Brunnenstraße: Zusammenfassung/Aufruf

Der Grinch 25.11.2009 14:06 Themen: Freiräume Repression
Geschichte der Brunnenstraße/Zusammenfassung der jetzen 24 Std./Aufruf
Die Geschichte der Brunnenstraße 183


"Die Geschichte des Hausprojekts in der Brunnenstraße 183 ist eine Geschichte von David und Goliath, von Freiraum und Privateigentum, vom Glauben an ein Leben ohne Geld - oder zumindest fast ohne. Und von einer Frage, die sich nie ganz vertreiben ließ: wie lange noch?

Nach dem Mauerfall steht der Altbau in der Brunnenstaße zunächst leer, bevor Besetzer in ihm ein neues Zuhause finden. Sie legalisieren ihren Status bald und zahlen Miete auch ohne Mietvertrag. Zunächst an die Wohnungsbaugesellschaft Mitte, später an die Eigentümer. Als das Haus jedoch an eine Immobilienfirma verkauft wird, beginnen die Probleme. Das Unternehmen will die Bewohner zum Auszug bewegen und das Haus sanieren. Irgendwann zahlt es die Kosten für Müll und Wasser nicht mehr, die Bewohner schließen eigene Verträge ab, das Unternehmen verschwindet von der Bildfläche, insolvent, die Zwangsversteigerung steht vor der Tür.

Die Bewohner wollen einem ungewissen Neubesitzer zuvorkommen und das Haus selbst kaufen. Sie sammeln Geld, beantragen Kredite. Doch bei der Versteigerung am 23. Januar 2006 kommen sie nicht zum Zug. Das Haus ist bereits verkauft. Neuer Eigentümer: der Passauer Arzt Manfred Kronawitter, er plant ein Mehrgenerationenhaus. Der Rechtsanwalt der Bewohner nennt damals 285.000 Euro als Kaufpreis.

Ein Spekulant sei er nicht, das betonen auch die Hausbewohner. Trotzdem beginnt für die rund 30 Bewohner ein Leben zwischen Räumungsklagen, Personalienfeststellungen, Unterschriftenlisten. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterschreibt für den Erhalt des Umsonstladens, den die Bewohner im Erdgeschoss betreiben.

Ein Ausweichgrundstück soll die verfahrene Situation lösen. Wenn Kronawitter einen anderen Platz bekommt, kann er den Bewohnern der Brunnen 183 ihr Haus verkaufen, so die Idee. Die Bedingung des Arztes: Zentral muss es liegen. Zur Debatte steht schließlich ein Grundstück in der Ackerstraße, nur wenige Straßen entfernt. Doch der Liegenschaftsfonds verkauft das Gelände im Juli 2008 anderweitig.

Seitdem haben die Bewohner jeden Tag die Räumung erwartet. Prozesse um die Anerkennung ihrer Mietverhältnisse haben sie verloren. Eine Geschichte ohne Happy End."

Quelle:  http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/raeumung-in-berlin-mitte/

Ein Arzt mit einer eigenen Praxis, hat das Haus devinitiv nicht so nötig, wie die Menschen die darin gelebt haben. Im Übrigen haben noch mehrere Menschen bestehende Mietverträge, trotzdem wurden gestern sämmtliche Fenster herrausgerissen um das Haus unbewohnbar zumachen. Deshalb hoffen wir auf solidarische Aktionen im Raum Passau...

Praxis des Arztes:  http://www.praxis-kronawitter.de/start.php3



Was geschah am 24.11. in der Brunnenstraße 183


"Nach Bekanntwerden der Räumung versammelten sich innerhalb von 3 Std. ca. 300 Menschen um die weiträumigen Polizeiabsperrungen in der Brunnenstraße usw., um ihre Solidarität mit den von der Räumung betroffen Menschen zum Ausdruck zu bringen. Gegen die Räumung direkt konnte Mensch nichts ausrichten. Dies wurde von einem riesen Bullen-Aufgebot verhindert (600 Bullen). Es startete eine friedliche Sponti mit ca. 250 Teilnehmer_innen. Diese wurde unter massiver Gewaltanwendung nach ca. einem Kilometer unterbunden."

