Studenten gegen Wirtschaftsbosse

Aktivist 20.11.2009 20:11 Themen: Bildung Globalisierung Repression Soziale Kämpfe
Eskalation bei Demonstration gegen das Treffen von Führungskräften aus Wirtschaft und Politik.
Unter dem Motto „Boss-Napping! Zeit für Ent-Führung“ fand vor dem Hotel Adlon eine Demonstration gegen neoliberale Wirtschaftspolitik statt. An der Demonstration beteiligte sich unter Anderem die Humboldt-Universität mit einem eigenem Demonstrationszug. Bereits nach wenigen hundert Metern löste sich die Demonstration in verschiedene lautstarke Gruppen auf, die in Richtung des weiträumig abgesperrten Hotel Adlon gingen.

Ziel der Aktionen war eine symbolische - oder auch nicht symbolische – Stürmung des Hotels, oder auch eine Blockade des Treffens, der sogenannten Führungskräfte. An der Demonstration beteiligten sich zeitweise bis zu 1500 Menschen, darunter viele hundert Student_Innen.

Die Gruppen wurden durch massiven Polizeieinsatz auch mit Pfefferspray gestört. Es bildeten sich zwei Hauptgruppen, von denen eine den Vordereingang blockierte, und einer weiteren Gruppe, welche sich nach einem Katz-und-Maus Spiel mit der Polizei am Hintereingang sammeln konnte.

Dort konnten gegen 17:45 Uhr 15 Aktivist_Innen in das Adlon eindringen. Bei dieser Aktion gab es insgesamt mindestens acht Festnahmen.

Etwa zeitgleich versammelte sich eine große Gruppe am Brandenburger Tor und wurde durch massiven Gewalteinsatz der Einsatzkräfte am Betreten des Pariser Platzes gehindert.

Gegen 18:00 Uhr konnten etwa 800 Menschen direkt vor das Adlon dringen, welches jedoch selbst nicht erobert werden konnte, stattdessen drangen nach einigen Auseinandersetzungen etwa 60 Menschen in das benachbarte Haus, ein Gebäude der Akademie der Künste am Pariser Platz. Die Besetzer_Innen konnten das Gebäude wieder ohne die Aufnahme von Personalien verlassen.

Der Verkehr um das Adlon und unter den Linden kam zeitweise zum erliegen und wurde auch bei Auflösung der Demonstration immer wieder gestört. Eine Vielzahl an Demonstrant_Innen zogen unkontrolliert in die Humbolt-Universität zurück, welche kurzzeitig von der Polizei abgeriegelt worden ist. Die Universitätsleitung verbreitet die Darstellung, dass sie mit der Sperrung der HU durch die Polizei nichts zu tun hat.

Wenig später wurde die Blockade der HU wieder aufgehoben. Weitere Meldungen dazu in Kurzform (Berichte einzelner Augenzeugen):

*** Einige Aktivist_Innen konnten sich in Anzügen gekleidet am Nachmittag in das Adlon begeben.
*** 3 Verletzte bei Auseinandersetzungen mit Einsatzkräften direkt am Brandenburger Tor
*** Zwei Neuwagen und zwei Gebrauchtwagen angeblich aus Tiefgarage entwendet (unbestätigt)
*** Am Vordereingang des Adlon 3 Festnahmen sicher beobachte

Für den morgigen Tag (21.11.) sind weitere spontane Aktionen geplant.

Wir solidarisieren uns mit allen besetzten Universitäten weltweit und allen anderen Formen von Protest gegen die herrschenden Zustände im Bildungs- und Sozialsystem.
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Ergänzungen

eine ergänzung

ausgefüllt 20.11.2009 - 23:32
 http://wp.me/psdI6-zx eine ergänzung zum thema "von nebenan".

verlinkung zur PE

verlinker 21.11.2009 - 11:24
Das schreibt ein Teil der (oder die,ist mir irgendwie auch nach mehrmaligem lesen etwas unklar,liebe IL ) Organisatoren dazu, die Rede von Toni Negri gibts am Ende der Pressererklärung alsLinkauf die fels-website.

