H: Kirche besetzt gegen BW-Konzert

antimillitaristIn 06.12.2009 18:46 Themen: Militarismus
Im Anschluss an eine Veranstaltung mit der EKD-Vorsitzenden Margot Käßmann haben wir angefangen eine Mahnwache gegen Militarismus und Krieg in der Neustädter Kirche in Hannover abzuhalten. Der Anlass dafür ist das Krieg verherrlichende Adventskonzert der 1. Panzerdivision Hannover am 08.12.2009. Wir werden die Kirche besetzt halten bis das, scheinheilig als Benefizkonzert ausgegebene, Miltärspektakel abgesagt wurde.
Für die Zeit unserer Besetzung ist die Neustädter Kirche ein offener Ort der Diskussion und des aktiven Eintretens gegen Krieg.
Im Anschluss an eine Veranstaltung mit der EKD-Vorsitzenden Margot Käßmann haben wir angefangen eine Mahnwache gegen Militarismus und Krieg in der Neustädter Kirche in Hannover abzuhalten. Der Anlass dafür ist das Krieg verherrlichende Adventskonzert der 1. Panzerdivision Hannover am 08.12.2009. Wir werden die Kirche besetzt halten bis das, scheinheilig als Benefizkonzert ausgegebene, Miltärspektakel abgesagt wurde.
Für die Zeit unserer Besetzung ist die Neustädter Kirche ein offener Ort der Diskussion und des aktiven Eintretens gegen Krieg.

Das Adventskonzert der Bundeswehr hat einen doppelten Zweck. Einerseits soll den Soldat_innen der Segen für ihr Mordhandwerk gegeben werden. Ihnen soll vermittelt werden Gott und die Gesellschaft stünden hinter ihnen. Andererseits soll dieses scheinheilige Benefizkonzert die Akzeptanz der Bundeswehr und ihrer Kriege in der Bevölkerung heben. Denn Anbetracht immer weiterer Toter in Afghanistan schwindet diese zunehmend. Selbst in konservativen Zeitungen ist zu vernehmen, dass die mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung, der einzige Grund für die Bundesregierung sei, nicht dem US-Beispiel zu folgen und das Truppenkontingent immer weiter zu erhöhen. Das heißt die Akzeptanz der Bundeswehr in der Bevölkerung ist eine maßgebliche Voraussetzung um Kriege zu führen. Im Umkehrschluss heißt das, Maßnahmen zur Akzeptanzsteigerung, wie das Adventskonzert der 1. Panzerdivision, tragen direkt zu einer Eskalation des Krieges bei.
Dass die Kirche sich einerseits zur Helfeshelferin für den Krieg machen lässt und andererseits weiterhin von Frieden redet ist scheinheilig.
Wir haben sowohl Frau Margot Käßmann, als auch die Gemeinde und die Pastorin der Neustädter Kirche Martina Trauschke eingeladen mit uns zu diskutieren welche Bedeutung das Adventskonzert der Bundeswehr in der Kirche hat. Wir hoffen dabei auf einen ähnlich konstruktiven Dialog, wie wir ihn mit der Marktkirchengemeinde und ihrer Pastorin Hanna Kreisel- Liebermann bereits vor anderthalb Jahren geführt haben. Damals hatte sich die Marktkirche, nach antimilitaristischer Intervention, dazu entschlossen zukünftig nicht mehr für das Adventskonzert der 1. Panzerdivision zu Verfügung zu stehen.

Wir hoffen uns mit unseren Forderungen nach Absage des Militärkonzertes und freiem Abzug durch zu setzten und werden die Kirche nicht freiwillig verlassen.
Dazu brauchen wir dringend weitere Unterstützung von außen. Wir laden alle Antimilitarist_innen und friedbewegten Menschen ein zur Neustädter Kirche zu kommen und unsere Aktion zu unterstützen.