Videos der Räumung:

 http://www.youtube.com/user/spreepirat0107#p/a/u/0/ew6r8y1YKi8

 http://www.youtube.com/watch?v=fBLHPE8JjB4&feature=player_embedded

In der Nacht vom 24. zum 25.11 kam es zu mehreren militanten Aktionen die vermutlich als Antwort auf die Räumung verstanden werden können.

#Ein Polizeiauto angezündet

#Eine Polizeiwache und ein Polizeiauto mit Farbomben beworfen

#Mehrere kleine Barrikaden erichten und zum teil in Brand gesetzt

Quelle:

 http://www.bz-berlin.de/tatorte/unbekannte-fackeln-polizeiauto-ab-article654038.html

 http://www.bz-berlin.de/bezirk/neukoelln/polizeirevier-mit-farbbeuteln-beworfen-article654200.html



Was geschieht nun mit dem Haus?


Das Haus wird zurzeit von der Firma Siteexorbis bewacht.

Adresse der Firma:  http://www.sitexorbis.de/index.php?mode=kontakt_kontaktdaten

Es ist davon auszugehen, dass Kronawitter demnächst einen Auftrag zur Sanierung an eine Baufirma vergeben wird. Ob die Sanierung ohne zwischenfälle verläuft ist zu bezweifeln.



Wir versauen euch das Weihnachtsfest und das ist auch gut so!


Es hätte eine Ausweichgrundstück für die Brunnenstraße 183 geben können. Doch der Partybürgemeister von Berlin gibt ein Alternativobjekt lieber seiner Bonzefreundin Jette Joop (Quelle:  http://www.neues-deutschland.de/artikel/159899.brunnenstrasse-183-geraeumt.html). Am 23.11. eröffnete Wowereit den Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus. "Wir sollten auch einmal innehalten und uns daran erinnern, dass es neben materiellen Dingen auch etwas gibt wie Gefühle, Familie und Freundschaft" sagt Wowereit bei der Eröffnung. Diese Aussage ist nichts weiter als Heuchelei, wenn Mensch bedenkt, dass einen Tag später Menschen auf die Straße gesetzt werden und Wowereit ein Alternativobjekt lieber seiner Bonzenfreundin "klarmacht".



Und nun?


Deshalb werden wir bis zum 24. Dezember immer wieder "Prestige-Veranstaltungen" nutzen, um diese Thematik an die Öffentlichkeit und unseren Protest dagegen zum Ausdruck bringen. Wir werden nicht in "unseren Szenekiezen" bleiben, wir werden immer da sein wo ihr uns nicht haben wollt! Kurzum: Kein Haus - kein ruhiges Weihnachten für Kronawitter, Wowereit, Senat und Bullen!

Kommt alle am Samstag, den 28. November um 19:00Uhr zum Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus!

Zeigt Transparente!

Verteilt Flugblätter!

Skandiert Parolen!

Seid Spontan - seid out of control!

Seid einfach alle da wo sie uns nicht haben wollen!

Solltet ihr von den Bullen ein Platzverweis erhalten, besteht darauf diesen in schriftlicher Form zu bekommen.



Wenn es kein Alternativ-Objekt gibt, werden wir Kronawitter, Wowereit, Senat und Bullen (Stellt euch schon einmal darauf ein, dass ihr am 24. arbeiten müsst!) das Weinachtsfest versauen!



Weitere Veranstaltungen:

 http://de.indymedia.org/2009/11/266943.shtml
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Ergänzungen

platzverweis

schriftlich 25.11.2009 - 14:58
bitte keine schriftlichen platzverweise fordern, da ihr dann euren ausweis vorzeigen müsst (bei mündlichen nicht immer).
und falls schriftlich, bitte nicht (!!) unterschreiben!

