Chiapas/Kanada: Mord auf offener Straße

humanressource 29.11.2009 00:56 Themen: Globalisierung Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Am Freitagabend wurde Mariano Abarca Roblero, eine Aktivist des Minen-Widerstandes in Chicomuselo/Chiapas, auf offener Straße erschossen. Ein weiterer Aktivist, Orlando Velásquez, wurde verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Beide waren gegen den Betrieb einer Barit Mine der kanadischen Minengesellschaft "Black Fire" aus Calgary engagiert.
Der Mord ereignete sich laut der Tageszeitung "La Jornada" (spanisch) am Freitagabend, während die beiden sich auf der Straße unterhielten. Ein Motorradfahrer mit großkalibriger Waffe schoss Abarca Roblero in den Kopf und die Brust und verletzte seinen Gesprächspartner. Dieser wurde sofort ins Krankenhaus gebracht.

Die kanadische Firma "Blackfire exploration ltd." betreibt eine Barit Mine in Chiapas und besitzt 10 weitere Lizenzen für Gold, Antimon und andere Minerale.Auf ihrer Webseite beschreiben sie den Ausbaus des Hochseehafens "Puerto Chiapas" für ihre Zwecke. Hier soll ein Anleger mit 300m Länge gebaut werden, um die Mineralien nach Asien und Amerika zu verschiffen.
Die chiapanekische Regierung scheint ihnen dabei um den Arm zu fallen. Nicht anders lassen sich Worte interpretieren wie "Die Regierung hat uns eine schriftliches Zusage gegeben über 300 bis 500 m Anlegeplatz und so viel Land, wie wir benötigen im Hafengebiet". (eigene Übersetzung)

Die Bevölkerung wird - wie in Chiapas seit jeher üblich - nicht gefragt. Weder bei dem Hafenprojekt wurden die Fischer beteiligt, noch bei den Minen die ansässige Bevölkerung. Die Firma "Black Fire" wirbt auf ihrer Startseite mit "Arbeitplätze und Gelegenheiten schaffen für die Bevölkerung von Chiapas und lokale Gewerbetreibende unterstützen" (Bild 1, s.u.).
Sie brüsten sich allen Ernstes damit, eine chiapanekischen Familie bei der Geburt ihres Kindes unterstützt zu haben. (Bild 2, s.u.)
Aber die Lächerlichkeit hat noch kein Ende: Die Gewerkschaft der Hafenarbeiter hätte seit 85 Jahren nicht mehr gestreikt! (Bild 3, s.u.) Ein Hoch auf gelbe Gewerkschaften!

Die Firma hat auch einen Sitz in Mexiko, die "Blackfire Exploration Mexico S de RL de CV", ist also mit den sozialen Bedingungen vor Ort bestens vertraut.
Vielleicht meinten sie mit "Gelegenheiten für die Bevölkerung", die Gelegenheiten zu protestieren, sich zu organisieren, und mit "Unterstützung von Gewerbetreibenden" Motorrad fahrende Schützen. Praxis ist das in Mexiko allemal.
Man kann ja mal per Mail nachfragen bei ihnen!Solidarität gegen Tagebaue!Solidarität gegen die Enteignung von Menschen!Werdet aktiv!
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Ergänzungen

Vorhergehende Einschüchterungen

humanressource 29.11.2009 - 19:12
Laut einem weiteren Artikel der mexikanischen "La Jornada" (spanisch) gab es vor dem Anschlag massive Einschüchterungen seitens der Firma "Blackfire explorations ltd.".
So soll vor einer Woche ein angestellter der Firma in die von Minenaktivität betoffene Gemeinde "Nuevo Morelia" gekommen sein und das Opfer sowie den Bürgermeister mit dem Tod bedroht haben.
Aber auch juristische Schritte wurden unternommen: der Pressesprecher der Firma, Luis Antonio Flores Villatoro, persönlich hatte Klage eingereicht gegen das Opfer, Roblero wurde daraufhin am 17.August inhaftiert, jedoch nach 10 Tagen wieder freigelassen, weil nichts gegen ihn ermittelt werden konnte. Selbst hatte er dann wegen der Todesdrohung eine Woche zuvor Klage angestrengt.

Die Netzwerke REMA (Red Mexicana de Afectados por la Minería (Mexikanisches Netz der von Minen Betroffenen) und AMAP Alianza Mexicana por la Autodeterminación de los Pueblos (Mexikanische Allianz zur Selbstbestimmung der Bevölkerung) machen die Minengesellschaft "Blackfire explorations ltd." aus Calgary/Kanada direkt verantwortlich für den Mord.

Die chiapanekische Regierung hält sich bisher bedeckt, angesichts des anhaltend neoliberalen Kurses der "solzialdemokratischen" Regierung von Juan Sabines wird auch nichts anderes erwartet.

