Neumarkt (Oberpfalz) Mahnwache gegen rechte Gewalt

Zorro 26.11.2009 22:59 Themen: Antifa
Vor ein paar Monaten wurde ein 22-Jähriger am helllichten Tag, mitten in der Stadt von einem Neo-Nazi mit einer Glasflasche angegriffen und zusammengeschlagen.

Am 25.11.09 fand die Gerichtsverhandlung statt, im Rahmen dieser Verhandlung wurde zuvor eine Mahnwache für Todesopfer rechter Gewalt abgehalten. Der 17. Todestag Silvio Meiers letzten Samstag und der Mord an Iwan Chutorskoi in Moskau letzte Woche gaben zusätzlich Anlass den sich häufenden Gewalttaten der Faschisten entgegenzutreten und ein Zeichen zu setzen. Auch im Hinterland.
Um 12:30 Begann die Mahnwache vor dem Neumarkter Rathhaus, nachdem die Stadt ja leider die Kundgebung vorm Amtsgericht zurückgewiesen hatte.

Es wurde eine Art Altar aufgestellt, mit Fotos von 5 bekannteren Fällen von Neo-Nazis ermordeter Menschen. Silvio Meier, dessen Todestag sich letzten Samstag zum 17.mal gejährt hatte, Marinus Schöberl, der per sogenannten "Bordsteinkick" hingerichtet wurde, Carlos J. Palomino, der in Madrid unter ähnlichen Umständen wie Silvio Meier ums Leben kam, Alberto Adriano der in Dessau zu Tode geprügelt wurde und der erst letzte Woche in Moskau erschossene Iwan Chutorskoi.
Das diente dazu um die mörderische Wahrheit für Passanten anschaulicher zu machen.

Es versammelten sich ca. 30 Menschen um den Opfern zu Gedenken und um ein entschlossenes Zeichen zu setzen, viele Passanten blieben neugierig stehen, erkundigten sich und nahmen Flyer entgegen.
Der Polizei-Einsatz war wieder mal maßlos übertrieben für so eine kleine Mahnwache, bei der klar war das nicht viele Menschen erscheinen würden, zu einem wegen der Uhrzeit, zum anderen wegen der kurzfristigen Anmeldung.

Es wurde eine mehrere Meter lange Todesliste von Neo-Nazi-Opfern (seit 1990 in D) über den Rathhaus-Platz gelegt, um das alles besser zu verdeutlichen, um Namen Schwarz auf Weiss zu haben.

Um 13 Uhr gab es einen kleinen Redebeitrag, in der es um die zunehmende rechte Gewalt geht, in Neumarkt, in Deutschland und überall.
13:30 Uhr wurde die Mahnwache aufgelöst und der Mob ging geschlossen zum Amtsgericht, wo schon eine Schwadron Cops wartete, die provozierend die Verhandlungs-Besucher filzten. Der Saal war überfüllt mit Symphatisanten des Opfers, viele mussten der Übefüllung wegen draussen warten.
Mit soetwas hatte das kleine Kaff nicht gerechnet!

Zum Hintergrund der Verhandlung:
Vor ein paar Monaten (im Flyer stand 2 Monate, es war etwas länger her...) wurde ein Antifaschist am helllichten Tage, mitten in der Stadt Neumarkt von einem Neo-Nazi angegriffen. Es begann mit pöpeleien, als der Antifa aufstand wurde ihm sofort eine Flasche über den Kopf gezogen und mehrere Schläge ins Gesicht verpasst. Der Antifa konnte sich aufgrund des Überraschungseffekts kaum wehren und landete auf der Bank im Schwitzkasten des damals 19-Jährigen Faschisten, welcher ihm 3 Dreadlocks vom Hinterkopf herauriss, ihm in den Hals biss und versuchte mit seinen Fingern in seine Augen zu drücken. Ganz mieses Tennis.
Mehrere anscheinend schockierte Passanten blieben vor den beiden stehen, bis irgendwann 2 Freundinnen des Antifas eingriffen. Der maletrierte sah ganz und gar nicht gut aus, sein Gesicht war in Sekunden angeschwollen, mit Blut verschmiert und zerkratzt.
Seltsamerweise rief der Nazi, während er auf dem Antifa saß, einem Passanten zu, er solle die Polizei holen. Verschwommene Realität oder Flucht nach vorne.