Weitere Soliaktionen

Erkan Genzung 25.11.2009 - 15:07
Laut Indymedia gab es zudem:

- Eine kurzfristige Solibesetzung nahe des Nordbahnhofs ( http://de.indymedia.org/2009/11/266949.shtml)

- Verschönerungen und Rolladendemolierung an drei Gebäuden von Quartiersmanagement Schillerkiez und Taskforce Okerstraße in Neukölln ( http://de.indymedia.org/2009/11/266949.shtml in den comments)

- eine Solibesetzung in Magdeburg ( http://de.indymedia.org/2009/11/266947.shtml)

to be continued...

thema: Platzverweis

rudolf 25.11.2009 - 15:41
Die Polizei kann zur Abwehr einer Gefahr jede Person vorübergehend
von einem Ort verweisen. Das ist der so genannte Platzverweis(§ 34 PolGNW).

Folgende Kriterien müssen hierfür erfüllt sein:

Es muss eine Gefahr vorliegen (nachfragen welche)

Der Platzverweis muss zur Gefahrenabwehr erforderlich sein

Es darf kein weniger eingreifendes Mittel zur Gefahrenabwehr
verfügbar sein (also z.B. Zurücktreten an den Straßenrand, statt
kompletter Entfernung vom entsprechenden Ort)

Der Platzverweis ist nur vorübergehender Natur, d.h. zeitlichbeschränkt. Er kann schriftlich oder mündlich erteilt werden. Der schriftliche Platzverweis ist ein Zettel, auf dem Personalien, Ort, Uhrzeit, bis wann der Verweis gilt, Unterschrift des Bullen und die Begründung für den Verweis aufgeführt sind. Zu beachten ist, dass die Bullen in diesem Fall einen Durchschlag mit deinen Personalien behalten, z.B. um sie in Dateien wie „Straftäter Links“ einzusortieren. Mündlich kann ein Platzverweis so aussehen, dass der Bulle auf dich zeigt und dich mit den Worten „Sie haben einen Platzverweis!“
anbrüllt. Rechtlich besteht zwischen dem schriftlichen und
mündlichen Platzverweis kein Unterschied. Wegen eines Platzverweises können dir die Bullen weder Straf- noch Bußgelder aufdrücken. Erst das Missachten kann als Ordnungswidrigkeit
geahndet werden.

Eine Ordnungswidrigkeit ist keine Straftat!

Sollte es zu Diskussionen/Platzverweisen kommen wäre es sinnvoll Aussagen von Bullen zu filmen/dokumentieren. Übergriffe ggf. auch. Das sollte aber nur durch Menschen mit Presseausweis geschehen.

mobivideo

(muss ausgefüllt werden) 25.11.2009 - 15:42

2009 - 1968

bl 25.11.2009 - 16:10
Berlin 2009

Berlin kuscht vor dem linken Terror
(Bild Zeitung vom 12.06.2009)

Räumt endlich die linken Terror-Nester!
(Bild Zeitung vom 17.11.2009)

Nach BILD-Berichten handeln endlich die Behörden
Polizei räumt Chaoten-Haus
(Bild Zeitung vom 25.11.2009)


Berlin 1968

Stoppt den Terror der Jung-Roten jetzt!

Schluß mit Terror und Krawall

Jetzt wird aufgeräumt!

(Schlagzeilen aus Springer-Zeitungen 1968)


Am 11. April 1968 schoss der junge Hilfsarbeiter Josef Bachmann vor dem SDS-Büro am Kurfürstendamm dreimal auf Dutschke. Er traf ihn zweimal in den Kopf, einmal in die linke Schulter. Dutschke erlitt lebensgefährliche Gehirnverletzungen und überlebte nur knapp nach einer mehrstündigen Operation.

(Gretchen Dutschke-Klotz: Rudi Dutschke. Eine Biographie, a.a.O. S. 197ff.)

Rechtswidrige Räumung!

egal 25.11.2009 - 16:26
Was noch einmal ganz deutlich betont werden muss. Kronawitter hatte nur fünf Räumungstitel. Die restlichen Bewohner haben zum Teil noch gültige Mietverträge. Trotzdem haben die Bullen das ganze Haus geräumt und Kornawitter hat durch eine Firma das gesammte Haus unbewohnbar machen lassen.

Wir sehen uns später auf der Straße!