Aktuelle Infos gibt’s unter  http://antimilitarismus.blogsport.de
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Ergänzungen

Die Besetzung wurde nach kurzer Zeit geräumt

!!! 06.12.2009 - 21:17
Frau Dr. Käßmann und der Kirchenvorstand stellten in einem Gespräch unmittelbar nach dem Gottesdienst klar, dass sie in "diesem Rahmen" nicht an einer inhaltlichen Diskussion interessiert seien. Sie kritisierten die Protestform, sprachen dabei von einem "Überfall" auf die Kirchengemeinde. Eine passendere Protestform fiel ihnen allerdings auch nicht ein. Es wurde die Möglichkeit einer Podiumsdiskussion in den Raum gestellt, wann diese stattfinden solle, blieb offen. Die Kirche solle aber so oder so augenblicklich verlassen werden, da diese abgeschlossen werden müsse.

Nach einem kurzen Plenum beschlossen die Leute, den Plan, in der Kirche zu bleiben, bis das Konzert der Bundeswehr abgesagt wird, weiter zu verfolgen.
Der Kirchenvorstand kam dann nach vorne und betonte, dass das "gewaltätige" Verhalten, welches diese Mahnwache angeblich darstelle, nicht zu dulden sei und notfalls "auf das Gewaltmonopol des Staates zurückgegriffen wird."

Die Cops befanden sich schon im Eingangsbereich, als das Gespräch mit dem Vorstand und Dr. Käßmann noch lief. Ca. 20 Polizisten betraten kurz danach die Kirche und forderten die AktivistInnen auf sofort zu gehen. Dies wurde wie abgelehnt!
Der Kirchenvorstand, der von Frieden redet, sah mit einem Lächeln auf den Lippen zu, wie die Staatsschergen auf ihrem Befehl hin, die AmtimilitaristInnen aus der Kirche zerrten.

Der Schulterschluss von Kirche und Militär wird auch weiterhin konsequent angegangen werden!
Kommt am Dienstag den 8.12 um 18.45 Uhr(das Konzert ist für 19.00 Uhr angekündigt) zur Gegenkundgebung vor der Neustädter Kirche. Bringt Sachen zum Krachmachen mit!

Armee und Kirche Hand in Hand?!
Unsere Antwort Widerstand!!

Kein Bund fürs Leben!

SaZ 06.12.2009 - 21:46
In letzter Zeit scheint die Bundeswehr überall zu sein: Egal, welchen Medien wir gerade Aufmerksamkeit schenken, sein es Radio, Zeitung, Internet oder Fernsehen, überall werden wir unangenehm von ihr überrascht.

Der nette Arbeitgeber von nebenan?
Ein Berliner Radiosender bringt regelmäßig einen Werbespot der Bundeswehr, welcher dann auf eine ihrer Internetseiten verweisen soll. In der Jugendzeitung „Spiesser“, welche kostenlos in nahezu jeder Berliner Schule zu finden ist, läuft genau das gleiche Spiel ab. Hier werden immer wieder ganzseitige Anzeigen des „Arbeitgebers Bundeswehr“ veröffentlicht. Und bei der Sendung „TV Total“ etwa war die Big Band der Bundeswehr vier Tage zu Gast.
Es ist klar: Die Bundeswehr wirbt nicht ohne Grund in Medien, die vor allem ein junges Publikum ansprechen wollen. Die Streitkräfte der BRD suchen dringend Nachwuchs. Und wie rekrutiert man am besten Teenager? Indem man als souveräner, jugendfreundlicher Arbeitgeber auftritt. Das versucht die Bundeswehr natürlich auch bei speziellen Veranstaltungen im Jobcenter oder Auftritten mit einem eigenen Werbemobil. Auf den ersten Blick scheint die Bundeswehr für junge Menschen ein attraktives und sinnvolles berufliches Angebot nach der Schule zu sein. Ein Studium beim Bund verspricht viele Vorteile:
„Einen krisensicheren Arbeitsplatz, gute Perspektiven für die Zukunft und die Möglichkeit, nach der Bundeswehrzeit in dem studierten Beruf zu arbeiten“.
Und was haben wir daran zu kritisieren? Nicht nur, dass man sich für 12 Jahre verpflichten muss, wenn man sich für ein Studium bei der Bundeswehr entscheidet, man muss sich auch darüber bewusst werden, für wen man dann arbeitet. Schon die Geschichte dieses Vereins spricht Bände: Nur sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs startete man den Wiederaufbau einer deutschen Armee. In den ersten Jahren waren die meisten Soldaten ehemalige Offiziere der Wehrmacht und den Namen „Bundeswehr“ erhielten die deutschen Streitkräfte vom früheren Wehrmachtsgeneral Hasso von Manteuffel. Die Bundeswehr setzt die Kontinuität deutscher Kriegsführung, kaum gebrochen, fort.