Auf jedenfall ließ der Nazi von ihm ab, als die 2 Mädels ihn mit Schlägen bearbeiteten, das ganze verlagerte sich auf die andere Straßenseite, der Antifa konnte vielleicht noch 2 - 3 gezielte Schläge ins Gesicht verzeichnen, der Nazi antwortete nur lachend darauf "wie siehst du denn aus!".
Bei der ganzen (ziemlich einseitigen) Keilerei wurde das Hemd des Angreifers zerissen und ein großes Hakenkreuz auf einem Reichskriegsflaggen-Hintergrund blitzte tattowiert auf seiner Brust hervor. Die Hunde, die in Begleitung des Opfers waren bekamen auch den einen oder anderen Tritt ab, als sie verwirrt und aufgebracht den Neo-Nazi ansprangen.
Mit einem mal löste sich die Schlägerei auf und beide verschwanden, der Antifa wurde einige Gassen weiter von der Polizei aufgegriffen, er bestand auf sein Aussageverweigerungsrecht.
Der Neo-Nazi muss sich anscheinend selber bei der polizei gemeldet haben, er stand urplötzlich inder Wache, zeigte auf das Opfer mit den Worten "ja, der wars!".
Flucht nach vorne.
Er stellte Anzeige, der Antifa tat gezwungenermaßen das gleiche, was sich im nachhinein nicht als Fehler rausstellte, die Anzeige gegen ihn wurde fallengelassen.
2 unabhängige Zeuginnen machten Aussage zugunsten des Antifas.

Hätte der Faschist keine Anzeige gestellt, wäre das ganze niemals vor Gericht gekommen und Mensch hätte sich einiges erspart.

Zu bemerken ist, er war auf Bewährung, wegen einer ähnlichen Sache, als es im Neumarkter Stadtpark vor 2 Jahren zu einer brutalen Auseinandersetzung zwischen Neo-Nazis und Linken kam. Baseballschläger und ähnliches waren dabei im Spiel, der Faschist an vorderster Front.

Anhänger vom Angeklagten ließen sich nicht blicken. Das ganze zog sich 2 Stunden, das Opfer hatte vor seiner Aussage im Gericht noch einmal betont, er hätte das ganze gerne anders geklärt, habe sogar versucht die Anzeige zurückzuziehen, was nicht mehr möglich war, angeblich zwecks öffentlichen Interesses. Er betonte das er das Gericht und seine Instutionen genauso ablehne wie Faschisten und nichts davon hält.
Das brachte ihm nur Unglaubwürdigkeit beim Staatsanwalt ein und ein kurzes Wortgefecht.
Letztendlich, nach den Aussagen der Zeuginnen, wurde der Neo-Nazi zu 1 Jahr und 9 Monaten ohne Bewährung verurteilt.
Knast macht die Leute sicher nicht besser und das ist ganz sicher nicht die Lösung des Problems, so wie es oftmals geglaubt wird.
Als ob Wegschließen etwas bringen würde.
Andererseits weiss man auch nicht wie das ganze ausgegangen wäre, hätte es sich in einer menschenverlassenen Gegend abgespielt. Ohne Passanten. Ohne das Eingreifen der Freundinnen.

Zufrieden sein braucht man trotz des harten Urteils nicht.

An sich war die Gedenk-Mahnwache gegen rechte Gewalt in dem Zusammenhang mit der Verhandlung relativ erfolgreich!


KEIN VERGEBEN. KEIN VERGESSEN.
Auch nicht im hintersten Kaff wie Neumarkt Oberpfalz!


(Bitte um Verständniss für die Bezeichnung "Faschist" etc.)


Presseartikel:
 http://www.nm-online.de/artikel.asp?art=1129960&kat=27&man=9
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Ergänzungen

bilder

Zorro 26.11.2009 - 23:32
hier ein paar Bilder...

Kontakt

Zorro 28.11.2009 - 16:34
Also, "Vernetzungs"-Site is momentan in Aufbau, ansonsten e-mail:  rezisti-nm@web.de
"Rezisti" Neumarkt heisst die Gruppe.

fehler

fretz 28.11.2009 - 16:47
irgendwie hat das bild nicht geladen... 2ter versuch.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

sehr schön — klein aber fein

schön... — Antifa