Mit der Dunkelheit kommt die Angst

Dein Name 25.11.2009 - 16:33
Nachdem es den ganzen Tag in Friedrichshain etwas ruhiger war, was das sinnlose verbrennen von Diesel in alten Knatter-Wannen angeht, kann man seit einigen Minuten wieder verstärkt grün-weiße Bewegung auf den Straßen beobachten. So vergehen keine zwei Minuten, ohne dass am Frankfurter Tor eine Wanne den eigenen Weg kreuzt, die sich scheinbar in Seitenstraßen in Bereitschaft stellen.

Im Weidenweg, in der Nähe des Linkspartei-Büros, stehen inzwischen zwei Spaßmobile, während die Cops im Kreis auf dem Bürgersteig stehen dass man fast gewillt ist, sie zu fragen ob man in der Mitte ihrer Runde vielleicht ein Fass zum wärmen anzünden solle, und auch die Zivten haben sich wieder in gewohnt betont-unauffälliger Weise im Kiez verstreut.

Es scheint, als wisse man genau, dass das Schlimmste nach der Räumung noch bevor steht, und dass heute wohl mehr Gruppen unterwegs sein werden, die die Nacht noch länger werden lassen, als die letzte es schon war.
"Bock" oder "nicht Bock" spielt seit gestern bei den Bullen keine Rolle mehr, denn an dem Rattenschwanz, der unweigerlich jeder Räumung anhängt, an dem wissen sie wohl, kommen sie auch diesmal nicht vorbei. Immerhin durften sie den Zeitpunkt bestimmen und nun sind wir mit dem Preis an der Reihe...

...und ab geht er, der Peter! Dunkel wars, die Barri schien helle...

Fotos zur Räumung der Brunnenstraße 183

... 25.11.2009 - 16:57
Weitere Fotos zur Räumung der Brunnstraße unter:

 http://www.flickr.com/photos/mikaelzellmann/sets/72157622868952004/

Von Brunnen183.blogsport.de

xxx 25.11.2009 - 17:16
Reaktionen auf die Brunnen 183 Räumung

Heute wurde das Hausprojekt Brunnen183 von 6 Hundertschaften brutal am hellerlichten Tag geräumt.

Ihr bestimmt den Termin, wir den Preis!

Kommt alle zu den Demonstrationen. Wir wehren uns!!!
Kommt zum Warmup am 25.11.2009 um 20.00 Uhr am Kollwitzplatz
und zur Großdemonstrationen am 26.11.2009 um 19.00 am O-Platz.
Heute, Morgen, alle Tage- wir kämpfen weiter- keine Frage!

Das Hausprojekt Brunnen183 gehörte zu den bedrohten Hausprojekten in Berlin, genau wie die Liebig 14, Rigaer94 und der Schwarzer Kanal, kämpfte die Brunnen183 seit über 15 Jahren um den Erhalt der Freiräume.
Wir bleiben Alle!

Die Brunnen183 gab als Projekt Menschen unterschiedlichen Alters und aus vielen verschiedenen Ländern ein zu Hause. Sie sieht sich als soziales Wohn- und Kunstprojekt, dass auch durch den im Erdgeschoss angesiedelten Umsonstladen vielen Menschen und Nachbar/innen die Möglichkeit gab, materielle Güter ohne Geld auszutauschen und dadurch dem Verwertungszwang etwas entgegenzusetzen.

Mit einem Großaufgebot von 600 Einsatzkräften räumte die Polizei, als Amtshilfe für den Gerichtsvollzieher das Haus. Neben Hundertschaften und Helikopter wurde auch das SEK bei der Räumung eingesetzt. Die gesamte Brunnenstraße wurde abgesperrt und auch in F-Hain und X-Berg war die grüne Armarda mehr als präsent. Solidaritätsbekundungen gab es trotzdem und wenige Minuten nach der Räumung fanden sich zahlreiche Aktivist/innen zur Unterstützung ein.