„Befehl und Gehorsam“
Die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber im eigentlichen Sinn. Wenn du bei einem herkömmlichen Job keine Lust auf irgendeine Art von Arbeit hast, dann wirst du schlimmstenfalls gefeuert, beim Bund dagegen kommst du erstmal eine Weile hinter Gitter. Auch wenn es immer wieder so propagiert wird, es ist eben keine normale Lohnarbeit in der Bundeswehr: Es ist noch schlimmer!
Der_die Soldat_in bekommt keinen Lohn für seine/ihre Arbeit, sondern vergleichbar mit Beamt_innen einen Sold. Da er_sie im öffentlichen Dienst beschäftigt ist, unterliegt er_sie anderen, strengeren Regeln als ein_e „normale_r Arbeitnehmer_in“. Das bedeutet z.B., dass ein_e Soldat_in weder kündigen noch gekündigt werden kann, da kein vertragliches Arbeitsverhältnis besteht.
Jegliche Fehler wie „Befehlsverweigerung“ oder Nichterfüllung der Aufgaben werden strenger geahndet und ziehen schwerwiegendere Konsequenzen nach sich, als bei einem normalen Bürojob. Und auch die hierarchischen Strukturen spielen eine ganz andere Rolle. Zu Beginn befindet man sich am untersten Ende der Befehlskette und es gibt dort garantiert keinen Platz für eigene Ideen, denn natürlich gilt das Prinzip von „Befehl und Gehorsam“.

Und sonst so?
Die Bundeswehr als Institution ist ein Faktor dafür, wie sich Staat und Nation, sprich Herrschaft und ausschließender Kollektivismus, in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung reproduzieren. Sie ist ein wichtiges Machtmittel, die bewaffnete Versicherung auf die Souveränität des deutschen Staates. Indem ein Staat seine Grenzen bestimmt, sie bewaffnet, sichert und mit einer Multimilliarden-Euro-Armee notfalls auch verteidigen kann, definiert er, wer dazugehört und wer nicht. Dieser ausschließende Kollektivismus gehört zur Grundgestalt jeder Nation. Er intensiviert sich durch den Gedanken der Schicksalsgemeinschaft. Schicksalsgemeinschaft deswegen, weil alle Menschen, die im selben Staat leben, sozusagen für die Nationalökonomie an „einem Strang ziehen müssen“.
Nationale Betriebe müssen entsprechend erfolgreich sein (Import, Export, dies, das), damit der Staat sich in der Weltmarktkonkurrenz behaupten kann.
Die Bundeswehr agiert international, einerseits um den Zugang zu Rohstoffen nachhaltig zu schützen und zu sichern, andererseits um politische Ziele zu verwirklichen und damit neue Absatzmärkte zu gewinnen. Die Intervention in Afghanistan zum Beispiel hat zwar auch ansatzweise demokratische Verhältnisse hervorgebracht, aber schlicht aus dem Grund, dass es sich mit diesen als Voraussetzung leichter handeln lässt als mit marodierenden Warlordhorden.
Der Iran dagegen ist auch ohne Menschenrechte und bürgerliche Demokratie ein verlässlicher Handelspartner für die deutsche Wirtschaft, weshalb eine militärische Intervention dort nicht nur gar nicht nötig ist, sondern den wirtschaftlichen Beziehungen sogar schaden würde. Und im Sudan als beliebiges Beispiel für Länder, an denen die BRD keinerlei ökonomische oder politische Interessen hat, gibt es auch keine (militärische) Intervention, um die Situation vor Ort zu stabilisieren oder demokratische Mindeststandards als Grundlage für wirtschaftliche Handelsbeziehungen zu etablieren.
Somit wird die Stellung eines Staates in der Weltmarktkonkurrenz von der Armee gefestigt.
Am Beispiel Bundeswehr lässt sich folglich gut veranschaulichen, wie das politische System, in dem wir leben, funktioniert. Es beruht auf Ausschlussmechanismen und Konkurrenz, auf Zwang und der Freiheit, diesem Zwang nachzugehen.
Das sind mehr als genug Gründe, der Bundeswehr den Mittelfinger zu zeigen, anstatt für sie zu arbeiten!

