Besetzung Marktstr. 139 Hamburg

die Besetzer 30.11.2009 14:11 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Die BesetzerInnen der Marktstr. 139

In der Nacht zum Samstag, dem 28.11.09, besetzten wir ein Haus in der Marktstr. 139 in Hamburg. Es steht seit mindestens 3 Jahren leer.
Wir wollten mit der Besetzung einen sozialen und kulturellen Freiraum in HH schaffen.
Von denen gibt es viel zu wenig. Gleichzeitig wollten wir auf den Prozess der Gentrifizierung aufmerksam machen, die in vielen Städten und natürlich auch in HH wütet. Steigende Mieten und die Verdrängung ärmerer Menschen in andere Bezirke sind nur ein paar Beispiele dafür.
Es sollte ein Raum geschaffen werden , wo Mensch selbstbestimmt leben kann, fernab von Repression, Faschismus, Kapitalismus und Hierarchien.
Als Wohn- und Kulturprojekt hatten wir vor, aktiv in die Gestaltung und das Leben im Stadtteil einzugreifen und einen Raum zu schaffen, in dem Menschen sich frei entfalten und ihre Ideen und sich selbst verwirklichen können.
In HH ist derzeit durch zahlreiche Initiativen gegen die Stadtumstrukturierung ein starker Impuls spürbar. Es gibt ein großes Bedürfnis, den herrschenden Verhältnissen entgegenzutreten und eben in solchen von uns geforderten Freiräumen zu leben.
Und wie in HH üblich, wurden wir am darauffolgenden Nachmittag von einem starken Bullenaufgebot geräumt. Wir bekamen noch nicht die geringste Chance, unsere Träume und Utopien zu verwirklichen.
Der Staat und seine Profiteure haben wieder mal bewiesen, dass sie nichts und niemanden dulden, der sich ihrer Autorität entgegenstellt. Aber ihr Gestell aus Kontrolle, Repression und Macht ist am wackeln. Dafür werden wir alle sorgen.
Das Gebäude in der Marktstr. gehört wahrscheinlich der Steg oder der Sprinkenhof AG. Alle Besetzerinnen bekamen einen Platzverweis, was bedeutet, dass der Eigentümer noch keine Strafanzeige gestellt hatte und der autoritäre Staat eigenmächtig ein weiteres unangenehmes Problem beseitigt hat.
Und nochmal ein riesiges Dankeschön an alle Menschen, die uns vor und während der Besetzung/Räumung praktisch und lautstark unterstützt haben.

Für Bambule und besetzte Häuser in Hamburg, Berlin und überall.

Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage.

ONE STRUGGLE! ONE FIGHT!!
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Ergänzungen

Marktstr geräumt

autonomi 30.11.2009 - 15:42
gegen 15:00 fuhren vor dem bestzten Haus 4 Wannen auf. ca. 10-12 Robocops betraten das Haus und führten die Besetzer_Innen auf die Straße. Dann die übliche Prozedur: Personalienaufnahme und Anzeigen wegen Hausfriedensbruch. Die Räumung verlief friedlich, obwohl die Bullen ständig provozierten. Damit hat die Hamburger Polizei nal wieder bewiesen, dass sie in Sachen Repression ihren Berliner Kollegen in nichts nachsteht. Die Lage ist zur Zeit unübersichtlich. In Kürze Näheres.

War genial

:) 30.11.2009 - 16:14
Wunderbar, war ne super Sache. Richtig viele Anwohner haben sich solidarisch gezeigt und erklärt, das habe ich in dem Ausmasse seit der Räumung der Bambule nicht mehr erlebt.

HH, da geht noch was.


Flora, Frappant, Gängeviertel etc
bleiben. Am 18.12 ist die 'Recht auf Stadt'-Parade, kommt alle. Wird toll.

Aufruf zum überregionalen Aktionsmonat

wba 30.11.2009 - 17:13

Unsere Utopien gegen ihren Profit!

Aktionsmonat für autonome Freiräume und gegen Repression!

Die Zeit ist reif für eine unkontrollierbare Bewegung…
Dies ist ein Aufruf, der sich an alle selbst von Repression und Ausgrenzung betroffenen oder solidarischen Menschen, an alle Kleingruppen und linken Zusammenhänge, Künstler_innen und Aktivist_innen wendet. Er wurde formuliert, da die letzten Wochen in Berlin und in anderen Städten und Ländern turbulent waren und die Ereignisse sich überschlugen.
Es ist oft das gleiche Schema: Sobald sich Menschen einen Freiraum schaffen um dort kollektiv neue Formen des Zusammenlebens und -kämpfens zu erproben, schlägt der Staat mit seinen Repressionsorganen zu. Es kommt zu Räumungen, Verhaftungen und letztendlich auch zu Prozessen. Egal ob Erfurt, Magdeburg, Berlin, Hamburg, Dresden oder Oldenburg: in der kapitalistischen Verwertungslogik ist kein Platz für Freiräume. Uns reicht es schon lange und – es wird Zeit das wir gemeinsam zurückschlagen!