Trotzdem die Bewohner/innen bereit waren, dass Haus zu kaufen, verweigerte der neue Eigentümer sich einem Verkauf und wie schon üblich war auch keine wirkliche Unterstützung von politischer Seite zu erwarten.
Verantwortlich für diese Räumung ist der nicht nur der Neubesitzer und Passauer Arzt der auf einem Räumungstitel bestand, sondern auch der Berliner Senat und sein Liegenschaftsfond, welche weder einem Haustausch, Ersatzobjekten noch einer politischen Lösung zustimmten. Jegliche Zugeständnisse und politische Bekundungen erweisen sich als leeres Gewäsch.

Nach der Studie gegen Linksextremismus und dem so genannten „runden Tische der Experten“, versucht die Berliner Polizei ihr Bild in der Öffentlichkeit gerade zu rücken. So überfielen sie erst letzte Woche mit einem Großaufgebot die Liebigstr. 14 und 34. Und trotzdem, sind ihnen auch weiterhin Freiräume, die sich jenseits der kapitalistischen Verwertungslogik etablieren ein Dorn im Auge. Ob Rückzugsräume oder Ausgangspunkte: unsere Freiräume werden wir verteidigen und uns nicht widerstandslos nehmen lassen!

Jede Räumung hat ihren Preis, welchen bestimmen wir!

 http://wba.blogsport.de

Demo Morgen! ÄNDERUNG

ich 25.11.2009 - 19:03

demo was nun

abc 25.11.2009 - 20:09
hallo es sind gut über 100 leute am kollwitzplatz und nun ??????????????????????????? und es sind gute 12 wannnen vor ort auch in der anklamerstraße ist eine wanne

sollen wohl 300 sein

ghj 25.11.2009 - 21:16
twitter
hashtag: #Brunnen183

zur Info: So sieht Gentrifizierung aus

Antifa 29.11.2009 - 16:10
 http://de.indymedia.org/2009/11/267359.shtml
zur Info: So sieht Gentrifizierung aus
Mainzer Straße, Berlin
vorher:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Mainzer_Stra%C3%9Fe-4-Juni1990.jpg
nachher:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Mainzer_Stra%C3%9Fe_Friedrichshain_Berlin.jpg

Brunnenstraße 183 vor der Räumung:
 http://static.panoramio.com/photos/original/24686987.jpg
Wie wird das Haus in 5 Jahren aussehen? So wie die zwei daneben? Thats Gentrifizierung!

Aufruf zum überregionalen Aktionsmonat

wba 30.11.2009 - 17:39

Unsere Utopien gegen ihren Profit!

Aktionsmonat für autonome Freiräume und gegen Repression!

Die Zeit ist reif für eine unkontrollierbare Bewegung…
Dies ist ein Aufruf, der sich an alle selbst von Repression und Ausgrenzung betroffenen oder solidarischen Menschen, an alle Kleingruppen und linken Zusammenhänge, Künstler_innen und Aktivist_innen wendet. Er wurde formuliert, da die letzten Wochen in Berlin und in anderen Städten und Ländern turbulent waren und die Ereignisse sich überschlugen.
Es ist oft das gleiche Schema: Sobald sich Menschen einen Freiraum schaffen um dort kollektiv neue Formen des Zusammenlebens und -kämpfens zu erproben, schlägt der Staat mit seinen Repressionsorganen zu. Es kommt zu Räumungen, Verhaftungen und letztendlich auch zu Prozessen. Egal ob Erfurt, Magdeburg, Berlin, Hamburg, Dresden oder Oldenburg: in der kapitalistischen Verwertungslogik ist kein Platz für Freiräume. Uns reicht es schon lange und – es wird Zeit das wir gemeinsam zurückschlagen!