Bilder

ll 07.12.2009 - 01:18
fotos

PM der Bullen

dd 07.12.2009 - 16:33
POL-H: Protest in der Neustädter Kirche Rote Reihe
Calenberger Neustadt

Hannover (ots) - Nach einer Protestaktion gestern Abend in der Neustädter Hof- und Stadtkirche an der Straße Rote Reihe haben zwölf Personen, die das Gebetshaus trotz eines Hausverbots nicht verlassen wollten, Platzverweisungen erhalten. Die Polizei ermittelt nun wegen Hausfriedensbruchs.

Gegen 18:00 Uhr hatte der Küster die Polizei verständigt. Zirka zehn Personen hielten sich in der Kirche auf und zeigten nach Beendigung des Gottesdienstes ein Protestplakat. Darüber hinaus nutzte die Gruppe die kircheneigene Beschallungsanlage und gab eine Erklärung ab - die Aktion richtete sich gegen das für morgen geplante Adventskonzert der Bundeswehr. Nachdem Vermittlungsversuche der Kirche ohne Erfolg verlaufen waren und die Besetzer ankündigten bis zum Beginn des Konzertes bleiben zu wollen, erteilte die Pastorin ein Hausverbot. Einige Personen verließen daraufhin freiwillig die Kirche. Zwölf Männer und Frauen im Alter zwischen 17 und 40 Jahren mussten von den alarmierten Beamten hinausgetragen werden und kamen zunächst in das Polizeigewahrsam. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden sie - belegt mit Platzverweisungen - wieder entlassen. Gegen alle zwölf wird nun wegen Hausfriedensbruchs ermittelt. /st, sw

Nachtrag zum Kriegskonzert und Besetzung

Besetzerin 09.12.2009 - 13:24
Interview mit einem Antimilitaristen auf dem lokalen Onlineradio Flora:

Auf der Homepage von Radio Flora anhören:
 http://www.radioflora.de/index.php?article_id=122&clang=0&audiofile=audio%2F%2Fgesellschaft%2FBesetzung_der_Neustaedter_Kirche.mp3

mp3-Download:
 http://www.radioflora.de/audio//gesellschaft/Besetzung_der_Neustaedter_Kirche.mp3

Die Besetzer_innen der Neustädterkirche bitten zudem darum Protestschreiben an den Kirchenvorstand und die Landesbischöfin Käßmann zu senden.
Diese sollten dazu auffordern:
1. die Anzeigen wegen Hausfriedensbruch zurückzunehmen.
2. auf weitere Konzerte mit der Bundeswehr zu verzichten.

Protestschreiben sollten an folgende Adressen gehn:

Pastorin Martina Trauschke
Rote Reihe 5
30169 Hannover
Mail:  martina.trauschke@t-online.de

Landeskirchenamt
Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann
Rote Reihe 6
30169 Hannover
Fax: 0511/1241266
Mail:  ips.hannover@evlka.de

Kirchengemeinde Neustädter Hof und Stadtkirche
 kg.hof-stadtkirche.hannover@evlka.de

Meldungen aus kirchlichen Kreisen

leser 11.12.2009 - 14:20

Weitere Kirchenmeldungen

leser 11.12.2009 - 15:57
evangelische Landeskirche zur Besetzung
 http://www.evlka.de/content.php?contentTypeID=4&id=11860

evangelische Landeskirche zur Kundgebung
 http://www.evlka.de/content.php?contentTypeID=4&id=11878

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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in berlin.... — „Luftwaffe trifft Kirche“

Psalm 11 — M.Ger. Kaufmann

Kriegsverherrlichendes — Adventskonzert