Pressemitteilung des REMA

zancudo loco 30.11.2009 - 03:04
Erklärung:

Heute, am 27. November 2009 um ca. 20:30 Uhr, wurde Herr Mariano Abarca Roblero vor seinem Haus in der Kreisstadt Chicomuselo, Chiapas/ Mexiko, feige ermordet. Laut Zeugenaussage erschoss eine Person auf einem Motorrad mit einer Schusswaffe Don Mariano. Sein Begleiter, Orlando Velazquez wurde schwer verletzt ins Krankenhaus in Comitan gebracht. Mariano Abarca hinterlässt eine Frau und vier Kinder.
Don Mariano Abarca Roblero, ein Mitglied des Mexikanischen Netzwerk von durch Bergbau Betroffenen (Red Mexicana de Afectados por la Minería - REMA) führte einen ständigen Kampf gegen die transnationale kanadische Bergbaugesellschaft, deren hauptsächliches Interesse an der Stadt Chicomuselo in der Ausbeutung von Baryt, Gold und Antimon auf Basis von 10 Bergbaukonzessionen liegt. Seit Juni unterhielten Don Mariano und andere Mitglieder des REMA ein Lager in der Kreishauptstadt, mit dem sie den Abzug der kanadischen Blackfire aus dem Landkreis forderten.

Am 10. Juli reichte Herr Luis Antonio Flores Villatoro, Public Relations Manager von Blackfire aus Chicomuselo, eine Klage im Namen der kanadischen Firma gegen Herrn Abarca ein wegen Verschwörung, organisierter Kriminalität, Übergriff auf Verkehrswege, Schäden an den Vermögenswerten des Unternehmens und Anschlägen gegen den Frieden, die Integrität und das Erbe der Gemeinschaft und des Staates. Das Unternehmen legte eine Erklärung von zwei Personen vor, die angeblich Augenzeugen sein sollen, Frau Brenda Liliana Leon Valdez mit Wohnsitz in Kanada und mexikanischen Ursprungs, und Herrn Willis Bradley Craig, kanadischer Staatsangehöriger. Im selben Monat nahm Mariano Abarca an einer Kundgebung vor der kanadischen Botschaft in Mexiko-Stadt teil, an der von kanadischen Bergbauunternehmen Betroffene beteiligt waren wie die Organisation Breite Front der Opposition (Frente Amplio Opositor - FAO), und den Rückzug der transnationalen Firma am Cerro de San Pedro im Bundesstaat San Luis Potosi forderten. Tage später partizipierte er am Forum, das im mexikanischen Kongress zum Thema Bergbau abgehalten wurde, wo er die Schäden geltend machte, die das Unternehmen Blackfire in Chiapas erzeugt.

Am 17. August wurde Don Mariano Abarca auf illegale Weise von der Polizei mit extremer Gewalt entführt, um der Anklage vorgeführt zu werden. In den folgenden Tagen versuchte die Landesregierung mit Mariano Abarca zu verhandeln, seine Freilassung im Austausch für die Aufgabe des Kampfes und Widerstands gegen den Bergbau - oder die zweite Sitzung des REMA Chiapas in Chicomuselo Ende des selben Monats zu verhindern. Don Mariano Abarca blieb lieber im Gefängnis, als diese Vorschläge zu verhandeln.
Schließlich beschloss die Landesregierung auf nationalen und internationalen Druck hin und wegen Fehlens von belstendem Material, ihn zehn Tage nach seiner gewalttätigen Festnahme wieder freizulassen. Im September besuchte der Gouverneur des Landes die Stadt Chicomuselo und stellte die Ablehnung der Bewohner betreffs des kanadischen Bergbauunternehmens fest.

In den letzten Tagen reichte Mariano Abarca Roblero bei den zuständigen Behörden eine Klage ein mit dem Inhalt: "Verwaltungsakt gegen die mögliche Begehung von Verschwörungshandlungen und des Verbrechens der Bedrohungen und daraus resultierender Verbrechen, sanktioniert durch Artikel 227 und 228 des Strafgesetzbuches des Landes Chiapas, gegen CC. Ciro Roblero Perez und Luis Antonio Flores Villatoro (Public Relations Manager von Blackfire) und ansonsten verantwortliche Personen (...)" (...)

Aus all diesen Gründen, geben wir die Schuld dem Gouverneur Juan Sabines Guerrero, weil er nicht rechtzeitig gehandelt hat, um dieses Verbrechen, das den Bundesstaat Chiapas mit Blut befleckt, zu verhindern. Die Regierung hatte Klarheit über die Handlungsweisen des kanadischen Unternehmens und wusste, was für einen Konflikt sie mit den Bergbau-Konzessionen erzeugte. Wir machen das kanadische Unternehmen Blackfire, ihren Generaldirektor Artemio Avila Cervera, ihren Public Relations Manager Luis Antonio Flores Villatoro und die Landesregierung für die gewalttätigen Ereignisse gegen Aktivisten verantwortlich, die das Wasser, das Land, das Territorium und die Umwelt verteidigen.

Deshalb fordern wir:

- Sofortiger Abzug des kanadischen Unternehmens Blackfire und Rücknahme der Bergbaukonzessionen in Chiapas.

- Sofortige Verurteilung und Bestrafung der Täter und Drahtzieher des Verbrechens bis zur letzten Konsequenz.

- Schutz der Familie von Mariano Abarca Roblero.

- Schutz für Herrn Orlando Velazquez, seine Familie und andere Mitglieder des REMA.



Raus! mit Kanada und seinen transnationalen Konzernen aus Chiapas und Mexiko!

Otros Mundos, A.C./Amigos de la Tierra México
Red Mexicana de Afectados por la Minería (REMA)


Referenz:
ASESINARON A MARIANO ABARCA ROBLERO, LIDER OPOSITOR CONTRA LA MINERA CANADIENSE BLACKFIRE

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