Die Situation in Berlin…
In den frühen Morgenstunden des 16. November wurde Tobi in der Nähe von 2 brennenden Autos festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, diese angezündet zu haben, und er sitzt nun in U-Haft. Am selben Nachmittag stürmte die Polizei gleich zwei Hausprojekte in Berlin: die Liebig 14 und die Liebig 34. Menschen wurden in ihren Zimmern eingesperrt und geschlagen, es gab kaum Zeug_innen der Durchsuchung, die Bullen verhielten sich gewohnt rüpelhaft. Eine Woche später wurde die Brunnenstr. 183 widerrechtlich geräumt. Die Einrichtung wurde von den Bullen zerschlagen, alle Fenster herrausgerissen und das Haus unbewohnbar gemacht. 40 Männer, Frauen und Kinder sitzen auf der Straße.
Die Antwort darauf folgte schnell: 3 große Solidemos,und etliche Soli-Aktionen in Berlin und anderen Städten. Viele Menschen wurden dabei festgenommen, gegen mindestens 2 wurde ein Haftbefehl ausgesprochen. Berlin ähnelt zur Zeit einer Polizeistadt, Platzverweise werden ständig wahllos verteilt, Kleingruppen werden verfolgt, Menschen werden auf der Straße kontrolliert und durchsucht, Wannen und Zivis prägen das Stadtbild.
Zugleich hetzt ein Teil der die Medien massiv gegen die linke Szene und die Hausprojekte: Die U-Haft von Alex wurde von der Springerpresse gefordert, Tobi wurde vorverurteilt und mit Namen und Gesicht auf der Titelseite abgedruckt und es wird dazu aufgerufen, die „Terrornester“ endlich zu räumen. Dies ist eingebettet in die staatliche Kampagne gegen „Linksextremismus“, die die linke Szene isolieren und mit Neonazistrukturen gleichsetzen soll.
Dass ein Repressionsschlag kommen musste, war abzusehen: Die linke Szene hat in den letzten Jahren mit vielen Demos und Aktionen dass Thema Stadtumstrukturierung und Freiräume auf die politische Tagesordnung gesetzt und im Bewusstsein der Menschen gehalten. Die Berliner Polizei und Justiz gab in den letzten Monaten wiederholt ihre Hilflosigkeit gegenüber den militanten Aktionen zu, blamierte sich kräftig und verwies die Lösung des Problems an die Politik. Sie beklagte sich vermehrt, dass die verschiedenen Aktivitäten auch von einem großen Teil der Bevölkerung durchaus mit Sympathie begegnet wird. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn unsere Politik betrifft nicht nur unsere Projekte.
Denn nicht nur linke Hausprojekte sind von der Gentrifizierung bedroht, der Prozess der Aufwertung und der damit einhergehenden Verdrängung betrifft einen Großteil der Menschen in den Berliner Innenstadtbezirken! Während die Armut nicht nur in Berlin seit Jahren ständig steigt, explodieren hier gleichzeitig die Mieten. Die verschärfte Ausrichtung der Gesellschaft an Profitinteressen betrifft viele gesellschaftliche Bereiche, und stößt auch an vielen Stellen auf Protest, wie z.B. die weltweite Besetzungswelle an den Unis.
Hetze gegen Hausprojekte ist das eine – vermeintliche politische Kompromisse das andere. Wir befinden uns derzeit in Berlin in der Situation, dass das Thema steigende Mieten und Gentrifzierung gerade von allen Seiten aufgegriffen wird. Das ist erstmal ein Erfolg – aber birgt auch Gefahr. Denn die politische Strategie ist klar: durch ein paar kosmetische Änderungen an den Mietgesetzen sollen die Betroffenen eingelullt werden, soll der alltägliche und allnächtliche Widerstand isoliert werden, um ihn dann durch Bullen und Staat zerschlagen zu lassen. Lassen wir uns nicht isolieren – und lassen wir uns auch nicht mit eine paar kosmetischen Kleinigkeiten abspeisen!