Die Situation in Berlin…
In den frühen Morgenstunden des 16. November wurde Tobi in der Nähe von 2 brennenden Autos festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, diese angezündet zu haben, und er sitzt nun in U-Haft. Am selben Nachmittag stürmte die Polizei gleich zwei Hausprojekte in Berlin: die Liebig 14 und die Liebig 34. Menschen wurden in ihren Zimmern eingesperrt und geschlagen, es gab kaum Zeug_innen der Durchsuchung, die Bullen verhielten sich gewohnt rüpelhaft. Eine Woche später wurde die Brunnenstr. 183 widerrechtlich geräumt. Die Einrichtung wurde von den Bullen zerschlagen, alle Fenster herrausgerissen und das Haus unbewohnbar gemacht. 40 Männer, Frauen und Kinder sitzen auf der Straße.
Die Antwort darauf folgte schnell: 3 große Solidemos,und etliche Soli-Aktionen in Berlin und anderen Städten. Viele Menschen wurden dabei festgenommen, gegen mindestens 2 wurde ein Haftbefehl ausgesprochen. Berlin ähnelt zur Zeit einer Polizeistadt, Platzverweise werden ständig wahllos verteilt, Kleingruppen werden verfolgt, Menschen werden auf der Straße kontrolliert und durchsucht, Wannen und Zivis prägen das Stadtbild.
Zugleich hetzt ein Teil der die Medien massiv gegen die linke Szene und die Hausprojekte: Die U-Haft von Alex wurde von der Springerpresse gefordert, Tobi wurde vorverurteilt und mit Namen und Gesicht auf der Titelseite abgedruckt und es wird dazu aufgerufen, die „Terrornester“ endlich zu räumen. Dies ist eingebettet in die staatliche Kampagne gegen „Linksextremismus“, die die linke Szene isolieren und mit Neonazistrukturen gleichsetzen soll.
Dass ein Repressionsschlag kommen musste, war abzusehen: Die linke Szene hat in den letzten Jahren mit vielen Demos und Aktionen dass Thema Stadtumstrukturierung und Freiräume auf die politische Tagesordnung gesetzt und im Bewusstsein der Menschen gehalten. Die Berliner Polizei und Justiz gab in den letzten Monaten wiederholt ihre Hilflosigkeit gegenüber den militanten Aktionen zu, blamierte sich kräftig und verwies die Lösung des Problems an die Politik. Sie beklagte sich vermehrt, dass die verschiedenen Aktivitäten auch von einem großen Teil der Bevölkerung durchaus mit Sympathie begegnet wird. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn unsere Politik betrifft nicht nur unsere Projekte.
Denn nicht nur linke Hausprojekte sind von der Gentrifizierung bedroht, der Prozess der Aufwertung und der damit einhergehenden Verdrängung betrifft einen Großteil der Menschen in den Berliner Innenstadtbezirken! Während die Armut nicht nur in Berlin seit Jahren ständig steigt, explodieren hier gleichzeitig die Mieten. Die verschärfte Ausrichtung der Gesellschaft an Profitinteressen betrifft viele gesellschaftliche Bereiche, und stößt auch an vielen Stellen auf Protest, wie z.B. die weltweite Besetzungswelle an den Unis.
Hetze gegen Hausprojekte ist das eine – vermeintliche politische Kompromisse das andere. Wir befinden uns derzeit in Berlin in der Situation, dass das Thema steigende Mieten und Gentrifzierung gerade von allen Seiten aufgegriffen wird. Das ist erstmal ein Erfolg – aber birgt auch Gefahr. Denn die politische Strategie ist klar: durch ein paar kosmetische Änderungen an den Mietgesetzen sollen die Betroffenen eingelullt werden, soll der alltägliche und allnächtliche Widerstand isoliert werden, um ihn dann durch Bullen und Staat zerschlagen zu lassen. Lassen wir uns nicht isolieren – und lassen wir uns auch nicht mit eine paar kosmetischen Kleinigkeiten abspeisen!

