VS-Anquatschversuche in Marburg
W-Mann statt V-Mann!
Lebkuchenverkauf, Weihnachtsschmuck und Angebote bei Media Markt – und dann klingelt es plötzlich an der Tür. Und es ist nicht der Weihnachtsmann. Denn in Marburg geht neben Weihnachtswahn und Schweinegrippe auch der Verfassungsschutz um. So bekamen im vergangenen Monat Marburger_innen Besuch von Personen, die sich freundlich danach erkundigen wollten, ob er_sie nicht längerfristig als Spitzel tätig sein wollen.Die beiden Männer kamen vom Landesverfassungsschutz Wiesbaden. Eine Person war ca. 40-50 Jahre alt und hatte braune Locken mit grauen Ansätzen. Er trug eine Brille und war ca. 1,90m groß. Der jüngere Wichtel (ca. 30) war unrasiert und hatte kurze Haare. Er war etwa 1,80m groß. Beide hatten eine durchschnittliche Statur und waren eher leger (mit obligatorischer Jack Wolfskin-Jacke) gekleidet.
So harmlos sich diese Weihnachtsgeschichte auch zunächst anhört, einfach abzutun sind derartige Besuche deshalb noch lange nicht. Im Folgenden ein paar Tipps und Fakten zum Thema Anquatschversuche:
„Nein danke, wir kaufen nichts“
Zunächst einmal ist festzuhalten: Macht euch keine Gedanken, warum gerade ihr angequatscht worden seid – das kann viele verschiedene Gründe haben und das Grübeln darüber macht im Zweifelsfall nur Angst.
Wenn du als Spitzelkandidat_in vom VS, BKA, der Polizei etc. auserkoren worden sein solltest, bedeutet das nicht automatisch, dass bei dir zu Hause vorbei geschaut wird. Orte, an denen du des Öfteren anzutreffen bist oder gar der Arbeitsplatz können zum Schauplatz von Anquatschversuchen werden. In der Regel werden deine Gegenüber dir zunächst etwas anbieten, dass erstaunlicherweise auch gerade zu deiner Lebenssituation passt – dabei geht es meistens um Geld bei Geldnöten oder Verfahrenseinstellungen. Im Allgemeinen sind die Verfassungsschützer_innen „unheimlich“ gut über deine Lebensumstände informiert. Wenn du klar gemacht hast, dass du keinen Bock auf ihre Angebote und Gesprächsversuche hast, kann es dazu kommen, dass dir mit dem Jugendamt oder dem Knast gedroht wird (das guter Bulle/böser Bulle- Spielchen gibt es übrigens nicht nur im Fernsehen).
Für Angebote und Drohungen gilt: Der Verfassungsschutz hat keine Befugnisse auf eventuelle Ermittlungsverfahren einzuwirken! Somit ist vieles einfach Quatsch und entbehrt jeglicher Grundlage!
Reden – aber mit den richtigen Leuten
Siehst du dich jetzt tatsächlich Mitarbeiter_innen des Verfassungsschutzes gegenüber, gilt ganz grundsätzlich: Klappe halten. Niemand MUSS mit dem VS reden. Also Mund zu, Tür zu, weggehen etc.. Versuche, selbst etwas Verwertbares aus den VSler_innen rauszukriegen, gehen schief und können getrost als Kamikaze-Aktionen bezeichnet werden. Du hast es hier mit Profis zu tun, die über weit besseres Know-How und die geschicktere Rhetorik verfügen.Wurdest du bereits angequatscht, ist es dagegen ratsam, den Mund wieder aufzumachen und dich an Ansprechpartner_innen vor Ort zu wenden. Auch, wenn du vielleicht Angst hast, oder dir das Ganze peinlich ist, wende dich an deine lokale(n) Antifagruppe(n), deine eigenen politischen Zusammenhänge und an eine Rechtshilfegruppe. In Marburg erreichst du diese am besten, in dem du im Café am Grün nach der Bunten Hilfe fragst. Dann kann gemeinsam überlegt werden, was zu tun ist. In jedem Fall ist das Herstellen von Öffentlichkeit der beste Schutz.
P.S.: Dass der VS in Marburg unterwegs ist, klingt zwar uncool ist aber noch lange kein Grund, das Lebkuchenhaus nicht mehr zu verlassen. Vielleicht sollte mensch aber nochmal drüber nachdenken, wem was jetzt noch schnell am Handy erzählt werden muss.
Einen Anquatschversuche gab es auch in Offenbach.
Weitere Informationen findet ihr bei der Roten Hilfe, insbesondere in der Broschüre "was tun wenns brennt".
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Ergänzungen
Tipp für Marburger_innen
Wenn Leute im Raum Marburg angesprochen wurden, können sie sich z.B. an die Marburger antifa gruppe 5 wenden. Darüber hinaus ist eine Kontaktaufnahme mit der Bunten Hilfe sehr zu empfehlen.
Nochn Tipp für MarburgerInnen
Termin:
jeden 1. Sonntag im Monat um 16:30h
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Wieviel bekommt man da eigentlich bezahlt? — Arbeitssuchender
geld — nicht immer