[Erfurt] Demo gegen Räumung

was wohl laut der TA in der voran gegangenen Nacht so passiert sein soll:

"ERFURT: Mehrere Brandstiftungen
Zwei Autos, ein mobiles Toilettenhäuschen und ein Müllbehälter gingen in der Nacht zum Montag an verschiedenen Stellen im Erfurter Stadtgebiet in Flammen auf. In der Cyriakstraße hatten Passanten der Polizei gegen 0.30 Uhr zwei brennende BMW gemeldet. Eine Streife begann die Flammen mit ihrem Bordfeuerlöscher zu bekämpfen, ehe die Berufswehr den Rest übernahm. Den Schaden bezifferte ein Polizeisprecher mit ca. 5000 und 300 Euro. Vermutlich hatten die Täter die Reifen der Fahrzeuge mit einem Brandbeschleuniger angezündet. Zwanzig Minuten zuvor stand in der Puschkinstraße eine gelbe Tonne in Flammen. Schaden hier: etwa 100 Euro. Bereits am Abend musste die Feuerwehr gegen 20.10 Uhr zwischen Bahnhofstraße und Mühlgasse ein brennendes Toi-Toi-Häuschen löschen."

Quelle: Thüringer Allgmeine

Es ist eine einfache Rechnung: Wenn sie uns die Häuser nehmen, suchen wir uns neue. Auf eine dreimonatige stille Besetzung folgte gestern die lautstarke Öffentlichmachung des neuen sozialkulturellen, politischen Zentrums in Erfurt.
Von ANfang an war klar, dass die Bewohner_innen hierdurch ihr neues Zuhause verlieren könnten. Doch warum sollten sie sich verstecken. Wer keine Lust hat, sich zu verstecken, hat auch keinen Grund dazu. Es spricht rein gar nichts dagegen, leerstehende Häuser zu besetzen. Nichts, mit Ausnahme eines kapitalistischen Rechtsstaates, nach dessen Vorstellungen der Eigentümer eines seit Jahren leerstehenden Hauses, der sich womöglich nicht einmal mehr daran erinnert, dieses Gebäude jemals erworben zu haben, einen Räumungsbefehl unterschreiben und somit zerstören kan, was in mühseliger ARbeit aufgebaut wurde.

Dieser Zeitpunkt war gestern um 16.15 Uhr erreicht.

Doch der Reihe nach. Bis neun Uhr versammelten sich insgesamt etwa 25 Menschen im Haus. Letzte Transpis wurden gemalt, die Tür wurde verriegelt und langsam machte sich die Aufregung aller Anwesenden bemerkbar, bis um 11.00 Uhr der Anruf kam: "Die Pressemitteilung ist draußen. Das Haus ist offiziell besetzt." Die ANspannung wich einer ersten Erleichterung. Zwar wussten wir nicht, wie der Tag verlaufen würde, doch immerhin hatten wir es bis hierher geschafft. Es wurde Rommé gespielt, die Transparente entrollt, das ein oder andere Bier getrunken und von nun an hieß es warten und feiern, dass es uns gibt.
Immer wieder kamen Infos von draußen herein: Die Kundgebung beginnt, 50 Teilnehmer_innen, Polizei kommt und umstellt das Haus, Der Eigentümer ist nicht zu erreichen, Die Polizei hat den Eigentümer erreicht, 80 Leute auf der Kundgebung, Polizei wartet auf den Bürgermeister, der will nicht. Und so weiter.

Von Fenstern aus konnten wir die Kundgebung sehen und dieser Anblick zauberte selbst dem verbittertsten Punker ein Lächeln auf die Lippen. Es könnte klappen. Wir könnten gerade im neuen besetzten Haus sitzen.
Gegen 16.00 Uhr kam die Information, dass der Eigentümer uns bis morgen duldet, Die erhandlungen allerdings verluiefen nicht wie erwartet: Der bildet sich doch tatsächlich ein, von uns 1000 Euro Miete zu kriegen. Eine Viertelstunde später dann die Durchsage der Polizei, dass wir das Haus freiwillig verlassen sollen. Dreckscheiße! Die Treppe wurde verbarrikadiert. Wir waren bereit. Wir würden nicht freiwillig gehen. Schließlich waren wir gekommen um zu bleiben.

Dass die Cops dann tatsächlich so lange gegen unsere Tür klopfen mussten, bis diese mal nachgab, hatten wir selbst nicht geglaubt. Zwanzig Minuten hat es gedauert, bis sie im Haus waren. Dort angekommen, drehten sie in der unteren Etage völlig durch, zerstörten alles was ihnen in den Weg kam. Geräusche von berstendem Holz und zerspringendem Glas drangen zu uns nach oben, Schreie ertönten, Lichtkegel flackerten auf. Dann hatten sie die Treppe erreicht und gaben ihr Bestes. Doch ihr Bestes war nicht gut genug. All ihre Bemühungen waren umsonst. Sie mussten mit einer Leiter von draußen durch die Fenster klettern...

Wir, die im Haus saßen, möchten Danke sagen. All jenen, die draußen waren und uns, die wir nicht wussten, was passieren wird, unterstützt haben. Es war sehr geil mit anzusehen, wie die Kundgebung in Richtung gestürmt ist und sich zu einer Sitzblockade formiert hat. Vielen lieben Dank. Bis zum nächsten mal. Wir bleiben alle.

Wie so eben berichtet wurde ist der Eingang des Erfurter Finanzamtes entglast wurden.
Ein möglicher Zusammenhang mit der gestrigen Räumung des Kegelerheims ist nicht auszuschließen.