Und darüber hinaus…
Es brodelt nicht nur in Berlin kräftig rund um Freiräume und andere emanzipatorische Bewegungen. Auch in anderen Städten organisiert sich Widerstand auf vielen Ebenen, sind Häuser bedroht, werden besetzt und geräumt, Freiraumbewegungen leben in vielen Städten auf, Menschen wehren sich gegen Repression, Verdrängung und Überwachung. In Hamburg wurde gerade während einer Freiraumdemo ein kurz zuvor besetztes Haus geräumt, und ein Angriff auf die Roten Flora wird medial vorbereitet. In Erfurt wurde das langjährig besetzte Topf und Söhne Gelände mit einem wahnwitzigen Polizeieinsatz geräumt, die anschließende stille Besetzung des Kegelheims wurde noch am selben Abend nach ihrer Bekanntgabe gewaltsam beendet.
In den Niederlanden wurde vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, dass die komplette Besetzer_innenszene kriminalisiert und das Besetzen und die Unterstützung dessen illegalisiert. Dies ist auch ein „Erfolg“ von medialer Hetze und mangelnder Solidarität, die nach bekanntgabe hätte erfolgen können. Auch in Lodz/Polen gab es vor kurzem eine brutale Razzia im Squat K50. Des weiteren wurde auch das bekannte Squat Milada in Prag geräumt.
Ob Erfurt, Hamburg, Wien, Magdeburg, Münster, Wilhelmshaven, Oldenburg, Prag, Lodz, Berlin und Dresden – überall die gleiche Scheisse, und die gleiche Repression…
Denn da wo sich Menschen gegen die sich verschärfenden kapitalistischen Verhältnisse wehren, sitzen auch Menschen in den Knästen, die sich für ihre Utopien von einer besseren Welt engagieren. Wenn eine Bewegung zu sehr an Boden gewinnt, kommt es zu Repressionsschlägen, um die Bewegung zu isolieren, zu kriminalisieren und damit zu brechen, wie gerade aktuell in Berlin oder das letzte Jahr in Griechenland. Dagegen müssen wir uns wehren und unsere Solidarität zeigen!
Überregionaler Aktionsmonat…
Wir wollen euch dazu aufrufen, euch mit euren Mitteln und Möglichkeiten an einem Aktionsmonat für unsere Freiräume und gegen die Repression einzubringen. Wir denken dass es wichtig ist, den Gesamtzusammenhang zu sehen und solidarisch zu sein, aber gerade auch lokal zu agieren, um unsere Strukturen auszubauen, Erfahrungen zu sammeln und unkontrollierbar zu sein. Große Demos in Berlin oder Hamburg können genau das momentan nicht leisten. Wir erhoffen uns einen ähnlichen Effekt wie es damals bei der Räumung des Ungdomshuset gab, dort kam es hier spontan in über 20 Städten zu Solidaritätsaktionen, welche die Größe und die Vielfältigkeit unserer Bewegung sehr gut zum Ausdruck brachte. Neben den Aktionen möchten wir euch auffordern eure Sichtweisen auf Freiräume uns mitzuteilen, was bedeutet es in Ostdeutschland oder anderswo ein AJZ aufzubauen, wo sind die Unterschiede zwischen Projekten in Groß- und Kleinstädten, wie entwickeln sich diese Räume? Ziel ist es, möglichst viele Artikel und Berichte zu sammeln und dann diese gemeinsam in eine Broschüre einfließen zu lassen.
Egal ob Straßentheater, Infoveranstaltungen, Reclaim the Streets, spontane Demos, das Schaffen neuer Freiräume, Flugiverteilaktionen, öffentliches Kino, Konzerte im öffentlichen Raum, Straßenbahnpartys, nächtliche Spaziergänge, Solipartys… sucht eure Aktionsformen und zeigen wir gemeinsam, dass wir diese Scheiße satt haben.

Eckdaten:
Der Aktionsmonat beginnt JETZT und wir werden am 3. Januar auf einer SonderVV besprechen wie es weitergeht!
Silvester – beteiligt euch an den lokalen Antirepressions- / Antiknastdemos!
Schickt eure Berichte und alles weitere an:  wba-actionweeks@riseup.net
Unkontrollierbar, vielfältig, subversiv, kreativ – sorgen wir für einen heißen Winter!
WBA.BLOGSPORT.DE

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

ging schnell — oberhauptwachtmeister

Super Aktion! — Egal

frage — ayleen

Mittwoch Solidemo für TR-Gefangene — Freiheit für alle pol. Gefangenen

@ ayleen — egal

antideutsche payed by the cia — ihr seid nur stumpf