Die Zahl 500 ist wesentlich realistischer als 1500 - 2000. Lernt mal zählen, das wird ja langsam RICHTIG peinlich hier.

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Hunderte umzingeln das Hotel Adlon
Presseerklärung: Geschrieben von FelS am 20.11.2009 zum Arbeitsschwerpunkt Interventionistische Linke
Protest beim Führungstreffen von Politik und Wirtschaft in Berlin

Am frühen Abend des 20. Novembers haben etwa 500 DemonstrantInnen, darunter viele Studierende, das "SZ-Führungstreffen Wirtschaft 2009" im Berliner Nobelhotel Adlon umzingelt. Einige der Protestierenden drangen zu dem Treffen von Politikern und Wirtschaftsfunktionären vor, entrollten dort ein Transparent und riefen Parolen.

Die Aktion zivilen Ungehorsams begann mit einem "Ent-Führungstreffen" im Innenhof der Humboldt-Universität, bei dem u.a. der italienische Politikwissenschaftler und Aktivist Antonio Negri über die Auswirkungen der Wirtschaftskrise im Bildungsbereich sprach. Negri erklärte: "Wir wollten nicht die Krise und wir werden sie nicht bezahlen. (...) Dem Kapital geht es darum die Welt auszubeuten, aber wir wollen die Freiheit!"

Die Polizei war sichtlich überfordert von den Kleingruppen der Protestierenden, die polizeiliche Absperrungen auf unterschiedlichen Wegen umgingen und sich dann rund um das Hotel am Pariser Platz sammelten. Das Vorgehen der Demonstrierenden erinnerte an die "Block G8"-Aktionen, denen es 2007 gelang, den G8-Gipfel in Heiligendamm über mehrere Tage faktisch lahmzulegen. Polizeikräfte setzten in einzelnen Fällen Tränengas ein und nahmen etwa fünf bis sechs Personen in Gewahrsam.

Die Interventionistische Linke (IL) beteiligte sich an dieser Massenaktion des zivilen Ungehorsames, um ihre Kritik an der Form und dem Inhalt des Führungstreffens zu artikulieren. "Nur ein Jahr, nachdem der Crash auf den Finanzmärkten das Scheitern des Kapitalismus deutlich vor Augen führte, beraten sich nun Unternehmer und Vertreter der neuen Bundesregierung darüber, wie sie die Folgen ihrer Krise auf die unteren und mittleren Einkommensgruppen abladen. Das ist absurd und macht uns wütend! Wir brauchen diese Führung nicht! Darum blasen wir, ähnlich wie zum G8-Treffen in Heiligendamm 2007, zur Ver-Führung zur Revolte." heißt es in dem Aufruf der Interventionistischen Linken.

Der Titel "Ent-Führung" spielt dabei auf momentane Protestformen in Frankreich an. Mehrere Forderungen der Beschäftigten konnten hier durch Entführung und sozialen Einschluss ihrer Manager durchgesetzt werden. "Unser 'Ent-Führungstreffen' ist eine symbolische politische Aktion: sozialer Einschluss für das Treffen der selbst ernannten 'Führung'. Eine Art soziale Unruhe: im kreativen Protest umzingeln 'Ent-Führungskräfte' das Treffen der Führungskräfte. Studierende und SchülerInnen werden gemeinsam mit Erwerbslosen und Beschäftigten ihre Wut artikulieren.", so die IL.

Die Aktion soll eine erste Warnung an die neue Bundesregierung sein: eine Kampfansage. Die Interventionistische Linke wird als Teil der sozialen Bewegungen gegen den Sozialabbau, Massenentlassungen, das Bürgergeld, die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken, Abschiebehaft, Krieg sowie die geplante Kopfpauschale im Gesundheitsbereich kämpfen und jeden Schritt der Regierung und Manager genau beobachten.

Rede von Antonio Negri online:  http://www.youtube.com/user/felsTV

Ausführliches zur Aktion und zu Negri

Kuno 21.11.2009 - 15:30

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Verbesserungsvorschläge — Pflasterstrand

Presseartikel — Claas

Festnahmen? — EA Berlin

Teilnehmerzahlen — Seppi

@ Susi Sauer — Der mit Google tanzt