Und darüber hinaus…
Es brodelt nicht nur in Berlin kräftig rund um Freiräume und andere emanzipatorische Bewegungen. Auch in anderen Städten organisiert sich Widerstand auf vielen Ebenen, sind Häuser bedroht, werden besetzt und geräumt, Freiraumbewegungen leben in vielen Städten auf, Menschen wehren sich gegen Repression, Verdrängung und Überwachung. In Hamburg wurde gerade während einer Freiraumdemo ein kurz zuvor besetztes Haus geräumt, und ein Angriff auf die Roten Flora wird medial vorbereitet. In Erfurt wurde das langjährig besetzte Topf und Söhne Gelände mit einem wahnwitzigen Polizeieinsatz geräumt, die anschließende stille Besetzung des Kegelheims wurde noch am selben Abend nach ihrer Bekanntgabe gewaltsam beendet.
In den Niederlanden wurde vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, dass die komplette Besetzer_innenszene kriminalisiert und das Besetzen und die Unterstützung dessen illegalisiert. Dies ist auch ein „Erfolg“ von medialer Hetze und mangelnder Solidarität, die nach bekanntgabe hätte erfolgen können. Auch in Lodz/Polen gab es vor kurzem eine brutale Razzia im Squat K50. Des weiteren wurde auch das bekannte Squat Milada in Prag geräumt.
Ob Erfurt, Hamburg, Wien, Magdeburg, Münster, Wilhelmshaven, Oldenburg, Prag, Lodz, Berlin und Dresden – überall die gleiche Scheisse, und die gleiche Repression…
Denn da wo sich Menschen gegen die sich verschärfenden kapitalistischen Verhältnisse wehren, sitzen auch Menschen in den Knästen, die sich für ihre Utopien von einer besseren Welt engagieren. Wenn eine Bewegung zu sehr an Boden gewinnt, kommt es zu Repressionsschlägen, um die Bewegung zu isolieren, zu kriminalisieren und damit zu brechen, wie gerade aktuell in Berlin oder das letzte Jahr in Griechenland. Dagegen müssen wir uns wehren und unsere Solidarität zeigen!
Überregionaler Aktionsmonat…
Wir wollen euch dazu aufrufen, euch mit euren Mitteln und Möglichkeiten an einem Aktionsmonat für unsere Freiräume und gegen die Repression einzubringen. Wir denken dass es wichtig ist, den Gesamtzusammenhang zu sehen und solidarisch zu sein, aber gerade auch lokal zu agieren, um unsere Strukturen auszubauen, Erfahrungen zu sammeln und unkontrollierbar zu sein. Große Demos in Berlin oder Hamburg können genau das momentan nicht leisten. Wir erhoffen uns einen ähnlichen Effekt wie es damals bei der Räumung des Ungdomshuset gab, dort kam es hier spontan in über 20 Städten zu Solidaritätsaktionen, welche die Größe und die Vielfältigkeit unserer Bewegung sehr gut zum Ausdruck brachte. Neben den Aktionen möchten wir euch auffordern eure Sichtweisen auf Freiräume uns mitzuteilen, was bedeutet es in Ostdeutschland oder anderswo ein AJZ aufzubauen, wo sind die Unterschiede zwischen Projekten in Groß- und Kleinstädten, wie entwickeln sich diese Räume? Ziel ist es, möglichst viele Artikel und Berichte zu sammeln und dann diese gemeinsam in eine Broschüre einfließen zu lassen.
Egal ob Straßentheater, Infoveranstaltungen, Reclaim the Streets, spontane Demos, das Schaffen neuer Freiräume, Flugiverteilaktionen, öffentliches Kino, Konzerte im öffentlichen Raum, Straßenbahnpartys, nächtliche Spaziergänge, Solipartys… sucht eure Aktionsformen und zeigen wir gemeinsam, dass wir diese Scheiße satt haben.

Eckdaten:
Der Aktionsmonat beginnt JETZT und wir werden am 3. Januar auf einer SonderVV besprechen wie es weitergeht!
Silvester – beteiligt euch an den lokalen Antirepressions- / Antiknastdemos!
Schickt eure Berichte und alles weitere an:  wba-actionweeks@riseup.net
Unkontrollierbar, vielfältig, subversiv, kreativ – sorgen wir für einen heißen Winter!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 11 Kommentare an

Ab in die Öffentlichkeit... — Weihnachtsmann

mobivideo zu den demos — (muss ausgefüllt werden)

michael kronawitter — muss ausgefüllt werden

@ "mobi"-video — (A)

Mein Freund, der Baum! — Abies procera

Angst - für wen? — Frager

DIE STADT GEHÖRT ALLEN !! 28.11.HAMBURG — mit und oder ohne Wagen

Mehr als ein Haus — kritische Sozialarbeiter_innen