vorgang zu veröffentlichen, denn nichts ist dem Verfassungsschutz unliebsamer, als eine Öffentlichkeit, die seine Arbeit kritisch wahr nimmt und ans Tageslicht befördert. Je mehr Leute davon erfahren, desto besser, denn der Verfassungsschutz oder andere Geheimdienste wollen möglichst unerkannt im Dunkeln agieren: weil sonst sind's ja keine Geheimdienste mehr!

4.Bei den Beamten und Beamtinnen handelt es sich immer um geschultes, professionell ausgebildetes Personal, das euch in jeder Hinsicht immer um mehrere Schritte voraus ist. Zu denken, ihnen bei einem Gespräch etwas "vorspielen", sie auf falsche Fährten locken zu können, ist fatal.

5.Wenn Verfassungsschützer oder andere "Geheime" euch anquatschen: legt den Hörer einfach auf, schickt sie weg, werft sie raus, haut ihnen die Tür vor der Nase zu, zur Not - geht selber weg. Macht anwesende Freunde und Freundinnen, Bekannte und Verwandte aufmerksam. Haltet eure Augen und Ohren auf, aber den Mund in gewissen Momenten geschlossen.

6.Lasst euch nicht einschüchtern. Neben der Abschöpfung von Informationen geht es auch darum, Unruhe zu stiften. Es geht auch darum, zu verunsichern. Macht denen einen Strich durch ihre Rechnung!
Keine Unterhaltungen mit dem Verfassungsschutz!
Macht jeden Anquatschversuch öffentlich!
Für die Abschaffung der Geheimdienste!

(Quelle: Rote Hilfe)

Antifa Cottbus

aus der Zone... 15.12.2009 - 16:14
unter: www.antifa-cottbus.de

Ansprechpartner in der Region

Roter Helfer 18.12.2009 - 14:41
Antirepressionshilfe aus der Region:

Rote Hilfe e.V.
Ortsgruppe Königs Wusterhausen
c/o H.G.A.
Postfach 11 19

15701 Königs Wusterhausen
Tel: 0177/7420920
 kw@rote-hilfe.de
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